
Die Einführung der neuen Allegris-Kabine bei Lufthansa zieht sich, schreitet nun aber langsam voran. Die große Hoffnung liegt auf der eigenen Boeing 787, die ab September in Frankfurt eintreffen soll. Dieser Termin wurde zwar immer wieder verlegt, hält sich nun aber schon eine Weile. Wenn es dann losgeht, kann die Einflottung zügig vorangehen, da noch in diesem Jahr zehn Exemplare nach Deutschland überstellt werden könnten. In Frankfurt spricht man auch schon über das erste Ziel der Dreamliner, die mit dem neuen Allegris-Produkt ausgestattet werden. Die Entscheidung fällt auf Montreal – und das ist aus mehreren Gründen nachvollziehbar.
🛫 Erste Lufthansa 787 mit Allegris startet im Herbst – Ziel: Montreal.
💺 Neue Business Class noch nicht komplett zertifiziert – einige Sitze bleiben gesperrt.
Lufthansa will bis Jahresende zehn Allegris-Dreamliner übernehmen.
Verzögerungen bei der Zertifizierung
Lufthansa-Chef Carsten Spohr bestätigte in einem Pressegespräch, dass man weiterhin davon ausgeht, bis Ende 2025 insgesamt zehn Boeing 787-9 mit der Allegris-Kabine zu übernehmen. Die erste soll bereits im September diesen Jahres ausgeliefert werden. Allerdings ist die volle Einsatzfähigkeit der neuen Business-Class-Sitze zum Start noch nicht gegeben.
Es geht nach wie vor um die Zertifizierung der Allegris-Sitze in der so wichtigen Serviceklasse, die es den Verantwortlichen zu schaffen macht. Die Verzögerung resultiert aus einem komplexen Zusammenspiel zwischen Boeing, dem Hersteller der Sitze Collins und der US-Luftfahrtbehörde FAA. Eine vollständige Zulassung wird noch in diesem Jahr erwartet, die ersten Maschinen werden aber nicht voll nutzbar sein.

Geblockte Business-Class-Sitze zum Start
Spohr kündigte an, dass die ersten ausgelieferten Flugzeuge mit geblockten Business-Class-Sitzen fliegen werden. Das bedeutet, dass bestimmte Sitze nicht verkauft werden dürfen, da sie noch nicht zertifiziert sind. Dieses Vorgehen erinnert an die Einführung der neuen Allegris First Class im Airbus A350, die zunächst gar nicht installiert wurde. Probleme gab es aber auch bei Iberia, die zunächst provisorische Economy-Class-Sitze in der Business-Kabine eingebaut hat.
Dadurch entstehen gewaltige Umsatzeinbußen, das Vorgehen hat dennoch Vorteile. So können weitere Piloten auf das neue Modell geschult werden, das Personal am Boden kann ebenfalls Erfahrungen sammeln. Außerdem erfolgt die Einflottung der Maschinen nicht auf einen Schlag, sondern leicht zeitversetzt. Damit hat u. a. die Lufthansa Technik die Möglichkeit, die letzten Modifizierungen vor dem Linienbetrieb nach und nach vorzunehmen.

Erstes Lufthansa Boeing 787 Ziel: Warum Montreal als erste Strecke sinnvoll ist
Als erste Strecke für die Boeing 787 mit Allegris nannte Spohr Frankfurt – Montreal. Die Wahl dieser Verbindung überrascht nicht, bei der Einführung anderer Teilflotten hat man sich ebenfalls für kürzere Langstrecken an die amerikanische Ostküste oder nach Indien entschieden.
Mit rund 7–8 Stunden Flugzeit eignet sich die Route gut für ein „sanftes“ Einfliegen eines neuen Produkts. Die Maschine steht in weniger als 24 Stunden wieder am Heimatflughafen. Der Jet könnte am nächsten Tag wieder die gleiche Strecke fliegen. Dazwischen bleibt auch etwas Zeit für Nachbesserungen oder kleinere Reparaturen.
Weitere Kriterien dürften die Nachfrage auf der Route ohne extreme Auslastungsspitzen sein, in diesem Fall dürfte der Fokus wohl eher auf einer hohen Buchungslage der Economy Class liegen. Auch die Ausstattung der Zielflughäfen spielt eine Rolle.
Bis zu zehn Dreamliner folgen noch in diesem Jahr
Nach aktueller Planung sollen alle zehn 787-9 mit Allegris-Kabine noch vor Ende 2025 ausgeliefert werden. Einige dieser Maschinen könnten schon vollständig zertifiziert sein, so Spohr. Die betroffenen Flieger mit geblockten Sitzen sollen später nachzertifiziert werden. Parallel will Lufthansa eine der bestehenden Boeing 787-9 im Inland einsetzen, um noch mehr Besatzungen auf dem neuen Muster zu trainieren. Die Route nach München wurde und wird also nach wie vor zwischendurch mit dem Typ bedient.
Aktuell betreibt Lufthansa bereits fünf Dreamliner, die ursprünglich für Hainan Airlines gebaut wurden. Diese sind mit einer Interimskabine ausgestattet und sollen mittelfristig zu Austrian Airlines wechseln, sobald Lufthansa ausreichend eigene Dreamliner mit Allegris-Kabine zur Verfügung hat.

Die Lufthansa Group erwartet insgesamt 34 Boeing 787-9. Auch Austrian Airlines wird die Teilflotte ausbauen und eines Tages nur noch auf das Muster im Interkontinentalverkehr setzen. Die österreichische Tochter plant, ab 2027 werksneue Dreamliner zu übernehmen. Gemeinsam mit zwei bereits aktiven „Sprintern“, die von einem anderen Betreiber übernommen wurden, und den fünf Hainan-Jets aus dem Lufthansa-Bestand soll die Austrian-Flotte dann zwölf Dreamliner umfassen.
Montreal: Warum das erste Ziel der neuen Lufthansa Boeing 787 mit Allegris keine Überraschung ist | Frankfurtflyer Kommentar
Mit den werksneuen Dreamlinern beginnt die Allegris-Ära auch in Frankfurt. In Sachen Modernisierung und Allegris läuft bei weitem nicht alles perfekt, derzeit sieht es aber so aus, als ob der Termin nächsten Monat gehalten werden kann. Entgegen den ersten Planungen, die neuen Boeing 787 zunächst auf die Kurzstrecke zu schicken, wird man diese gleich nach Kanada einsetzen.
Wann es genau losgeht, ist nicht klar. Nach der Auslieferung erfolgen letzte Arbeiten der Technik und dann dürfen auch die Passagiere einsteigen. Die Business Class soll zwar stellenweise nutzbar sein, große Teile der Premium-Kabine bleiben aber gesperrt. Alles nicht so schlimm wie die Tatsache, dass über ein Dutzend der neuen Flieger schon seit Monaten ungenutzt am Boden stehen und gar kein Geld verdienen können.
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Irgendwie muss ich Die da Recht geben, ich pflege meinen LH Status nur und sammle Meilen aus zwei Gründen : der Companion Award für Urlaube und First Class Upgrades für mich für die Experience. Wenn die 8er First Kabine irgendwann verschwunden sein wird – werden die Upgrades vermutlich komplett unrealistisch werden. Aktuell schalten die bei 8 freien Sitzen zwei für Upgrades frei, bei 7 oder 6 freien ist es schon nur noch ein Award Platz und ab 3 von 8 belegten – direkt Warteliste ohne Chance auf Bestätigung. Das ist zumindest meine Erfahrung aus den letzten 12-24 Monaten
ganz genau!
Völlig am Markt vorbei? Nun, das wird sich zeigen. Wenn weniger Kunden individuell mehr pro Kopf zahlen, dann kann das Konzept und dann kann Allegris durchaus ein Erfolg werden.
Meilensammler werden sowieso nur abgestraft – bei allen Airlines. Der Umgang mit Statuskunden ist das wahre Drama, und da gebe ich Dennis recht. Den SEN habe ich jedes Jahr erfolgen, um den Companion-Award zu nutzen (diverse Male in der First Class, viele Male in der Business Class). Das war die Belohnung, deswegen wurde gezielt die LHG gebucht, deswegen wurde dort viel Geld ausgegeben, deswegen hat man einiges geschluckt, deswegen hat man am Ende des Jahres noch zwei weitere Flüge gebucht, falls die Requalifikation einmal mal nicht bereits erfolgt war.
Das ist passé. Die First Class wird bei zwei vernünftigen Sitzen nahezu unmöglich, Business wird wahrscheinlich noch gelegentlich funktionieren. Noch mehr on top zahlen für vernünftige Sitze oder bei regulären Flügen Voucher einsetzen für die Business Suite würde ich persönlich nicht.
Was mich betrifft, so wurden noch die letzten Prämienmeilen eingelöst, reguläre Flüge buche ich schlicht nicht mehr bei der LHG.
Wie bereits geschrieben kenne ich Allegris und bin zwischenzeitlich, ohne es darauf angelegt zu haben, Flying Blue Platinum geworden.
In Montreal bin ich sehr häufig und liebe die Stadt. Andere Airlines haben YUL ebenfalls im Flugplan, die LHG brauche ich da nicht mehr.
Montreal hat vermutlich auch eine Air Canada Maintenance für 787, da AC Hub.
Montréal war wenn ich mich richtig erinnere auch das erste A350-Ziel. Sehr wahrscheinlich aus den gleichen Gründen.
Die Frage ist : Welche Sitze werden wohl gesperrt werden, die sich Interessanten mit mehr privacy, oder eher ein Exot wie der „extra lange“. Na, mal sehen.