Mehr Flüge, weniger Freizeit | Lufthansa fordert die neuen City Airlines Crews

Foto: City Airlines

Lufthansa steht kurz davor den neuen Ableger City Airlines in die Luft zu schicken. Mittelfristig soll dadurch die Regionaltochter CityLine komplett von der Bildfläche verschwinden. Die neue Gesellschaft Lufthansa City Airlines wird Stück für Stück Zubringerdienste übernehmen, im Gespräch ist eine Flotte von 80 Flugzeugen. Dafür wird schon seit dem vergangenen Jahr Personal rekrutiert, welches zu schlechteren Bedingungen als bei den anderen Airlines eingesetzt werden soll. Auch der Stammbelegschaft von CityLine wurden Jobs mit entsprechenden Konditionen angeboten.

Es war schon bei der Namensgebung ziemlich klar- ein Fluggast soll keinen Unterschied zu Lufthansa oder gar zwischen City Airlines und CityLine bemerken. Es geht um die Kostenstrukturen und die Effizienz, die Personalkosten sollen gedrückt werden, die Mitarbeiter müssen mehr leisten. Der aeroTELEGRAPH berichtet über Details bei der neuen Gesellschaft, die zunächst in München startet und später auch Frankfurt bedienen soll.

Die Lufthansa City-Lackierung unterscheidet sich kaum von der Lufthansa-Livery. Foto: Lufthansa

Verschlechterung in vielen Punkten

Laut dem Bericht hat die Gewerkschaft UFO über das Wechselangebot von CityLine zu City Airlines informiert. Der Arbeitgebervertreter der Flugbegleiter kritisiert die Konditionen, gegen die auch die Pilotengewerkschaft VC protestiert. Ferner geht es um das Wechselangebot der Crews von CityLine, der Vertrag sei unbefristet aber bei einem neuen Arbeitgeber. Betriebszugehörigkeit und Seniorität gehen dann flöten.

Anpassungen gibt es auch bei der Bezahlung, die sich nach den Blockstunden und nicht nach der Arbeitszeit richtet. Geld gibt es also nur wenn sich das Flugzeug bewegt, Wartezeiten und Boarding werden mit der Grundvergütung abgegolten. Deren Höhe ist beim Wechsel befristet und kann später verändert werden. Darüberhinaus wird u.a. das 13. Monatsgehalt gestrichen, Neuerungen kommen bei der betrieblichen Altersversorgung.

Die Überstunden sollen ohne Zuschläge ausbezahlt werden, der Anspruch der freien Tage wird reduziert. Über ein Jahr gesehen wird die Freizeit um 10 volle Tage gekürzt. Gleichzeitig sind längere Einsätze möglich, die darauf folgende Ruhezeiten werden auf das gesetzliche Minumum gesenkt. Bisher müssen die Crewmitglieder bestimmten Änderungen von Einsätzen zustimmen, dies will die Gesellschaft in Zukunft auch ohne die Bestätigung anordnen können.

Auch die Bereitschaftsdienste bringen Nachteile für Mitarbeitende und Vorteile für das Unternehmen. Die Crewmitglieder müssen schneller zum Dienst erscheinen, der Folgeplan kann unbegrenzt und ohne finanziellen Ausgleich verändert werden.

Lufthansa gibt City Airlines Crews mehr Flüge und weniger Freizeit | Frankfurtflyer Kommentar

Es ist ein ganzer Katalog von kleineren und größeren Einschnitten. Irgendwann hört es dann auf Spaß zu machen, weil man kaum noch planen kann. Es wird Freiwilligkeit verlangt und nicht entsprechend honoriert. Sechs Tage hintereinander fliegen und nur das gesetzliche Minimum an Ruhezeit- das könnte in bestimmten Fällen durchaus bedenklich werden.

Es mag für manche ein Sprungbrett in die Fliegerei sein. Aber kann man diese Bedingungen auch im Alter hinnehmen oder eine Wohnung im Großraum München bezahlen?

 

15 Kommentare

  1. In einem Wort:
    Beschämend.

    In fünf Wörtern:
    Ich nenne dieses Geschäftsgebaren Ausbeutung.

    In zehn Wörtern:
    Was für eine Sauerei im Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

    In einige Jahren gründet man dann die nächste Billigtochter, bezeichnet die Angestellten dort als „Pflichtpraktikanten“ und umgeht so noch den Mindestlohn.

    Als (noch) SEN habe ich volles Verständnis für mögliche Arbeitskämpfe und Streiks und würde mir künftig Sorgen machen, wer zu diesen Konditionen noch in den Cockpits sitzt und in der Kabine arbeitet. Kurze Strecken mit entsprechend vielen Starts und Landungen fordern die Crews, gleichzeitig sollen sie mehr arbeiten und haben weniger Urlaub. Flixbus lässt grüßen. Unfälle sind vorprogrammiert.

    Durch diese Vorgehensweise und durch das geplante Einflotten der 737 Max fällt auch noch der letzte Pluspunkt, der für die Lufthansa Group gesprochen hat: Die Sicherheit.

  2. Wenn ich mit Lufthansa fliege, egal ob City oder nicht, erwarte ich, dass das Personal überdurchschnittlich bezahlt wird und gute Arbeitsbedingungen hat. Unteranderem dafür kostet die Airline ja auch mehr als andere. Jetzt ist man neben dem Service nun auch bald beim Personal eine Billigairline. Es fällt mir zunehmend schwer diese Airline zu mögen.

    • So ist es.

      Stattdessen erfolgt Lohndumping durch die Lufthansa in der Bundesrepublik Deutschland des Jahres 2024. Und um die schon angesprochene Sicherheit muss man sich in meinen Augen langsam ernsthaft Gedanken machen.

  3. Hoffentlich finden sie zu den schlechteren Konditionen kein Personal. Interessant wäre zu erfahren, ob die alten CityLine Verträge so einfach aufgekündigt werden können !

  4. Wenn nach Möglichkeiten gesucht wird, bei den Personalkosten zu sparen:
    Im Management des Konzerns können auf allen Ebenen Personen freigesetzt und es können die Gehälter der Verbleibenden drastisch gekürzt werden. Egal was dort verdient wird – es ist zu viel und es sind zu viele.
    Das verantwortliche Team für das neue Statussystem ist vor die Tür zu setzen, alle Entscheider im Kontext der Bestellung der Boeing 737 Max ebenso.
    Und wer sich das dämliche Spielchen bei Uptrip („Schnitzeljagt an Flughäfen“) ausgedacht hat, kann noch dieses Wochenende wegrationalisiert werden. Drei Personen freuen sich über den gewonnenen Senator Status, hunderte Mitspieler sind enttäuscht, und tausende Senatoren sind stinksauer, weil sie den Status nicht geschenkt bekommen haben, sondern regulär erfliegen mussten.

  5. 1. Man findet schon heute in MUC nicht genug Personal. Würde mich wundern das es mit den niedrigeren Löhnen besser wird.
    2. Da wundern wir uns noch dass die LH service Leistung immer mehr Richtung low cost carrier geht und man nicht mehr im gewünschten „Premium“ Segment mitspielt.

  6. Die Überschriften wurden immer wieder als reißerisch kritisiert. Hier ist die Überschrift verharmlosend. Wie wäre es mit „Lohndumpimg in der Lufthansa Group“? Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt: „Bei Lohndumping sind Löhne gemeint, die niedriger sind, als es zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in einem Tarifvertrag ausgehandelt wurde.“

  7. Vorab, ich bin nicht vom Fach und habe kein Insider-Wissen !
    Ich bin natürlich auch gegen Lohn-Dumping, aber ist es nicht auch Realität, dass die Stamm-Belegschaft der Lufthansa (Flugbegleiter und Piloten) selbst nach einigen (Kürzungs)-Tarif-Verhandlungen immer noch exzellent aufgestellt ist (insbesonders bezogen auf die Altersversorgung) und die Lufthansa geradezu gezwungen ist, zu Lasten „anderer Personengruppen“ (so bitter das auch sein mag!!) zu sparen ?

    Ich bin kein Fan von Carsten Spohr, aber immer nur an ihm zu nörgeln / zu meckern wird ihm auch nicht gerecht.
    Ich gestehen ihm durchaus zu, dass er als Privat-Mensch diese Entwicklung durchaus aus kritisch beurteilen mag.
    Allerdings hat er beruflich einen Konzern, insbesonders aus aktien-rechtlicher Sicht zu führen.
    Carsten käme allerdings um einiges glaubwürdiger rüber, wenn er von sich aus Eingeständnisse bezogen auf sein Gehalt machen würde (aber ok, das gilt für sämtliche CEO’s).

    Bezogen auf „City“. Nun ja, im Endeffekt nichts anderes als Ryanair. Sichere Flugzeuge im Shuttle Verkehr kombiniert mit (etwas) besseren Boden-Service.

    Ich denke, dass da eher viele Ryanair Angestellte einen Wechsel zu LH in Betracht ziehen (in der Hoffnung auf Übernahme zu der „Kern“ LH-Gruppe.

    Der personelle Aderlass wird dann die wirklichen Billigflieger treffen.

    • „Der personelle Aderlass wird dann die wirklichen Billigflieger treffen.“

      Wieso das bitte? Ex entstehen hier doch keine neuen Arbeitsplätze. Firma X wird abgewickelt und im Gegenzug will man Firma Y aufbauen.
      Wenn es bis jetzt keinen Aderlass der Billigflieger gab wird es ihn künftig zu den dann schlechteren Konditionen für die Mitarbeiter erst recht nicht geben.

      • DAs Angebot soll durchaus durch City Airlines ausgebaut werden auf der Kurzstrecke, sprich man wird mehr Personal als jetzt brauchen. Die Konditionen von City werden wohl aber auch nicht schlechter sein, als bei Billigfliegern, bzw. immer noch besser.

        • Nachdem man insbesondere auf Kurzstrecken noch lange nicht das Vor-Corona-Angebot erreicht hat kann man bei dem geplanten „Ausbau“ wohl nicht von neuen Arbeitsplätzen reden. Die Leute,,die man künftig mehr braucht, hatte man vorher abgebaut und müsste man sonst auch bei LH / Cityline wieder einstellen.

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