Lufthansa sieht größte Chancen in Indien

Foto: Lufthansa

Wenn man sich ein wenige damit beschäftigt, auf welchen Strecken Lufthansa das meiste Geld verdient, wird sehr schnell klar, dass es auf den Nordatlantikverbindungen in die USA ist. Dieser Markt ist inzwischen allerdings nicht nur hart umkämpft, sondern auch weitestgehend entwickelt, sodass man hier nur noch langsam wachsen kann. Anders sieht es nach Indien aus, wo Lufthansa aktuell große Chancen sieht.

2,3 Milliarden Passagiere fliegen jedes Jahr alleine zwischen Indien und Europa und Lufthansa will ein größeres Stück von diesem Kuchen abhaben. Hierbei spielen aber vor allem die Regulatoren aktuell eine entscheidende Rolle, genauso wie der Konkurrenzkampf mit Airlines vom Persischen Golf, denn 60% der Passagiere die zwischen Europa und Indien reisen, fliegen über Hubs außerhalb von Europa, ganz zu schweigen von den Passagieren, die auf die wichtigen USA Strecken aus Indien umsteigen.

Lufthansa baut aktuell das Indien Geschäft deutlich aus und man hat gerade das fünfte Ziel mit Hyderabad ab Frankfurt angekündigt, das dann ab diesen Winter dreimal pro Woche mit einer Boeing 787-9 angeflogen werden soll. Aber auch aus München sieht man z.B. Potenzial für den Airbus A380 nach Delhi.

Unbegrenzt kann Lufthansa aktuell nicht mehr nach Indien wachsen, denn die Verkehrsrechte zwischen Indien und Deutschland sind strikt geregelt und man darf nicht mehr als 80 Flüge pro Woche zwischen Indien und Deutschland anbieten. Diese 80 Flüge hat Lufthansa fast komplett ausgeschöpft, weshalb man über die anderen Hubs der Töchter nun wachsen will.

So hätte Lufthansa gerne, dass Swiss von Zürich neben Delhi und Mumbai auch in den IT Hub Bangalore direkt fliegt und auch Austrian Airlines soll möglichst bald wenigstens wieder direkt von Wien nach Delhi fliegen.

Erweiterung des Luftfahrtabkommen zwischen Europa und Indien

Um auf den Flügen nach Indien weiter nennenswert wachsen zu können und hier vor allem neue Verbindungen anbieten zu dürfen, müssen die Luftfahrtabkommen zwischen Indien und den Staaten in Europa neu verhandelt werden. Aktuell gibt es ein Open Sky Abkommen, also quasi unbeschränkte Streckenrechte für Airlines aus beiden Ländern, nur zwischen Indien und sechs Ländern in der EU. Die EU Kommission will dies allerdings ändern und hier ein Open Sky Abkommen zwischen Indien und der gesamten EU erreichen.

Hier könnten dann Airlines aus ganz Europa weitere Ziele in Indien anfliegen und auch Air India, welche großes nach der Übernahme durch die TATA Gruppe vor hat, würde von diesem Abkommen profitieren, weshalb man in Brüssel zuversichtlich ist, solch ein Abkommen möglichst bald unter Dach und Fach zu bekommen.

Dabei sieht man auf beiden Seiten den Vorteil, dass man vor allem Marktanteile von Airlines wie Emirates und Qatar Airways gewinnen könnte und sich nicht gegenseitig in eine Wettbewerbssituation bringt. Noch steht hier wohl aber Indien ein wenig auf der Bremse, denn Air India ist offensichtlich noch nicht so weit wie die Airlines in Europa und würde daher unterdurchschnittlich profitieren, zumindest zu Beginn.

Lufthansa plant Indien Allianz

In den Plänen von Lufthansa spielt Air India allerdings eine entscheidende Rolle, denn hier könnte man die gesamte Asien Strategie der Star Alliance neu ordnen, was aufgrund der globalen Verwerfungen und vor allem dem gesperrten russischen Luftraum nötig werden wird.

Indien soll hierbei als Drehkreuz und Gegenstück zu den Hubs in Dubai, Doha, Abu Dhabi und wohl auch Istanbul werden, was durchaus erfolgsvorsprechend ist, zumindest mit einer starken Air India.

Lufthansa sieht größte Chancen in Indien | Frankfurtflyer Kommentar

In Indien leben inzwischen 1,3 Milliarden Menschen und die Mittelschicht wächst hier mit beeindruckender Geschwindigkeit, sodass sich auch immer mehr Menschen einen Flug leisten können und auch auf Auslandsreisen aufbrechen, sei es beruflich oder privat.

Bei dem rasanten Wachstum des Luftfahrtsektors in Indien ist es dann schon fast wieder verwunderlich, dass weder Air India, noch die Airlines wie Lufthansa in rasanter Geschwindigkeit wachsen. Dies liegt aber vor allem an den Verkehrsströmen und bisher hat es allen voran Emirats verstanden, das Wachstum im internationalen Passagierverkehr aus Indien für sich zu nutzen.

Ob man dies nun ändern kann ist vor allem ein Politikum, aber Lufthansa hat offensichtlich viel Lust auf Indien und wir werden hier wohl vor allem ein Wachstum der Töchter sehen, wenn es nicht schnell mit einem Open Sky Abkommen zwischen der EU und Indien klappt.

SWISS hat beispielsweise schon angekündigt, dass man im kommenden Jahr ein Langstreckenziel mehr im Programm haben will als in 2019 und vielleicht heißt die neue Destination ja schon bald Bangalore?

7 Kommentare

  1. Da hat LH bestimmmt eine sehr kostenintensive Marktstudie durchführen lassen, um völlig überraschend festzustellen, daß das bevölkerungsreichste Land der Erde einen großen Bedarf an Lufttransportkapazitäten hat. Das war nicht abzusehen, wer hätte das gedacht…

    • Wie schnell sich ein Markt entwickelt und vor allen wie schnell man Zugang bekommt, ist nicht so einfach vorherzusagen wie man manchmal denkt.

  2. …und das da nun Air India eine wichtige Rolle spielen soll, mega Idee, wäre ich nie draufgekommen. Vor allem können die tollen Flughäfen in Indien mit DXB, DOH und AUH mithalten und bieten schöne Aufenthaltsqualität.

    • Schon mal in Indien gewesen? Bombay oder das neue Terminal in Bangalore sind weitaus schöner und angenehmer als AUH und können auch mit DXB im Angebot mithalten, auch wenn alles etwas kleiner ist.

  3. waehrend der pandemie war die strecke fra- mex zu ueber 50% teilweise von indern voll , die in mexico 2 wochen quarantaene gemacht haben und dannnweiter in die usa
    da ist mir klar geworden wie gross das indisn geschaeft ist

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