
Die Airlinebranche übt schon lange Kritik an den hohen Standortkosten in Deutschland. Auch bei der Lufthansa sieht man sich gezwungen, mit drastischen Schritten zu reagieren. Carsten Spohr kündigt an, das Programm weiter zurückzufahren. Man stehe vor einem weiteren Rückzug aus dem innerdeutschen Markt. Der Konzern plant im nächsten Jahr rund 100 Inlandsflüge pro Woche aus dem Flugplan zu streichen. Viele Strecken sind inzwischen unrentabel geworden.
🇩🇪 Lufthansa will 2026 rund 100 Inlandsflüge pro Woche streichen.
💸 Hohe Standortkosten & Gebühren machen viele Routen unrentabel.
🚄 Spohr setzt langfristig auf Verlagerung von Kurzstrecken auf die Schiene.
Wirtschaftlichkeit unter Druck
Aus der Frankfurter Chefetage kommen klare Worte: „Ohne eine Reduzierung der Standortbelastungen werden weitere Streichungen unvermeidbar sein“. Die staatlich bedingten Standortkosten haben sich laut dem CEO der Lufthansa Group seit 2019 nahezu verdoppelt. Dazu zählen insbesondere Luftverkehrssteuer, Sicherheitsgebühren, Flugsicherungsentgelte und die hohen Infrastrukturkosten an deutschen Flughäfen.
Der Lufthansa-Chef macht in einem Interview mit der Welt am Sonntag deutlich, dass die Margen im innerdeutschen Verkehr sehr gering sind. Mit steigenden Gebühren und der schwachen Preiselastizität im Inland lasse sich der Betrieb vieler Routen kaum noch wirtschaftlich darstellen. Schon vor einigen Wochen hatte Airline-Chef Jens Ritter den Druck auf die Politik erhöht, indem er mitgeteilt hat, dass mehrere innerdeutsche Verbindungen auf dem Prüfstand stehen.
Bei Lufthansa stehen mehrere innerdeutsche Verbindungen auf der Kippe
Auch Spohr wurde konkret und nannte unter anderem die Strecken München–Münster/Osnabrück und München–Dresden. Beide Verbindungen gelten seit Längerem als defizitär. Besonders für den Flughafen Münster/Osnabrück hätte ein Wegfall gravierende Folgen. Dieser würde damit seine letzte direkte Anbindung an das internationale Drehkreuz der Lufthansa verlieren. Das wäre ein deutlicher Rückschritt in der regionalen Erreichbarkeit.
100 Flüge pro Woche – das entspricht 14 pro Tag
Das Volumen der geplanten Kürzungen könnte rund 100 wöchentliche Verbindungen ausmachen, was im Schnitt mehr als ein Dutzend Flüge pro Tag bedeutet. Das entspricht einer Reduktion von etwa 10 bis 15 Prozent des verbliebenen innerdeutschen Angebots der Lufthansa-Muttergesellschaft. Der Rückgang des Inlandsverkehrs hat sich bereits in den vergangenen Jahren abgezeichnet. Vor der Pandemie zählte die Lufthansa auf ihren deutschen Strecken noch über 700 tägliche Flüge. Inzwischen liegt das Niveau deutlich darunter.
Mit dem Schritt folgt die Lufthansa einer Entwicklung, die sich seit Jahren abzeichnet. Der innerdeutsche Flugverkehr hat sich nach der Corona-Pandemie nicht mehr vollständig erholt. Geschäftsreisen sind teilweise dauerhaft auf digitale Alternativen umgestiegen. Zugleich baut die Deutsche Bahn ihr Fernverkehrsnetz stetig aus – eine „Freundschaft“, da Lufthansa auf einigen Strecken mit der Bahn über das „Lufthansa Express Rail“-Programm kooperiert.
Spohr hatte bereits in früheren Interviews angedeutet, dass das langfristige Ziel eine weitere Verlagerung von Kurzstrecken auf die Schiene sei. Dennoch bleibt die Airline darauf angewiesen, bestimmte Zubringerflüge im Inland aufrechtzuerhalten, um das Drehkreuzsystem zu stützen.
Auch Ryanair hat schon mehrfach Kürzungen im Deutschland-Angebot angekündigt. Der irische Billigflieger streicht zum Winterflugplan rund 10 Prozent der Kapazität, was etwa 800.000 Sitzplätzen und 24 Strecken entspricht. Ryanair kritisierte in diesem Zusammenhang ebenfalls die hohen Abgaben und Gebühren in Deutschland und forderte eine „Standortoffensive“ der Bundesregierung.
Lufthansa will 2026 täglich mehr als ein Dutzend innerdeutsche Flüge streichen | Frankfurtflyer Kommentar
Als Nürnberger habe ich die Entwicklung am Dürer-Airport direkt vor Augen. Früher gab es täglich bis zu sieben Flüge nach Frankfurt und fünf nach München, hinzu kamen die Verbindungen nach Berlin, Düsseldorf und Hamburg. Zu Air-Berlin-Zeiten stand im Sommer sogar Sylt auf dem Plan.
Davon ist nicht mehr viel übrig geblieben, außer den Flügen nach Frankfurt gibt es nur noch einen Bus zum Flughafen München – das war’s. Eurowings hatte es bis vor ein paar Monaten noch mit Hamburg versucht, den Flug aber inzwischen aufgegeben. Hier muss man aber auch hinzufügen, dass die Zeiten alles andere als ideal waren. Mit fünf Frequenzen pro Woche können besonders Geschäftsreisende nicht wirklich flexibel an- und abreisen.
An anderen deutschen Flughäfen sieht es ähnlich aus, neben den innerdeutschen Routen brechen auch die Zubringer an die Hubs im Ausland weg.
Das ist erst der Anfang. Es wird noch ganz ganz anders kommen. Blöd nur, dass die Lufthansa ganz besonders in den letzten 5 Jahren gezeigt hat, dass sie jede noch so schwachsinnige Idee der Politik mit Maximaleinsatz umsetzt und jetzt halt damit ihr eigenes Grab schaufelt. Deutschland wird in Kürze auch kein Drehkreuz mehr sein für große Airlines, warum auch. Mit Volldampf in den Untergang – der Geiger auf der Titanic als Vorbild.
Als ob LH auch nur einen Cent der Gebühren nicht an die Kunden weiterreicht…
Getöse gerade in der Zeit, in der es zum Streik kommen könnte, um die Gewerkschaften am abheben zu hindern 🤔
Wenn ich für €62,00 mit CONDOR von MUC nach FRA fliegen kann, brauche ich LH eh‘ nicht mehr. Der LH Wasserkopf frißt halt einfach zu viel Kohle und gespart wird immer nur an den Kunden !
Am Ende wird es aber eben nicht die Verbindung zwischen den beiden größten Flughafen Deutschlands die gestrichen werden, sondern eben die Zubringer der kleinen Flughäfen für deren Einzugsgebiet diese Streichungen schwerwiegende Folgen hätten. Fiele beispielsweise der FMO vollständig aus dem Zubringernetz der Lufthansa, bedeutet das am Ende ein riesiges Vakuum für die Menschen im Raum zwischen Bremen, Düsseldorf und Hannover.
Lufthansa Express Rail ist ja gut und Recht…..nur müssten diese Rails dann auch Express sein !!
Was ich mich frage an der Stelle ist, wenn der überwiegende Teil der Menschen die den Flieger von z.B. NUE nach FRA voll machen, jene sind die in FRA dann auf die Langstrecke gehen, warum kann man dann den Zubbringerdienst nicht rentabel erbringen? Als Passagier zahle ich ja einen Preis für dieses Ticket. Das die Verbindung nicht rentabel ist, wenn ich nur NUE-FRA buchen und fliegen würde leuchtet mir ein.
Man muss sich doch nur die Preisstruktur für Langstrecken mit Zubringer anschauen um zu erkennen das das nicht richtig hinkommen kann. Ich bin beispielsweise vor anderthalb Jahren ab Düsseldorf über Amsterdam nach Los Angeles mit KLM unterwegs gewesen. Nach Düsseldorf habe ich ca. 2h Anreise, nach Amsterdam 3h, das Ticket für den Flug mit Zubringer ab DUS war am Ende jedoch knapp 10% günstiger als wenn ich ab Schiphol gestartet wäre. Das gleiche Bild für Flüge mit LH Zubringer aus Deutschland, ich habe bei meinen bisherigen Flugsuchen nie erlebt das ich günstiger gefahren wäre in Eigenregie nach FFM oder München anzureisen, statt den Zubringer zu buchen.
„… schwachen Preiselastizität im Inland…“
Hat das Herr Spohr wirklich gesagt?
Das ist natürlich Quatsch! Für Inlandsflüge ist die Preiselastizität sehr hoch, da die Kunden bei Preissteigerungen schnell auf Alternativen ausweichen (können).
Eigentlich kann man das Nur als Geisterfahrerei bezeichnen. Eine CEO der keine Ahnung hat was er da anrichtet. Ihm kommen immer mehr Autos entgegen und schuld sind die Passagiere. Eigentlich sollte er schon vor Jahren gegangen sein.
Seit ca. 11 Jahren vermeide ich Lufthansa Group.Waere schön wieder mit Lufthansa Group zu fliegen, wenn ein normaler Miniservice käme und ein Flugbetrieb innerhalb Deutschlands wieder käme. Den Quatsch bzgl. schwacher Nachfrage schenke ich keinen Glauben. Es ist eher so, dass der Passagier als Störend angesehen wird. Das ist daneben