Qatar Airways übernimmt Abschiebeflüge für Deutschland nach Afghanistan

Eine Boeing 787 von Qatar Airways bringt einige Menschen zurück in ihre Heimat Afghanistan. Symboldbild: Frankfurtflyer.de

Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München – das sind die Flughäfen, an denen Qatar Airways im Passagierflugverkehr normalerweise landet. Manchmal verschlägt es die Schwesterfluggesellschaft Qatar Amiri auch zu anderen deutschen Flughäfen, wenn die königliche Familie es so will. Der Flughafen Leipzig/Halle (LEJ) gehört jedoch eher selten dazu. Dennoch startete am Freitagmorgen (30. August 2024) eine Boeing 787-8 von Qatar Airways aus Sachsen. Die Maschine hatte eine brisante „Fracht“ an Bord.

Etwas mehr als drei Jahre ist es her, dass die Taliban die Macht in Afghanistan übernommen haben. Für die Bundesregierung bedeutete dieser Machtwechsel, dass sie Abschiebungen in dieses asiatische Land nicht mehr für sicher durchführbar hielt. Bis zum 30. August 2024 um 6:55 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt startete erstmals wieder ein Abschiebeflug nach Kabul (KBL).  Wie der Spiegel berichtet, ließ die Bundesregierung in einer extra gecharterten Boeing 787 insgesamt 28 Straftäter plus jeweils 1.000 Euro Handgeld zurück in ihre Heimat befördern.

Eine große Rolle spielte dabei der katarische Staat und die staatliche Fluggesellschaft Qatar Airways. Seit der Machtübernahme führt die Bundesregierung keine diplomatischen Beziehungen mehr zu den Taliban, wohl aber zu Katar, das den Taliban sehr nahe steht. So organisierte das Bundesinnenministerium in Zusammenarbeit mit dem Außenministerium einen Charterflug von Leipzig/Halle nach Kabul.

Dafür wurde von Qatar Airways am Donnerstag (29. August 2024) eine Boeing 787-8 mit der Registrierung A7-BCJ von Doha (DOH) zum Flughafen Leipzig/Halle geschickt, die dort zunächst mit sechseinhalb Stunden Verspätung landete. Am Freitag ging es dann mit der Flugnummer QR7431 nicht über das eigene Drehkreuz Doha, sondern per Nonstop-Flug nach Kabul. Die Landung dort war um 15:07 Uhr Ortszeit geplant.

Screenshot: Flightradar24.com

„Deutschland hat heute Morgen erstmals seit August 2021 wieder Rückführungen von afghanischen Staatsangehörigen in ihr Herkunftsland durchgeführt. Es handelte sich hierbei um afghanische Staatsangehörige, die sämtlich verurteilte Straftäter waren, die kein Bleiberecht in Deutschland hatten und gegen die Ausweisungsverfügungen vorlagen“, bestätigte Regierungssprecher Steffen Hebestreit die Ausschaffung der Afghanen gegenüber dem Spiegel.

Screenshot: Flightradar24.com

Qatar Airways übernimmt Abschiebeflüge für Deutschland nach Afghanistan | Frankfurtflyer Kommentar

Kurz vor den Landtagswahlen in mehreren ostdeutschen Bundesländern setzt die Bundesregierung nochmals ein Zeichen und schiebt 28 straffällige und ausreisepflichtige Afghanen in ihre Heimat ab. Die beteiligten Ministerien sind dabei klug vorgegangen und haben mit Katar einen Partner ins Boot geholt, der mit den Taliban vermitteln und die Abschiebeflüge durchführen konnte.

Das Land Katar wird – auch in unserer Community – häufig eher negativ konnotiert. Wie man jedoch an diesem Beispiel sehen kann, macht es durchaus Sinn, auch mit streitbaren Partnern zu sprechen. Sonst wären Abschiebeflüge nach Afghanistan wohl schon allein daran gescheitert, eine durchführende Fluggesellschaft zu finden.

Ob dieser Flug ein einmaliges Ereignis und damit eher Symbolpolitik bleibt oder Qatar Airways eine Linienverbindung für diesen speziellen Zweck aufbaut, das werden wir wohl erst nach der Wahl erleben. Ebenso bleibt fraglich, ob die 28 Straftäter bald wieder irgendwo hinter unserer Grenze registriert werden und ob von dem Tausender dann noch etwas übrig ist.

1 Kommentar

  1. Gestern habe ich gelesen, dass seit Januar 2023 bis April 2024 35 Personen per Flugzeug abgeschoben worden sind. Dies habe den Steuerzahler rund € 1.330.000 gekostet.

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