Hat Lufthansa todkranken Passagier auf der Langstrecke fliegen lassen?

Foto: Lufthansa

Sensationslust hin oder her, das was sich auf einem Lufthansa-Flug von Bangkok nach München ereignet haben muss, gleicht einer menschlichen Tragödie. Wenn sich die Ereignisse so zugetragen haben, wie es eine Zeugin berichtet, ist das ein handfester Skandal um die deutsche Vorzeige-Airline Lufthansa und die handelnden Personen.

Was war passiert? Lufthansa führt einen täglichen Flug von Bangkok (BKK) nach München (MUC) durch. Typischerweise fliegt ein Airbus A380 die Strecke direkt in elf bis zwölf Stunden, um die Passagiere danach wohlbehalten in der bayrischen Landeshauptstadt abzusetzen.

Am Donnerstag, 8. Februar 2024 kam es allerdings nicht soweit. Lufthansa-Flug LH773 startete zwar nur mit einer knappen halben Stunde Verspätung, kehrte aber dann nach kurzer Zeit wieder nach Bangkok zurück.

Zwischenzeitlich hatte sich scheinbar eine menschliche Tragödige ereignet.

Die Tragödie lag in dem Fall in einem medizinischen Notfall. Ein medizinischer Notfall an Bord eines Fluges ist aber nichts außergewöhnliches. Ist ein Fluggast in einem zu kritischen Zustand, wird er nicht an Bord gelassen.

Am Donnerstag, 8. Februar 2024 scheint sich das etwas anders verhalten zu haben. Denn nach einem Medienbericht hat die Lufthansa scheinbar einen todkranken Passagier an Bord des Airbus A380 gelassen.

Screenshot: Flightradar24.com

Hat Lufthansa todkranken Passagier auf der Langstrecke fliegen lassen? | Falsche Entscheidung

So lässt sich zumindest der Vorwurf der Schweizer Pflegefachkraft Karin Missfelder zusammenfassen, die an diesem Tag ebenfalls mit an Bord des Airbus A380 war. Sie bemerkte schon vor dem Boarding, dass da ein Passagier in einem kritischen Gesundheitszustand war. „Er hatte Kaltschweiss, atmete viel zu schnell, war bereits apathisch.“ berichtete sie gegenüber dem Schweizer Nachrichtenportal Blick.ch.

Bei dem kranken Passagier soll es sich um einen 63 Jahre alten Deutschen gehandelt haben, der mit seiner philippinischen Frau unterwegs war. Diese entschuldigte den ungewöhnlichen Gesundheitszustand damit, dass der Fluggast unter Zeitdruck hätte zum Gate rennen müssen.

Das sei zu diesem Zeitpunkt nicht nur Frau Missfelder aufgefallen. Auch eine Flugbegleiterin erkundigte sich nach dem Gesundheitszustand des auffälligen Passagieres. Scheinbar erhielt er ein „fit to fly“, obwohl er noch vor dem Start mehrfach Blut in eine Kotztüte spuckte.

Auch das hatte aber scheinbar die Kabinenbesatzung nicht davon abgehalten mit dem kranken Passagier an Bord die Reise Richtung Deutschland anzutreten. Karin Missfelder hatte Bedenken und intervenierte laut dem Bericht von Blick.ch. Erst zu diesem Zeitpunkt sei der Kapitän hinzugezogen und ein Arzt konsultiert worden.

Sie berichtet: „Er hat dann über die Lautsprecher nach einem Arzt gerufen – und ein junger, etwa 30-jähriger Mann aus Polen mit schlechtem Englisch hat sich den Deutschen angeschaut.“ Nachdem er aber den Puls gefühlt habe, sei auch der junge Arzt davon überzeugt gewesen, dass der kranke Passagier die Reise antreten könne.

Nachdem Lufthansa Flug LH773 abgehoben war, verschlechterte sich der Zustand des Passagiers noch weiter. Karin Missfleder berichtet: „Es war der absolute Horror, alle haben geschrien.“ Der Mann soll literweise Blut verloren haben. Auch die Wände seien voll mit Blut  gewesen.

Sofort hätten die Flugbegleiter mit der Reanimation begonnen. Die Rettungsmaßnahmen empfand die Zeugin „leider etwas dilettantisch.“, merkte ergänzend jedoch an „aber sie haben etwa eine halbe Stunde durchgehalten.“ Zu diesem Zeitpunkt sei bereits klar gewesen sei, dass der Mann nicht mehr gelebt habe. „Es war totenstill an Bord.“

Der Crew blieb scheinbar keine andere Wahl als den verstorbenen Passagier in der Galley zwischenzulagern. Der Pilot informierte die anderen Pasagiere, dass der 63-jährige leider verstorben war. Der Airbus A380 kehrte nach Bangkok zurück.

Hat Lufthansa todkranken Passagier auf der Langstrecke fliegen lassen? | Schlechte Betreuung am Boden

Die Pflegefachkraft Karin Missfelder klagt auch das Verhalten von Lufthansa nach der Landung weiter an: „Niemand kümmerte sich um uns, wir warteten zwei Stunden. Es war kein Care-Team da, niemand. Wir mussten alle zu einem Schalter, wo wir dann einen 10-Franken-Gutschein erhalten haben.

Noch viel schlimmer sie jedoch gewesen, dass die Ehefrau des Verstorbenen völlig allein gelassen worden sei. Sie habe ohne Begleitung völlig apathisch durch den Zoll gemusst und auch alle weiteren Formalitäten erledigen müssen.

Hat Lufthansa todkranken Passagier auf der Langstrecke fliegen lassen? | Wie kann es zu dem Vorfall gekommen sein?

Ein medizinischer Notfall kann immer mal vorkommen. Auch vor dem Flug kann durchaus festgestellt werden, dass ein Passagier krank ist und trotzdem auf die Reise gehen. In der Regel findet in solch einem Fall eine enge Abstimmung zwischen Passagier, Kabinenbesatzung und Cockpit statt.

Identifiziert ein Mitarbeiter vom Bodenpersonal oder der Kabinenbesatzung an Bord, dass es einem Passagier nicht gut geht, wird in der Regel der Kapitän informiert. Dieser trifft üblicherweise die Entscheidung, ob der Fluggast mitgenommen wird oder am Boden bleibt. Oder aber wenn das Flugzeug schon abgehoben ist, ob der Flug bis zum geplanten Ziel durchgeführt wird.

Nach meinem Kenntnisstand kann es auch sein, dass der betroffene Passagier eine Art Disclaimer unterschreibt und auch entgegen der Empfehlung den Flug wahrnimmt.

Im dümmsten Fall kommuniziert die Kabinenbesatzung nicht einmal mit der Cockpit-Crew. Das wäre dann in solch einem Fall arg fahrlässig, bei dem hohen Qualitätsmaßstab den man an Lufthansa (im Bereich Personal ) hat, jedoch eher unwahrscheinlich.

Hat Lufthansa totkranken Passagier auf der Langstrecke fliegen lassen? | Frankfurtflyer Kommentar

Ein Passagier, der gegenüber anderen Mitreisenden schon am Gate auffällig wurde und noch vor dem Start Blut gespuckt haben soll, verstirbt auf seinem Flug von Bangkok nach Deutschland. Der Verstorbene wird in der Galley zwischengeparkt und der Flug kehrt nach Thailand zurück.

Wenn sich die Aussagen der Zeugin bewahrheiten sollten, ist das schon ein Skandal. Wie kann ein Flug mit einer Person, die an mehreren Punkten vor dem Abflug schon auffällig geworden ist, überhaupt stattfinden. Haben sie sich auf das Urteil des jungen Arztes verlassen, der scheinbar eine fatale Fehleinschätzung getroffen hat? So wie sich die Schilderung anhört, konnte die Crew mit ihren Erste Hilfe Maßnahmen hier gar nicht weit kommen, was natürlich für alle schlimm ist – auch für die Crew und Mitpassagiere. Von Nicole (ebenso wie die mitteilungsbedürftige Dame im Artikel Pflegefachkraft): Ich finde es auch schwierig, dass die Pflegefachkraft, die hoffentlich eine ordentliche pflegerische Ausbildung inklusive aller erweiterten Erste Hilfe Maßnahmen hat nicht geholfen hat und nur im Nachgang etwas spöttisch über die Maßnahmen der Crew spricht. Das sind mir die liebsten Kolleginnen gewesen. Immer alles besser wissen, aber selbst nichts machen. Fast wie Zuschauer beim Fußball vor dem Fernseher. Ohne jetzt die genaue Ursache zu kennen, hört sich das für mich nach einem extrem akuten Fall einer bestimmten Erkrankung an, die weder Crew noch der Arzt von außen betrachtet erkennen können. Worum es sich hier handeln könnte möchte ich nicht sagen. Ich wünsche Der Ehefrau, den Mitreisenden und vor allem der Crew, dass sie das Erlebte gut verarbeiten können.

22 Kommentare

  1. Ein Skandal, weil der Passagier zwei oder dreimal gefragt wird, ob er fliegen kann oder will? Ein scheinbarer Arzt sagt, Passagier kann fliegen? Klar, eine tragische Fehleinschätzung, aber doch bei weitem kein Skandal.
    Clickbait? Schnell Schlagzeilen generieren?!

  2. Ich hatte gerade genau dieselben Gedanken wie Nicole. Sie ist also Pflegekraft, weiß alles besser, aber hat nur zugeschaut? Und Literweise Blut? Das klingt auch sehr übertrieben. Mal abgesehen davon, überall ist nur von der einen Dame zu lesen. Schon komisch. Wollte da jemand seine 20 Seconds of Fame? Ich finde es schon unglaublich, wie die Dame als sogenannte Fachkraft hier spricht. Und wenn keiner der Frau des Toten geholfen hat, wieso dann sie nicht?

  3. Das hört sich wirklich tragisch an. Sicher ein furchtbares Erlebnis für die Frau, die ihren Ehemann verloren hat, aber auch für die Passagiere und Besatzung, die das mitbekommen hat.

    Was mich dennoch wundert: So wie ich die Berichte verstehe, hat man noch am Boden in Bangkok festgestellt, dass es dem Mann nicht gut ging. Warum hat man dann nach einem Arzt an Bord gerufen und nicht First Responders am Flughafen in Bangkok angefordert? Diensthabende Ärzte, die zudem mit der Enge einer Flugzeugkabine vertraut sein dürften, sollten in aller Regel effektiver helfen können als ein Arzt, der weder deutsch noch thailändisch spricht und sich auf einer (Privat-)Reise befindet.

    • Diensthabende Ärzte sind nicht immer mit der Enge einer Flugzeugkabine, den vielen Zuschauern und der Situation vertraut. Krankenschwestern, Notfallsanitäter usw. sind da meist robuster und oft hilfreich.

    • Man kann keine „First-Responder rufen“. Ob ein FR entsandt wird oder nicht, obliegt der Leitstelle und ist eine Ausnahme, wenn der reguläre Rettungsdienst überlastet ist.

  4. Na ja: die Ehefrau hatte den Zustand ihres Mannes ja mit der Eile / Hetze am Flughafen erklärt. Offenbar wollten die beiden ja den Flug auch wahrnehmen. Ein Arzt hat im Flugzeug (wie wir im nachinein wissen) fälschlicherweise bestätigt, dass der Passagier flugtauglich ist. Viel mehr kann die Crew m.E. nicht machen. Hätte man das Boarding verweigert – und der Mann wäre nicht kurze Zeit später gestorben / hätte einen med. Notfall gehbat – dann gäbe es eine andere Story …
    Manchmal muss man Entscheidungen treffen und es kommt auch mal vor, dass da eine falsche dabei ist. So ist das Leben.
    Das die Frau danach allein gelassen wurde ist schade – aber ich weiß nicht, ob da die Airline oder z.B. der Flughafen in der Pflicht wäre (denn die Crew hatte vermutlich auch genug zu tun)

  5. Dazu kann man nur sagen: hinterher ist man immer schlauer!
    Die Vorwürfe der Pflegekraft erscheinen ziemlich unprofessionell. Was heißt: die Reanimation verlief dilettantisch? In einem anderen Bericht hat sie der Crew vorgeworfen, sie hätte zu lange reanimiert, obwohl der Gast schon Tod war. Das kann nur ein Arzt feststellen, solange wird reanimiert.
    Nichts liegt einer Crew ferner, als einen Gast mitzunehmen, der gesundheitlich nicht für einen Flug geeignet ist. Solange man noch am Boden ist, wird genau auf Passagiere geachtet, nie würde man jemanden mitnehmen, von dem man erwarten müsste, dass er während des Fluges medizinische Hilfe brauchen könnte, schon allein um sich nicht in solche Situationen zu bringen. Und eine Mitnahme gegen Enthaftungserklärung gibt es nicht, in diesem Fall liegt die Verantwortung bei der Crew.
    Dieser ganze Bericht wirkt auf mich wie verfasst von einer Pflegekraft, die keine Ahnung von den Verfahren und speziellen Erfordernissen beim Fliegen hat. In diesem Fall sollte man besser vorsichtig in seinen Beurteilungen sein!

    • Dem kann ich mich nur anschließen. Warum sollte sich die Crew das Problem mitnehmen? Sie haben sich sicherlich untereinander beraten und durch einen Arzt abgesichert.

  6. Die Schweizer Sensationspresse muss man nicht alles abnehmen.

    Bei „20min“ punkt ch steht das hier:
    Martin Missfelder und seine Frau Karin sind bereits über 24 Stunden wach und immer noch auf der Rückreise in die Schweiz, als sie sich bei 20 Minuten melden. Wenige Stunden zuvor sassen die beiden in einer A380 der Lufthansa

    Hier steht nichts von „Blut gespuckt VOR der Abreise“ und auch nichts von blutverschmierten Wänden….? Hat der Blick wieder abgeschrieben und was dazu gedichtet?

    Zum Start trotz kranker Passagier: es sitzen dort 400 Gäste im Flieger, ich wette, man hat dem Passagier angeboten, in BKK zu bleiben. Ist es überhaupt möglich einem Passagier der bereits im Flugzeug sitzt, zu zwingen wieder auszusteigen? „Das ist ein Befehl: Sie gehen jetzt zum Arzt und fliegen nicht mit“?

    Zur Betreuung in BKK: wer Thailand kennt, weiss wie das hier (in Asien) läuft. Ändern wird sich das kurzfristig nicht!

    • Sicher kann man einen Passagier zwingen auszusteigen. Der Kapitän hat das letzte Wort und es kommt immer wieder vor, dass sich Passagiere vor Start so daneben benehmen, dass sie ausgeladen werden, auch unter starkem Protest.

  7. Ich bin tief erschüttert über das Leid. Eine Kette von Fehlentscheidungen. Die Wahrheit dürfte wohl irgendwo in der Mitte liegen. Was mir schwer aufstößt ist das Verhalten von LH am Boden vor allem gegenüber der Witwe und den anderen Passagieren.

    • Auch da war keiner von uns dabei. Ich frage mich nur: Erwartet man von einer Airline ein Care-Team an einem Airport, wo der Flug schon vor zwei Stunden gestartet und weg ist?

  8. was ich jetzt absolut nicht verstehe:
    1. warum wurde der flug zurüchgeführt nach bangkok nachdem der deutsche schon tot war? man hätte doch weiter nach münchen fliegen können. wäre auf jeden fall kostenbewußter gewesen
    2. wieso bekam jeder ein gutschein über 10 franken ( ich gehe davon aus daß das schweizer fanken waren ) wenn die schweiz doch dabei überhaupt nicht involviert war? flug mit lufthansa von bangkok direkt nach münchen. und wer hat in bangkok schweizer franken am flughafen ( außer die wechselstuben ) ?
    3. blick.ch in der schweiz ist wie bild in deutschland – beide sprechen grundsätzlich zuerst mit dem toten
    4. in einem anderen youtube video habe ich schon meine meinung dazu geschrieben. da es sich um einen flug von bangkok nach münchen handelte waren mit sicherheit die meisten passagiere deutsche. und die deutschen werden ja schon seit jahren von den deutschen regierungen doof und dumm gehalten damit diese leichter zu regieren sind und so ihnen alles vorgeschrieben werden kann ohne daß noch irgend einer selbstverantwortung übernehmen müßte. daher auch das geschrei und die panik im flugzeug weil keiner mehr selbstständig denken kann und schon beim kleinsten problem überfordert ist und in panik gerät
    5. warum hat sich die lufthansa nicht besser zumindest um die witwe gekümmert? es scheint wohl keine vorschriften für so einen fall zu geben? oder aber das flug- und auch das bodenpersonal waren totalüberfordert. also falsche ausbildung gehabt?
    RIP dem deutschen und mein beileid an die witwe und auch an die, die in panik geraten waren. was würde wohl passieren wenn mal etwas weitaus schlimmeres passieren würde im flugzeug?

    • interessant Ihr Beitrag. Keine Fakten aber dafür umso mehr Meinung. Und natürlich ist die Quintessenz eines reißerischen Artikels aus der Schweiz, dass es mit Deutschland abwärts geht. und Sie behaupten, denken zu können? naja.

        • Ich kenne Sie nicht persönlich,ich will Sie auch ehrlich gesagt nicht kennenlernen, daher ein klares Sie. Wer sich hier allerdings als schlau darstellen will, können wir ja noch Mal diskutieren. Ihrer Meinung nach werde ich für doof und dumm gehalten. Ich sehe das zwar anders, aber hey.

      • Wahre Worte! Armes Deutschland, unsere Journalisten haben jeglichen Selbstrespekt verloren, wenn sie sich für so eine Geschichte hergeben.
        Da wird eine Tragödie für ein paar Clicks benutzt!

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