Die Lufthansa Gruppe stellt sich komplett neu auf | Eine Airline mit vielen „Airline Identitäten“

Foto: Lufthansa Group

Wenn man über Lufthansa spricht, muss man immer zwischen Lufthansa als Airline oder der Lufthansa Gruppe unterscheiden. Eine Differenzierung die selbst dem erfahrene Vielflieger manchmal schwer fällt und tatsächlich auch dem Lufthansa Großaktionär Kühne ein Dorn im Auge ist, denn er findet (zu recht), dass man sich bei Lufthansa zu sehr in verschiedene Airline Betriebe verzettelt hat. Dies kostet Geld und macht es auch für den Kunden unübersichtlich.

Auch wenn man bei Lufthansa noch keine Konsolidierung bei den Marken direkt plant, stellt sich die Lufthansa Gruppe gerade intern komplett neu auf, etwas dass ein Mammut Projekt ist, aber von den Kunden möglichst nicht all zu stark bemerkt werden soll, denn vor allein die nationale Identität der Airline wie SWISS, Austrian Airlines oder Brussels Airlines soll erhalten bleiben.

Die Lufthansa Gruppe ist, betrachtet man sie als eine Airline, die viertgrößte Airline der Welt, direkt nach den Branchenriesen, United Airlines, American Airlines und Delta Airlines. Dabei war dies auch immer so gewollt, denn als man angefangen hat die Lufthansa Gruppe aufzubauen, hatte man die feste Überzeugung, dass man global nur mit reiner Größe bestehen kann um das maximum an Synergien und damit auch Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen.

Mit über 840 Flugzeugen in der Flotte ist die Lufthansa Gruppe auch alles andere als klein und man hat diese kritische Größe auch durchaus schon erreicht, allerdings teilen sich die Flotten auf insgesamt 12 einzelne Flugbetriebe auf, die bisher alle mehr oder weniger eigenständig sind. Genau dies will man bei Lufthansa nun ändern.

Faktisch will man die Steuerung aller Flugbetriebe nun in Frankfurt zusammenführen und zentral Strecken und Flotten planen. Auch der Verkauf, was z.B. Tarife beinhaltet, soll zentral aus Frankfurt gesteuert werden, alles mit dem klaren Ziel, die Airlines der Gruppe weitestgehend wie eine einzelne Airline zu führen. Experten gehen davon aus, dass Lufthansa hierdurch mehrere Millionen jedes Jahr einsparen kann und so ein enormes Potenzial freilegt.

Das Problem hierbei ist allerdings der Eiertanz mit den verschiedenen Marken, welche man im Markt auch aus gutem Grund etabliert hat. Zum einen hat die Dachmarke Lufthansa das weltweit, nach wie vor höchste Standing und Wiedererkennungswert bei den immer wichtiger werdenden privaten Kunden.  In Ländern wie den USA oder auch in Asien sieht man Lufthansa nach wie vor als „Ultra Premium Marke“ in der öffentlichen Wahrnehmung und hier ist Lufthansa auch wesentlich bekannter als beispielsweise die Töchter Austrian Airline oder SWISS.

Auf der anderen Seite braucht man natürlich die nationale Identität von Airlines wie SWISS und Austrian Airlines, welche auch die nationalen Airlines von Österreich und der Schweiz darstellen. Diese nationale Bedeutung darf man in Europa wohl nicht unterschätzen und daher kann man nicht in der Schweiz oder in Österreich einfach als Lufthansa auftreten und benötigt diese Marken.

Dennoch soll die Lufthansa Gruppe hier für die Passagiere optisch sichtbar mehr in den Vordergrund rücken und einer dieser Schritte ist schon jetzt mit großen Stickern auf den Rümpfen mit der Aufschrift „Lufthansa Group“ sichtbar.

ITA AZ400 Flug ROM – FRA, Einführung neue Gate Position Terminal 1 im LH Bereich

Während dieser Prozess für die Lufthansa Gruppe selbst eine große Sache ist, sollen Passagiere hiervon wenig mitbekommen. Nur im Detail soll man es merken und dies soll nach dem Willen von Lufthansa auch positiv sein. So wird man faktisch alle Airlines wie eine Airline mit mehreren Hubs betreiben, also durchaus vergleichbar mit einer Airline wie United Airlines.

Die Flottenplanung wird aber vereinheitlicht, was bedeutet, dass alle Töchter potenziell die gleichen Flugzeuge und auch Ausstattungen in der Flotte haben. Dies sieht man schon jetzt bei der Einführung von Allegris bei Lufthansa, was man auch direkt so bei SWISS als SWISS Senes in diesem Jahr noch einführen wird. Die First- und Business Class sind hier faktisch identisch, lediglich die Farbgebung wird eine andere sein.

Dies hat für Lufthansa den sehr großen Vorteil, dass man noch größere Mengen bei den Herstellern abnehmen kann, was kosten senkt (auch in der Entwicklung) und gleichzeitig kann man Flugzeuge so verhältnismäßig einfach zwischen Airlines der Gruppe (also zwischen Hubs) hin und her verlegen.

Was weiterhin eigenständig sein soll ist bei jeder Airline der Service an Bord und am Boden. So will man zwar einheitliche Standards in der Lufthansa Gruppe, aber weiterhin wird man bei SWISS ein anderes Catering an Bord bekommen als bei Lufthansa oder Austrian Airlines selbst. Was man aber zum Beispiel erwarten sollte ist ein einheitliches Entertainment System und es macht in meinen Augen auch überhaupt keinen Sinn, dass die Airlines der Gruppe alle eigenständige Systeme mit einem eigenständigen Einkauf haben.

Könnte man die Deutschen Lufthansa Airlines zusammenlegen?

Während die Multi Markenstrategie für Lufthansa natürlich eine Herausforderung ist, so wird man sie wohl langfristig beibehalten. Hier hat man durch unterschiedliche Nationen in Europa wohl durchaus einen sehr hohen Bedarf und auch eine gewisse nationaltreue. Auch wenn Europa seit nunmehr über 20 Jahren ein sehr offener Markt ist, so hat noch nie eine nationale Airline in einem anderen Land große Erfolge erzählt. Man denke hier nur an das Experiment von British Airways und der Deutschen BA, welches wohl nie Geld verdient hat oder kann sich irgendjemand erfolgreiche Flüge von Air France auf der Strecke München nach Hamburg vorstellen?

Während die nationalen Marken in den unterschiedlichen Ländern also bestehen bleiben müssen, stellt sich durchaus die Frage, ob es in Deutschland wirklich mit Lufthansa, Lufthansa Cargo, Lufthansa City Airlines, Lufthansa CityLine, Discover Airlines und Eurowings gleich sechs Marken geben muss und sollte?

Während Verteidiger dieser vielen Marken im Deutschen Markt sie immer verteidigen mit der Aussage, dass man unterschiedliche Zielgruppen hiermit bespielen würde, was man bei der Differenzierung zwischen Lufthansa und Lufthansa Cargo noch sehr sinnvoll und einleuchtend argumentieren kann, sieht dies bei den Passagierairlines schon anders aus.

Es ergibt ausgesprochen wenig Sinn, dass Lufthansa und Discover Airlines auf der Strecke nach Mallorca parallel fliegen oder auch Eurowings und Lufthansa auf manchen innerdeutschen Strecken ab München schlecht oder garnicht vernetzt, quasi in Konkurrenz fliegen.

Hierbei werden diese beiden Airlines wohl aber doch weiterhin bestehen bleiben, denn sie sind die Antwort von Lufthansa auf bestimmte Entwicklungen. So soll Discover Airlines so etwas wie die „neue Condor“ in der Lufthansa Gruppe werden und ein Ferienflieger mit ganz eigenen Aufgaben werden.  Hier hat man aber auch schon erkannt, dass man Synergien nutzen kann und Discover Airlines wird zusammen mit Edelweiss in der Schweiz gemeinsam von einem Team geführt.

Eurowings soll als Airline auf dezentralen Stecken eingesetzt werden. Ob man hier wirklich eine eigene Marke braucht kann angezweifelt werden und es war einst Carsten Spohr, der mit dem „Berlin Modell“ eine eigene Lufthansa Airline schaffen wollte, die zwar für dezentrale Strecken gemacht ist, aber für die Passagiere weiterhin wie Lufthansa anfühlt. Damals setzte sich allerdings Christoph Franz mit der Idee von Germanwings (und nun Eurowings) als Billigflieger durch.

Die Lufthansa Gruppe stellt sich komplett neu auf | Eine Airline mit vielen „Airline Identitäten“ | Frankfurtflyer Kommentar

Auch wenn man es nicht sehen soll als Passagier, was Lufthansa gerade plant ist wohl der größte Umbau des Konzerns in der Geschichte der Lufthansa Gruppe. Dabei ist es vor allen für Lufthansa ein Eiertanz, denn zum einen will man so viel zentral aus Frankfurt steuern wie es nur geht und alle Flugbetriebe wie einen verwalten und auf der anderen Seite will man die Eigenständigkeit der Töchter zumindest gegenüber den Passagieren wahren.

Gerade wenn es um die Identität der eigenen Marken geht wird es sicherlich nun recht schwer für Lufthansa und hier kann man durchaus auch einiges an Problemen bekommen, denn die Heimatmärkte sind durchaus anders. So „tickt“ ein Schweizer Kunde unter umständen anders als ein Kunde aus Frankfurt oder München und legt auf andere Dinge wert. Auch wenn Einheitlichkeit viel Geld sparen kann, es kann auch Probleme mit sich bringen.

Wenn es nach Lufthansa geht, wird der Passagier eigentlich wenig merken, nur die Wahrnehmung, dass SIWSS, ITA, Austrian Airlines und Co Teil der Lufthansa Gruppe sind. Hierdurch will man vor allen die Passagiere erreichen, die eigentlich Lufthansa buchen wollten, dann aber über Zürich mit SWISS geflogen sind. Die Marke Lufthansa soll weiterhin als „Luxus und Premium Airline“ weltweit wahrgenommen werden. Hier muss man dann nur noch liefern ;).

23 Kommentare

    • Ein Test ist das nicht, dass ist eigentlich schon lange der Plan und wird nun nach und nach umgesetzt. Für die Passagiere ist das nicht umbedingt ein Problem, aber die LH Gruppe Airlines werden sich immer ähnlicher werden.

  1. Lufthansa als „Luxus und Premium Airline“, das ist genauso ein „Bonus“ aus der Vergangenheit wie ein „Made in Germany“ oder „deutsche Tugenden“… wir können sehr froh sein, dass diese Mythen (noch) in vielen Köpfen, weltweit vorhanden sind.

    Wenn aber, unsere (scheinbar von einigen gewollte) Selbstzerstörung nicht umfänglich und umgehend beendet wird, wird diese Illusion nicht mehr lange bestehen.
    Wer sich etwas umhört, wird feststellen, dass Passagiere nicht: obwohl LH deutsch ist, sie diese buchen, sondern WEIL es die deutsche Lufthansa ist!

    Entsprechend sollte Lusthansa ENDLICH anfangen, sich wieder voller Stolz und Selbstbewusstsein als DEUTSCHE Lufthansa, neben den anderen „nationalen“ Airlines zu präsentieren!

    Nur wer sich selber nicht hasst, wird eine Identität erzeugen … bei Kunden und Mitarbeitern … und dann werde die Zahlen auch wieder stimmen und die von den andern akzeptierte Rolle als Vorbild in der Gruppe.

  2. Der Hauptgrund, warum LH ständig neue Airlines gründet, liegt darin, dass man damit die bestehenden Tarifverträge bei LH umgehen und Personal zu schlechteren Konditionen einstellen kann. Deshalb besteht keinerlei Interesse daran, alle deutschen LHG-Airlines zusammenzuschließen.

    • Das gründen neuer Airlines kostet aber auch Geld und es ist auch nicht von langer Dauer, dass das Personal hier nicht in Tarifverträgen unterwegs ist. Sollte dies wirklich der einzige Beweggrund sein, wäre es nahe am Harakiri.

      • Der „erfolgreiche Manager“ wird in der heutigen Zeit daran gemessen, was er aktuell für ein Ergebnis einfährt. Wie das zustande kommt und wie sich das in 10-15 Jahren auswirkt spielt keine Rolle.

    • JA! Kein Widerspruch.

      Im Detail wird es aber vor allen bei Discover z.B. Klar, warum man das machen muss, denn bei vielen Flügen die teils nur 2-3 mal pro Woche geflogen werden, wären die Tarifverträge der LH wohl mehr oder weniger unbezahlbar, bzw. man müsste mit den Gewerkschaften bei jeder neuen Strecke neu verhandeln.

      Hätte man das auch anders lösen können? JA!
      Wollten das verschiedene Parteien nicht? JA!

      • „denn bei vielen Flügen die teils nur 2-3 mal pro Woche geflogen werden, wären die Tarifverträge der LH wohl mehr oder weniger unbezahlbar…“

        es wurden Strecken von 4Y übernommen, die vorher jahrelang von LH bedient wurden. Waren die vorher auch unbezahlbar?

  3. Also grundsätzlich macht es Sinn die den Großteil der Marken bzw. Airlines der LH-Gruppe als eine Airline zu führen.

    Warum braucht man zigmal den ganzen Wasserkopf mit Vorstand, Gremien usw. . Die Kosten hierfür sind wirklich nicht ohne.

    Ist mir eh ein Rätsel warum das nicht schon längst passiert ist.

    • Tatsächlich finde ich auch, dass genau das sehr naheliegend ist. Allerdings scheint dies auch nicht ganz einfach zu sein, denn ganz neu ist die Idee ja nicht und schon seit Jahren geht man Schiritt für Schritt in diese Richtung. Es scheint aber auch durchaus kompliziert zu sein und vermutlich stößt man da in den Einzelnen Airlines auch auf Widerstand.

  4. Swiss senes ist ein bisschen komisch geschrieben. der Artikel ist gut gestaltet. fakt: Lufthansa ist krank und wird auch noch die Cash cows wie swiss anstecken. mit dem Größenwahn der Hunter Strategie ging die Swissair kaputt im Jahre 1998. für ein Butterbrot hat man sie verschachert. peinlich für die Schweiz. PS ich lebe seit 10 Jahren fix in Asien. und noch nie habe ich jemanden sagen hören, Lufthansa sei Premium, geschweige ultra Premium. auch Swiss nicht. nicht mal Thai wird unter den Favoriten gehandelt, nicht mal von thais. in Zukunft werden das die Amis und die Araber unter sich ausmachen. und noch einige Boutiquen wie singapore oder Qantas

    • Wie man darauf kommen kann, dass nun gerade die „Amis“ das Premium Segment mit den „Arabern“ unter sich ausmachen, muss mir mal bitte Eier erklären. Klar, die Araber in Form von QR,EK und EY können Premium. Aber ich bin im Leben noch auf keiner amerikanischen Airline geflogen, die auch nur irgendetwas mit Premium zu tun hatte. Da ist nun wirklich LH (genauso wie viele andere durchschnittliche europäische Airlines jeder US Airline vorzuziehen. Mit Premium hat die USA m.E nichts zu tun!

  5. Auch dieser Geiz,z.B bei Eurowings bei contiflügen nicht mal ein Wasser anzubieten ist doch mehr als Frech.
    Eine Aegean schafft das doch bei teilweise günstigeren Preisen (z.b Stuttgart-Thessaloniki) auch, sogar mit Snack.

    • In Asien wird LH weniger als Ultra Premium gesehen, generell kein Europäer… Hier höre ich immer SQ und NH…. Wobei das wohl eher auf die Star Alliance bezogen ist.

      Als Ultra Premium wird Lufthansa aber durchaus noch in Nordamerika und Europa in der Masse gesehen. Diese Ruf sollte man sich tunlichst nicht verspielen.

      • Dann sag das doch bitte mal dem Autor des Artikels, schreibt er doch
        „In Ländern wie den USA oder auch in Asien sieht man Lufthansa nach wie vor als „Ultra Premium Marke“…“ 🤣🤣🤣🤣🤣

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