
Transavia bringt frischen Wind in den Billigflugmarkt: Mit dem neuen Ticket-Resale können Passagiere nicht genutzte Flugtickets weiterverkaufen und sich so einen Teil der Kosten zurückholen. Zunächst startet das Angebot bei Transavia France – doch das Modell könnte die Branche verändern.
✈️ Transavia startet Ticket-Resale für nicht genutzte Flüge (zunächst nur in Frankreich).
💶 Fluggäste können Tickets weiterverkaufen und eine Teil-Erstattung erhalten.
🤝 Fairlyne-Plattform unterstützt die Airline bei diesem neuen Service.
Transavia ist eine niederländische Fluggesellschaft, die 1966 gegründet wurde und als Low-Cost-Carrier hauptsächlich Urlaubs- und Kurzstreckenflüge in Europa sowie zu einigen Zielen im Mittelmeerraum anbietet. Sie gehört zur Air France-KLM-Gruppe und hat ihre Sitze am Flughafen Amsterdam Schiphol und Paris Orly. Transavia operiert auch von anderen niederländischen Flughäfen wie Rotterdam und Eindhoven sowie von Paris-Orly in Frankreich.
Eigentlich ist Transavia damit kein typischer Kandidat für bahnbrechende Innovationen. Eine neue Option, auch unflexible Tickets an andere Interessenten weiterverkaufen zu können, hat jedoch das Potenzial, Trends in der Branche zu setzen. Die Airline hat auf ihrem Webangebot einen eigenen Bereich eingerichtet, auf dem ihr ein ungenutztes Flugticket vor der Reise zum Weiterverkauf einstellen könnt. Im Erfolgsfall erhaltet ihr als Ticketverkäufer eine Entschädigung.
Transavia erklärt den Verkaufsprozess so:
- Ihr überprüft, ob Euer Flugticket zum Weiterverkauf geeignet ist.
- Transavia zeigt Euch den Verkaufspreis, den Ihr mit dem Weiterverkauf erzielen könnt.
- Seid Ihr einverstanden, könnt Ihr den Betrag bestätigen.
- Könnte Euer Ticket erfolgreich weiterverkauft werden, erhaltet Ihr eine Bestätigung per E-Mail. Die Erstattung erfolgt dann auf die ursprünglich gewählte Zahlungsart.
Angebot mit Haken für Transavia-Kunden
Klingt nach einer Win-win-Situation. Der Resale von Transavia-Tickets hat jedoch zwei Haken: Der erste ist schnell erklärt, denn dieses Angebot gilt derzeit nur für Tickets, die ihr bei Transavia France gekauft habt. Der zweite Haken ergibt sich aus dem Abwicklungsmodell des Wiederverkaufs, denn der Verkauf eures Tickets wird von Transavia nicht garantiert. Zumindest nicht in allen Fällen. Denn es gibt zwei Optionen beim Ticket-Resale. Auf stark nachgefragten Routen, wo es beispielsweise bereits eine Warteliste gibt, wird euch der Hinweis „garantierter Verkauf“ angezeigt. Ihr könnt in dem Fall davon ausgehen, dass ihr umgehend eine Verkaufsbestätigung erhaltet. Ist euer Flug noch nicht ausgebucht, müsst ihr unter Umständen bis 12 Stunden vor Abflug warten, ob euer Ticket noch von jemand anderem gebucht wird. Doch garantiert ist das in dem Fall nicht. Ihr könnt den Flug dann immer noch selber antreten und eure Verkaufsanfrage löschen. Im Erfolgsfall erhaltet ihr innerhalb von 72 Stunden die Erstattung.
Französisches Startup stellt Plattform für Wiederverkauf bereit
Hinter dem Angebot steckt der Anbieter Fairlyne, der hier mit Transavia zusammenarbeitet. Fairlyne ist eine französische SaaS-Startup-Plattform (Software as a Service), die sich auf die Wiederverkaufs-Technologie für die Reisebranche spezialisiert hat. Sie ermöglicht es Reiseunternehmen wie Fluggesellschaften, Bahnbetreibern und Hotels, ihren Kunden die Möglichkeit zu bieten, nicht genutzte oder nicht erstattungsfähige Buchungen sicher und einfach weiterzuverkaufen. Fairlyne integriert sich als White-Label-Lösung in die Systeme der Anbieter und hilft, zusätzliche Einnahmen zu generieren.
Warum bietet Transavia den Weiterverkauf von Flugtickets an?
Schaut man sich das Angebot des Wiederverkaufs an, fragt man sich natürlich, warum Transavia das tut. Denn man könnte die Flugtickets ja auch selbst aus dem eigenen Kontingent verkaufen. So wie das Modell aufgebaut ist, werden jedoch nur Tickets auf (nahezu) ausgebuchten Flügen weiterverkauft, bei denen der aktuelle Ticketpreis deutlich über dem Preis der ursprünglichen Flugtickets lag.
Ein fiktives Beispiel:
- Ursprünglich gebuchtes Ticket: 100 Euro
- Neuer Flugpreis: 250 Euro
Transavia überweist beim Weiterverkauf des Tickets eine Entschädigung von beispielsweise 50% – also in dem Fall auch 50 Euro – an den Erstkäufer des Tickets. Die Airline hat den Sitzplatz im Flugzeug also – auch abzüglich der Entschädigung – für mehr Geld verkaufen können, als es ursprünglich der Fall war.
- 100 Euro (ursprünglicher Ticketpreis) + 250 Euro (neuer Ticketpreis) – 50 Euro (Erstattung) = 300 Euro
Selbst nach einer Provision für den Plattformanbieter Fairlyne ist das ein lukratives Geschäft für Transavia und ohne Risiko, die klassische Nachfrage über die eigenen Buchungskanäle zu untergraben.
Transavia erlaubt Weiterverkauf nicht genutzter Tickets | Frankfurtflyer Kommentar
In wesentlichen Teilen Europas ist Flexibilität bei Flugtickets weiterhin ein Fremdwort. Zumindest dann, wenn ihr als Passagiere nicht bei der Buchung extra dafür zahlt. Statt jetzt grundsätzlich die Flexibilität zu erhöhen, bietet Transavia France einen Wiederverkauf für nicht stornierbare Tickets an. Die Airline kann darüber ihren Profit auf stark ausgelasteten Strecken erhöhen und der Fluggast bekommt einen Teil seines Ticketpreises erstattet, wenn er die Reise nicht mehr antreten will. Doch Obacht: Ein Weiterverkauf ist nicht garantiert und vielleicht auch nicht immer lukrativ. Besonders bei günstigen Flugtickets kann es durchaus sein, dass das Verfallenlassen eines Tickets mit anschließender Erstattung der Steuern und Gebühren mehr Geld zurück aufs Konto bringt.
Was haltet Ihr von dem Resale von Flugtickets bei Transavia? Kommentiert gerne unter diesem Beitrag.
Quellen: OMAAT und Luchtvaartnieuws
geniale Idee