Ich bin verwöhnt

British First Class Lounge Heathrow Terminal 3

Viele unserer Leser und alle Teammitglieder von Frankfurtflyer lieben das Reisen und sind entsprechend viel unterwegs. Dabei sammeln und teilen wir unsere Erfahrungen auf Flügen, Lounges und in Hotels. Natürlich sind es nicht immer nur Trips in der First- oder Business Class und Aufenthalte in Fünf-Sterne-Hotels. Wenn ich aber in den vorderen Reihen im Flugzeug sitze, vorher in eine Lounge darf oder im Luxushotel übernachte, sind Erwartungen da. Nicht selten werden diese nicht erfüllt und ich frage mich immer öfter: Bin ich verwöhnt?

Hohe Erwartungen oder einfach verwöhnt?

Letzten Monat war ich erst in Australien unterwegs, auf dem Trip gab es hin und wieder solche Momente. Als es im Hilton kein Upgrade gab oder mir dank komplizierten Zugangsregelungen eine Lounge am Flughafen verwehrt wurde, konnte und musste ich das hinnehmen. Oft genug bekomme ich aber dank Status oder glänzenden Karten das Upgrade, einen freien Nebensitz im Flugzeug, kann kostenlos Plätze am Notausgang reservieren, darf in Lounges am Airport oder dem Hotel und bekomme ein größeres Zimmer oder gar die Suite.

Sitz am Notausgang. Foto: Sebastian

Kaum habe ich mich auf dem Sitz mit mehr Beinfreiheit hingesetzt, finde ich die ersten Haare in der Suppe. Ich kann die Rückenlehne nicht verstellen und kein Handgepäck oder Laptop vor mich stellen. Der Tisch ist in der Armlehne und dadurch kann ich diese nicht hochklappen und mich noch mehr ausbreiten. Zwei Reihen hinter mir sitzt jemand ganz alleine in einem 3er-Sitzblock und kann diese voll auskosten- ich mache ein langes Gesicht und denke mir: Du bist so verwöhnt.

Vor einigen Wochen durfte ich in die First Class Lounge von Korean Air. Dort war wenig los, es dürfen nur Passagiere der Luxusklasse rein. Das Ambiente ist relativ exklusiv, Essen und Getränke werden nach individuellen Wünschen zubereitet und zum Platz gebracht. Beim Schreiben der Review stellte ich fest, dass es gar kein Spa oder Blick aufs Vorfeld gab und es sich bei den drei Champagnersorten „nur“ um reguläre Standard-Tropfen handelt. Dabei weiß ich gar nicht, ob ich diese 200€-Marken wirklich so zu schätzen weiß.

First Class ist vielleicht noch ein ganz eigener Punkt bei dem Thema. Schließlich ist dies absoluter Luxus und Luxus heißt Verschwendung, es gibt quasi immer Luft nach oben. Dabei ist die Business Class auf Langstrecken meist ja schon etwas Besonderes. Wenn aber Qatar Airways wieder kurzfristig das Flugzeug wechselt und die QSuites wegfällt, mein Favorit bei den Hauptgängen nicht mehr verfügbar ist oder der Service aus diversen Gründen ins Stocken gerät, ist schlechte Laune im Anflug.

Ein Upgrade ist doch das Mindeste

Im Hotel angekommen gibt ein Upgrade, es ist keine Suite, aber ein größeres Eckzimmer. Das Haus ist alles andere als ausgebucht, es gibt noch zahlreiche Zimmer in den höheren Kategorien. Die Rezeptionistin lässt sich weichklopfen und gibt uns ein neues Zimmer. Es ist größer und liegt in den oberen Etagen. Der „Wow-Effekt“ beim Betreten des Zimmers bleibt aber aus, es ist etwas dunkel und die Luft ist leicht modrig. Auf dem Tisch stehen nur zwei kleine Wasserflaschen- kein Obstkorb, keine Pralinen und kein Sekt mit Begrüßungskarte.

Wahrscheinlich stehen diese Amenities im ursprünglich zugewiesenen Raum, selbst wenn man mir die Aufmerksamkeit ins neue Zimmer bringen wollen würde: An meiner Tür hängt schon längst das „Bitte nicht stören“-Schild.

Das Frühstück ist am nächsten Morgen nicht in der Rate inbegriffen, ich habe ja auch das billigste Zimmer ohne Extras reserviert. Meine Treue zur Kette bringt mir aber auch hier einen Vorteil, es gibt Continental Breakfast aufs Haus. Für die warmen Speisen muss ich aber bezahlen und alles was kein Filterkaffee ist, kostet extra. Als Late Check out kann man mir nur 13:30 Uhr anbieten, ich bin genervt…

Anfang Dezember konnte ich auf einem Hüpfer nach Amsterdam nicht online einchecken und am Flughafen gab es am Schalter nur eine Bordkarte ohne Sitzplatz. Der Flugzeugtyp wurde geändert, der reservierte Platz war weg, die Maschine war ausgebucht. Am Gate erhielt ich ein Upgrade und freute mich- auch wenn der Flug nur eine gute Stunde dauern sollte. Im Flugzeug fiel mir ein, dass KLM auf kleineren Maschinen auch in der Business Class alle Plätze vergibt undder nebensitz nicht frei bleibt. Das Essen kam in der Pappbox und Champagner gibt es nur bei der französischen Schwester Air France…ohje, ohje.

KLM Business Class

Am häufigsten stelle ich mir die Frage nach dem verwöhnt sein aber in Flughafen-Lounges. Während die Einrichtungen von bestimmten Airlines meist einen gewissen Standard bieten, lassen Lounges von Flughäfen oder Fremdanbietern nicht selten zu wünschen übrig. Der Besuch wird pauschal mit der Airline oder dem Kartenausgeber abgerechnet, diese Kasse klingelt jedes Mal wenn jemand reinkommt. Im Angebot sind dann nur ein paar Softdrinks, abgepackte Snacks und billige Weine. Ich habe aber auch schon hochwertige Lounges besucht, die irgendwo im Keller des Flughafens oder im fensterlosen Hotelraum waren, voll mit leeren Flaschen, Müll und Geschirr waren und keiner das Buffet aufgefüllt hat.

The Lounge, Brüssel

Ich bin verwöhnt | Frankfurtflyer Kommentar

Ich weiß nicht ob und wie verwöhnt ich bin und wie oft es „nur“ die Erwartungen sind, die nicht erreicht werden. Dabei darf man gerade dann etwas erwarten, wenn man voll dafür bezahlt hat. Aber auch ein Upgrade ist nicht immer nur ein Geschenk, da diese überwiegend an treue Kunden vergeben werden, die oft kommen und schon viel Geld ausgegeben haben. Außerdem ist es immer eine Chance durch ein Upgrade an Bord oder im Hotel die höhere Kategorie kennenzulernen und diese das nächste Mal auch gezielt zu buchen.

Ich bin aber auch schon in den vorderen Klassen geflogen und habe in teuren Hotels geschlafen, dabei waren manche Erfahrungen alles andere als Premium. Manchmal ist aber auch alles stimmig, das Produkt ist hochwertig, die Auswahl groß und das Personal nett. Trotzdem will der Funke nicht richtig überspringen… Spätestens dann stelle ich mir wieder diese Frage und stelle fest: Ja, ich bin verwöhnt.

 

2 Kommentare

  1. Genau das, was du zu der First Class Lounge von KAL beschrieben hast, ist das total unterschiedliche Verständnis von Luxus und Komfort.
    In Asien ist diese persönliche Begleitung das höchste Verständnis von Luxus. Es ist egal, von welcher Qualität der Champagner ist. Wenn er persönlich vorbeigebracht wird, ist es perfekt. Wenn dann die Damen auch den Knopf vom Aufzug drücken oder den Regenschirm tragen, dann gibt es kaum noch Steigerungen.
    Ich bin ganz oft in der First geflogen. Dort ist Luxus, wenn einem das Besteck, die Gläser und das Essen nach einem Schema angeordnet werden. Wenn man dann einen Schluck nimmt und das Glas nicht an der exakt gleichen Stelle absetzt, wird das korrigiert. Die FA’s stehen oft nicht weit weg und beobachten alles mit sehr wachem Blick. Steht man auf und geht Richtung Toilette, wird einem der Weg gezeigt und die Tür aufgerissen. Steht man auf und schaut Richtung Gepäckfach, wird dieses aufgerissen, und dann gewartet, bis es wieder geschlossen werden kann. Steht man auf – und macht gar nichts, ist das nahezu eine Katastrophe! 🙂
    Ganz ehrlich, ich habe es gehasst! Zu aufdringlich, zu dekadent.
    Luxus ist für mich Ruhe bzw. in Ruhe gelassen zu werden.

  2. Oh ja „Leider gibt es Fluggesellschaften die es nicht mehr verstehen wo die Unterschiede sind“. F bei LH ist nicht F bei ANA oder JAL, oder Thai. Dabei erwartet man nur das was man bezahlt hat. Leider will das manch einer nicht verstehen.

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