Billigflieger stationieren Flugzeuge um: Verliert Deutschland den Anschluss im Luftverkehr?

Foto: Easyjet

Der Aufschwung im deutschen Luftverkehr verläuft zäher, als erhofft. Trotz eines leichten Passagierwachstums im ersten Halbjahr 2025 hinkt die Branche im europäischen Vergleich weiter deutlich hinterher. Besonders die Lowcoster wie easyJet und Ryanair reduzieren seit Jahren ihre Präsenz an deutschen Flughäfen, fast jedes dritte hier stationierte Flugzeug wurde ins Ausland verlegt. Dies hat spürbare Folgen für die Anbindung und Wirtschaftskraft.

Das Wichtigste auf einen Blick:

📉 Langsamer Aufschwung: Passagierzahlen in Deutschland unter Vorkrisenniveau
✈️ Billigflieger-Abzug: Ryanair & easyJet haben fast 1/3 ihrer in Deutschland stationierten Flotte verlegt
💰 Hohe Kosten: Steuern & Gebühren belasten Airlines, BDL fordert Halbierung der Abgaben

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Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft rechnet es vor: Von ehemals 190 Maschinen sind nur noch rund 130 geblieben. Der Abzug bedeutet nicht nur weniger internationale Direktverbindungen, sondern auch spürbare Einbußen für den Standort. Jedes Mittelstreckenflugzeug sichert etwa 170 Arbeitsplätze und generiert rund 70 Millionen Euro Wertschöpfung pro Jahr für die Volkswirtschaft.

Zunächst hört es sich ganz positiv an, was der BDL berichtet. Demnach zählten die Airlines von Januar bis Juni dieses Jahres insgesamt 99,4 Millionen Passagiere. Das bedeutet ein Plus von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch zum Vor-Corona-Niveau von 2019 fehlt weiterhin ein erhebliches Stück: 15,8 Prozent weniger Fluggäste als damals bedeuten, dass Deutschland auch fünf Jahre nach Pandemiebeginn nicht zu alter Stärke zurückgekehrt ist. In der ersten Hälfte des Vorjahres betrug das Wachstum mit 10 Prozent noch vergleichsweise viel.

BDL-Präsident und Eurowings-Chef Jens Bischof sieht die Ursachen klar:

„Die staatlichen Steuern und Gebühren an deutschen Flughäfen sind im internationalen Vergleich zu hoch. Die Folgen sehen wir an nahezu jedem Flughafen im Land: Airlines ziehen ihre Flugzeuge ab und stationieren sie in Ländern mit wettbewerbsfähigeren Rahmenbedingungen.“

Eine Boeing 737-MAX von Ryanair. Foto: Sebastian

Rückstand bei Inlands- und Europaverbindungen

Besonders deutlich fällt die Delle bei Inlandsflügen auf. Hier liegt das Angebot im ersten Halbjahr lediglich bei 49 Prozent des Vorkrisenwerts. Auch der Blick in den Winterflugplan ab Ende Oktober dämpft die Hoffnung auf eine schnelle Aufholjagd. Das Angebot von deutschen Flughäfen wird zwar um acht Prozentpunkte auf etwa 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus steigen, doch in anderen europäischen Ländern wächst die Kapazität im gleichen Zeitraum auf 116 Prozent.

Bischof fordert daher eine spürbare Entlastung bei den Abgaben. Bei einer typischen Europa-Verbindung müsse die staatliche Belastung von rund 35 Euro pro Passagier mindestens halbiert werden. Die von der Bundesregierung geplante, später jedoch gestrichene Senkung der Luftverkehrssteuer für 2026 hätte ein wichtiges Signal an die Branche sein können, doch diese blieb aus.

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Die Folgen der hohen Kostenstruktur sind sichtbar. Neben Billigfliegern bauen auch klassische Netzwerkcarrier ihre Präsenz in Deutschland nur zögerlich aus. Statt neuer Basen oder Frequenzsteigerungen setzen Airlines auf andere Märkte, in denen die Renditeaussichten besser sind.

Selbst die Lufthansa hat mehrere Routen aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Airports wie Friedrichshafen wurden komplett abgehängt, andere sind nur noch an eines der Drehkreuze angebunden. Das hat negative Auswirkungen auf die Hotellerie, Gastronomie und generell den Tourismus und die Wirtschaft.

10 Kommentare

  1. Was ist denn so schlimm daran, wenn HHN-STN mit einem in GB stationierten Flugzeug durchgeführt wird statt mit einem in Deutschland stationierten? Hauptsache die Verbindung steht. Die paar mies bezahlten Jobs in der Ryanair-Kabine vermisst keiner, die anderen (im Flughafen, in den Hotels usw.) gibt es ja trotzdem.

    • Es steht doch klar dort: “ Jedes Mittelstreckenflugzeug sichert etwa 170 Arbeitsplätze und generiert rund 70 Millionen Euro Wertschöpfung pro Jahr für die Volkswirtschaft.“

      • Lesen kann ich. Der Artikel sagt nicht, WO diese Arbeitsplätze und Wertschöpfung generiert werden. Mein Argument: Der größte Teil der Arbeitsplätze und Wertschöpfung wird durch das Passagieraufkommen verursacht, nicht durch den Stationierungsort des Flugzeugs. Deshalb kann ich das BDL-Geheule nach staatlicher Hilfe nicht ernst nehmen.

  2. Was ist denn eine typische Europaverbindung? und bei dieser müsste die staatliche Abgabe von 35€ halbiert werden. Wenn ich mir Lufthansa Ticketpreise von 400€+ auf Europaflügen anschaue, dann machen es due Halbierung der 35€ auch nicht aus. Denke hier ging es speziell um Billigflieger, da wäre es in der Tat ein anderes Verhältnis

    • Ich bin erst im Mai mit Lufthansa für unter 150 Euro nach Rumänien und wieder zurück und war im April für 230 Euro (Business Class, return) in Thessaloniki. Für Oktober habe ich auch schon einen Flug nach Tunis gebucht, die oneway Reise lag bei 110 Euro.

      Die 400+ Euro gibt es sicherlich auch, aber eben nicht nur.

  3. Es folgt alles einem klar vorgegebenen Plan und dazu werden auf Biegen und Brechen alle Hindernisse weggeräumt. Deutschland ist wie immer der willfährige Mitläufer, der jeden erdenklichen Mist mit Inbrunst umsetzt. Es gibt da ein noch immer gültiges Statement vom WEF Lenker aus Davos, spätestens im Jahr 2030 wirst Du nichts besitzen und glücklich sein. Daran wird im Hintergrund nonstop gearbeitet. In 3-4 Jahren diskutiert hier keiner mehr, da es Fliegen nur noch für Privilegierte geben wird.

  4. Es gibt aber auch schlimmeres, als einen deutlichen Rückgang im innerdeutschen Bereich. Das Problem ist die nicht verlässliche Alternative in Deutschland, und zwar die Bahn und nicht die zu hohen Abgaben.

    Zudem ist es natürlich die Aufgabe des BDL-Präsidenten und Eurowingschef sich so zu positionieren, dass es zu „Verbesserungen“ seiner Branche kommt. Hätten wir in Deutschland schon die niedrigsten Abgaben, müssten die dennoch weitere runter um Arbeitsplätze zu erhalten, seine Vorreiter Rolle nicht zu verlieren usw…

  5. Kann auch Vorteile haben, die Security ist nicht mehr so überfüllt.

    Aber mal ernsthaft, es gibt zum Glück eine Gegenbewegung. Condor etabliert sich als zweite wenn auch noch deutlich kleinere deutsche Airline.

    Habe gerade gestern einen Interkontinental Flug in Biz auf Condor gebucht, den LH ab FRA eingestellt hat.

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