Nach US Vorbild: Lufthansa will Miles&More zur Cash Cow machen

Foto: Miles & More

Miles&More ist mit 36 Millionen Mitgliedern das größte Vielfliegerprogramm außerhalb der USA und auch die Lufthansa Gruppe als Airline ist weltweit nach den US-Riesen American Airlines, Delta Airlines und United Airlines schon die Nummer vier. Dennoch bleibt das Vielfliegerprogramm der Gruppe, Miles&More, im Ertrag hinter den Werten aus den USA zurück. Dies will man bei Lufthansa nun aber ändern und Miles&More zu einer neuen Cash Cow machen.

Das Wichtigste auf einen Blick:

💳 Lufthansa plant Miles&More zur Cash Cow zu machen – nach US-Vorbild.
✈️ Ausbau von Partnern, Marketing & Kreditkarten zur Umsatzsteigerung.
📈 Meilen sollen stärker als Schattenwährung im Alltag etabliert werden.

Folgt Frankfurtflyer auf GOOGLE NEWS

In den USA sagt man manchmal, dass die Airlines keine Fluggesellschaften mehr sind, sondern Vielfliegerprogramme mit angegliedertem Flugbetrieb. Auch wenn dies ein wenig überzogen ist, kann man nicht von der Hand weisen, dass man in den USA die Vielfliegerprogramme zu einer sehr beeindruckenden Größe hat heranwachsen lassen und diese sind für einen erheblichen Teil des Geschäfts und des Gewinns verantwortlich.

Klar ist, dass das eine das andere bedingt, denn ohne Airline kann ein Vielfliegerprogramm nicht existieren und ohne Vielfliegerprogramm kann man als Airline fast nicht existieren, sei es weil man hiermit Geld verdient und vor allem die Kunden an sich bindet. Die Zahlen aus den USA sind hier durchaus beeindruckend und so hat American Airlines zum Beispiel nur durch den Verkauf von Meilen 2024 einen Umsatz von 6 Milliarden USD generiert und bei Delta Airlines steht die Partnerschaft mit American Express im letzten Jahr mit einem Ertrag von sogar 7 Milliarden USD in den Büchern.

Von solchen Werten kann man in Europa wohl nur träumen, was auch daran liegt, dass Meilen als Schattenwährung hier nicht so stark etabliert sind wie in den USA. Während in den USA quasi jeder Punkte und Meilen sammelt (meist über Kreditkarten), tun sich die Deutschen oft sogar mit Dingen wie Payback immer noch schwer, geschweige denn mit dem ernsthaften Sammeln von Meilen (auch wenn es hier durchaus sehr lukrativ möglich ist).

Die Lufthansa Gruppe möchte hierfür unter anderem die Bereiche Kundenbindung, Marketing und Markenführung für alle Airlines in Frankfurt zusammenzubinden. Auch für Miles&More soll diese Fachdivision unter Führung von Vorstand Dieter Vranckx (ehemaliger SWISS-CEO) verantwortlich sein.

Besonders durch den Verkauf von Meilen will man deutlich mehr Umsatz machen und hiermit ist nicht der direkte Kauf gemeint, was aktuell sogar mit 60% Bonus möglich ist und wohl einer der besten Deals des Jahres mit tollen Möglichkeiten zum Einlösen ist. Vielmehr geht es darum, dass man Miles&More-Prämienmeilen mehr als Schattenwährung in der breiten Masse etabliert und das Meilensammeln bei mehr und mehr Partnern am Boden (vermutlich auch zunehmend im Einzelhandel) möglich sein soll.

Neben den vielen Partnern aus dem „Non-Travel“-Segment wird wohl hierbei die Miles&More Kreditkarte eine sehr entscheidende Rolle spielen. Über die Kreditkarte kann man in den Alltag der breiten Masse einziehen und tatsächlich täglich Kontaktpunkte für das Meilensammeln generieren. Allerdings stellt man die Miles&More Kreditkarte aktuell von der DKB auf die Deutsche Bank um, was sich als komplizierter und langwieriger als erwartet herausgestellt hat. Hierbei soll vor allem die geringe Erfahrung der Deutschen Bank mit „Co-Branded Kreditkarten“ ein Thema sein.

Unter dieser Prämisse ist es aber durchaus denkbar, dass man noch mehr Kreditkartenprodukte in Zukunft startet, um mehr Kunden zu erreichen. Hierbei hat man mit der Eurowings Kreditkarte bereits ein weiteres Produkt, das Miles&More-Prämienmeilen sammelt und es ist durchaus denkbar, dass man das Angebot noch ausbaut.

Nach US Vorbild: Lufthansa will Miles&More zur Cash Cow machen  | Frankfurtflyer Kommentar

Tatsächlich mag ich es sehr, wie Meilen und Punkte im Alltag der US-Amerikaner präsent sind, wie wohl bei keiner anderen Nation. Entsprechend finde ich die Idee von Lufthansa erst einmal gut, Miles&More noch attraktiver zu machen. Hierbei sollte man aber auch die Probleme beachten, die man in den USA sieht, wie z.B., dass man dafür sorgen muss, dass auch Prämienflüge wirklich verfügbar sind, Lounges durch Kreditkarten-Pässe nicht überfüllt werden und die versprochenen Vorteile auch verfügbar sind.

Alles in allem sehe ich durchaus viele Chancen für Miles&More, sowohl das Angebot zu verbessern, als auch das Ergebnis. Die Zukunft wird aber zeigen, was genau Lufthansa und Miles&More hier vorhaben. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt.

4 Kommentare

  1. Ich freue mich auch, dass/wenn das Thema (wieder)belebt wird, habe aber nicht allzu große Hoffnungen.

    Mittlerweile klafft eine (gewollte) Schere, die wohl weiter auseinandergehen wird: Geringere Sammelmöglichkeiten/Sammelraten auf der einen Seite (Bsp. Amex-Transfer, Aussterben von Wunschgutschein mit 16x Punkten usw), erhöhte Meilenwerte auf der anderen Seite (Entwertungen, Umstellungen auf dynamische Systeme).

  2. MM Kreditkarten sind praktisch nur im DACH Raum erhältlich, ebenso wie Amex. Tschechien gehört offensichtlich für diese Unternehmen immer noch zum „Osten“ obwohl unsere Wirtschaft im EU Vergleich in den meisten Parametern sehr gut darstellt.
    Für mich ist daher MM uninteressant, die Komerční Banka, eine Tochter der SG, hat mir eine kostenlose Visa World Elite Kreditkarte mit Dragonpass und 4 Gratiseintritten pro Jahr geben und bei der Raifka kriegte ich ohne jeden Einkommensnachweis eine Mastcard Gold, welche mir unbeschränkten Zutritt zu den MC Lounges in Prag, Wien und Bratislava ermöglicht. Auch eine Zusatzkarte für meine Gattin mit den gleichen Leistungen war gratis. Zusammen mit den Avios welche ich bei Qatar sammle, bin ich zufrieden, MM und LH brauche ich nicht, Kartenanträge nit Adresse CZ kann man gar nicht erst machen.

  3. Da gehen bei Miles&More Anspruch und Wirklichkeit deutlich auseinander. Durch die Umstellungen im Statusprogramm verliert man aktuell Mitglieder (vielleicht ist genau das der Grund für die jetzige Initiative?).
    Die Tatsache, dass man zukünftig keine Meilenupgrades in die First mehr bekommt, reduziert ebenfalls die Attraktivität. Für viele war ja dies ein Anreiz für intensives Meilensammeln. (Mein erster First Class Flug kam auch auf diesem Weg zustande. Einmal angefixt, habe ich dann auch bezahlte Tickets in First geflogen – bei mir hat das also funktioniert 😉
    Ich habe allerdings eine hohe Meinung von Herrn Vranckx, insofern darf man vielleicht auf ein paar sinnvolle Maßnahmen hoffen.

  4. Übersetzt heißt der Artikel doch, dass wir als Fluggäste für Vielfliegerprogramme zahlen und keineswegs einen Vorteil daraus ziehen.
    Das halte ich für durchaus plausibel, warum sollte eine Firma ein Geschäft betreiben, das Verlust erwirtschaftet.
    Allein, wie funktioniert das?

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..