Lufthansa will weniger ab Deutschland fliegen

Foto: Lufthansa

Lufthansa ist schon lange nicht mehr nur noch die deutsche Lufthansa, sondern man ist eine Airline Gruppe mit Airlines in ganz Europa, wie SWISS in der Schweiz, Austrian Airlines in Österreich, Brussels Airlines in Belgien und bald auch ITA Airways in Italien. Dennoch ist Lufthansa selbst nach wie vor die größte und wichtigste Airline in der Gruppe und damit ist auch Deutschland ein entscheidender Markt, aber genau die Abhängigkeit vom Standort Deutschland will man nun reduzieren und weniger von und nach Deutschland fliegen.

Dabei liegt diese Entscheidung Lufthansa selbst zu schwächen und Passagierströme über andere Hubs der Gruppe wie nach Zürich, Wien und Rom umzuleiten wohl vor allem darin begründet, dass Deutschland als Luftfahrtstandort zunehmend unattraktiv wird, was nicht zuletzt mit hohen Kosten und auch schlechten Wirtschaftszahlen zusammenhängt.

Für die Lufthansa Gruppe ist schon lange nicht mehr Deutschland der wichtigste Markt und 75% aller Umsätze macht Lufthansa im Ausland, bzw. mit Passagieren, die im Ausland starten und dort ihr Ticket kaufen. Im Gegenzug macht Lufthansa Airlines aber 44% des Konzernumsatz aus und diese Differenz will man nun verkleinern.

Anders als bei den anderen großen Airlines in Europa wie bei Air France oder British Airways, kann Lufthansa auch an keinen ihrer Hubs in Deutschland auf ein riesiges Einzugsgebiet zurückgreifen, was mit 10+ Millionen Menschen punktet. Daher ist Lufthansa ohnehin mehr auf das Drehkreuzgeschäft angewiesen als andere Airlines, was auch im Gegenzug bedeutet, dass man mehr über Hubs in anderen Ländern Europas fliegen kann.

Vermutlich wird bei der Verschiebung der Passagierströme vor allem die SWISS und auch ITA Airways eine große Rolle spielen, denn beide Airlines haben deutlich niedrigere Stückkosten als Lufthansa selbst. Dabei versucht man bei Lufthansa aktuell auch die Kosten deutlich zu reduzieren um den Standort Deutschland weiter rentabel zu halten.

So wird man die wichtigen Zubringer nach und nach wohl weitestgehend von Lufthansa selbst auf die neue Tochter Lufthansa City Airlines verschieben und auch dazu noch die Regionaltochter Lufthansa CityLine bis 2027 weitestgehend stillegen. Nach aktuellem Plan soll dann die Lufthansa CityLine keine Flugzeuge mehr betreiben und wie viel der Kurzstreckenflotte von Lufthansa selbst bis dahin zur Lufthansa City übergegangen ist, wird man noch sehen müssen.

Für die Lufthansa Gruppe stellt dies in gewisser Weise eine Neuausrichtung, bzw. Intensivierung des Multi Airline Hub Systems da, denn man will nun verstärkt die Passagiere über die günstigeren Hubs im Ausland leiten. Wie ernst man dies meint, zeigt auch das neue Vorstandsresort „Globale Märkte und kommerzielle Steuerung Hubs“, welches der ehemalige Swiss Vorstand, Dieter Vrancks, übernommen hat. Er soll dafür sorgen, dass die Zusammenarbeit der verschiedenen Airlines und Hubs noch besser gesteuert wird.

Lufthansa will weniger ab Deutschland fliegen | Frankfurtflyer Kommentar

Der Standort Deutschland ist in der Luftfahrt kein Wettbewerbsvorteil und Lufthansa hat hier auch noch das Problem, dass der Heimatmarkt schwächelt. Diese Kombination führt nun notgedrungen zu einigen drastischen Veränderungen und Lufthansa (als eigene Marke) wird wohl deutlich kleiner werden.

Dies wird man über zwei Dinge erreichen, denn zum einen wird man mehr Passagiere über Hubs außerhalb von Deutschland fliegen, aber man wird wohl auch die Kurzstreckenflotte bei Lufthansa mittelfristig verkleinern und zu Lufthansa City übertragen, was erst einmal nach einer Formalität klingt, aber tatsächlich auch wieder einiges an Probleme mit sich bringen wird. Hier ist der Kampf mit den deutschen Gewerkschaften wohl schon vorprogrammiert, was den Standort Deutschland für die Lufthansa Gruppe wohl auch wieder nicht attraktiver machen wird.

Danke: aero.de

17 Kommentare

  1. Blöd, wenn man in Deutschland wohnt als Kunde.
    Dann muss man halt mit EK/TK/QR fliegen.

    Was denken die sich bei solchen Aussagen (die ja rein mathematisch nachvollziehbar sein mögen, aberim Endeffektdennoch realitätsfern sind)…

    vg

    SEN

  2. Wenn ich sowieso eine Umsteigeverbindung damit bekomme, kann ich doch gleich AF/KLM/BA nehmen 🙈

    Die Überschrift könnte also auch lauten:
    LH schaufelt sein eigenes Grab
    Oder
    LH sägt an seinem stärksten Ast

  3. Der Standort D ist keinesfalls ein Wettbewerbsvorteil mehr. Wenn er denn je war. Vlt. zu Zeiten der alten DAX-Bundesrepublik mit vielen stationierten US-Bürgern im Land.

    Vor allem wird man sich an zwei Entwicklungen gewöhnen müssen: Der Quellmarkt altert und wird weniger mobil, die Kaufkraft wird durch den wirtschaftlichen Wandel eher nicht steigen und vor alle. die Umsteiger in FRA und MUC werden weniger. Die Hubs in München und Frankfurt werden an Bedeutung verlieren. Speziell in FRA wird das interessant, wenn T3 eröffnet wird. Ich bin gespannt, ob wir mit dem Passagieraufkommen nun ein Plateau erreicht haben und sogar schrumpfen werden oder ob noch kleines Wachstum möglich sein wird.

    Ich verstehe, wenn die LH woanders kostengünstiger fliegen und vlt. auch wachsen kann. Würde ich für einen Flug nach Singapur oder Tokio in Rom umsteigen? Eher nicht. Die Angebote von Turkish, Qatar und Emirates werden attraktiver werden.

    Meine These: Um 2030 wird es die Mainline Lufthansa in der Form (und Größe) wie heute nicht mehr geben. Sie wird kleiner werden. Ob Brussels, Swiss und Austrian als Marken überleben werden – ich habe Zweifel. Allein Swiss traue ich als potente Boutique-Airline eine Zukunft zu. Brussels vlt. noch weiter gen Afrika.

    Ich verfliege nach und nach meine Meilen.

  4. Der deutsche Luftfahrt-Markt schwächelt nicht. Aber wie in anderen Bereichen bremsen Steuern, Gebühren (also verdeckte Steuern) und Regulierungen die wirtschaftliche Entwicklung. Leider sind in Deutschland Ideologien wichtiger, als fundamentale Kenntnisse von Wirtschaft, selbst beim Wirtschaftsministerium.

  5. Wenn möglich, fliege ich Langstecke auch mit SWISS ab Zürich. Hauptkriterium ist die Pünktlichkeit und hier liegt SWISS statistisch deutlich vor der Lufthansa.

  6. Wem ist denn geschadet, wenn hier weniger geflogen wird?
    Ob nun von LH oder anderen.
    Solange jedoch noch immer mit Flügen zwischen FRA und Düsseldorf, Stuttgart oder Nürnberg Geld verdient werden sollte, erscheint die LH-Ankündigung ein reiner Bluff zu sein.
    Übrigens ist angesichts von Sauftouren nach Mallorca das Fliegen insgesamt immernoch viel zu billig.

    • Es schadet vor allem den Menschen, die in diesen Branchen arbeiten. Nicht jeder Mitarbeiter in der Luftfahrtbranche ist ein Kapitän mit 100.000€ Jahreseinkommen. Es stehen viele Jobs der normalen Mittelklasse-Verdiener auf dem Spiel. Die Luftfahrt ist eine der wichtigsten Säulen der deutschen Wirtschaft und für eine Exportnation unverzichtbar. Es geht ja nicht nur um die Lufthansa als Kernmarke sondern z.B. auch um DHL und die Flughäfen an sich. Nur wird die gesamte deutsche Luftfahrtbranche zur Zeit von einem Minister einer 13% Partei wegen der Klimaideologie so dermaßen verteuert, dass man mit der Konkurrenz nicht mehr mithalten kann… so wird die jetzt schon viel zu große Lücke zur Konkurrenz aus Südost-Asien und den Golf-Staaten immer größer.

  7. Das ganze ist nicht neu! Schon jetzt kann man beobachten, dass Flüge von STR als Start gesucht sehr oft über ZRH am günstigsten sind. IMHO ist das im pricing über die Buchungsklassen absichtlich so gesteuert.

    80% sind Fremdmarkt (also z.B. FR, NL, Skaninavien) oder sind 80% Umsteiger in den Hubs? Das ist umsatztechnisch nämlich ein Unterschied, weil die Fremdmärkte ja oft um 50% unter denen DE, CH, AT liegen.

  8. Sind das jetzt nur Spekulationen oder gabs da ein offizielles Statement? Wenn ja war das dann wohl die offizielle Ankündigung des Endes der LH Mainline.
    Keine Zubringer mehr, Verlagerung der Umsteiger ins Ausland. Für die dann verbleibende Handvoll Langstreckenflieger findet sich da sicher auch noch eine neue Tochtergesellschaft.

  9. Steuern und Gebühren sind ein wichtiges volkswirtschaftliches Steuerungsinstrument. Sie werden u.a. dazu eingesetzt, bisher von der Allgemeinheit getragene Kosten zu internalisieren. Was daran ideologisch sein soll, musst Du mir noch erklären.

    • Super. Jetzt klapp‘ Dein Lehrbuch zu und guck‘ Dich in der Realität um. Der größte Posten unter „Steuern & Gebühren“ bei Lufthansa sind die „nationalen“ bzw. „internationalen“ Zuschläge. Diese werden einzig und allein von Lufthansa festgelegt und vereinnahmt. Der ein oder andere Fiskaltheoretiker mag hier erkennen, dass es sich hierbei nicht um eine fiskalische Steuerungsgröße, sondern um eine Art Etikettenschwindel handeln könnte.

      • LH hat den Markt Deutschland eh verloren. Von daher top Strategie. Der Hubverkehr lief früher zuverlässig wie ein Uhrwerk. Leider hat LH in Deutschland viele Märkte offenbar gewollt reduziert, um Paxe an die Konkurrenz bewusst zu verlieren.
        Beispiele:
        1. Früher Anfang der 2000er flog LH von FRA nach TXL nahezu ganztags im 30 min Takt meist mit A300/310. Das war richtig Kapazität. BER wird inzwischen nicht mal alle Std mit oft nur noch 320/319 bedient. Massiv abgebaut, während gleichzeitig Reisezahlen in Berlin gut gestiegen sind. Also doppelt Marktanteile verloren.

        2. Wirtschaftszentren wie NUE oder STR wurden abgehängt. AF /KL Bauten hier aus. Auch hier Marktanteile verloren.

        3. Das Asien Geschäft ab HAM macht inzw Emirates, das ab BER Qatar. Die Indienstrategie mit Angebots-Ausbau lässt auf sich warten, Afrika genauso – ebenso müssten in Asien und Südamerika dringend Ziele wie zB KUL, SGN, SCL dazukommen. AF/KL/BA/AY düsen zu viel viel mehr Zielen weltweit. Merkt das jemand bei LH? Offenbar ja nicht.

        LH fehlt einfach der Biss, mal ne klare Strategie konsequent voranzubringen. Dinge umzusetzen, endlich Qualität reinbringen….

        Ne coole „Say yes to…“ Kampagne reißt halt null was…

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