Guide: So ergattert Ihr Euch den besten Sitzplatz im Flugzeug – ohne Extra-Kosten

Ein Kandidat für den besten Sitzplatz im Flugzeug: Notausgangreihe, kein Vordersitz und freie Nebensitze. Foto: Sebastian

Ihr gehört immer zu den Pechvögeln, die auf dem Flug in den Urlaub auf dem Mittelsitz der letzten Reihe landen, direkt bei den Toiletten? Das hat jetzt hoffentlich ein Ende, denn in diesem Guide erklären wir euch Schritt für Schritt, wie ihr eure Chancen auf einen besseren Sitzplatz steigert, ganz ohne dafür Geld in die Hand zu nehmen oder Vielflieger zu werden.

Ein guter Sitzplatz ist einer der entscheidenden Faktoren für eine angenehme Flugreise. Während der eine Passagier gerne am Gang sitzt, weil man schnell aufstehen kann, genießt der andere Fluggast lieber die Aussicht aus dem Fenster. Doch fast niemand sitzt gerne auf dem Mittelsitz. Ein Sitz in der Notausgangreihe ist aufgrund der größeren Beinfreiheit deutlich beliebter als ein Standardsitz in der Economy Class. In den vorderen Reihen kann man schneller aussteigen und damit die Schlangen an der Passkontrolle kurz halten.

All das wissen Fluggesellschaften natürlich und lassen sich begehrtere Sitzplätze fürstlich bezahlen. Damit ihr euren Geldbeutel schonen könnt und trotzdem entspannter am Zielort ankommt, haben wir in diesem Beitrag einige Erfahrungen zusammengestellt, wie ihr euch den besten Sitzplatz sichern könnt. Dabei geht es bewusst nicht darum, sich mit viel Aufwand und Geld einen Vielflieger-Status zu holen und darüber bequemer zu reisen. Es geht auch nicht darum, über Meilen oder, noch besser, kostenlos ein Business Class Upgrade zu erzielen. Stattdessen findet ihr hier einige alltagstaugliche Tipps, mit denen ihr auch punkten könnt, wenn ihr wenig fliegt.

Vorbereitung

Eine gute Vorbereitung ist auch bei einer Flugreise die halbe Miete. Das gilt auch dann, wenn Ihr Euch den besten Sitzplatz im Flugzeug sichern wollt. Zur Vorbereitung gehört das eingesetzte Flugzeug zu kennen und zu wissen, wo im Flugzeug die besten Sitze zu finden sind. Außerdem wird es zu einem späteren Zeitpunkt noch wichtig, welche Sitze denn überhaupt noch frei sind.

Welches Flugzeug wird auf meinem Flug eingesetzt?

In den meisten Fällen wird Euch im Buchungsprozess bereits angezeigt, ob Ihr den Flug beispielsweise in einem Airbus A350 oder eine Boeing 737-MAX-8 antreten dürft. Das gilt sowohl für Online-Reisebüros wie z.B. Expedia.de als auch für die Webseiten der Fluggesellschaften selbst. Wollt Ihr die Informationen schon früher haben, so könnt Ihr Euren Flug auch über Google Flights suchen. Google hat den Vorteil, dass Euch gleichzeitig auch der Sitzabstand und weitere Ausstattung Eures Sitzes angezeigt werden. Mittlerweile informiert Euch Google Flights auch, ob Ihr in der Business Class in einem Recliner-Sitz oder sogar in einer eigenen Suite mit flachem Bett reist.

Screenshot: Google Flights

Wie erkenne ich, welche Sitze gut und welche schlecht sind?

Grundsätzlich hängt das Empfinden, ob ein Sitzplatz gut oder schlecht ist von vielen individuellen Faktoren ab. Typischerweise sitzen Menschen ungerne auf einem Mittelsitz zwischen zwei Fremden oder direkt bei den Toiletten oder der Küche, da dort immer viel Betrieb ist.

Darüber hinaus könnt Ihr jedoch schnell in eine versteckte Falle tappen. Das könnte zum Beispiel ein „Fenster-Platz“ ohne Fenster oder ein fetter Kasten für das Entertainment-System im Fußraum sein. Um diese Fallen aufzudecken, habe ich in der Vergangenheit häufig Seatguru.com oder die kostenlose Seatguru App für iPhone oder für Android genutzt. Seatguru wird allerdings seit geraumer Zeit nicht mehr wirklich aktualisiert. Daher finden sich dort nur noch die älteren Flugzeugtypen und Kabinenausstattungen. Die neue Lufthansa Allegris Business oder First Class findet Ihr dort leider nicht. Wenn ich nur einen Überblick über den Sitzplan gewinnen möchte, orientiere ich mich daher mittlerweile häufiger auch an Aerolopa.com. Aerolopa hat detailierte Sitzpläne von zahlreiche Fluggesellschaften, verzichtet jedoch auf Bewertungen bestimmer Sitze.

Bei Seatguru gebt Ihr Fluggesellschaft, Flugnummer und Reisedatum an und bekommt die Voraussichtliche Sitz-Konfiguration Eures Fluges angezeigt. Voraussichtlich, da sich kurzfristig immer noch Änderungen beim eingesetzten Flugzeug ergeben können. Habt Ihr die Flugnummer nicht parat oder wollt Ihr Euch alle Flüge auf der Strecke anzeigen lassen, könnt Ihr alternativ auch nach der Flugroute suchen.

Seatguru weist bevorzugte Sitze in grün und besonders schlechte Sitze in rot aus. Gelb markierte Sitzplätze haben gemischte Bewertungen enthalten, die nur einen Teil der Fluggäste gestört haben. Es lohnt sich jedoch immer, die Begründung für die Einfärbung zu lesen. Manchmal trifft Seatguru auch pauschale Aussagen (z.B. „More legroom due to Bulkhead Position“), die leider nicht immer zutreffend sind.

Was Seatguru auf jeden Fall gut hinbekommt, ist darauf hinzuweisen, dass bei einer Airline ggf. mehrere Varianten desselben Flugzeugtyps eingesetzt werden. Lufthansa hat z.B. drei Varianten des A340-300 im Einsatz. Da sollte man vorher einen Blick in die Buchung werfen (am besten auf der Seite der Airline unter „Meine Buchung verwalten“) und dann die Verteilung/Anordnung der Sitzreihen vergleichen. Nur dann kann man auch feststellen, welche Reihe denn den gewünschten Sitzplatz hat.

Screenshot: Seatguru.com

Woher weiß ich, welcher Sitzplatz noch frei ist?

Der einfachste Indikator, um zu erkennen welche Sitze noch frei sind, ist die Fluggesellschaft selbst. Ruft Ihr über die Webseite der Fluggesellschaft unter „verwalten Sie Ihre Buchung“ (Manage your booking) Eure Buchung auf, könnt Ihr dort meist den Sitzplatz ändern. Alle dort freien Sitze sollten natürlich auch noch verfügbar sein. Keine Scheu, falls eine Sitzplatzreservierung kostenpflichtig ist. Denn: „gucken kostet nichts“.

Häufig sind jedoch viele weitere Sitze noch frei, da Fluggesellschaften einen Teil ihrer Sitze aus unterschiedlichen Gründen blocken. Das können die vorderen Sitzreihen für Status-Gäste oder aber Plätze für Familien mit Vorrichtung für ein Baby-Bassinets sein. Diese so genannten Seat-Blockings könnt Ihr über Apps, wie z.B. Seat Alert by Experflyer ausfindig machen. Seat Alerts einzurichten ist zwar kostenpflichtig, doch über einen Trick könnt Ihr Euch täglich bis zu vier Mal die echte Seatmap eines Fluges gratis anzeigen lassen.

Screenshot: Seat Alert by Expertflyer

Ladet Euch dafür die Seat Alert App einfach auf Euer Smartphone (iOS oder Android) und tut so, als würdet Ihr Euch einen Alert einrichten (ein Seat Alert selbst ist kostenpflichtig und würde Euch darüber informieren, wenn ein bestimmter Sitzplatz frei wird). Dazu benötigt Ihr Abflug- und Zielort, Flugnummer, Reisedatum und die gewünschte Kabinenklasse. Habt Ihr alles eingetragen, bestätigt Ihr die Auswahl und bekommt direkt angezeigt, welche Sitze gerade besetzt, blockiert und frei sind. Blau sind dabei die bereits belegten Sitze und mit einem „X“ werden die geblockten Sitze angezeigt, die Euch zumeist jemand am Flughafen freischalten kann, wenn sie nicht mehr für andere Zwecke benötigt werden.

Screenshot: Seat Alert by Expertflyer

Tipp: Die Seatmap ist nicht mehr verfügbar, wenn sich Euer Flug bereits „under airport control“ befindet. Also dann wenn der Check-In geschlossen und die Mitarbeiter am Gate Zugriff auf den Flug haben. Einige Airlines ziehen den Sitzplan sogar bereits ab ca. 48h vor Abflug unter die „Airport control“. Fragt also vorher die Sitzplatzbelegung ab, um den aktuellen Stand zu haben. Macht Euch zur Sicherheit auch Screenshots, um später die Kontrolle zu behalten.

Zu Seat Alert gibt es noch weitere Alternativen, wie Checkmytrip oder Expertflyer selber, die jedoch entweder eingeschränkt in der Nutzung oder kostenpflichtig sind.

Mit diesen Informationen habt Ihr zwar noch keinen guten Sitzplatz sicher, aber einen deutlichen Wissensvorsprung, der Euch dabei hilft, den besten Sitzplatz zu bekommen.

Bei der Buchung

Die guten Zeiten sind vorbei. Ohne Vielflieger-Status bekommt Ihr bei der Buchung entweder gar keinen oder nur einen schlechten Sitzplatz kostenlos. Die meisten Fluggesellschaften berechnen mittlerweile deftige Gebühren für einen bevorzugten Sitzplatz im Flugzeug. Nur für Vielflieger und Kunden in der Business- und First Class gibt es häufig noch kostenfreie Sitzplatz-Reservierungen. Aber auch das ist nicht mehr überall so.

Ist auch in der Economy Class die Sitzplatz-Reservierung gratis, bekommt Ihr meistens den Eindruck, dass alle guten Plätze bereits vergeben sind. Und dass, obwohl Ihr zum Beispiel schon zwölf Monate im Voraus gebucht habt. Das liegt daran, dass Fluggesellschaften die vorderen und andere begehrte Reihen gerne für Ihre treuen oder besonders gut zahlenden Kunden blocken. Wenn Ihr noch einen Fensterplatz in einer der hinteren Reihen ergattert habt und damit zufrieden seid, gut! Sonst müsst Ihr tief in die Tasche greifen oder zocken. Denn wenn sich nicht genügend Status-Gäste finden, öffnen die Fluggesellschaften zu einem späteren Zeitpunkt auch die Sitze in den vorderen Reihen für Euch. Verpokert Ihr Euch und wartet zu lang, kann ein Langstreckenflug auf dem Mittelsitz in der letzten Reihe ein ziemlich anstrengender Flug werden.

Eingeschränkte Sitzplatz-Auswahl bei Reservierung über ein Online-Reisebüro. Screenshot: Expedia.com

Tipp: Wenn es die Möglichkeit einer kostenlosen Sitzplatz-Reservierung gibt, nutzt sie und sichert Euch erstmal den besten Platz, den Ihr bekommen könnt. Umsetzen könnt Ihr Euch später immer noch.

Tipp: Seid Ihr bereit, für einen Sitzplatz zu bezahlen, macht das nicht über eine der Online-Reisebüros, sondern nur direkt über die Airline selbst. Nahezu jede Fluggesellschaft bietet auf ihrer Webseite die Möglichkeit an, die eigene Buchung zu verwalten (Buchung managen/verwalten). Ihr benötigt dafür in der Regel nur Euren Namen und den 6-stelligen Buchungscode (oder PNR = „Passenger Name Record“). Aber Vorsicht: Wer über ein Reisebüro (online oder offline) gebucht hat, hat hier eventuell das Nachsehen. Denn unter Umständen können Änderungen an der Buchung (wie z.B. eine Sitzplatzreservierung) erst nach Öffnen des Check-ins vorgenommen werden.

Nur nicht in Panik verfallen, den besten Sitz könnt Ihr euch auch später noch reservieren und zwar…

Beim Online-Check-In

Beginnend mit dem Online-Check-In bieten Euch viele Fluggesellschaften auch eine kostenlose Sitzplatzreservierung an. Oder aber sie weisen Euch gratis einen Sitzplatz zu. Wie fair man dabei euch gegenüber ist, hängt von der Airline ab. Während Euch Full-Service-Carrier, wie Lufthansa und co. natürlich zusammen sitzen lassen, verteilen Euch Ryanair und Wizzair schon mal auf zwei unterschiedlichen Teile des Flugzeugs. Denn vielleicht bringt Euch diese Erziehungsmethode doch dazu, eine kostenpflichtige Sitzplatzreservierung vorzunehmen. Doch Ihr seid ja dank dieses Guides schlauer.

Wer bei Ryanair früh online eincheckt, landet mit Sicherheit auf einem Mittelsitz weit weg von seiner Reisebegleitung. Die beiden Billigflieger vergeben die besten Sitzplätze erst, wenn alle anderen Plätze bereits zugeordnet worden sind. Daher checke ich bei Ryanair und co. erst immer in den letzten Minuten vor dem Check-In-Schluss ein. Mit 90% Erfolgsquote lande ich dabei entweder in einer der ersten Reihen oder in einer Reihe am Notausgang. Und zwar am Fenster oder zum Gang hin. Doch Vorsicht: In der Regel ist der Check-In bis zwei Stunden vor Abflug geöffnet. Wer den Zeitpunkt verpasst, zahlt drauf, da der Check-In am Flughafen kostenpflichtig ist.

Tipp: Billigflüge möglichst spät einchecken, um kostenfrei die besten Plätze abzustauben. Sitzt Ihr getrennt von Eurer Reisebegleitung, könnt Ihr diese noch kostenpflichtig umsetzen. So spart Ihr häufig zumindest ein Mal die Kosten für eine Sitzplatzreservierung

Bei allen anderen Fluggesellschaften lohnt es direkt zum Beginn des Online-Check-In (meist 72, 48 oder 24 Stunden vor Abflug) sein Glück zu versuchen. Je nach Airline schaue ich mir an, welche Sitzplätze mir zugeordnet werden oder welche ich auswählen kann. Bin ich damit nicht zufrieden, breche ich den Check-In ab und versuche es, wie bei den Billigfliegern, zum Ende des Check-In nochmals. Das funktioniert leider immer seltener, da die Airlines diesen Hack erkannt haben. Ein einmal zugewiesener Sitzplatz bleibt mittlerweile häufig fixiert.

Daher versuche ich es an anderer Stelle, zum Beispiel beim…

Kostenpflichtige Standard-Sitze bei Eurowings. Screenshot: Eurowings

Check-In am Schalter

Der klassische Check-In am Schalter hat mittlerweile an Bedeutung verloren. Billigflieger berechnen Euch deftige Gebühren, wenn Ihr den Check-In am Flughafen nutzt. Und auch Full-Service-Carrier, wie Lufthansa, drängen Fluggäste mittlerweile zum Online-Check-In oder aber an eines der bereitstehenden Selfservice-Terminals. Trotzdem gibt es immer noch den klassischen Schalter am Flughafen, bei dem Ihr natürlich auch Euren Sitzplatz ändern könnt. Oder sogar erstmals einen Sitzplatz zugewiesen bekommt, weil es vorher kostenpflichtig war.

Hier hilft Euch der begehrte Vielflieger-Status deutlich weiter. Denn mit ihm dürft Ihr, auch wenn Ihr nicht in einer der Premium-Klassen gebucht seid, an einen der Priority-Schalter, an dem gerne mal die erfahreneren Mitarbeiter sitzen. Doch auch an Economy-Schaltern für die „Normal-Sterblichen“ könnt Ihr je nach Airline erfolgreich mit Euren Sitzplatz-Wunsch sein.

Checkin-Schalter von Turkish Airlines in Hannover.

Wichtig dabei: Formuliert Ihr Euren Wunsch nicht, landet Ihr vermutlich auf einem weniger guten Sitz. Auch beim Sitzplatz-Wunsch am Flughafen-Schalter solltet Ihr Euch vorher Gedanken machen, wo Ihr denn sitzen wollt. Habt Ihr es auf einen der begehrten Sitze mit mehr Beinfreiheit am Notausgang abgesehen oder wollt Ihr unbedingt am Fenster sitzen. Schaut vorher unbedingt nach und nennt einen Sitzplatz, der höchstwahrscheinlich noch frei ist. Habt auf jeden Fall auch Alternativen parat und kennt den Sitzplan des Flugzeugs im Groben. Nicht, dass Euch vom Mitarbeiter etwas aufgeschwatzt wird, was sich als schlechte Wahl entpuppt..

Ich habe selbst schon erlebt, dass man mir keinen guten Sitz angeboten hat. Und das, obwohl noch genügend Plätze frei waren und ich einen hohen Status beim entsprechenden Vielflieger-Programm hatte. Der Mitarbeiter konnte oder durfte scheinbar nicht auf alle Plätze zugreifen. In solch einem Fall lohnt es, freundlich auf die Verfügbarkeit hinzuweisen und gegebenenfalls auch nach dem Supervisor zu fragen. Auch wenn am Check-In häufig Fremdfirmen sitzen, haben ausgewählte Fluggesellschaften irgendwo im Hintergrund auch eigene Repräsentanten vor Ort, die zu Euren Gunsten entscheiden können.

Tipp: Kennt den Sitzplan Eures Flugzeuges und schlagt selber aktiv mögliche Sitzplätze vor. Wenn möglich, nutzt den Priority Schalter oder versucht bei einem Supervisor einzuchecken. Habt Alternativen parat.

Nutzt dies alles nichts, habt Ihr noch zwei weitere Chancen, Euch vom Mittelsitz weg katapultieren zu lassen…

Am Gate

Etwa zum Check-In Schluss schaue ich noch mal in meiner Seatalerts App nach der aktuellen Sitzbelegung nach. Meinen freien Wunsch-Sitzplatz merke ich mir und gehe kurz vor dem Boarding unter einem Vorwand zum Mitarbeiter ans Gate. Solch ein Vorwand könnte sein, dass ich mir die Boardkarte ausdrucken lassen oder noch die Nummer meines Vielflieger-Programms eintragen lassen möchte (Bei zweiter Variante hilft natürlich wieder, wenn dies ein Vielflieger-Konto mit Status ist).

Wenn der Mitarbeiter dann die Änderung durchführt, frage ich freundlich, ob man mir gleichzeitig auch einen neuen Sitzplatz, idealerweise meinen Wunsch-Sitzplatz, den ich in dem Moment nenne, zuweisen könne.

Das Abfluggate für einen ITA Airways Flug nach Düsseldorf. Foto: Sebastian

Trefft Ihr einen engagierten Mitarbeiter und seid selber dabei höflich, wird Euch diesem Wunsch meist entsprochen. Zumindest dann, wenn Ihr nicht gerade mit einem Billigflieger unterwegs seid. Typischerweise bedanke ich mich dann beim eigentlichen Boarding nochmals, denn man begegnet sich immer mindestens zwei Mal im Leben.

Tipp: Wie in allen Lebenslagen hilft oft ein sympathisches Lächeln und eine freundliche Frage. Wer zu stark fordert, hat sicher kein Glück.

Am Gate hat es nicht geklappt!? So langsam wird es eng, aber trotzdem gibt es noch keinen Grund nervös zu werden, denn Eure beste Chance kommt noch…

An Bord

Die letzte Chance, Euch einen besseren Sitzplatz zu ergattern, könnt Ihr an Bord wahrnehmen. Dabei gibt es unterschiedliche Strategien: Entweder Ihr setzt Euch dreist auf einen freien Platz oder Ihr fragt freundlich beim Personal. Die Reaktionen und Chancen sind auch hier von Fluggesellschaft zu Fluggesellschaft unterschiedlich.

Den entscheidenden Vorteil sichert Ihr Euch auch hier, wenn Ihr beim Boarding wisst, welcher Sitzplatz noch frei ist. Nutzt also die Tools, die ich Euch im Teil „Vorbereitung“ vorgestellt habe, um Euch einen Überblick zu verschaffen. Die Sitzplatzbelegung kann sich allerdings noch so lange ändern, bis die Türen geschlossen sind und das erlösende „Boarding completed“ erklingt. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn kurzfristig noch ein Fluggast umgebucht wurde oder jemand anderes am Gate noch nach einem anderen Sitzplatz gefragt und diesen auch bekommen hat.

Ob Ihr einen der Flugbegleiter vorab fragt, hängt von Euch ab. Bei mir hängt es von der Airline ab. Soweit es Sinn macht, frage ich jedoch jemanden vorab und warte dann auf die Bestätigung. Leider kommt es häufig vor, dass das Personal zunächst (wirklich) wichtigere Dinge zu tun hat und sich plötzlich jemand ohne zu fragen auf Euren Wunsch-Sitzplatz umsetzt. Kaum jemand von der Cabin Crew wird dann Anstalten machen, denjenigen zurück und Euch umzusetzen.

Bei Lufthansa beispielsweise lohnt es sich einen Flugbegleiter in Eurer Nähe zu fragen, ob Ihr den freien Sitz einnehmen könnt. Denn beim Kranich kann auf der Langstrecke jeder Flugbegleiter über ein Tablet sehen, ob der gewünschte Sitz frei ist oder noch besetzt wird. Ähnlich ist es bei Qatar Airways. Insbesondere wenn Ihr einen Vielflieger-Status in der entsprechenden Allianz habt, so wird Euch der der Cabin Manager gerne den Wunsch erfüllen. Bedenkt aber dann, dass Ihr den besseren Service nicht mehr genießt, weil man Euch an Bord nicht mehr zuordnen kann.

Ein Sitz in der Notausgangreihe mit mehr Beinfreiheit. Foto: Sebastian

Bei Ryanair wiederum nehme ich meinen zugewiesenen Platz ein und denke in der Regel gar nicht daran, mich umzusetzen. Falls doch, versuche ich das bereits bevor das Boarding beendet ist. Denn meist pünktlich zum „Boarding complete“-Aufruf springt die halbe Kabine auf, um sich umzusetzen. Da entstehen gerne tumultartige Szenen, die den ganzen Prozess bis zum Abflug künstlich verlängern.

Eine interessante Strategie, die ich selbst erst vor Kurzem erlebt habe: Die Leute warten bis zur letzten Person mit dem Einsteigen. Denn als Letzter sieht man natürlich sofort, welche Sitze freigeblieben sind. In dem Fall wo ich das erlebt habe, hat der Fluggast die Rechnung aber ohne Ryanair gemacht. In den vorderen Reihen wusste man ganz genau wie viele Passagiere dort sitzen. Und dann wurde abgeglichen. Der Sparfuchs musste sich outen und ist umgezogen.

Tipp: Kennt die Plätze, welche voraussichtlich frei bleiben, fragt freundlich und setzt Euch spätestens beim Signal „Boarding completed“ um. Dann sind die Türen zu und es kommt sicher niemand mehr, der den gerade erkämpften Sitzplatz einfordert. Wenn Ihr dreist genug seid, könnt Ihr Euch auch vorher schon dort nieder lassen. Ihr wisst ja schließlich, dass sich dort vermutlich niemand mehr hinsetzt. Falls doch, gilt es den „Walk of shame“ anzutreten und den ursprünglich gebuchten Platz einzunehmen.

Es geht auch richtig frechen. Seit einiger Zeit gibt es den Trend des „Seat Squatting“. Dabei wählen sich Fluggäste einfach ihren Wunschsitzplatz aus. Kommt der eigentliche „Besitzer“ des Platzes, bleibt die Person dreist sitzen. Oftmals sind Menschen konfliktscheu und akzeptieren den Sitz-Diebstahl.

Sich selbst upgraden!? Lieber nicht

Spielt Ihr übrigens mit dem Gedanken, Euch aus der Economy in die Business oder gar First Class umsetzen zu wollen, dann solltet Ihr das schnell vergessen. Alle größeren Fluggesellschaften wissen, welcher Platz in den Premium Klassen belegt ist und wer dort sitzt. Fremde Gäste fallen, auch wenn es im Internet immer wieder anderslautende Berichte gibt, schnell auf. Den Stress solltet Ihr Euch ersparen.

Auch haben Flugbegleiter in der Regel keine Möglichkeit Euch in eine höhere Kabinenklasse upzugraden. Da könnt Ihr noch so schick gekleidet und freundlich sein. Die Entscheidung über ein Upgrade fällt viel früher und hängt meist davon ab, wie wertvoll Ihr als Gast für die Fluggesellschaft seid. Eigene Status-Kunden und Status-Gäste der eigenen Allianz werden hier beim Upgrade bevorzugt.

Wenn Ihr jedoch etwas Geld übrig habt, dann lohnt auch hier eine freundliche Frage nach einem Cash-Upgrade beim Kabinenpersonal. Viele Fluggesellschaften bieten diese Form des Upgrades auch noch an Board an. Verfügbarkeiten vorausgesetzt. Stellt Euch jedoch je nach Strecke auf Kosten von mehreren Hundert wenn nicht sogar über 1.000 Euro pro Person ein.

Sich selbst in die Business Class umsetzen? Keine gute Idee.

So ergattern Ihr Euch den besten Sitzplatz im Flugzeug – ohne Extra-Kosten | Frankfurtflyer Kommentar

Mit den richtigen Strategien und etwas Vorbereitung könnt ihr eure Flugerfahrung erheblich verbessern, ohne zusätzliche Kosten zu verursachen. Ob durch das frühzeitige Checken der Sitzpläne, die Nutzung von Online-Tools oder durch freundliche Interaktionen am Flughafen – es gibt viele Wege, um den idealen Sitzplatz zu sichern. Nutzt diese Tipps, um stressfrei und bequem zu eurem Reiseziel zu gelangen.

Wie sieht Eure Strategie auf der Jagd nach dem besten Sitzplatz aus?

10 Kommentare

  1. Seatalert am Gate? Zumindest bei mir war immer spätestens 24 h vor Abflug kein Zugriff auf die Sitzpläne mehr möglich. Und in diesen 24 Stunden ist meist noch seeeehr viel passiert.

    • Seat Alert lässt sich eigentlich immer nutzen, bis der Flug „under airport control“ ist. Bin da kein Experte, aber das ist irgendwann zwischen Checkin Schluss und Beginn des Boardings.

  2. Auf Langstrecke fliege ich nur noch Business Class, da ist es einfach.

    Zum Thema möglichst spät einchecken, wenn kein guter Platz frei ist: Die Lufthansa Group hat ja inzwischen leider den automatischen Check-In. Früher noch optional, aber zumindest kürzlich bei Swiss konnte ich den nicht mal mehr deaktivieren. Da sollte man dann doch lieber frühzeitig versuchen, den Platz zum Besseren zu verändern.

    Bei meinen regelmäßigen innerdeutschen LH-Strecken setze ich mich, wenn die Notausgangsreihe nicht mehr verfügbar ist, bevorzugt in eine der letzten Reihen. Die automatische Vergabe füllt von vorne nach hinten, ebenso sitzen Vielflieger mit Zeitnot grundsätzlich möglichst weit vorne. Dementsprechend habe ich bei einem nicht ausgebuchten Flug nahezu immer einen freien Nebensitz. Aber Achtung: Lieber vorletzte als letzte Reihe, weil manche Flugzeuge so weit nach hinten bestuhlt sind, dass die letzte Reihe schon leicht verengt ist.
    Auf Langstrecke ist dieser „Trick“ vermutlich nicht ganz so erfolgreich. Da ist aber auch die Chance größer, mittendrin vielleicht noch freie Nebensitze zu bekommen.

    • Bin erst vor wenigen Tagen Swiss Business Class geflogen. Was mir positiv aufgefallen ist: Ab 23 Stunden vor Abflug geben die auch die HON reservierten Sitzplätze frei. Konnte uns so noch ins Stübli umsetzen.

      Sitzplatzreservierung war allerdings im Zeitfenster 72 bis 23 Stunden vor Abflug nicht möglich.

  3. Also ich bin vor 3 Tagen von CPT nach FRA via DOH mit Qatar geflogen und ich konnte dank Seatalert bis zum Schluss sehen wie die geblockten Plätze irgendwann immer weniger wurden und somit meine Chance auf eine bestätigte WL sank 😉

  4. Auf keinen Fall Sitzplatz in der Holzklasse kostenpflichtig reservieren! Wird der Vorhang nach hinten verschoben , weil mehr Platz in der Business benötigt wird oder es findet ein Flugzeugwechsel statt, so war alles umsonst. Ich bekomme am Gate einen neuen Platz, die Airline freut’s, denn das Geld wird NICHT rückerstattet !

  5. Hallo Zusammen,
    wie ich lese sind derzeit doch recht viele mit dem Flieger unterwegs.

    Wie waren eure Erfahrungen dabei?
    Platzangebot im Flieger?
    Erfahrung mit Maske?
    In der Lounge? Buffet?

    Würde mich interessiere, DANKE! Oder ein extra Thema dafür erstellen?

    Ach ja, bzgl. Sitzplatztopic, da lohnt sich der Status, habe von FRA-MLE für 4 Personen reserviert (45€ pro Segment, pro Person = 360€ = gratis mit SEN) solche Flüge sind oft ausgebucht und Familien mussten teils weit auseinander sitzen.

  6. Gerade zu zweit (beide FTL) mit LH von Hamburg nach München geflogen. 24 Stunden vorher eingecheckt (Light Tarif) und Plätze in der letzten Reihe erhalten. Ich denke hier steckt System dahinter!

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