Es ist noch Luft nach unten | Lufthansa und die neue Gebühr beim Check-in

Da geht noch was! Solche oder ähnliche Gedanken kreisten wohl im Kopf der Verantwortlichen als sie beschlossen haben einen weitere Serviceleistung zu beschneiden. Viele Kunden der Lufthansa müssen schon längst etwas für die Sitzplatzreservierung vor dem Abflug bezahlen, beim Online Check-in konnten dann aber alle auf die verbliebenen Standardlätze zugreifen. Dies ändert sich bald, ab Juni bekommen alle im Eco-Light-Tarif innerhalb von Europa einen bestimmten Sitz zugewiesen, Änderungen sind kostenpflichtig.

Still und leise wurde der entsprechende Passus auf der Homepage geändert. Nachdem YHBU dies entdeckte und davon berichtete, wird das Thema heiss diskutiert. Der Kranich erntet viel Kritik, nicht wenige Kunden der Lufthansa wurden in der vergangenen Zeit mehrfach enttäuscht. Für viele stellt sich die Frage nach dem verbliebenen Unterschieden zu den Low Costern, mit der Neuerung geht Lufthansa einen weiteren Schritt in Richtung Billigflieger.

Die Umstellung erfolgt ab Montag, den 21. Juni, ab diesem Tag wird Kunden mit einer Buchung im Economy Light Tarif auf einem Flug innerhalb von Europa der Sitzplatz standardmäßig zugewiesen. Wer diesen ändern möchte, muss bezahlen:

Passagiere, die den Classic oder Flex Tarif gebucht haben, sind nicht davon betroffen. Diese müssen lediglich für die Reservierung bestimmter Sitze wie z.B. solche am Notausgang bezahlen. Die Frage ob Statuskunden ebenfalls davon betroffen sind, ist noch nicht final geklärt. Unklar ist auch ob Mitreisende in der gleichen Buchung gemeinsam sitzen oder getrennt werden um die Gebühr einzukassieren. Eine übliche Praxis bei zahlreichen Billigfliegern.

Auch diverse Vielflieger zeigen sich in einigen Foren enttäuscht, selbst wenn diese in der Regel nicht den Light Tarif buchen. Die wenigen feinen Unterschiede verschwinden weiter, mit der neuen Regelung kommt ein weiterer Punkt auf der Abwärtsspirale. Jetzt fehlt nur noch die Gebühr für den Check in am Schalter und die Unterscheidung von kleinem und großem Handgepäck. Inklusivleistungen wie die Verpflegung auf Kurzstreckenflügen sind mit der Pandemie verschwunden, das Buy on Board-Projekt wurde angetrieben und realisiert.

Da geht noch was

Für viele ist das Ende der Fahnenstange längst erreicht, zahlreiche Vielflieger haben angedroht der Lufthansa den Rücken zu kehren. Lufthansa ist schon lange nicht mehr das was es mal war, die Branche hat sich allerdings auch nicht erst seit der Pandemie stark verändert. Billigflieger geben schon längst den Ton und mischen auch im Geschäftsreisesegment mit, Netzwerker wie Lufthansa wollen hingegen auch preissensible Kunden anlocken.

Sowohl Billigflieger als auch klassische Airlines bieten zahlreiche Zusatzleistungen an, die Komfort oder Flexibilität erhöhen – es ist nur eine Frage des Preises. Wer tatsächlich nur die Beförderung möchte, online eincheckt, auf Aufgabegepäck verzichtet, mit einem Mittelplatz einverstanden ist, nichts am Flugdatum ändern will und auch sonst die Regelungen gut kennt, kommt mit einem solchen Basic-Tarif gut zurecht.

So ganz lässt sich Lufthansa aber dann doch nicht auf eine Ebene mit den Lowcostern bringen, zumindest wenn man das weltweite Streckennetz, die meist hohen Frequenzen oder die Zugehörigkeit zur Star Alliance beansprucht. Mit den vielen Partnern ist ein dichtes Streckenportfolio sichergestellt, Statuskunden profitieren von Vorteilen- teilweise sogar im Light Tarif.

Genau hier könnte man aber in Zukunft noch ansetzten und beispielsweise ganz auf die niedrige Meilenvergabe im Billigtarifen verzichten oder den Loungezugang für Statuskunden rausnehmen. Es gibt mehrere Airlines, die das schon so handhaben und diverse Restriktionen auch auf Langstreckenflüge ausgeweitet haben. Teilweise müssen sogar Passagiere der Business Class für ihren Wunschsitzplatz bezahlen, bei British Airways längst gängige Praxis für die Reservierung im Vorfeld.

Offene Fragen

Die neue Regelung trifft auf alle zu, die im Light Tarif unterwegs sind. Kunden mit hochwertigeren Tickets werden die Einschränkung beim Check in nicht haben. Wir fragen uns aber:

  • Trifft dies auch für FTL, SEN und HON bzw. Statuskunden der Allianz zu?
  • Werden die Töchter Swiss, Austrian, Brussels & Co auch folgen und 25€ für die Änderung des zugewiesenen Platzes verlangen?
  • Erhalten Mitreisende einen Sitzplatz direkt daneben oder ganz woanders im Flugzeug?
  • Wird es standardmäßig der ungeliebte Mittelplatz sein?

Lufthansa und die neue Gebühr beim Check-in | Frankfurtflyer Kommentar

Was macht eine 5-Sterne Airline für Euch aus? Eine gute Homepage, kurze Wartezeiten an der Hotline, ausreichend Ansprechpartner am Flughafen, moderne und saubere Flugzeuge, ein bequemer Sitz, das gute Bordprodukt, Sicherheit, Kulanz bei Unregelmäßigkeiten, Belohnungen für die Treue usw.

Als Skytrax den umstrittenen Titel an Lufthansa vergeben hatte, haben sich viele gefragt was dies rechtfertigt. Damals gab es schon einige Lücken im perfekten Reiseerlebnis, seitdem sind noch einige hinzugekommen. Als beispielsweise diverse Partnerlounges aus dem Netz genommen wurden oder fünf Standorte im Heimatmarkt dauerhaft geschlossen wurden, als die Verpflegung gestrichen und ein Bezahlangebot eingeführt wurde, die Neuerung der Business Class immer weiter verschoben wird oder Beschwerden erst nach Monaten bearbeitet werden.

Der zugewiesene Sitzplatz und die neu geschaffene Gebühr stören und passen nicht zu einem 5-Sterne Carrier. Irgendwie passt aber auch ein Light Tarif nicht so wirklich dazu. Ein Dilemma, wenn man allen irgendwie gerecht werden und sie auch alle befördern will.

14 Kommentare

  1. Endlich! Ich hoffe, dass andere Airlines folgen werden.
    Somit bleiben die besseren Sitzplätze für die Economy-Classic und Economy-Flex Passagiere. Wieso sollte jemand mit einer kurzfristige (Um-)Buchung mit einem teuren Ticket in der Mitte sitzen, weil die Eco-Light Passagiere und Billigheimer sich die guten Plätze geschnappt haben?

    • Ah… Du musst das Testimonial sein, über dessen „vielfachen Kundenwünsche“ die LH bei ihren Verschlechterungen spricht … 😉

      Im Ernst: ein Unternehmen kann seine Produkte einfach verbessern, oder selbige in einem besseren Licht durch die Verschlechterung anderer Produkte bzw. Services erscheinen lassen. Lufthansa hat sich m.E. die letzten Jahre konsequent für zweiteren Weg entschieden…

    • @Jan: das ist falsch: die Light Variante gibt’s auch bei Ticket für 350€ oder 500€ – der Begriff Light Tarif ist irreführend. Es ist mehr eine Art Ticket-Variante.

      Beispiel:
      K und L Buchungsklasse kostet Light 150€, Classic 200€ und Flex XXXX (wer braucht da denn Flex?)
      M, H, O, S Buchungsklasse kostet Light 300€, Classic 350€ und Flex z.B. 450€
      B Buchungsklasse kostet Light 450€, Classic 500€, Flex 750€
      Y (Überbuchungsklasse) kostet Light 750€, Classic 800€, Flex 1000€

      Jetzt sag uns, warum der 750€ Light Bucher (weil er Light buchen muss!) weniger Recht auf Sitzplatz haben soll also du in Classic für 200€?

      Im Gegenteil, das könnte dazu führen, dass in K,L oder auch H, M etc. mehr Classic gebucht werden und dann nachher für die Light für 750€ nur noch Mittelsitz übrig bleibt weil diese Klassen bei der „dollen“ Lufthansa ja immer erst die letzten 14 Tage freigeschaltet werden (was übrigends der gleiche Schwachsinn ist wie alles was diese Idiots machen)

  2. Hallo Robert, es gibt nun einmal 60 unbeliebte Mittelsitze in einem A320 (mittlerweile sind es wohl ein paar mehr). Und es gibt hinten ein paar engere Reihen. Die Gesamtanzahl der Sitze im Flugzeug ändert sich durch diese Maßnahme ja nicht? Es ist nur so, dass die schlechten Sitze nun an die Economy Light Passagiere gehen. Das ist doch gegenüber einem Classic Kunden grundsätzlich nur fair?

    (Wobei ich es immer noch komisch finde, dass die Buchungsklassen unberücksichtigt bleiben. Alles ab beispielsweise Q oder M sollte automatisch Classic sein.)

      • Hallo Hasan,
        Ja, aber die Sitzplatzauswahl kostet im Light Tarif Geld. Der überwiegende Teil der Kommentatoren mag aber kein Geld für den Wunschsitzplatz zahlen. Bisher konnte man auch im Light Tarif den Sitzplatz trotzdem beim Check-In kostenlos auswählen. Dies ist nun nicht mehr möglich und daran stören sich viele Kommentatoren, da einem ein (wahrscheinlich schlechter) Sitzplatz zugewiesen wird.

        Für Classic Kunden bedeutet dies im Umkehrschluss, dass mehr gute Sitzplätze zur Verfügung stehen werden.

        Der Light Tarif wird abgewertet, der Classic Tarif dafür aufgewertet. Sollten Senatoren weiterhin im Light Tarif kostenlos einen Sitzplatz reservieren dürfen, so würde dieser Status aufgewertet werden – und der Senator würde sich auch stärker vom Star Gold abheben.

        Unabhängig davon kann ich mir aber vorstellen, dass sich die Lufthansa am Schalter/Gate kulant zeigen wird wenn ein Light Passagier einen anderen Sitzplatz möchte.

        • Ich buche meinen Sitzplatz immer gleich mit da ich fast 190 bin brauche ich beinfteiheit.Senatoren und statusmitglieder sollten immer einen zumindest ermaesigten Sitzplatz bekommen.wenn ich mal light fliege dann nur in Buissness.Richtig dass light Passagiere zahlen muessen aber in den Anderen Klassen sollte es beim Checkin gratis sein.

          • die Aussage „es ist richtig, dass Light Passagiere bezahlen müssen“ finde ich etwas zu scharf formuliert.

            Korrekter müsste es heissen, „Passagiere, die bei der Buchung 50€ (Classic Aufpreis return) sparen wollen, müssen damit rechnen, anderswo zur Kasse gebeten zu werden, wenn sie eine Leistung verlangen.“ – ja ich stimme dir zu!

            Mich zumindest regt weniger die Tatsache der 25€ (pro Leg!! also gerne return auch 100€, wenn man alles so will wie vorher) auf, mehr die Tatsache, dass Lufthansa das so unterschmuggeln will: durch Zufall von Foristen entdeckt!

            Null Kommunikation
            Null Transparenz was heisst „ab 21.6.22“ (für Ticketbuchungen ab 21.6.?)
            Null Kooperation

            Ähnlich wurde verfahren bei Flugplanänderungen (Nichtstun führt zu Storno) oder Gepäck kaufen 48h vor Abreise kostet 5€ mehr

            Alles andere war zu erwarten ist legitim und dürfte eher noch dazu führen, den Aufpreis im Classic Tarif zu erhöhen z.B. von 50€ return auf 70€ oder andersrum auch im Classic-Tarif früher oder später die Sitzplätze rauszunehmen (nächster Schritt) oder vergünstigt anzubieten. Vorallem bei Umsteigern mit 4 legs ist das Classic Aufpreis ja ein depppelter Schnapper (50€ Aufpreis versus 4×14€=56€ + 50€ Gepäck bzw. 60€ 48h vorher)

    • genau das war ja meine Idee, aber LH kriegt den Hals ja nicht voll.

      Kann auch daran liegen, dass die eigentlich weniger die Privatkunden auf der LH.com als Feind haben, eher die OTA die ja oft nochmals 25€ Rabatt anbieten und dass dass den LH-Marketiers gar nicht gefällt…

  3. Hallo Jimmy,
    Ich stimme dir in allen Punkten zu. Die Kommunikation ist eine Frechheit und natürlich dürfte die Regel nur für neue Buchungen nach dem Stichtag gelten.
    Und ich finde es dämlich, dass ein 150€ Classic Tarif Ticket in Buchungsklasse T eine Sitzplatzreservierung beinhaltet, aber jemand im Light Tarif in der M Klasse für 400€ jetzt in Reihe 29 Mitte landet.

    Ja, ist wohl Schuss formuliert. Das sollte ein Gegengewicht zu dem meiner Ansicht nach unreflektierten Titel und dem (meiner Ansicht nach) übertriebenen Lufthansa Bashing sein.

    Ich werde trotzdem weiter mit Lufthansa fliegen – weil mir die Anzahl der Verbindungen wichtig ist. Selbst wenn ein Flieger ausfällt, komme ich immer noch irgendwie ans Ziel.

    Aber ja: 1 kostenloses Getränk für Senatoren und voll-flex Tickets sollte schon möglich sein. Kriegen United und Delta und Easyjet ja auch hin.

    • stimmt: dass es ja auch Light Tarife für 500€ gibt haben wir noch gar nicht besprochen. Ist natürlich ein Witz dass LH in diesen Klassen überhaupt noch die Unterscheidung zulässt: frei nach dem Motto wie bei den Hotels: wer 500€ für eine Nacht bezahlen kann, ist auch bereit für Frühstück nochmals 35€ oben drauf zu bezahlen.

      Recht frech und unfair!

      Andererseits dürfte es Firmen geben, die wirklich vorschreiben „nur ohne Gepäck buchen unter 5 Tagen Reise innerhalb EU“, die keine Sitzplätze erstatten auch wenn der Mitarbeiter 1,9m groß ist und die vermutlich dann nicht mal die 25€/leg erstatten werden…

      • Laut Spiegel Artikel (von heute) müssen auch HON/Senatoren für eine Sitzplatzreservierung im Light Tarif zahlen.
        Das finde ich tatsächlich einen komischen Ansatz: da würde ich den Senatoren eher einen kostenlosen Sitzplatz geben aber keine Statusmeilen im Light Tarif bei billigen Buchungsklassen.

        Zum Thema „Arbeitgeber nur ohne Gepäck buchen“: Handgepäck sind 8kg erlaubt, da komme ich mit Notebook+Kabel nicht weit. Und meine Badtasche muss ich eh einchecken. Für Tagestrips würde ein Light Tarif ausreichen, allerdings sind da die verfügbaren Buchungsklassen ausreichend teuer, dass eine Sitzplatzreservierung inklusive ist.

  4. update zur „Luft nach unten“:

    ich dachte ein gekaufter Sitz kann IMMER kostenlos umgebucht werden? Falsch gedacht… wer im Light Tarif einen gekauft Sitz beim checkin ändern möchte wird mit 25€ zur Kasse gebeten.

    Das ist Ryanair hoch drei und einfach nicht mehr akzpetabel.

    Meinee Frau fliegt morgen auch Light, allerdings mit KLM und konnte den Sitzplatz kostenlos auswählen (70€ unter der Deutschen Abzocker Airline)

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