
Condor feiert Erfolge und baut das Programm weiter aus, der Ferienflieger wird immer mehr zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für klassische Netzwerkairlines. Mit neuen Europastrecken und weiteren Partnerschaften wird man künftig noch mehr Geschäftsreisende ansprechen. Die Strategie erinnert ein wenig an das einstige Modell von Air Berlin. Das Management der Condor sieht das zwar anders, trotzdem sind Parallelen da. Mit den modernen Langstreckenflugzeugen und der guten Business Class muss man sich längst nicht mehr verstecken, weitere Kooperationen und ein gutes Vielfliegerprogramm könnten selbst für Lufthansa gefährlich werden.
Erste Städteverbindungen laufen gut
Die Frankfurter Fluggesellschaft setzt weiter auf Ausbau und will das neu aufgenommene City-Streckennetz weiter ausdehnen. Erst im März hat Condor innerdeutsche Flüge aufgenommen, seitdem sind Berlin, Hamburg und München an den Heimatflughafen angebunden. Später kamen noch einige weitere Europaverbindungen dazu, das Drehkreuz der Condor wird inzwischen auch mit Mailand, Paris, Prag, Rom, Wien und Zürich verbunden. Im kommenden Sommer sollen dann schon insgesamt 12 Städteverbindungen angeboten werden.

Das Ganze entstand etwas aus der Not heraus, da Lufthansa die Kooperation bei den Zubringerdiensten beendet hat. Dem Ferienflieger drohten dadurch Kunden wegzubrechen, daher führt der Carrier diese Flüge nun in Eigenregie durch. Condor scheint mit der Akzeptanz auch sehr zufrieden, zumal man nicht nur eigene Umsteiger an Bord hat. Zum Kundenkreis gehören laut Condor-Chef Peter Gerber auch innereuropäische Umsteiger. Dank mehrerer Frequenzen zu teilweise attraktiven Zeiten kommen auch einige Geschäftskunden und Punkt-zu-Punkt- bzw. Städtereisende hinzu.
Bei einer Presseveranstaltung ist der Manager detaillierter auf den Erfolg der Flüge eingegangen. Demnach läuft die Route zwischen Frankfurt und Wien am besten, der Ladefaktor liegt „ziemlich stabil bei 80 Prozent“. Auch Mailand und Rom laufen sehr gut, die neu aufgenommene Strecke von und nach Paris hat ebenfalls für positive Überraschungen gesorgt. Bei den innerdeutschen Routen gibt es hingegen noch viel Luft nach oben, die Maschinen sind häufig nur bis zur Hälfte gefüllt.
Die Alternative zur Lufthansa ist laut Condor noch zu unbekannt auf dem deutschen Markt, demnach fliegt hier seit 40 Jahren nur die Lufthansa. So ganz stimmt das nicht, da es in den letzten Jahrzehnten immer wieder Versuche gab, dem Kranich Paroli zu bieten. Darunter waren die Deutsche BA (später dba), Germania (Gexx) und Air Berlin. Letztere hatte sich als Ferienflieger etabliert und dann auch innerdeutsche Zubringer ins Programm genommen. Diese wurden auch von Geschäftsreisenden genutzt, später hat man daher das Netz erweitert.
Auf manchen Routen wie der zwischen Frankfurt und Hamburg gab es aber damals schon Schwierigkeiten, die Maschinen zu füllen. Inzwischen konnte auch die Bahn das Netz verbessern und neue Sprinter-Verbindungen von und nach Frankfurt auflegen. Daher wurde die Zusammenarbeit mit der Bahn erst in diesem Jahr weiter intensiviert.
Bestehende Abkommen und neue Partnerschaften
Weitere Erfolge kommen durch die Abkommen mit anderen Airlines wie Alaska Airlines, Copa oder Emirates. Die Kooperationen sollen künftig weiter ausgebaut werden, das Unternehmen führte zuletzt Gespräche mit dem oneworld-Schwergewicht American Airlines. Eine Zusammenarbeit könnte das Angebot über den Nordatlantik stärken und Condor den Weg in die Allianz verschaffen. Verhandelt wird aber auch mit anderen Airlines, auch ganz unabhängig von Bündnissen.
Auch ein interessantes Treueprogramm könnte die Condor-Flüge attraktiver machen. Vielfliegende Kunden können zwar heute schon Meilen sammeln und diese im Alaska Airlines Mileage Plan oder im Emirates-Programm Skywards gutschreiben lassen. Diese Möglichkeiten sind aber auch etwas unbekannt, leider hört man auch häufig von Problemen bei der Kreditierung. Hier gibt es also noch Verbesserungspotenzial, aber auch große Chancen.
Pass auf Lufthansa: Condor macht jetzt einen auf Air Berlin | Frankfurtflyer Kommentar
Condor konnte das Sitzplatzangebot von und nach Frankfurt in diesem Sommer um 35 Prozent steigern, ein solches Wachstum bei einer Airlines der Größe hat man am größten deutschen Flughafen schon lange nicht mehr gesehen. Die dort beheimatete Gesellschaft ist überzeugt, mit ihrem aktuellen Mix die Flugzeuge auch füllen zu können.
Air Berlin setzte einst auf ein ähnliches Konzept. Auch wenn man das bei Condor anders sieht: Es gibt Parallelen. Das Kerngeschäft bleiben die Ferienflüge in den Süden bzw. auf den für Touristen interessanten Fernstrecken. Einige davon sind aber auch für Geschäftsreisende lukrativ, mit einer Business Class auch auf der Kurzstrecke, guten Frequenzen und passenden Partnern geht man auf dieses Klientel ein.
Dieses Thema könnte Euch ebenfalls interessieren:
Condor erweitert ab Juli das Asien-Programm um ein neues Ziel
Für mich hatte Condor aus der Vergangenheit den Ruf vieler Verspätungen oder Flugausfälle, weil die Maschinen eng verplant waren und Störungen nicht kompensiert werden konnten. Ist das inzwischen besser?
Lufthansa ist selber Schuld, hätten die damals die Zubringerflüge nicht gekündigt wäre alles in Butter und die könnten sogar noch Geld damit verdienen. Kein Mitleid !
Denke Condor macht es besser als AirBerlin, da sie mit Frankfurt ein besseres Drehkreuz haben als damals Berlin oder Düsseldorf.
Ebenfalls sind die Routen Feeder welche nicht in Konkurrenz zu den Urlaubsrouten stehen (das war das größere AirBerlin Problem nach dem katastrophalen TUI Deal).
Aber ich würde mich auf mehr Konkurrenz in München freuen, dass alles kann, außer günstig 😉
Grundsätzlich wäre mehr Konkurrenz, zumindest in Teilbereichen, wünschenswert. Wie es mit Air Berlin und ihrer Alles-und-nichts-Positionierung ausgegangen ist, wissen wir. Es wird davon abhängen, wieviel Geduld die Investoren bei Condor haben.
Mit der 339 hat Condor einen starken Flugzeugtyp in der Flotte. Die Business Class würde ich jeder Business Class in der Lufthansa vorziehen.
Das sehe ich auch so, es fehlt die Konkurrenz in Deutschland. Früher hat man sich schnell am Angebot von Air Berlin orientiert und teilweise oneway-Preise oder einen Snack auf innerdeutschen Flügen angeboten.
In dem USA kann man die Entwicklung wunderbar am Business Class Produkt beobachten. Einer hat angefangen, nun haben alle mit Polaris, One und Flagship ein echtes Premium Produkt am Boden und in der Luft.
Mir ist das relativ egal, ich setze mich seit einem unterirdischem Erlebnis in 2017 eh in keine Condor – Maschine mehr hinein. Aufgrund einer Überbuchung der ersten Klasse hat man damals zwei erste Klasse-Passagiere per Downgrade in die Sitzreihe vor uns, an den Notaustiegen gesetzt, diese haben dann, weil sie wohl angefressen waren sogleich beide Sitze auf die Maximalstellung während des gesamten Fluges liegend gestellt, so dass wir während eines 10 Stunden Fluges keine 15 cm Platz im Kopfbereich hatten und auch nicht essen konnten. Alle Beschwerden sowohl an die Passagiere als auch – besonders schlimm – an das Flugpersonal prallten ab. Der Sitzabstand gehört eh zu geringsten und bei einem Langstreckenflug ist Condor unerträglich. Das grenzte an Körperverletzung und meine Entscheidung steht fest, Condor sind von mir keinen Cent mehr.
Das ist halt 8 Jahre her…..da hat sich seither einiges geändert…..damals war die LH halt auch noch gut.
Mit so was muss man halt leider in der Eco bei allen Airlines rechnen.
Warum habt Euren Sitz nicht zurück gemacht?
Hoffentlich macht Condor es nicht wie Air Berlin! Wohin deren Größenwahn auf Pump geführt hat, wissen wir ja 😉