In den letzten zwei Tagen wurden von den USA und Großbritannien einige sehr überraschende Verbote ausgesprochen, welche seit gestern (26. März) in Kraft getreten sind. Hierbei wird ab sofort auf Direktflügen aus einigen ausgewählten Ländern im Mittleren Osten und Nord Afrika in die USA und das Vereinigte Königreich die Mitnahme aller elektronischen Geräte in der Passagierkabine, welche größer als ein Smartphone sind, in der verboten. Interessant hierbei ist allerdings, dass man in den USA und dem Vereinigten Königreich deutlich voneinander abweichende Regelungen getroffen hat und dass es immer noch keine offizielle Begründung für dieses neue Verbot von Elektronik in der Passagierkabine auf ausgewählten Flügen gibt.
Die Situation ist ein wenig seltsam und für mich, sowie für viele andere Branchenbeobachter recht unverständlich. Daher habe ich mich mit Kommentaren bis jetzt zurückgehalten. Allerdings ist die Situation auch mehrere Tage nach Bekanntwerden des Elektronikverbots nicht klarer geworden.
Elektronik Verbot in der Passagierkabine auf Direktflügen in die USA aus 8 Ländern
Die USA verbieten seit dem 26. März das Mitführen von Elektronik in der Passagierkabine, welche größer als ein Smartphone ist. Ausgenommen sind hierbei natürlich alle medizinischen Gerätschaften. Betroffen von diesem Verbot sind allerdings nur Direktflüge in die USA aus folgenden Ländern:
- Jordanien
- Ägypten
- Türkei
- Saudi Arabien
- Kuwait
- Marocco
- Qatar
- Vereinigte Arabische Emirate
Besonders auffällig ist, dass ausschließlich Flüge von nicht amerikanischen Airlines betroffen sind wie z.B. Emirates, Qatar, Etihad, Turkish Airlines und Kuwait Airways. Amerikanische Airlines fliegen zwar nicht selbst direkt in eines dieser Länder, allerdings fliegen sie eine Reihe von Zielen in Risikogebieten an wie Nigeria, welche nicht betroffen sind.
Auch gilt dieses Verbot nur für Direktflüge aus den oben genannten Ländern in die USA. Flüge mit Zwischenstop in Europa, wie die Emirates Flüge von Dubai über Mailand nach New York sind von dieser Regelung ausgenommen.
Elektronik Verbot in der Passagierkabine auf Direktflügen nach Großbritannien aus 6 Ländern
Auf den ersten Blick hat Großbritannien ein ähnliches Verbot erlassen, allerdings ist die Liste der betroffenen Ländern eine andere. So verbietet man lediglich auf Direktflügen aus folgenden Länder Elektronik in der Passagierkabine, welche größer als 160mm x 93mm x 15mm ist:
- Türkei
- Libanon
- Jordanien
- Ägypten
- Tunesien
- Saudi Arabien
Auffällig ist hierbei, dass die Liste der betroffenen Länder ein andere ist und dass die Vereinigten Arabischen Emirate, Qatar und Kuwait ausgenommen sind, welche über einen vergleichbaren Sicherheitsstandard an Flughäfen verfügen, wie Europa oder die USA.
Auch sind, anders als bei der Regelung der USA, Kameras weiterhin in der Passagierkabine auf Flügen der oben genannten Ländern erlaubt.
Vom britischen Elektronikverbot sind 14 Airlines betroffen, hierunter auch Britische Airlines wie British Airways, EasyJet, Thomson Airways und Ryanair.
Umgang der Airlines mit diesem Verbot
Der Umgang mit diesem Verbot ist für die betroffenen Airlines recht schwierig. Grundsätzlich sollte man keine teure Elektronik in seinem Koffer einchecken, da das Risiko von Beschädigungen oder Diebstahl recht groß ist.
Besonders für die Airlines aus dem Arabischen Emiraten dürfte diese Regelung sehr schmerzhaft sein, da sie sicherlich viele Geschäftsreisende abschreckt. Emirates hat beispielsweise eine Regelung getroffen, die es Passagieren auf betroffenen Flügen ermöglicht, ihre Elektronik bis zum Einsteigen des USA Fluges bei sich zu behalten. Am Gate werden elektronische Geräte wie Laptops, iPads und E-reader in dafür bereitgestellte Kartons mit Polstermaterial verpackt und die versiegelten Kisten im Frachtraum verladen. Am Zielflughafen kann man seine Elektronik (hoffentlich) wieder in Empfang nehmen.
Etihad Airways versucht ihre Premiumpassagiere mit kostenlosen iPads und Internet während des Fluges für das Elektronikverbot auf USA Flügen ein wenig zu entschädigen.
Verbot von Elektronik in der Passagierkabine | Frankfurtflyer Kommentar
Für mich ist diese Regelung nur schwer nachzuvollziehen. Zum einen gibt man keinerlei Begründung für dieses Verbot und weshalb Flüge aus diesen Ländern gefährdet sind, zum anderen unterscheiden sich die Regelungen von den USA und Großbritannien doch massiv. Besonders das Verbot von elektronischen Geräten in der Passagierkabine aus den Vereinigten Arabischen Emiraten erweckt den Eindruck, dass es sich hierbei um eine wirtschaftlich motivierte Aktion handelt. Abu Dhabi verfügt beispielsweiße über eine U.S. Einrichtung, bei welcher Passagiere in die USA bereits in Abu Dhabi die amerikanischen Einreise- und Zoll- Formalitäten (bei in Abu Dhabi stationierten Officern) erledigen. Anschließend landet man in den USA als Inlandsflug. Zu dieser Einrichtung gehören auch strenge Sicherheitskontrollen, welche auf US Standard sind.
Auch bringt es in meinen Augen keinen Vorteil, wenn man Elektronik im Frachtraum transportiert. Eher ist das Risiko eines unkontrollierten Brandes hierdurch erhöht. Die größte Gefahr eines Lithium- Ionen oder Lithium- Polymer Akkus ist die Entzündung beispielsweise durch einen Kurzschluss oder Beschädigung. Ein solcher Brand lässt sich in der Passagierkabine recht einfach bekämpfen. Im Frachtraum ist dies deutlich schwieriger. Noch dazu kommt, dass man durch diese Regelung vermutlich eine sehr hohe Anzahl an Lithium Akkus im Frachtraum auf engem Raum lagern wird. Eine Kettenreaktion ist daher nicht auszuschließen.
Sehr speziell ist, dass man sie nicht offiziell begründet und nur das Gerücht gestreut wird, dass man sich auf Geheimdienstinformationen berufe, welche im Jemen gesammelt wurden. Allerdings ist mir schleierhaft, weshalb es sicherer ist, Elektronik im Frachtraum zu transportieren, anstatt die Sicherheitskontrollen für diese Flüge zu verschärfen. Auch die unterschiedliche Regelung der USA und Großbritanniens werfen Fragen auf.
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