Boeing präsentiert das Softwareupdate für die Boeing 737 MAX | Ob das den Behörden ausreicht?

Boeing möchte die 737 Max so schnell wie nur irgend möglich wieder flugtüchtig machen, denn ein langwieriges Grounding könnte für den Flugzeugbauer extrem kostspielig werden. Daher hat man in den vergangen Wochen auch unter Hochdruck an einem Softwareupdate für die Boeing 737 MAX gearbeitet, welches man nun in Seattle vor 200 Piloten, Ingenieuren und Vertretern der Luftfahrtbehörden vorgestellt hat. Genehmigt ist dieses neue Softwareupdate für die Boeing 737 MAX allerdings noch nicht und es ist auch fraglich, ob es den Lufthfahrbehörden weltweit ausreicht, um der Boeing 737 MAX wieder die Flugtüchtigkeit zu bescheinigen.

Boeing arbeitet nach eigener Aussage schon seit Monaten an dem Softwareupdate und hätte es gerne schon im Januar veröffentlicht. Allerdings soll es Uneinigkeiten zwischen Boeing und der FAA gegeben haben, welche nicht weiter ausgeführt werden.

Zentraler Punkt des Softwareupdates ist das MCAS (Maneuvering Characteristics Augmentation System). Dieses wurde aufgrund von designtechnischen Kompromissen nötig und wurde von einem Boeing 737 MAX Piloten, mit welchem wir sprechen konnten sogar als Designfehler bezeichnet. Dieses System steht im Verdacht aufgrund von den fehlerhaften Daten eines Anstellwinkelsensors den LionAir und Ethiopian Airlines Absturz verursacht zu haben.

Dank des Softwareupdates hofft Boeing die 737 Max bald wieder in der Luft zu haben.

Das vorgestellte Softwareupdate von Boeing sieht folgende Veränderungen für die Boeing 737 MAX Systeme und die Pilotenschulung vor. Dabei hat Boeing die neue Software bereits im Simulator und auf zwei Testflügen getestet. Die Ergebnisse dieser Tests sollen allen Luftfahrbehörden vorliegen.

  • Das MCAS System vergleicht nun beide Anstellwinkelsensoren und bei einer Messdifferenz von 5,5 Grad, wird das MCAS nicht mehr aktiviert. Zuvor hat das MCAS immer nur auf die Daten eines Sensors zurückgegriffen, was in der Luftfahrt mit dem Streben nach Redundanz eigentlich ein „no go“ ist.
  • Das MCAS soll nur noch so stark in die Trimmung eingreifen können, dass die Piloten es mit einer Bewegung am Steuerhorn ausgleichen können. Dabei sollen die Piloten nun in jeder Situation das MCAS übersteuern können. Vermutlich hat bei beiden Abstürzen das MCAS die Piloten übersteuert, zumindest haben diese schwer mit dem Flugzeugen gekämpft.
  • Boeing verbaut standardmäßig eine Warnlampe im Cockpit, welches vor Messunterschieden der beiden Anstellwinkelsensoren warnt. Dies war bisher nur eine Zusatzausstattung, für welche Airlines extra bezahlen mussten.
  • Die Handbücher für die Boeing 737 MAX und auch das Simulator Training wurden überarbeitet. Hier wird besonders auf das MCAS hingewiesen und die Piloten im Umgang mit dem System geschult. Bisher hielt man es für unnötig, die Piloten für dieses neue System gesondert zu schulen.

Es ist fraglich, ob dies für die Behörden ausreicht

Das Update, mit welchem Boeing nun die Flugtüchtigkeit der Boeing 737 MAX wieder herstellen will ist hauptsächlich auf das Einspielen einer neuen Software begrenzt an den Flugzeugen müssen fast keine Veränderungen vorgenommen werden, außer unter Umständen das Installieren einer Warnlampe.

Es ist allerdings fraglich, ob die EASA in Europa oder auch die CAAS in China dieses Update akzeptieren wird, um der Boeing 737 MAX wieder die Flugtüchtigkeit zu erteilen. So haben beide Behörden verkündet, dass man das Flugzeug sehr genau überprüfen wolle, bevor es wieder fliegen darf und zwar unabhängig davon, was die FAA entscheidet.

Dies könnte auch durchaus politisch motiviert sein, denn die USA führen unter Präsident Trump momentan einen Handelskrieg gegen Europa und China. Hier käme eine Machtdemonstration und Exempel an der 737 MAX möglicherweise recht. Allerdings hat man sowohl in Europa, als auch in China Interesse daran, dass das Flugzeug wieder fliegt, denn die Airlines sind auf die Maschinen angewiesen.

Es ist allerdings denkbar, dass die EASA und CAAS für die Boeing 737 MAX einen dritten Anstellwinkelsensor fordern werden. Ein Ausfall des MCAS System kann nachgewiesenermaßen katastrophale Folgen haben und hier ist es in der Luftfahrt inzwischen üblich auf drei unabhängige Sensorendaten zurückzugreifen.

Der Airbus A320 verfügt übrigens über ähnliche Computersysteme und hat daher standardmäßig bereits drei Anstellwinkelsensoren.

Boeing präsentiert das Softwareupdate für die Boeing 737 MAX | Frankfurtflyer Kommentar

Es bleibt nun abzuwarten, ob die Behörden weltweit das Softwareupdate akzeptieren werden, um der Boeing 737 MAX ihre Flugtüchtigkeit wieder zu geben. Man kann zwar davon ausgehen, dass man nun sehr genau prüfen wird, was Boeing hier genau vorgelegt hat, wenn das Softwareupdate allerdings ausreichend ist, dann wird die Boeing 737 MAX vermutlich bald wieder fliegen dürfen.

Sollten China und Europa wirklich einen dritten Sensor für die Boeing MAX fordern, muss man bei Boeing auch diesen nachrüsten und an bestehenden Flugzeugen Umbauten vornehmen. Dies würde vermutlich Monate dauern, da hier auch noch die Zulassung folgen würde.

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