Lufthansa Chef Spohr will sparen: „Es läuft gerade überhaupt nicht“

Foto: Lufthansa

Der Sommer ist da, die Jahreszeit bedeutet für viele Airlines Hochsaison. Diese Schwankungen spürt auch eine Linienfluggesellschaft wie die Lufthansa, die insbesondere von Geschäftsreisenden und Business-Kunden lebt. Doch genau dieses Segment hat sich noch nicht wieder vollständig erholt, und man versucht, die Lücke mit Angeboten für Privatreisende zu stopfen. Dies gelingt jedoch offensichtlich nicht so, wie man sich das vorstellt. Zusätzlich belasten hohe Kosten die Produktivität; der Konzern will wieder sparen und effizienter werden.

Dabei wird die Kernmarke als das Problem der Gruppe bezeichnet. Der Vorstandsvorsitzende Spohr nannte konkrete Zahlen. Demnach hat Lufthansa Airlines genauso viele Mitarbeitende wie 2019, man würde heute aber 20 Prozent weniger Flüge durchführen als vor der Pandemie. Die Produktivität sei also um ein Fünftel gesunken.

Erst im April hat man Maßnahmen zur Ergebnissicherung beschlossen, laut Airline-Chef Jens Ritter wird das aber nicht ausreichen. Der Manager hat dem Vorstand enttäuschende Zahlen präsentiert, und Carsten Spohr reagierte darauf bei einer Mitarbeiterveranstaltung sehr deutlich: „Es läuft gerade überhaupt nicht so, wie wir uns das vorstellen“: Im ersten Quartal wurde im Konzern ein Verlust von 850 Millionen Euro verbucht, den größten Batzen hat die Kernmarke verursacht.

Die Mainline Lufthansa hat 640 Millionen Euro Miese gemacht, Grund waren u. a. die Streiks zu Beginn des Jahres. Nach den Tarifabschlüssen steigen nun die Personalkosten, die man jetzt wieder zusammen mit diversen Sach- und Projektkosten senken will. Konkret will man in administrativen Bereichen bis zu 20 Prozent und im Marketing rund zehn Prozent einsparen. Frei werdende Stellen werden zum Teil nicht mehr nachbesetzt, nicht betriebsnotwendige Projekte werden gestoppt.

Im zweiten Quartal lag das Ergebnis der Lufthansa Airlines mit einem Quartalsgewinn von 213 Millionen Euro rund 300 Millionen Euro unter den Vorjahr. Insgesamt verzeichnete man damit einen Halbjahresverlust von -427 Millionen Euro (Vorjahr: Gewinn von 149 Millionen Euro).

Der Belegschaft wurde ein Brandbrief vorgelegt, das Handelsblatt zitiert aus dem Schreiben des Bereichsvorstandes:

„Wir erleben eine neue Realität: keine Krise, sondern eine strukturelle Veränderung.“

Eines der Projekte, die Lufthansa vermutlich dadurch noch weiter antreiben wird, ist das Wachstum der Neugründung City Airlines. Die jüngste Airline-Tochter soll zunächst einzelne Zubringerflüge von und nach München durchführen, später übernimmt City auch in Frankfurt. Den Betrieb hat die Gesellschaft bereits mit gebrauchten Airbus A319 aufgenommen. Auch die größeren A320neo kommen zum Einsatz, und gleich 40 weitere fabrikneue Airbus A220 sollen in den nächsten Jahren zur Airline stoßen.

Foto: Lufthansa City Airlines

Nicht nur den Mitarbeitenden der Mainline bereitet die Neugründung Sorge. Man fürchtet, dass City Airlines den kompletten Europaverkehr übernehmen wird. Das Personal fliegt dort zu niedrigeren Gehältern; durch die schlechteren Arbeitsbedingungen kann es flexibler eingeplant werden und produktiver arbeiten. Mittelfristig soll die Regionaltochter CityLine aufgelöst werden, die dort beschäftigten Crews können zur neuen Marke mit den schlechteren Bedingungen wechseln.

Lufthansa-Chef Spohr will sparen: „Es läuft gerade überhaupt nicht“ | Frankfurtflyer Kommentar

Kaum hat sich die Branche erholt, sind Ticketpreise und Erlöse gestiegen, und eh man sich versieht, hat sich das Blatt wohl schon wieder gewendet. Zumindest behauptet das die Führung des Kranich-Konzerns, Sorgenkind ist dabei die Lufthansa selbst. Die Kosten steigen, die Produktivität sinkt; angeblich zeigen British Airways & Co. schon mit dem Finger in Richtung Deutschland und die Probleme der Lufthansa.

Spohr will „das Kernschiff der Lufthansa wieder in Schwung bringen“. Der Group-Chef liebt es eigentlich, von den Rekordinvestitionen, der Produktverbesserung und der Qualitätsoffensive zu sprechen, doch gerade geht es wieder ums Sparen. Natürlich wird auch investiert: Neben der Finanzierung neuer Flugzeuge und der Einführung von Allegris steckt man aber auch viel Geld in eine weitere neue Airline und den Kauf des Alitalia-Nachfolgers ITA. Ob das alles so gut geht?

21 Kommentare

  1. „Demnach hat Lufthansa Airlines genauso viele Mitarbeitende wie 2019, “

    Bitte übernehmt in Zitaten keine falsche Grammatik. Gemeint sind „Mitarbeiter“, also Arbeitnehmer, die im Moment z. B. im Urlaub sind oder gerade nicht arbeiten.

  2. Ich kann das Gejammere von Spohr und Ritter nicht mehr hören. Wenn das wirklich so sein sollte wie die behaupten, sind es die eigenen Versäumnisse der vergangenen Decade.

    • absolut null Mitleid. ehrlich gesagt musste ich fast schon loslachen. Auf sämtlichen Vielflieger-Portalen stapeln sich die negativen Kommentare über die Lufthansa. Statt schlaue Reden zu halten sollte er mal auf solche Internetseiten gehen, dann hat er spätestens in einer halben Stunde die wahren Gründe gefunden. Das Märchen von den Kosten der Streiks mit weit mehr als einer halben Milliarde anzugeben ist eher ein gespielter Witz. Danach müsste Air France oder Aegean ja schon seit Jahrzehnten pleite sein. Er ist halt ein typischer Manager. Immer die Schuld woanders suchen.

      • Die Deutsche Lufthansa AG ist in ihrer heutigen Form nicht mehr wettbewerbsfähig und man kann dem
        Konzern nur wünschen, dass alle Seiten zu einem Schulterschluss zu kommen.
        Als erste Maßnahme darf die Kabine in den Turnarounds mal selber die Kabine putzen.
        Im Ausland anständige Hotels, aber keine 5 Sterne mehr.
        Overnights auf ein Minimum reduzieren.

  3. Ich fliege schon seit geraumer Zeit nicht mehr mit der Lufthansa, das Angebot anderer Airlines ist einfach zumeist besser!

    Und vielleicht fliegen die anderen Airlines mit ihren Arbeitsbedingungen, vor allem mit weniger Woke und weniger Gender-Sternchen auch einfach kunden-freundlicher!?

  4. Von einer Premium Fluggesellschaft kann hier schon lange keine Rede mehr sein, es geht nur noch abwärts! Es gibt für mich keinerlei Grund weiterhin mit Lufthansa zu fliegen.

  5. Viele Geschäftsreisende werden nicht mehr zur LH Group zurückkommen.

    Aufgrund strengerer Reiserichtlinien dürfte weniger und bewusster geflogen werden.
    Bei uns im Unternehmen wurden über die Jahre reihenweise Kollegen durch die schlechter werdende relative Qualität der LH verprellt, und jetzt verlieren ganze Teams aufgrund des neuen Statussystems den Senator.
    Herr Spohr hat sich im Interview dahingehend geäußert, dass auch andere Airlines nur mindestens ein Jahr Statuszugehörigkeit bieten.
    Das stimmt. Und weil auch dieser Vorteil bei der LH gestrichen worden ist, kann man ja mit eben diesen anderen Airlines fliegen.
    Wir sind nur international unterwegs, es gibt genügend Alternativen zur LH Group. Diese Alternativen werden schon seit Ende 2023 immer stärker gebucht; LH-Group-Flüge sehe ich zunehmend seltener, bei der Mainline so gut wie gar nicht mehr.

    Bei den Personalkosten kann die LH im Management sparen sowie bei den Verantwortlichen für das neue Statussystem und für die Bestellung der Boeing 737 Max.

    Diese Krise ist ausgemacht.

  6. Aktuell ist doch Hochphase bei Airline Gewinnen dachte ich…aber Miserables Gesamt-Produkt zu Wucherpreisen….endlich schlägt es durch.

    Interkontinental bietet man nur in USA reichlich Ziele, im Joint Venture mit AC und UA auskömmlich, da man im Vgl. ein Sparprodukt anbietet.
    In Südamerika und Süd- Asien ist die Kernmarke kaum präsent was Flugziele angeht. Oldtimer Flotte dazu.

    Vielflieger Vorteile über die Jahre reduziert, MM entwertet, tgl operatives Durcheinander gibts dazu.
    Verwaltung ist vglw groß und daher ineffizient. Aber man muss ja auch wg Umbuchung o Storno permanent anrufen (wie vor 100 Jahren 😂).

    Anschluss verpasst…

    Condor 330-900 nach JFK hat mir 2x sehr gut gefallen…

  7. Er wird doch nicht noch das Stück Schokolade einsparen wollen oder gar die Preise noch weiter erhöhen.. Kostenkontrolle und Kundenzufriedenheit sind für mich ausschlaggebend. Hohe Preise und kein Service vertreibt die Kunden und verleitet dazu an falscher Stelle zu sparen.

  8. Willkommen in der Realität, Hr. Spohr! Haben die Kunden nach Corona jeden Flug zu jedem Preis gebucht und LH konnte Phantasiepreise für ein völlig veraltetes (BC-)Produkt mit schlechter Verpflegung, serviert von oft mies gelauntem Personal verlangen, so scheint sich dies nun endlich zu ändern und sowohl Privat- als auch Firmenkunden schauen sich lieber woanders um. An mangelnder Nachfrage kann es jedenfalls nicht liegen, die Reisebranche steuert dem nächsten Rekordjahr entgegen. Ich für meinen Teil meide LH inzwischen wo es nur geht und bin dieses Jahr nicht einmal mit der „Mainline“ der LH-Gruppe geflogen. Auch alle meine anderen bereits gebuchten Kurz-, Mittel- und Langstreckenflüge finden außerhalb der LH-Gruppe statt. Ich hoffe das der Trend bei LH weiter anhält und die Eigentümer Spohr & Co. endlich vor die Tür setzen…

    • Einer unserer Vice-Presidents hat noch am Tag nach der Bekanntgabe des neuen Statussystems (!) unter Absondern hier nicht zitierfähiger Flüche die ersten Flüge umgebucht und schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, seinen Senator nochmals im alten Modell zu verlängern.
      Da hat die LH Group mit dem CEO über viele Jahre ganze Arbeit geleistet, und jetzt bekommt sie auch von anderen beruflich und privat Reisenden die Quittung ausgestellt….

  9. @Pauline:
    In der Tat bestätigen in persönlichen Gesprächen Führungskräfte der Lufthansa selbst, dass man die Zahl der Senatoren reduzieren möchte. (Zitat : „Sie haben ja wahrscheinlich selbst schon erlebt, wie voll die Lounge immer ist…“)

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.