Keine Flüssigkeiten über 100 Milliliter: EU gängelt Fluggäste mit verschärften Richtlinien zum Handgepäck

Lange Schlangen an der Sicherheitskontrolle hätten Geschichte sein können. Foto: Sebastian

Alle Augen waren auf die neuen CT-Scanner an den Sicherheitskontrollen gerichtet. An vielen Flughäfen sollen diese die Abfertigung beschleunigen und die Mitnahme von Flüssigkeiten vereinfachen. Doch was logisch klingt, kassiert nun die Europäische Union (EU). Ab dem 1. September 2024 tritt eine neue Regelung in Kraft, die Flüssigkeiten über 100 ml im Handgepäck komplett verbietet.

Die Vereitelung eines Terroranschlags vor fast zwei Jahrzehnten führte dazu, dass Fluggäste weltweit mit übertriebenen Sicherheitsrichtlinien gegängelt werden. Flüssigkeiten im Handgepäck dürfen seitdem ein Volumen von 100 Millilitern nicht überschreiten. Außerdem müssen die Behältnisse in einem transparenten und wiederverschließbaren Plastikbeutel verstaut werden.

Die Lösung sollten neue CT-Scanner bringen, die nach und nach an vielen Flughäfen installiert werden. Der Flughafen Frankfurt nutzt die modernen CT-Scanner bereits an einigen Kontrollstationen. Wer das Glück hat, an einem CT-Scanner kontrolliert zu werden, kann Flüssigkeiten und elektronische Geräte im Handgepäck lassen. Im Vereinigten Königreich war das Projekt bereits so weit fortgeschritten, dass bald bis zu zwei Liter Flüssigkeiten pro Passagier erlaubt werden sollten. Doch die Umsetzung wurde vertagt.

Nun macht auch die EU einen Rückzieher und hat laut schengen.news eine neue Richtlinie erlassen. Ab dem 1. September 2024 dürfen wieder nicht mehr als 100 Milliliter Flüssigkeiten im Handgepäck mitgeführt werden. Dort, wo CT-Scanner eingesetzt wurden, waren zuletzt 330 Milliliter (eine Dose Cola) erlaubt.

Dieses „Hin und Her“ kam überraschend und erzürnt vor allem die Flughafenbetreiber, die bereits in die CT-Technologie an den Sicherheitskontrollen investiert haben. Die Investitionen sind deutlich höher als bei klassischen Sicherheitsscannern, und so werden derzeit die Flughäfen bestraft, die frühzeitig in neue Technologien investiert haben.

Das Fachportal AeroTelegraph.com kennt den Grund für die überraschende Wende an der Sicherheitskontrolle. Demnach gibt es bei einer bestimmten Baureihe von CT-Scannern eines Herstellers Mängel. Die EU-Kommission hat daher eine Überprüfung der Geräte angekündigt.

Daraus lässt sich ableiten, dass die neue EU-Regelung in Sachen Flüssigkeiten im Handgepäck nur von begrenzter Dauer sein dürfte. Wie lange diese Richtlinie angewendet wird, ist derzeit jedoch noch nicht bekannt. Aktuell wird von einigen Monaten ausgegangen, bis endlich 330 Milliliter als Standard erlaubt werden.

EU gängelt Fluggäste mit verschärften Richtlinien zum Handgepäck | Frankfurtflyer Kommentar

Wenn es um Regulierungen geht, ist die EU ganz groß. So auch in diesem Fall, der die Sicherheitskontrollen an Flughäfen betrifft. Mängel an bestimmten CT-Scannern führen dazu, dass maximal nur noch 100 Milliliter Flüssigkeiten mitgeführt werden dürfen.

Statt eine großzügige Regelung anzuwenden, wie sie bald in UK akzeptiert wird, verschärft die EU die Handgepäckregelung für Flüge innerhalb Europas. Das erzürnt nicht nur die Flughäfen, die viel Geld für neue Scanner investiert haben, sondern auch die Fluggäste, die von den Regelungen verwirrt werden.

Quelle: schengen.news

18 Kommentare

  1. Ehrlich gesagt, ich finde dieses EU-Bashing total daneben. Erstens ist es Unsinn, weil EU -Richtlinien immer und ausschließlich auf Initiative eines Mitgliedsstaates erlassen werden und unter Zustimmung der anderen Staaten. Es ist also nicht die abstrakte EU, die uns irgendetwas überstülpt, was wir gar nicht wollen, sondern es sind die Staaten, die etwas wollen, was zentral von der EU umgesetzt wird. Zum anderen finde ich den Kommentar auch inhaltlich unsinnig. Man hatte die 100 ml damals als Kompromiss festgelegt, damit wenigstens kleine Kosmetika ins Handgepäck konnten. Die Sprengstoffexperten wollten noch weniger. Letztlich geht es ja um die mögliche Sprengkraft einer Mischung von Flüssigkeiten. Und es macht halt einen großen Unterschied, ob ich 200 ml Zur Umsetzung bringe oder 660ml. Oder gar 4L. Und wenn – was ich nicht beurteilen kann – die neuen Scanner an der Stelle Mängel haben, dann scheint mir das sehr sinnvoll, noch so lange zu warten, bis diese Mängel ausgeräumt sind. Zumal das ja ganz offensichtlich nur zeitlich befristet sein wird. Hier Worte wie Gängelung zu benutzen, ist unsachlich, ich würde das im Beitrag ändern und meinen Kommentar dazu dann löschen, wenn ich an Eurer Stelle wäre.

    • Ich versteh Deine Meinung dazu und kann die Sichtweise auch absolut nachvollziehen. Ich muss allerdings auch anmerken, dass wir ein Blog sind und sich daraus keine Verpflichtung ableitet, sachlich zu sein.

    • Mmmm, die EU macht schon selbst Gesetze. Das geht nicht alles auf einen Mitgliedsstaat zurück, sonst wäre das Ganze ein komplett zahnloser Tiger und die Leute, die dort arbeiten, überflüssig.

      Zu dem Thema: vorher ging es ja auch ohne EU. In Finnland durften nämlich 2 Liter mit und in FRA an den CT Stellen auch. Wieso sich die EU da wieder einmischen muss, ist mir schleierhaft.
      Aber jetzt ist anscheinend klar, wieso UK das temporär wieder eingeführt hat. Da ging das aber ein bisschen schneller. In der EU braucht mal wieder.

  2. Lieber Sebastian,
    Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich es gut finde, wie du über die Grenzen der normalen Berichterstattung hinaus gehst. Und so beispielsweise von Reisen nach Russland berichtest und somit auch zeigst, wie ein Leben außerhalb unserer „gut und böse Blase“ aussieht.
    Ob in diesem Fall der Flüssigkeiten allerdings wirklich ein populistisches Gängeln durch die EU notwendig ist … ich bezweifle, dass sich in Brüssel eine Gruppe von EU Politikern getroffen hat um sich zu überlegen, wie man den Passagier gängeln kann. Gründe für die Reglung führst du im Artikel ja selber an …
    Im übrigen würde mich interessieren, mit welchen Flughäfen du gesprochen hast und die dabei ihre Verärgerung zum Ausdruck gebracht haben. Der primäre Grund für die Anschaffung der neuen CT Scanner ist der deutlich erhöhte Durchsatz und damit geringere Personaleinsatz. Dass abgesehen von Frabkfurt auch die Bundespolizei für die Anschaffung der Kontrollgeräte verantwortlich ist, ist natürlich Detailwissen. Hat sich die Bundespolizei auch schon bei dir über die Gängelei der EU beschwert..?
    Schönen Sonntag und hoffentlich nicht ganz so viel verärgerter weißer Mann!

    • Die Herausforderung liegt ja darin, dass Du als Flughafen etwas anschaffst, was höhere Anschaffungskosten hat, um damit langfristig Geld zu sparen. Dann kommt da eine Regelung und macht Dir einen Strich durch die Rechnung. Ob eine allgemeine Regelung für die konkret genannte Herausforderung die richtige Antwort ist, vermag ich zu bezweifeln. Für mich fügt sich das in eine Reihe unsinniger EU Entscheidungen und viele mit denen ich gesprochen habe, empfinden das als Gängelung.

      Aber es sind dazu natürlich auch abweichende Meinungen gern gesehen.

  3. Ich bin sicher das man die Beurteilung was sicher ist und was nicht den Fachleuten und nicht Bloggern überlassen muss.

    Im übrigen ist es mit der Sicherheit immer dasselbe. Solange nicht passiert ist sie nur lässtig. Wenn was passiert sucht man die Verantwortlichen.

    • Also JA! Das stimmt schon, aber wenn man hier mit den Fachleuten wirklich mal spricht über das Thema dieser Sicherheitskontrollen, den Sinn und Unsinn von Regelungen und auch der potenziellen Fehlerquote ist es sehr beeindruckend dass so wenig passiert.

      Mir hat einer dieser Fachleuten mal gesagt, dass die Kontrolle der Passagiere in erster Linie viel Show ist. Wenn man wirklich will, würde man wohl viel reinholen können. Die Flüssigkeiten waren ja immer ein Thema, da man oft auch im Duty Free die Substanzen kaufen kann, die man wohl bräuchte, ohne dass ich wüsste was es ist. Was ich sagen will: unter anerkannten Fachleuten ist das alles andere als unstrittig.

    • Na faktisch ist das ja auch so. Genauso wie es so ist, dass man zumindest in Deutschland eine Meinung haben und diese auch veröffentlichen darf.

  4. Das mit der Coladose ist inhaltlich falsch, denn in HEL sind bereits seit 2023 2 Liter erlaubt.

    https://customerservice.finavia.fi/en/support/solutions/articles/79000119601-how-much-liquids-can-i-bring-in-my-hand-luggage-

    Finnavia schreibt mir, dass noch unklar ist, wie HEL verfahren wird (muss?) und dass Änderugen aud der Finavia Website verkündet werden…. mit der Folge dass tausende Flaschen und andere Behältnisse (z.B. auch Salatsossen in mitgenommenem Essen) im Müll landen weil die EU meint, sich hier aufspielen zu müssen.

    Die Händler am Airport reiben sich die Finger!

  5. Wenn du einmal innerhalb von Australien geflogen bist, siehst du immer wieder ganz Kühltasche voller Weinflaschen, die dort ohne Probleme mitgenommen werden könnten… Ich glaube nicht, dass man dort unsicherer fliegt als bei uns

  6. ich verstehe das echt nicht?

    EU hatte bisher 0,33L, Finnland HEL hatte 2 Liter – wieso konnte sich HEL bisher über EU Regeln hinwegsetzen, wieo jetzt nicht mehr?

    Selbst wenn eine Fehlfunktion irgendiwe Flüssigen Sprengstoff nicht entdecken würde, woher sollten Terrroisten denn ausgerechnet wissen, wann, wo dieser Defekt auftritt um den dann für einen Anschlag auf ein Verkehrsflugzeug zu verüben?

    Typischer Fall von „Schluckatmung“, hätte hätte Fahrradkette!

  7. Insbesondere euer Kommentar in dem Artikel ist fragwürdig. Es gibt einen Mangel – darauf reagiert der Gesetzgeber mit
    einer zeitlich begrenzten Maßnahmd. Wo ist die Gängelung?

    • @Felix: wo wird dieser Mangel spezifiziert?

      Wieso heisst die Lösung „zurück zu dem was 20 Jahre lief“ und nicht z.B. alle großen Behälter aus dem Koffer und Einzelprüfung?

      Mich stört dieses typische EU „von oben runter, wir wissen was gut ist“… das wissen die eben selber nicht!

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