Lufthansa rechnet mit anhaltendem Chaos Sommer

Herzlichen Glückwunsch, Herr Spohr. Foto: Lufthansa

Aktuell läuft es beim Fliegen nicht ganz rund, um es vorsichtig auszudrücken. Schlangen bis vor das Terminal an Sicherheitskontrolle und Check- In, überfüllte Terminals, Koffer die nicht mitkommen und tagelang herrenlos rumstehen oder auch tausende gestrichener Flüge, machen diesen Sommer zu einem Chaos Sommer wie wir ihn wohl noch nie erlebt haben.

In einem Brief an die Kunden entschuldigt sich der Lufthansa Vorstand Carsten Spohr bei den Kunden für die Situation und räumt ein, dass auch in absehbarer Zeit keine Besserung in Sicht ist. Dabei wird er auch konkret und macht den Personalmangel für die Situation richtigerweise verantwortlich, denn Airports, Airlines und Servicegesellschaft in allen Bereichen haben in der Pandemie notgedrungen Personal abgebaut.

In dem Brief an die Kunden schreibt Spohr:

Wir können uns dafür bei Ihnen nur entschuldigen und wollen dabei auch ganz ehrlich sein: In den nächsten Wochen mit weiter steigenden Passagierzahlen, ob Urlaub oder Geschäftsreisen, wird sich die Situation kurzfristig kaum verbessern. Zu viele Mitarbeitende und Ressourcen fehlen noch, nicht nur bei unseren Partnern, sondern auch in einigen Bereichen bei uns. Nahezu alle Unternehmen unserer Branche rekrutieren derzeit neue Kolleginnen und Kollegen, allein in Europa sind mehrere Tausend Neueinstellungen geplant. Dieser Kapazitätsaufbau wird sich allerdings erst im kommenden Winter stabilisierend auswirken können.

Auch wenn Lufthansa davon ausgeht, dass sich die Situation in allen Bereichen bis in das kommende Jahr verbessern wird, es wird uns wohl ein Chaos Sommer mit vielen Problemen bevorstehen.

War die Personalnot nicht abzusehen?

In allen Bereichen der Luftfahrt gibt es aktuell einen massiven Personalmangel und um es vorweg zu nehmen, es wäre zu einfach hier einfach ausschließlich der Lufthansa die Schuld zu geben. Nicht dass die Airline frei von Schuld wäre, denn es fehlt an Crews, Flugzeuge und auch Personal am Boden, wo man es noch selbst anbietet.

Aber auch Flughäfen haben es versäumt genug Personal zu beschaffen, z.B. für das Gepäckhandling oder die Bundespolizei hat es nicht geschafft, Ihre Dienstleister bei der Sicherheitskontrolle dazu zu bringen, genug Personal zu organisieren.

Ganz so einfach ist die Situation aber auch nicht, denn man sollte nicht vergessen, dass vor 6 Monaten die weitere Entwicklung der Pandemie offen war und wohl tatsächlich niemand mit diesem Nachfrage Boom im Sommer gerechnet hat. Noch dazu war ein Job in der Luftfahrt wohl alles andere als ein sicherer Job, sodass es auch gar nicht einfach ist, das Personal zu finden.

Auch kann man nun nicht binnen Tagen das Personal einstellen und schulen, denn der gesamte Prozess dauert teils Monate und entsprechend ist nicht mit einer schnellen Entspannung zu rechen.

Ich würde allerdings nicht sagen, dass man hier nicht wenigstens für etwas Entlastung sorgen kann, denn man könnte mit dem vorhanden Personal sicherlich noch produktiver arbeiten und hier auch mehr arbeiten lassen. Das Ganze setzt natürlich Motivation und entsprechende Bezahlung voraus.

Sicher ist, je mehr Geld man nun bereit ist in die Hände zu nehmen, desto schneller lässt sich etwas verbessern, allerdings kann man hier auch die Büchse der Pandora öffnen und man darf sich sicher sein, dass zusätzliche Kosten auf die Passagiere umgelegt werden müssen, sprich die Ticketpreise steigen noch weiter.

Lufthansa rechnet mit anhaltendem Chaos Sommer | Frankfurtflyer Kommentar

Dieser Sommer wird anstrengend wenn es um das Thema fliegen und reisen geht, denn nicht nur dass die Preise durch die hohen Auslassungen wieder auf einem sehr hohen Niveau sind, es harkt an allen Ecken und Enden und man wird fast zwangsläufig auf Probleme stoßen.

Vielleicht ist es besser, diesen Sommer so wenig wie möglich zu fliegen und als jemand der das Reisen liebt wie ich, fällt es mir nicht leicht so etwas zu raten. Ansonsten sollte man auf jeden Fall mehr Zeit und vor allem viele gute Nerven mit an den Flughafen bringen.

11 Kommentare

  1. Der Brief ist ein inhaltliches Desaster, nicht nur ein Offenbarungseid, dass die Personalplanung nicht vorausschauend war auch in der Formulierung, jeder Texter sollte wissen, dass man sich nicht entschuldigen kann, sondern nur um Entschuldigung bitten kann!

  2. Zur Abwechslung einmal ein Schweinezyklus in der Luftfahrt. In meiner aktiven Laufbahn gab es das bei Halbleitern, durchaus mit vergleichbaren Ausschlägen.
    Jetzt können die nicht so überragend bezahlten Mitarbeiter am Boden und in der Kabine ein höheres Salär durchsetzen, ja und klar wir Passagiere zahlen. Das dämpft die Reiselust ein wenig und alles kommt wie bei jedem Schweinezyklus wieder ins Lot.

  3. Vor Corona war ein Job in der Luffahrt ein sicherer Job. Dann kam Corona mit Kurzarbeits- und Kündigungswelle. Vor Corana wurden Werbeprämien für die Anwerbung von Mitarbeitern gezahlt. Mit Corona wurde Mitarbeitern in der Probezeit gekündigt. Diejenigen , denen gekündigt wurde oder die mit ihrem Kurzarbeitergeld nicht über die Runden kamen, haben sich nach einer anderen Beschäftigung umgesehen und werden kaum noch bereit sein, den neuen Job gegen einen Job auf dem Schleudersitz in der Luftfahrt einzutauschen. Der jetzige Anstieg kann jederzeit durch Eingriffe der Politik jäh zusammenbrechen. Nachdem man aus dem bisherigen Umgang mit Corona nichts gelernt hat(Klabauterbach träumt immer noch noch der Eindämmung), ist bei einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen bzw. Belegung der Krankenhausbetten wieder mit starken Beschränkungen im Reiseverkehr u.ä. zu rechnen. Dann würden die frisch (wieder) eingestellten Mitarbeiter wieder entlassen werden. Die Personalknappheit bei den Sicherheitskontrollen müßte die Bundespolizei auffangen, denn eigentlich ist das ihr Job, den man nur aus Spargründen ausgelagert hat. Für die Gepäckver- und entladung müssten, wie bereits vor einiger Zeit dargelegt, die Arbeitsabläufe neu organisiert werden. Diese Knochenarbeit kann nicht jeder erledigen. Wir haben jedenfalls unsere Reisepläne(Langstrecke) für 2023 erst ein Mal auf Eis gelegt und werden nur noch eine lange gebuchte Reise im Spätsommer 22 durchführen.

    • Hallo Norbert,
      Dieser Text könnte unser Text sein, danke dafür. Wir sind gestern aus Dubai über AMS zurückgekommen, natürlich mit Verspätungen. Glück, auf unseren Koffer mussten wir in FRA nur 1 Std warten. Auch wir haben für dieses Jahr alle weiteren Reisepläne gestrichen und hoffen das unser lange gebuchter Flug nach EZE im Herbst ohne Stress klappt. Wir haben den Eindruck, alle Verantwortlichen haben versagt, das hin- und hergeschiebe hilft nicht mehr weiter, hoffentlich haben alle daraus gelernt!!!

  4. Der Vergleich mit dem Schweinezyklus passt nicht. Das Marktgeschehen war und ist durch Eingriffe von Hoher Hand verzerrt. Auch die Finanzhilfe für die LH hat daran nichts geändert, denn der gleiche Staat, der massive Einschränkungen verursachte, ließ sich die „Hilfe“ teuer bezahlen.

  5. Interessant ist das es mal wieder nicht vorhersehbar war. Wir wurden alle überrascht von dieser Entwicklung. BULLSHIT!!!!! Germanwings, Sun Express D das war einfach , nicht wahr Hr. Spohr?? Auf die Idee das die Pandemie zur Endemie wird kann man nicht kommen.
    Selbstverständlich ist LH nicht alleine Schuld. Die Airports sind genau die selben Idioten. STR war im 1. Quartal 2022 noch in Kurzarbeit!!!! Den Mitarbeitern wird bis Ende des Jahres das Gehalt gekürzt um 2% , weil keine Arbeit da ist bzw . um die staatlichen Subventionsmaßnahmen noch mitzunehmen. Neueinstellung??? Wozu.
    Jeder der in D auf dem Vorfeld arbeiten will braucht einen Flughafenausweis. Diesen gibt es aber nur mit einer ZÜP. Diese dauert im Schnitt 4 Wochen. In dieser Zeit kein Zutritt zum Vorfeld sprich Sicherheitsbereich alleine. Eine Ausbildung findet in dieser Zeit also theoretisch statt. Wenn ZÜP da und Ausweis da dann praktische Ausbildung am Gerät. Bis zu diesem Zeitpunkt sind knappe 6 Wochen rum und der Neue hat nicht ein einziges mal an einem echten Flugzeug gearbeitet!!! Dann erfolgt die Schichtzuteilung und ab da muß er funktionieren. Halten wir fest: es braucht 6-8 Wochen um einen Mitarbeiter soweit fit zu machen daß man ihn aufs Vorfeld rauslassen kann. Dieser Umstand ist in den jeweiligen Chefetagen natürlich bekannt und wird aber ignoriert.
    Die Sicherheitskräfte die nach §8 Luftsig( Luftsicherheitsgesetz) arbeiten hatten in STR seit 2020 ein Ausbildungsverbot , welches erst seit kurzem außer Kraft gesetzt wurde.
    §5 dieses Gesetzes untersteht der Bundespolizei und auch hier kein Zuwachs.
    Aufgrund der Corona Vorschriften war es den jeweiligen Institutionen nicht möglich Personal auszubilden. Komisch , die Schulen für unsere Kinder waren offen und die KiTa’s auch. Das geht.
    Wenn ich mich recht erinnere waren das 3.+ 4.Q 2021 recht gut für LH in puncto Revenue und Buchungslage. Auch das 1.Q 2022 lief gut, der Kredit getilgt und Zuversicht überall. Die A340 wieder in Dienst gestellt , andere Airlines sogar den A380 und LH??
    Deutsche Manager und Entscheidungsfreude, 2 verschiedene Galaxien.
    Das die Deutschen wieder reisen wollen nach knapp 2 Jahren war natürlich auch nicht vorhersehbar und kam völlig überraschend für die Airlines und die Airports.
    STR ist der einzige Airport in D ohne Lounge, warum auch ist ja eh nix los.
    FRA Port müßte es eigentlich wissen wie es geht. Ich habe bis dato noch von keinen chaotischen zuständen in GR oder TR gehört. Auch in I oder CPH, ARN, HEL oder Spanien , Portugal. Dafür aber in D , AMS, LHR warum wohl??
    Alle Verantwortlichen sollten eigentlich wissen daß das Bereitstellen von Personal , am Boden und in der Luft, kein 08/15 Prozeß ist und es Zeit braucht.
    Es war definitiv vorhersehbar und wurde aber aktiv verschleppt. Warum? Herr Spohr und die Verantwortlichen der Airports sollten sich Gedanken machen und eine plausible Erklärung liefern und keine Sprechblasen produzieren. Mit Entschuldigungen ist es definitiv nicht getan, allein mir fehlt der Glaube auch an ihre Kompetenz.
    Ein Blick über den Teich in 2021 hätte gereicht um zu Wissen was auf uns in 2022 zukommt.

  6. Kann dir da leider nur teilweise zustimmen Christoph. Seit Ende des letzten Jahres haben die Herren Bischoff, Spohr, etc. in einer Endlosschleife davon geschwärmt wie stark die Buchungen wieder ansteigen in allen Segmenten besonders für Sommer 2022. Man spüre einen großen Nachholbedarf hieß es. Man hatte also auf allen Seiten mehr als 6 Monate Zeit etwas zu unternehmen. Wenn man aber nur die Kosten im Blick hat statt die Kunden, geht das natürlich in die Hose. Aus meiner Sicht ein totales Mgmt Versagen.
    Schreibe das gerade aus einem ICE auf dem Weg nach FRA da mein Flug gestrichen wurde…

  7. Wie auch immer, es bleibt ein Chaos, laut dem LH-Management sogar mit steigender Tendenz.
    Ich frage etwas „wer fliegt jetzt eigentlich noch“?
    Aber die Buchung sollen ja noch zunehmen. Verrückt.
    LH fühlt sich mit ihrem Service sogar noch bestätigt.

  8. Der LH Vorstand macht den Eindruck von Menschen, die um 12 Uhr Mitternacht am 31.12. eines Jahres feststellen, dass ein neues Jahr anfängt, nun hektisch Kalender beschaffen und jammern, dass man nicht damit rechnen konnte, dass ein neues Jahr so schnell kommt. Waren die im Koma? Soll jetzt operative Hektik geistige Windstelle ersetzen? Der Gepäcktransport bei der Bahn ist immer noch besch… gelöst. Da nützt auch keine wie auch immer geartetete Star Alliance-Mitgliedschaft etwas. Wenn dann noch das Verspätungsrisiko bei der Bahn auf den Fluggast verlagert wird und am Ankunftsflughafen keine gesonderte (fast lane)Sicherheitskontrolle für Bahnfahrer besteht, dann sollten die beteiligten Manager sich in regenerativen Energien(oder Heißluftballonfahrten) engagieren, genug Wind und heiße Luft produzieren sie ja.

  9. Es ist alles nur eine Fehlplanung

    Zwei Jahre lang haben Airlines Mitarbeiter abgebaut und airport Mitarbeiter in Kurzsarbeit geschickt.
    Nun nach zwei Jahren bietet man wieder unzählige Flüge und und wundert sich dass die auch gebucht werden. Alles lächerlich.

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