Viele lukrative Strecken dürfte es beim Kranich derzeit nicht geben. Die Langstrecke wurde bei Lufthansa auf ein Minimum zurückgefahren, der Flugplan innerhalb von Europa besteht nur noch aus einem Bruchteil des Üblichen. Bis vor der Krise waren London, Paris und Berlin die Renner bei der Auslastung, diese Strecken dürften wohl aktuell von Madeira, Teneriffa und Las Palmas abgelöst worden sein.
In weiser Voraussicht haben die Streckenplaner die Frequenzen auf die kanarischen Inseln für den Winter hochgefahren, die Ankündigung erfolgte im Sommer mit Aktionsangeboten. Kein Wunder daß der Flug von Gran Canaria nach Frankfurt ausgebucht war, wenige Wochen zuvor wurde sogar entschieden an Sonntagen eine zweite Maschine einzusetzen.
Bei der Buchung stellte ich fest, daß einer der neuen Airbus A321neo eingesetzt wird. Die Maschine befindet sich seit 2019 in der LH-Flotte und glänzt mit niedrigen Rekordwerten bei Lärm und Verbrauch. Ziemlich glanzlos war hingegen das Erlebnis auf dem etwa vierstündigen Flug.
Lufthansa Airbus A321neo Business Class | Check-In & Boarding
Der Flughafen Las Palmas dürfte der größte Airport der Kanaren sein, es gibt entsprechend viele Schalter im Terminal. Die Wege sind dennoch relativ kurz, schlimmer waren hier die Wartezeiten die sich an diesem Tag gebildet haben. Zwei volle Frankfurt-Maschinen, die etwa zur gleichen Zeit abheben – dies bedeutet einige Hundert Passagiere, die abgefertigt werden müssen.
Es gab insgesamt vier Check-In Schalter, davon einer für Business Class & Statuskunden sowie ein weiterer nur für die Aufgabe von Koffern. Alleine beim Business-Schalter standen zwei Stunden vor Abflug etwa 30 Passagiere an. Da ich die Bordkarte schon auf dem Telefon hatte, bin ich zum Drop-off Desk und konnte nach gut 20 minütlicher Wartezeit das Gepäck aufgeben.
Gleiches Bild bei der Sicherheitskontrolle – lange Warteschlangen bei nur zwei Kontrollsporen für zahlreiche Abflüge zur selben Zeit. Neben den beiden Flügen nach Frankfurt wurden die Jets der Edelweiss, easyJet und TUIfly abgefertigt. Die Massen mussten also durch ein Nadelöhr.
Das Chaos ging am Gate weiter: die beiden Abflüge nach Frankfurt fanden beinahe zeitgleich statt. Einer von Gate C19, der andere direkt daneben von C21. Es kam zur Verwirrung bei Fluggästen, die Ansagen des Personals am Gate waren kaum zu verstehen.
Mit Sicherheit war es von Vorteil, Passagiere die sich falsch angestellt hatten, nicht allzu weit weiterschicken zu müssen. Das Prozedere gestaltete sich unterm Strich als mühselig und nervig für alle Beteiligten.
Lufthansa Airbus A321neo Business Class | Kabine & Sitz
Nicole hatte bereits eine Review über den Airbus A321neo verfasst, nachdem sie einen der ersten Flüge mit der neuen Maschine hatte. Als Vielflieger merkt man nach wie vor, dass das Interieur sehr neuwertig und im Vergleich etwas moderner ist.
Als ich meinen Sitz eingenommen habe, ist mir ein Deckenfach in der Maschine aufgefallen. Dort gibt es zusätzlichen Stauraum für Notfallequipment der Besatzung, was gleichzeitig mehr Raum für das Handgepäck der Passagiere bedeutet. Insbesondere auf ausgebuchten Flügen ein Dauerproblem.
Die dünnen Sitze sind im typischen grau gehalten und scheinen um einiges leichter als das Vorgängermodell. Nur noch die vorderen Reihen verfügen über verstellbare Rückenlehnen, die anderen Sitze sind bereits leicht nach hinten geneigt. Die Maßnahme soll Wartungskosten einsparen.
Insgesamt wieder das übliche Problem der Business Class in Europa. Auf kurzen Flügen (teilweise mit Zähneknirschen) akzeptabel, auf längeren Reisen hat das Produkt wenig mit einer Premium-Klasse zu tun. Insgesamt waren heute die ersten 11 Reihen mit einem Vorhang von der Economy Class getrennt. Dies bedeutet 44 Gäste und entsprechend viel Arbeit für die Crew.
Wesentliche Neuerung sind die USB-Schnittstellen, es sind jeweils zwei Buchsen mit Doppelstecker pro 3er-Sitzeinheit verbaut. Ein Entertainment-System oder Internet gibt es auf dem A321neo nicht. Mit Sicherheit gibt es Gründe dafür, für den Passagier ist es – gerade auf längeren Flügen – enttäuschend.
Lufthansa Airbus A321neo Business Class | Flugdaten
Flugnr.: | LH 1503 |
Sitz: | 3F, Fenster |
Kabine: | Business Class |
Konfiguration: | 44 Business
150 Economy |
Abflug (Offiziell): | 14:58 (14:20) |
Ankunft (Offiziell): | 19:51 (20:00) |
Reisezeit: | 3:53 Std. |
Typ: | Airbus A321neo (A21N) |
Registrierung: |
D-AIEE
|
Alter: | 1 Jahr |
Lufthansa Airbus A321neo Business Class | Service
Corona bedeutet einen modifizierten Service. Absolut nachvollziehbar, denn Passagiere sollen ihre Maske so kurz wie nötig abnehmen, Kontakte mit der Crew werden zudem minimiert. Bestandteile wie heiße Tücher, Speisekarten oder Bordverkauf entfallen komplett. Auf ein Aperitif mit Nüssen wird ebenfalls verzichtet.
Diese Dinge sind mehr oder weniger nachvollziehbar. Die größte Herausforderung scheint jedoch die Größe der Business Class gewesen zu sein. Nach dem Start sind einige Flugbegleiter wild hin und her gelaufen, es kam viel Unruhe auf. Erst eine Stunde nachdem wir in der Luft waren, wurden die Essen aus den Trolleys serviert – Getränke Fehlanzeige.
Im wilden Durcheinander wurde mir ein Tablett mit Vorspeise, warmen Hauptgang, Käse und Dessert gereicht. Nach einer Weile hat auch ein Brötchen den Weg zu mir gefunden und als ich schon beim Heilbutt war, gab es sogar etwas zu trinken. Anscheinend waren nicht genügend Gläser an Bord, Wasser & Wein kamen in Plastikbechern. Diese Tatsache ist einem Passagier so schlecht aufgestoßen, dass sich dieser auffällig beschwerte und die Aufmerksamkeit aller Flugbegleiter auf sich gezogen hatte.
Das Essen an sich war in Ordnung, die kalte Vorspeisenplatte kennen manche bereits von Flügen innerhalb Deutschlands. Der Fisch war zart und geschmackvoll, mit Brot und den anderen Bestandteilen wurde man wirklich gut satt. Als wir in der dritten Reihe längst mit dem Essen fertig waren, hatten Gäste in den letzten Reihen noch kein Getränk.
Das Warten auf eine Tasse Kaffee zum Dessert habe ich daher schnell aufgegeben und mich meiner Zeitschrift gewidmet. Zahlreiche Passagiere blockierten inzwischen den Gang zur Toilette, ab diesem Zeitpunkt hatte ich Mitleid mit der Crew, die bemüht war das Geschirr abzuräumen.
Zahlreiche Getränke waren nicht mehr verfügbar, Weißwein und Tonic waren warm, Eiswürfel sind wohl schon auf dem Hinflug geschmolzen und auf Zitronen wird gerade verzichtet. Dies führte zu weiteren Diskussionen mit den Passagieren, während die Crew durch den vollen Gang jonglierte.
Nach dem Service standen kurzzeitig etwa zehn Passagiere gleichzeitig auf, um auf die Toilette zu warten – ein beengendes Gefühl, wenn man am Gang sitzt. Als ich an der Reihe war, gab es keine Papierhandtücher mehr. Ich habe es mir erspart dies bei der etwas gestressten Crew zu erwähnen.
Lufthansa Airbus A321neo Business Class | Frankfurtflyer Kommentar
Stiefkind Kurzstrecke. Sitze: Economy. Entertainment: Nur durch Zufall. Champagner & Glamour: no have.
44 Sitze in der Business Class kommen auf einem Hüpfer von Frankfurt nach London oder von München nach Berlin durchaus vor und stellen kein großes Problem dar. Das passiert bei einer variablen Klasse, wenn das Buchungssystem der Größe der Business Class keinen Riegel vorschiebt.
Die Erwartungen der Gäste sind dann meist niedriger und der Service für die Crew darstellbar. Die Verfügbarkeit wird also der Nachfrage angepasst, auf Flügen mit einer Dauer von vier Stunden ist aber Chaos vorprogrammiert. Immerhin gab es bei LH etwas warmes zu Essen, manche Carrier halten nach wie vor an Pappschachteln in der Business Class fest.
Die Anzahl der Gäste und der vorgesehene Service sind für ein Single-Aisle einfach nicht ausgelegt. Noch schlimmer wird es, wenn man mit solch ausgestattetem Kurzstreckengerät lange Nachtflüge anbietet. Hohe Ticketpreise verlangen und Passagiere auf einem Campingstuhl nach Tel Aviv oder Kairo schicken. Doch solange es gebucht wird, sehen die Verantwortlichen nur eines: es funktioniert.
Ich kann hier nirgendwo lesen, daß der Autor den Flug für einen Apfel oder ein Ei bekommen hätte.
Und ich persönlich bin zuletzt für 350 EUR über Weihnachten/ Neujahr geflogen, das war bekanntlich vor Covid-19. Insofern ist die Verbindung zwischen „Premium fliegen“ und Gesundheit doch etwas unsachlich. Tatsächlich können die Kanaren Strecken momentan etwas problematischer sein, weil die Flüge ja voll sind, allerdings war es im Großen und Ganzen durch die geringe Auslastung dieses Jahr meiner Meinung nach sehr sicher „Premium“ zu fliegen und überdurchschnittlich oft auch Eco.
Lufthansa ist seit Langem eine dreiste Abzocker Airline, der Service an Bord bei den Wucherpreisen jetzt ein Witz. Niemals Lufthansa.. ganz einfach..
Sorry, aber die Business-Class auf die Kanaren wurde vor Kurzem zum Schleuderpreis (z.T. unter EURO 400 return) verkauft. Da muss man alles etwas relativ sehen!