Viele unserer Leser und alle Teammitglieder von Frankfurtflyer lieben das Reisen und sind entsprechend viel unterwegs. Dabei sammeln und teilen wir unsere Erfahrungen auf Flügen, Lounges und in Hotels. Natürlich sind es nicht immer nur Trips in der First- oder Business Class und Aufenthalte in Fünf-Sterne-Hotels. Wenn ich aber in den vorderen Reihen im Flugzeug sitze, vorher in eine Lounge darf oder im Luxushotel übernachte, sind Erwartungen da. Nicht selten werden diese nicht erfüllt und ich frage mich immer öfter: Bin ich verwöhnt?
Hohe Erwartungen oder einfach verwöhnt?
Letzten Monat war ich erst in Australien unterwegs, auf dem Trip gab es hin und wieder solche Momente. Als es im Hilton kein Upgrade gab oder mir dank komplizierten Zugangsregelungen eine Lounge am Flughafen verwehrt wurde, konnte und musste ich das hinnehmen. Oft genug bekomme ich aber dank Status oder glänzenden Karten das Upgrade, einen freien Nebensitz im Flugzeug, kann kostenlos Plätze am Notausgang reservieren, darf in Lounges am Airport oder dem Hotel und bekomme ein größeres Zimmer oder gar die Suite.
Kaum habe ich mich auf dem Sitz mit mehr Beinfreiheit hingesetzt, finde ich die ersten Haare in der Suppe. Ich kann die Rückenlehne nicht verstellen und kein Handgepäck oder Laptop vor mich stellen. Der Tisch ist in der Armlehne und dadurch kann ich diese nicht hochklappen und mich noch mehr ausbreiten. Zwei Reihen hinter mir sitzt jemand ganz alleine in einem 3er-Sitzblock und kann diese voll auskosten- ich mache ein langes Gesicht und denke mir: Du bist so verwöhnt.
Vor einigen Wochen durfte ich in die First Class Lounge von Korean Air. Dort war wenig los, es dürfen nur Passagiere der Luxusklasse rein. Das Ambiente ist relativ exklusiv, Essen und Getränke werden nach individuellen Wünschen zubereitet und zum Platz gebracht. Beim Schreiben der Review stellte ich fest, dass es gar kein Spa oder Blick aufs Vorfeld gab und es sich bei den drei Champagnersorten „nur“ um reguläre Standard-Tropfen handelt. Dabei weiß ich gar nicht, ob ich diese 200€-Marken wirklich so zu schätzen weiß.
First Class ist vielleicht noch ein ganz eigener Punkt bei dem Thema. Schließlich ist dies absoluter Luxus und Luxus heißt Verschwendung, es gibt quasi immer Luft nach oben. Dabei ist die Business Class auf Langstrecken meist ja schon etwas Besonderes. Wenn aber Qatar Airways wieder kurzfristig das Flugzeug wechselt und die QSuites wegfällt, mein Favorit bei den Hauptgängen nicht mehr verfügbar ist oder der Service aus diversen Gründen ins Stocken gerät, ist schlechte Laune im Anflug.
Ein Upgrade ist doch das Mindeste
Im Hotel angekommen gibt ein Upgrade, es ist keine Suite, aber ein größeres Eckzimmer. Das Haus ist alles andere als ausgebucht, es gibt noch zahlreiche Zimmer in den höheren Kategorien. Die Rezeptionistin lässt sich weichklopfen und gibt uns ein neues Zimmer. Es ist größer und liegt in den oberen Etagen. Der „Wow-Effekt“ beim Betreten des Zimmers bleibt aber aus, es ist etwas dunkel und die Luft ist leicht modrig. Auf dem Tisch stehen nur zwei kleine Wasserflaschen- kein Obstkorb, keine Pralinen und kein Sekt mit Begrüßungskarte.
Wahrscheinlich stehen diese Amenities im ursprünglich zugewiesenen Raum, selbst wenn man mir die Aufmerksamkeit ins neue Zimmer bringen wollen würde: An meiner Tür hängt schon längst das „Bitte nicht stören“-Schild.
Das Frühstück ist am nächsten Morgen nicht in der Rate inbegriffen, ich habe ja auch das billigste Zimmer ohne Extras reserviert. Meine Treue zur Kette bringt mir aber auch hier einen Vorteil, es gibt Continental Breakfast aufs Haus. Für die warmen Speisen muss ich aber bezahlen und alles was kein Filterkaffee ist, kostet extra. Als Late Check out kann man mir nur 13:30 Uhr anbieten, ich bin genervt…
Anfang Dezember konnte ich auf einem Hüpfer nach Amsterdam nicht online einchecken und am Flughafen gab es am Schalter nur eine Bordkarte ohne Sitzplatz. Der Flugzeugtyp wurde geändert, der reservierte Platz war weg, die Maschine war ausgebucht. Am Gate erhielt ich ein Upgrade und freute mich- auch wenn der Flug nur eine gute Stunde dauern sollte. Im Flugzeug fiel mir ein, dass KLM auf kleineren Maschinen auch in der Business Class alle Plätze vergibt undder nebensitz nicht frei bleibt. Das Essen kam in der Pappbox und Champagner gibt es nur bei der französischen Schwester Air France…ohje, ohje.
Am häufigsten stelle ich mir die Frage nach dem verwöhnt sein aber in Flughafen-Lounges. Während die Einrichtungen von bestimmten Airlines meist einen gewissen Standard bieten, lassen Lounges von Flughäfen oder Fremdanbietern nicht selten zu wünschen übrig. Der Besuch wird pauschal mit der Airline oder dem Kartenausgeber abgerechnet, diese Kasse klingelt jedes Mal wenn jemand reinkommt. Im Angebot sind dann nur ein paar Softdrinks, abgepackte Snacks und billige Weine. Ich habe aber auch schon hochwertige Lounges besucht, die irgendwo im Keller des Flughafens oder im fensterlosen Hotelraum waren, voll mit leeren Flaschen, Müll und Geschirr waren und keiner das Buffet aufgefüllt hat.
Ich bin verwöhnt | Frankfurtflyer Kommentar
Ich weiß nicht ob und wie verwöhnt ich bin und wie oft es „nur“ die Erwartungen sind, die nicht erreicht werden. Dabei darf man gerade dann etwas erwarten, wenn man voll dafür bezahlt hat. Aber auch ein Upgrade ist nicht immer nur ein Geschenk, da diese überwiegend an treue Kunden vergeben werden, die oft kommen und schon viel Geld ausgegeben haben. Außerdem ist es immer eine Chance durch ein Upgrade an Bord oder im Hotel die höhere Kategorie kennenzulernen und diese das nächste Mal auch gezielt zu buchen.
Ich bin aber auch schon in den vorderen Klassen geflogen und habe in teuren Hotels geschlafen, dabei waren manche Erfahrungen alles andere als Premium. Manchmal ist aber auch alles stimmig, das Produkt ist hochwertig, die Auswahl groß und das Personal nett. Trotzdem will der Funke nicht richtig überspringen… Spätestens dann stelle ich mir wieder diese Frage und stelle fest: Ja, ich bin verwöhnt.
Verwöhnt würde ich nicht sagen, insbesondere nicht wenn man die Leistung für teures Geld gekauft hat. Anspruchsvoll trifft es meiner Meinung nach besser.
Das gibt sich, sobald man ein wahres, unersetzliches und echtes Geschenk zu schätzen beginnt: die eigene Gesundheit.
Wohl wahr…
Robert,
Du willst Dich doch als Vielflieger nicht wirklich über die Einschränkungen der Notsitzreihe beschweren, zumal Du sie Dir doch wohl selber ausgesucht hast und diese auch bekannt sind. Ich habe beim Lesen im ersten Gedanken jetzt nicht gedacht, dass Du verwöhnt bist. 🙂
Es geht wie so oft im Leben eben bekannterweise nicht alles auf einmal.
Liebe Grüße aus der Notsitzreihe mit mehr Beinfreiheit
Klaus
Danke Klaus,
Ich muss zugeben dass ich bei der Notausgangsreihe oder Reihe 1 auf Schmalrumpf immer hin&hergerissen bin. Hat einfach Vor- und Nachteile für mich.
Wobei ich bei Widebodies auf Langstreckenflügen dann doch eher zum Notausgang tendiere und evtl. aufs Fenster verzichte
Wahrscheinlich, oder das Fazit man sollte nichts erwarten, um so größer die Freude
Und noch Happy New Year
Man sollte die Erwartungen nicht so hoch Schrauben.
Da man dann vielleicht enttäuscht werden wird. Und sich freuen wenn man mehr bekommt als man erwartet hat
@ Robert: Ob sich wohl bei Dir eine gewisse „Übersättigung“ bemerkbar macht? Das sind nämlich die klassischen Anzeichen hierfür.
Nichtsdestotrotz: Happy New Year 🥂 und viele Hotelnächte/Flüge im 2024 ✈️ !
Das kann schon sein. Von manchen Airlines habe ich auch genug … aber das Reisefieber packt einen dann doch schnell wieder
Ich bin anscheinend genauso gestrickt wie du Robert. Dein Artikel stimmt zu 100% mit meinen Vorstellungen, Ansprüchen und Erfahrungen überein
Das Upgrade ist schön, die bessere Lounge auch und man weiß, was manchmal möglich ist und dann nicht bekommt. Ich mag das selbst ganz gerne haben. verwöhnt ist das aber nicht, denn du kannst das noch einordnen.
Ich finde es aber inzwischen angenehmer, sich nicht mehr zu binden. Ich buche das, was ich will, egal ob bei LH oder woanders, bei IHG oder Accor. das Problem ist nämlich, damit ich die Annehmlichkeiten bekomme, muss ich immer wieder die gleiche Gruppe buchen. und meist spar ich soviel dabei, dass ich mir noch ein Getränk am Flughafen leisten kann oder das Hotel ist besser gelegen als das von der bestimmten Gruppe.
Bis auf die Hilton Gruppe, die außerhalb der USA wirklich einen Mehrwert bietet, interessiert mich ein Status nicht. Ich bezahle lieber das preiswerteste (im Sinne von Preis wert) Angebot. Das will ich aber auch erfüllt haben, egal ob in der Business oder First!
Da musst du jetzt einfach in den Bereich der Privatjets gehen.
Aber sei dir gesagt, wir kennen es auch. 😂
Upgrade im Hotel sind mir nicht wichtig, schlafe nur da und Hauptsache das Bett und groß und gemütlich.
Im Flieger sollte es dann auch eher F als BC sein, denn nur da bekommst du halt den „Hintern gepudert“. 😂
Leider gibt es Fluggesellschaften die es nicht mehr verstehen wo die Unterschiede sind und das Personal adäquat Schulen.
Hier fordere ich nur ein, was ich auch bezahlt habe und die Gesellschaft verspricht.