
Bei American Airlines sorgt derzeit ein ungewöhnlicher Vorfall für Wirbel. Mehrere Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sollen ihre attraktiven Langstreckenflüge gegen Geldzahlungen an Kolleginnen und Kollegen abgegeben haben. Besonders jüngere Crews zeigten Interesse an den meist lukrativen Einsätzen auf Interkontinentalflügen, da die Rotationen offiziell nach Seniorität vergeben werden. Die Airline reagierte inzwischen mit einer fristlosen Kündigung eines Flugbegleiters, die Gewerkschaft stuft den Schritt als übertrieben ein.
✈️ Skandal bei American: Crews sollen lukrative Langstreckeneinsätze gegen Geld verkauft haben.
💸 Konsequenzen: Fristlose Kündigung ohne Vorwarnung, Gewerkschaft spricht von Überreaktion.
⚖️ Senioritätssystem unter Druck: Streit über Fairness, Transparenz und Machtverhältnisse
Seniorität ist der Schlüssel zur Einsatzplanung
Wie bei vielen Airlines basiert auch bei American Airlines die Dienstplangestaltung auf Seniorität. Je länger jemand dabei ist, desto größer sind die Chancen auf die lukrativen Umläufe und attraktiven Destinationen. Langstrecken zu beliebten Zielen gelten als besonders begehrt, diese versprechen nicht nur höhere Vergütungen, sondern oft auch mehrere freie Tage vor Ort.
Die Airline gestattet einen offiziellen Schichttausch über ein internes System um mehr Flexibilität zu bieten. Dabei existiert jedoch eine klare Grenze, Geldzahlungen sind strikt untersagt.
Genau hier entwickelte sich ein regelrechter Schwarzmarkt. In internen Foren tauchten harmlose Begriffe wie „Cookies“ oder „Hugs“ auf, in Wirklichkeit waren das Codes für Geldzahlungen. So konnten senioritätsältere Crews ihre begehrten Flüge gegen Cash loswerden, während jüngere Kolleginnen und Kollegen die Chancen nutzten, schneller an attraktive Umläufe zu kommen.
Das Management sieht darin jedoch eine massive Bedrohung der Fairness im System. Bereits im Mai warnte die Airline, dass Einsätze „Eigentum von American Airlines“ seien und nicht verkauft oder vermittelt werden dürften.

American Airlines kündigt Flugbegleiter ohne Vorwarnung
Nun folgte die harte Reaktion: In Chicago wurden Crewmitglieder informiert, dass das „Verkaufen“ von Einsätzen die sofortige Kündigung, ohne vorherige Verwarnung mit sich ziehen könnte. Mindestens ein Flugbegleiter wurde bereits entlassen, weitere Fälle befinden sich in Untersuchung.
Die Gewerkschaft APFA (Association of Professional Flight Attendants) kritisiert das Vorgehen scharf. American Airlines habe damit bewusst den Weg der maximalen Strafe gewählt. Normalerweise sieht dieser eine stufenweise Eskalation vor, zunächst folgen Verwarnungen oder Suspendierungen bevor eine Kündigung ausgesprochen wird.
Die APFA legte offiziell Beschwerde ein. Nach Ansicht der Arbeitnehmervertretung verstößt die Airline sogar gegen ein Schiedsgerichtsurteil aus dem Jahr 2020, das laut AviationA2Z eine individuelle Prüfung und eine verhältnismäßige Sanktionierung vorschreibt.
Darüber hinaus wirft die Gewerkschaft der Airline vor, auch bei Krankmeldungen immer stärker Druck aufzubauen. Demnach würden Muster im Krankenstand überwacht und Mitarbeitende zu persönlichen Gesundheitsfragen gedrängt. Das Verhältnis zwischen Management und Kabinenpersonal ist also belastet.
Mehr als ein internes Problem
American Airlines ist nicht die erste Fluggesellschaft, die mit diesem Thema konfrontiert wird. Auch bei United Airlines gab es bereits Untersuchungen wegen vergleichbarer Praktiken. Branchenbeobachter sehen die Gefahr, dass Airlines mit harten Maßnahmen gezielt erfahrene (und teurere) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter loswerden möchten.
Der Fall zeigt auch die Schattenseiten des Senioritätssystems: Was offiziell für Transparenz und Fairness sorgen soll, führt in der Praxis zu inoffiziellen Märkten und Grauzonen. Für viele Crews mag die Monetarisierung von Seniorität wie eine logische Entwicklung wirken, für das Management ist sie jedoch eine klare rote Linie.
Beliebte Flüge gegen Geld getauscht: American Airlines entlässt Flugbegleiter | Frankfurtflyer Kommentar
Die Seniorität spielt bei Airlines traditionell eine riesige Rolle. Wer schon lange dabei ist, bekommt nicht nur lukrative Einsätze, sondern auch den Urlaub zum Wunschdatum oder ein gutes Teilzeitmodell. Im Alltag darf man sich dann aussuchen, zu welchen Zielen man fliegen und in welcher Klasse man arbeiten möchte.
Dass es bei American nun zu einem „Schwarzmarkt“ kam, überrascht nicht wirklich. Die Versuchung ist groß, gerade wenn jüngere Kolleginnen und Kollegen für die begehrten Flüge bereit sind zu zahlen. American hat sich nun für die harte Linie entschieden, die nach hinten losgehen könnte… Kündigungen ohne Vorwarnung beschädigen das Vertrauen und bringen das Verhältnis zwischen Management und Belegschaft weiter auseinander.
Am Ende zeigt der Vorfall wieder, wie sensibel das Thema Dienstpläne in der Luftfahrt sind. Ich habe schon verschieden Systeme zur Dienstplangestaltung kennengelernt und kann nur sagen, dass diese meistens ziemlich komplex sind. Bei vielen Fluggesellschaften hängt zwar fast alles von der Seniorität ab, es gibt aber auch andere Parameter, die für mehr Gerechtigkeit sorgen sollen. So oder so- auf Dauer wird man es nicht allen recht machen können.
Danke: AviationA2Z
Bewirkt Seniorität nicht, dass die Möglichkeit besteht, dass mich auf einer Langstrecke eine reine Ü65-Crew bedient?
Überwiegend schon. Junge Kollegen müssen aber auch auf den Typen eingearbeitet werden und bekommen solche Einsätze zugewiesen. Kann auch sein dass manche durch Wiedereingliederung oder einer bestimmten Teilzeit zunächst keine Wünsche platzieren können und lukrative Einsätze von der Planungsabteilung erhalten. Außerdem springen immer wieder Crewmitglieder kurzfristig ein, wenn jemand ausfällt…
Bei US Airlines war das ja ganz lange sehr üblich, dass man auf Langstrecken von Omis bedient wurde. Schlecht war das alles nicht unbedingt….. Es hatte zumindest vor und Nachteile.