Schurkenstaaten unter sich: Aeroflot lässt Airbus Flugzeuge im Iran warten

Aeroflot darf derzeit noch ausreisewillige Wehrpflichtige befördern. Bild: Airbus

Die Sanktionen vor allem der USA und der EU gegen Russland aufgrund des Krieges gegen die Ukraine zielten unter anderem auch auf die russische Luftfahrt ab und man machte es den Airlines in Russland zumindest theoretisch in unmöglich, Flugzeuge von Airbus und Boeing weiter zu betreiben.

Dabei muss man ganz klar sagen, dass dies nur theoretisch der Fall ist, denn natürlich fliegen in Russland weiter Airbus und Boeing Jets für russische Airlines und wie so oft macht Not erfinderisch. Insbesondere bei der Beschaffung von Ersatzteilen und der Wartung der Flugzeuge hat man in Russland wohl viel Kreativität entwickelt und vermutlich die zulässigen Normen inzwischen auch in Teilen außer Acht gelassen, denn sonnst müssten alle Flugzeuge westlicher Bauart in Russland inzwischen eigentlich am Boden stehen.

Wie lange man Airlines auch mit westlichen Flugzeugen (irgendwie) in der Luft halten kann, obwohl man mit massiven Sanktionen belegt wurde die so etwas eigentlich verhindern sollten, kann man seit Jahrzehnten im Iran sehen, wo man auf teils abenteuerlichen Wegen immer wieder alte westliche Flugzeuge beschafft und diese auch flugbereit hält.

Genau hier versucht man nun eine Allianz zu bilden und Aeroflot hat am 5. April den ersten Airbus A330-300 nach Teheran geschickt, wo er von Mahan Air, der größten privaten Airline im Iran gewartet werden soll.

Die Airlines im Iran haben über Jahrzehnte Strategien entwickelt, wie man westliche Flugzeuge weiter betriebsbereit halten kann und es wird immer wieder darüber spekuliert, dass der Iran selbst gewisse Ersatzteile für Airbus und Boeing Flugzeuge herstellen kann.

Dabei sollte man diese Strategien aber nicht überbewerten, denn auch wenn man Flugzeuge im Iran einsatzbereit halten kann, beklagt die Luftfahrt des Landes gleichzeitig, das maximal 50% der Flotten überhaupt flugtauglich (nach iranischen Standards) sind.

Insbesondere bei den Triebwerken tut man sich im Iran schwer und vermutlich kann man hier die teils sehr komplexen Ersatzteile nicht alle einfach nachbauen, sodass man diese über den Schwarzmarkt auf geheimen Kanälen ins Land bringt.

Ähnlich problematisch dürfte es auch mit Elektronik und vor allem Software für die verhältnismäßig modernen Airbus und Boeing Flugzeuge von Aeroflot sein. Die Flugzeuge von Mahan Air sind teils Jahrzehnte alt und bei älteren Flugzeugen mit vielen mechanischen und nicht elektrisch gesteuerten Bauteilen ist das Nachbauen der Ersatzteile deutlich einfacher.

In der russischen Presse spricht man davon, dass man hier eine längere Partnerschaft eingehen könnte, sollte man bei Aeroflot mit dem Ergebnis der Wartung in Teheran zufrieden sein. Neben dem Aeroflot Airbus A330, sei auch ein CRJ200 von UVT Aero, sowie ein Triebwerk von Rossiya Airlines im Iran zur Wartung.

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Not macht bekanntlich erfinderisch und auch wenn man es sich vor allem in Europa einmal so vorgestellt hat, dass man die russische Luftfahrt binnen weniger Wochen mit den Sanktionen am Boden hat, was zu einem Aufstand im Land geführt hätte, sieht die Realität wohl anders aus.

Die russische Luftfahrt steht zwar, genau wie die aus dem Iran mit dem Rücken an der Wand und die Sanktionen des Westen haben sie um Jahrzehnte zurückgeworfen, aber bis man diese Auswirkungen in Russland deutlich zu spüren bekommt, wird es wohl noch Jahre dauern.

Dass man sich nun mit dem Iran zusammen tun will macht sogar sehr viel Sinn, denn die Luftfahrt in beiden Ländern teilt die gleichen Probleme. Schurkenstaaten unter sich eben.

16 Kommentare

  1. Sehr emotionale Diskussion. Interessant, dass tatsächlich so viele Leser sich dafür interessieren, wenn ein Land als Schurkenstaat bezeichnet wird. Klar dass Menschen, die Verbindungen zu einem der beiden Länder haben, da emotional werden, aber ist das beim Großteil der Kommentatoren wirklich der Fall?

    Das fällt mir insbesondere auf, weil ich familiäre Verbindungen nach Russland habe (und weil es ja meist nicht so einfach ist, wie die meisten mit Ihren Schubladen glauben, auch in die Ukraine). Ich finde, man darf Russland durchaus mal als Schurkenstaat benennen. So wie ich es durchaus auch berechtigt finden würde, Deutschland als Schurkenstaat zu bezeichnen. Typischerweise bezeichnet man damit ja die Regierung oder das System und nicht pauschal die Menschen dort.

    Ich würde sogar weniger beim Iran als bei Russland den Begriff Schurkenstaat sehen. Denn der Iran ist m.E. einfach ein Land welches von seinen Wertvorstellungen weit entfernt von unsere ist. Dafür würde ich ein Land aber nicht verurteilen.

  2. Interessant, wie Putins Trolle hier reagieren. Deren Kommentare sind leicht zu identifizieren. Putins Mafia hat schon verloren…das weiss die Truppe ! Daher der aggressive Ton.

  3. Sehr guter Artikel, stimme voll zu. Vor allem wenn Kommentatoren und -innen versuchen immer wieder die USA als das größte Übel herauszustellen um von Schurkenstaaten abzulenken. …Aber die USA hat doch auch… ja auch sie haben keine reine Weste,
    aber das als Rechtfertigung für Versuch die Ukraine von de Landkarte zu tilgen, schon arg weit hergeholt, von manchen hier. Berichte des UN Menschenrechtsrats geben tiefe Einblicke wie die das russische Militär unter der Bevölkerung meuchelt. Tja und die iranische Regierung richtet offenbar hin , alles was sich nur kritisch äußert, an Demos teilnimmt etc. Beide Regierungen machen mobil und gehen mit Gewalt vor gegen anders Liebende Menschen…im Iran werden sie sogar an Autokränen erhängt. Also Schurkenstaaten klingt noch harmlos. Und bitte Aussagen wie Regierungspropaganda… gäääähn stecken lassen. Wir sind doch selbst aufgeklärt genug, um Berichten und Bilder auch zu glauben, die über den Krieg in der Ukraine vorliegen. Es gibt ja. Genug unabhängige Medien die berichten, soll das alles Fake sein?

  4. Lieber ein Troll als ein Trottel. Als Grundlagenliteratur mal Klaus von Dohnanyi: „Nationale Interessen“ lesen und kritisch nachdenken. Z.B. über den Anschlag auf die Nordstream-Pipelines und den Jubel der USA über den Haftbefehl des Internationalen Gerichtshofs gegen Putin. Der gleiche Gerichtshof, den die USA nicht anerkennen und gegen den sie sich den Gebrauch von Waffengewalt vorbehalten, falls amerikanische Staatsbürger vor diesen Gerichtshof gestellt werden. Unabhängig davon ist m.E. Frankfurt Flyer der falsche Ort für politische Diskussionen. Aber vermutlich ist das Abo falsch.

    • Allein von Reisegeschichten kann man eben nicht leben, da ist ein durch Steuergelder finanzierter Hinzuverdienst als regierungstreuer Schreiber stets willkommen. Egal ob dann gegen Ungepickste oder eben gegen Russen gehetzt wird, solange ordentlich Kohle aus dem rot-grünen Sumpf kommt, ist alles in Ordnung. Leider haben schon sehr viele Blogger sich kaufen lassen.

      • Und das ist wirklich etwas was Du glaubst? Das macht mir mehr Sorgen als der Ausstieg aus der Kernenergie (wollte erst Klimawandel schreiben, aber der macht mir keine Sorgen).

        So lange uns die einen Dummköpfe mit rot-grün und die anderen Dummköpfe mit AFD abstempeln, scheinen wir etwas richtig zu machen.

        • Wir sind halt die einzigen die gleichzeitig „Ultra Rechts und Ultra Links sein können“….. Während Corona machten wir ja angeblich auch Impf- Propaganda und waren trotzdem Querdenker.

      • Wo kann ich mich für diesen durch „Steuergelder finanzierten Zuverdienst“ anmelden? Oder ist das quasi das Gegenstück zu der Trollfarm aus der du ausgebrochen bist?

  5. Dieses Labeling ist völlig entbehrlich und hat in so einem Blog nichts zu suchen. Außer man setzt auf Effekthascherei anstatt auf Seriosität.
    Zu den Kommentaren: Da reisen wohl sehr viele und sind dabei völlig ignorant, was in diversen Staaten und Region verbrochen worden ist und immer noch wird. Ganz ohne Sanktionen. Das macht aus Deutschland einen Mitläufer. Die nicht vorhandene Souveränität war noch nie so evident. Wenn das thematisiert wird, ist man reflexartig ein Troll. Mehr ist nicht drinnen. Da bin ich doch herzlich gerne ein Troll. Trottel ganz sicher nicht.

    • Das ganze ist natürlich aber „whataboutism“ at it’s best! Nur weil man andere Probleme anspricht, widerlegt man damit nicht die eigentliche Aussage…

  6. Mal eine Frage zum Thema. Wie kann es sein, dass Flieger in anderen Staaten gewartet werden? Ich dachte es gibt bei den Ersatzteilen eine Nummer und es kann somit herausgefunden werden, welchen Weg Sie genommen haben. So etwas, sollte doch sehr schnell unterbunden werden können.
    Oder habe ich einen Denkfehler?

  7. Was hier als „offizielle Bezeichnung“ für Staaten dargestellt wird, ist lediglich eine politische Bezeichnung der EU. Andere Länder sehen das ganz anders. Deshalb halte ich gar nichts von politischen Bewertungen im Frankfurt Flyer. Auch braucht der Frankfurt Flyer keine boulevardzeitungsartige Überschriften. Es reicht, wenn die Überschrift den Inhalt kurz zusammenfasst. Das MSM-Geblöke brauche ich nicht beim Frankfurt Flyer. Allerdings fehlt es hier den Verantwortlichen an Selbstkritik, wie ich an den Stellungnahmen sehe.

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