Wenn wir in Europa über die Luftfahrt in Australien schreiben, dann sehen wir vor allem die langfristig eingestellten internationalen Langstrecken, denn Australien hat die Grenzen quasi vollkommen geschlossen und man rechnet nicht vor dem zweiten Quartal 2021 damit, dass internationale Flüge wieder in das Land gelassen werden.
Allerdings passiert aktuell in der Luftfahrtbranche in Australien auch einiges, denn das Coronavirus hat hier für massive Umbrüche gesorgt. So ist die zweitgrößte Airline in Australien, Virgin Australien aktuell in der Insolvenz und der Fortbestand ist mehr als fraglich. Dabei stürmt nun aber die kleine REX Airlines in die Lücke, welche Virgin Australia hinterlassen hat und dies gefällt dem Platzhirsch Qantas wohl so wenig, dass in Australien nun wohl ein erbitterter Kampf um Marktanteile ausbricht.
REX Airlines will im goldenen Dreieck fliegen
REX Airlines ist vielleicht dem ein oder andere Australien-Reisenden ein Begriff und sei es nur durch die winzigen Lounges der Airline, welche man mit einem Priority Pass besuchen kann. Die Airline fliegt seit Jahren mit über 30 Saab 340 Turboprop Flugzeugen, von den größeren Städten in Australien, zu den diversen kleineren Siedlungen Australiens.
Damit hat sich REX Airlines in Australien als Buschairline etabliert, allerdings hat man nach der Pleite von Virgin Australia nun auch eine Reihe von Boeing 737-800 beschafft und will diese besonders auf den sehr lukrativen Strecken zwischen Sydney und Melbourne, sowie nach Brisbane einsetzen.
Nicht ohne Grund werden die Verbindungen zwischen diesen drei australischen Metropolen als goldenes Dreieck bezeichnet, denn es sind die am meisten frequentierten Inlandsverbindungen in Australien, mit welchen sich viel Geld verdienen lässt.
Qantas ist und war hier immer der absolute Marktführer und wird es auch nach dem Eintritt von REX Airlines auf diesen Strecken bleiben, allerdings wird der neue Mitbewerber wohl die Preise nach unten ziehen, was Qantas offensichtlich nicht gefällt, weshalb Qantas nun auch als Vergeltung im REX Revier wildert.
Qantas plant Buschflüge
Es wirkt wie eine Returkutsche und vermutlich ist es auch der Versuch von Qantas, REX das Leben im Kerngeschäft schwer zu machen, denn Qantas plant nun eine massive Expansion auf den Nebenstrecken, welche bis hier nur von REX Airlines geflogen wurden.
Dabei fliegt Qantas schon jetzt mit Qantas Link auf Strecken innerhalb Australiens, welche eine sehr geringe Nachfrage haben, allerdings haben die Flugzeuge von Qantas Link immer noch eine Größe von über 50 Sitzen und hiermit will man nun auch auf REX Strecken wildern, welche ein Passagieraufkommen von wenigen tausend Passagieren pro Jahr haben.
Seit 10. Juli fliegt Qantas bereits auf der Strecke zwischen Sydney und Orange, auf welcher man im Schnitt zehn Passagiere pro Flug an Bord hat, aber man will auch noch dezentralere Strecken fliegen. So soll Mount Gambier nach Sydney, Merimbula nach Melbourne und auch Mildura nach Adelaide folgen.
Die letzte Strecke hat ein Passagieraufkommen von gerade mal 5.500 Passagieren pro Jahr, also etwa 15 Passagiere pro Tag. Wie hier zwei Airlines parallel erfolgreich sein sollen, erschließt sich auch Beobachtern noch REX Airways nicht. REX fordert daher, dass Qantas keine Subventionen des Staates für das Betreiben der Buschflüge bekommt, denn man würde hier hohe Verluste in Kauf nehmen, nur um REX Airlines aus dem Markt zu drängen.
Erbitterter Kampf um Marktanteile in Australien | Frankfurtflyer Kommentar
Das es durch das Corona Virus zu Verwerfungen im Markt kommen wird, war abzusehen, allerdings sieht man in Australien, welche Ausmaße diese Krise nun haben wird, denn verbleibende Airlines werden verbissen um die Marktanteile im kleiner gewordenen Markt kämpfen. In Australien könnte sich hier noch einmal alles durchmischen, insbesondere wenn Virgin Australia als dritter Mitspieler wieder aufersteht, denn dies ist auch noch nicht vom Tisch.
So unwirtschaftlich solche Kämpfe um Marktanteile auch sein mögen, für die Passagiere sind sie erst einmal gut, denn sie senken im Allgemeinen massiv die Preise, allerdings steht am Ende oft ein Monopolist, da gerade beim Kampf zwischen zwei Gesellschaften ein Mitbewerber den Krieg, zumindest auf den entsprechenden Strecken nicht überlebt, was wieder zu höheren Preisen führt.
Gerade in Deutschland können wir hiervon ein Lied singen, denn nicht ohne Grund sind die Preise für Flüge innerhalb Deutschlands nach dem Wegfall der Air Berlin drastisch gestiegen.
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