Ryanair Flug FR3418 landet nur 6 Minuten vor einer möglichen Katastrophe

Flightradar

Letzte Woche wurde aus einem Routineflug von Ryanair ein wahrer Nervenkrimi. Eine Boeing 737-800 des Lowcosters startete in Italien und war nach Großbritannien unterwegs. Die Piloten des Jets mussten die Landeversuche aufgrund des schlechten Wetters jedoch mehrfach abbrechen. Nach einer Flugzeit von fast 4,5 Stunden und drei misslungenen Landeversuchen konnte die Maschine schließlich sicher aufsetzen. Das verbliebene Kerosin in den Tanks hätte nur noch für sechs Minuten Flugzeit gereicht.

Das Wichtigste auf einen Blick:

⚠️ Flug: Ryanair FR3418 von Pisa nach Glasgow-Prestwick
🌪️ Wetter: Orkanböen durch Tief „Amy“ verhinderten drei Landungen
⛽ Treibstoff: Nur noch 220 kg, Reserve hätte für 6 Minuten gereicht
🛬 Sichere Landung: Boeing 737 setzte schließlich in Manchester auf
👮 Untersuchung: AAIB stuft Vorfall als „schwer“ ein

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Hinter der Flugnummer FR3418 steht der Ryanair-Flug zwischen Pisa (PSA) und Glasgow-Prestwick (PIK). Normalerweise beträgt die Flugzeit rund zwei Stunden und zwanzig Minuten. Am 3. Oktober zog jedoch das Tiefdruckgebiet „Amy“ über Großbritannien hinweg, die orkanartigen Böen machten den Piloten einen Strich durch die Rechnung. Am Ende wurde aus dem Routineflug ein Zwischenfall, den die britische Flugunfallbehörde inzwischen als „schweren Vorfall“ eingestuft hat.

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Drei gescheiterte Landeversuche

Bereits der erste Anflug auf Prestwick scheiterte: Böen von bis zu 150 km/h und Starkregen machten eine sichere Landung unmöglich. Die Piloten der Ryanair-Tochtergesellschaft Malta Air entschieden sich zunächst für ein Warteschleifen-Manöver, um auf eine Wetterbesserung zu warten. Nach 30 Minuten folgte ein zweiter Versuch, dieser misslang ebenfalls.

Die Crew der Boeing 737-800 mit dem Kennzeichen 9H-QBD brach den Anflug ab und nahm Kurs auf den Ausweichflughafen Edinburgh (EDI). Doch auch dort ließ Sturmtief Amy keine Landung zu. Nach über drei Stunden Flugzeit befand sich die Maschine weit jenseits des geplanten Verbrauchs. Die Piloten entschieden sich schließlich für den Flughafen Manchester (MAN), um dort auszuweichen. Im Anflug mussten die Flugzeugführer einen Treibstoffnotfall erklären.

Sechs Minuten Treibstoffreserve

Nach 4 Stunden und 23 Minuten in der Luft konnte die 737-800 in Manchester sicher aufsetzen. Das Ausweichmanöver war allerdings eine dramatische Rettung in letzter Minute. Nach Informationen britischer Medien befanden sich bei der Landung lediglich 220 Kilogramm Kerosin in den Tanks.

Ryanair Leitwerk, Foto: Robert

Die maximale Tankkapazität des Flugzeugs liegt bei rund 21.000 Kilogramm. Das bedeutet, dass bei der Landung nur noch gut ein Prozent des möglichen Treibstoffs verfügbar war – ausreichend für lediglich rund sechs Flugminuten. Die gesetzlichen Vorgaben wurden hier nicht eingehalten, diese schreiben eine Mindestreserve vor, die auch in Notfällen nicht unterschritten werden darf.

Minuten vor einer möglichen Katastrophe

Nach Berichten von The Telegraph stand der Flug nur wenige Minuten vor einem möglichen Kraftstoffausfall beider Triebwerke. Ein Szenario, das in der zivilen Luftfahrt höchst selten vorkommt. In der Praxis bedeutet eine solche Situation, dass den Piloten kaum noch Handlungsspielraum bleibt. Ein weiterer Go-Around wäre mit so wenig Kerosin nicht mehr möglich gewesen. Die Landung in Manchester musste daher beim ersten Versuch gelingen – und glücklicherweise tat sie das auch.

Flightradar

Ryanair bestätigte gegenüber britischen Medien, dass man die zuständigen Behörden „unverzüglich informiert“ habe. Die Airline erklärte:

Dieser Flug wurde gemäß den Verfahren für widrige Wetterbedingungen umgeleitet. Wir kooperieren vollständig mit der laufenden Untersuchung der AAIB.

Die Behörde AAIB (Air Accidents Investigation Branch) untersucht den Vorfall nun im Detail. Dabei wird unter anderem geprüft, ob die Crew rechtzeitig genug reagierte, ob die Entscheidungskette korrekt war und ob die getankte Treibstoffmenge den Wetterbedingungen angemessen war.

In der Luftfahrt existieren präzise Berechnungen für Treibstoffreserven, die neben der Flugstrecke auch mögliche Ausweichflughäfen und Wettereinflüsse berücksichtigen. Dennoch sind zusätzliche Unwägbarkeiten wie plötzliche Schließungen von Anflugrouten oder extrem wechselhafte Windbedingungen nie vollständig planbar.

Ryanair Flug FR3418 landet 6 Minuten vor einer möglichen Katastrophe | Frankfurtflyer Kommentar

War die Crew hier zu optimistisch oder war der Verlauf schlicht unvorhersehbar? Hätte ein früherer Abbruch nach dem zweiten Landeversuch und eine frühzeitige Entscheidung für Manchester möglicherweise für eine größere Sicherheitsmarge gesorgt? Die Untersuchungen sollen nun Antworten liefern und klären, welche Lehren daraus zu ziehen sind.

Es gibt Airlines, die vorschreiben, wie viel Kerosin vor einem Flug bestellt werden soll. Dass Pilotinnen und Piloten eine zusätzliche Reserve tanken, ist da nicht immer erwünscht. Gerade bei Lowcostern sind die Regelungen streng, einige Firmen feiern angeblich die Crews, die mit wenig Sprit auskommen. Ob das hier der Fall war, ist uns nicht bekannt.

Mit den Piloten von Flug FR3418 möchte wohl kaum jemand tauschen. Diese haben vermutlich gewissenhaft gehandelt und standen mehrfach nur Minuten von einer möglichen Wetterbesserung entfernt. Ein solches Dilemma lässt sich nicht immer vermeiden und zeigt, wie schnell Routine zur Extremsituation werden kann.

13 Kommentare

  1. Ryan Air spart überall, leider auch an der Sicherheit. Es ist nicht der erste Fall von Kerosion Mangel bei Ryan Air, nur um Gewicht zu sparen.
    Bin mit denen nie geflogen und wird auch nicht vorkommen. Das ganze Konzept ist menschenverachtend.

    • „Die gesetzlichen Vorgaben wurden hier nicht eingehalten.“
      Interessant. Du solltest Dich bei der AAIB bewerben. Hellseher können die dort bestimmt gut gebrauchen.

      • Das ist keine Einschätzung oder Kommentar, sondern ein Fakt, den u.a. der Telegraph oder Aviation Herald aufgegriffen haben:

        On Oct 5th 2025 The Aviation Herald received information that the aircraft landed below minimum fuel with just 220kg fuel (total, 100kg in left and 120 kg in right tank) remaining.

        • „Below minimum fuel“ heißt, das Flugzeug mit so wenig Treibstoff eigentlich nicht mehr in der Luft sein durfte. Das schlechte Wetter hat wohl eine vorherige Landung verhindert. Ob gesetzliche Vorgaben missachtet wurden (also ob das Flugzeug mit weniger als dem gesetzlich vorgeschriebenen Treibstoff gestartet ist, wie Du spekulierst), müssen die Ermittlungen zeigen.

          • Ich habe nicht spekuliert, dass das Flugzeug mit weniger als dem gesetzlich vorgeschriebenen Treibstoff gestartet ist. Es geht hier um die vorgeschriebene Mindestmenge, die bei der Landung im Tank sein muss.

        • „Landed below minimum fuel“ heißt genau das: Das Flugzeug hätte mit so wenig Treibstoff nicht mehr in der Luft sein dürfen. Dass zu wenig betankt und so gegen Gesetze verstoßen wurde, lässt sich aus dem Artikel nicht ablesen, finde ich. Deshalb ist das Urteil „zu wenig getankt“ reine Spekulation. Was genau die Ursache war, werden erst die Ermittlungen zeigen.

          • Das Urteil „zu wenig getankt“ kann ich nicht ablesen.

            Die einzige Unterstellung die ich wage ist die, dass die Piloten vermutlich gewissenhaft gehandelt haben.

    • Eine Treibstoffmenge, die für das Doppelte der kalkulierten Flugzeit reicht, würde ich jetzt nicht als zu sparsam einordnen. Da dürfte es bei einer 321XLR enger zugehen, wenn die ihre Reichweite wirklich ausspielt.
      Möglicherweise wäre von vornherein ein Ausweichflughafen außerhalb des Orkangebietes besser gewesen. Kann man mit den uns bekannten Details kaum einschätzen.

    • @ Martin: Wie viele Menschen sind in den letzten 41 Jahren bei Unfällen von Flugzeugen von Lufthansa Group und Vorgängern gestorben? Viele (LH 2904, Germanwings 9525, Swissair 111, etc. etc.). Wie viele Menschen bei AirFrance und Co. (AF447, etc. etc.) Wie viele Menschen sind in der gleichen Zeit (seit Gründung) bei Unfällen von Ryanair gestorben? 0. Also – man kann vom Komfort her davon halten, was man will. Ist das Konzept (im Vergleich zu etablierten Airlines) sicher? Ja, ist es.

  2. An der Menge der Reserven, die zur Verfügung standen, würde ich jetzt keine Kritik üben, nur liegt es an der Crew abzuschätzen, welche Maßnahmen mit diesen Reserven eben auch möglich und geeignet sind. Mir persönlich scheint es, daß die Kommunikation und Abstimmung zwischen Crew, Flugsicherung und den Flughäfen Prestwick und Edinburgh, bezüglich der Bedingungen bei der Landung mangelhaft waren.

  3. Bei SQ hat sich etwas ähnliches nach einem Flug von London nach Singapore im Oktober 2023 zugetragen.
    Schlechtes Wetter in SIN, zig Mal gekreist, nach Malaysia ausgewichen, Wetter unterdessen dort auch schlecht, wieder zurück nach SIN.
    Am Schluss waren bei der Landung noch etwa 4000 Liter im Tank, und das bei einer 777. Reichte gerade noch für’s Rollen zum Gate!

  4. Die Maschine hatte, trotz einer regulären Flugzeit von ca. 2,5 Stunden, Kerosin für 4,5 Stunden getankt. Die Aussage, es wäre zu wenig Kerosin getankt worden, ist kompletter Blödsinn.

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