So ungeniert greift die Bundesregierung auf die Flugbereitschaft zu

Wenn die Außenministerin schnell vom Spiel weg muss, startet die Flugbereitschaft auch während des Nachtflugverbots in Frankfurt. Symbolfoto: Lufthansa Technik

Sie wolle bei Auslandsreisen verstärkt auf Linienflüge setzen, kündigte Außenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen) bei ihrem Amtsantritt an. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie aktuelle Zahlen beweisen. Über 1.500 Mal hat die Ampelregierung in ihrer Amtszeit bisher auf die Flugbereitschaft zugegriffen. Nur Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fliegt häufiger als das Auswärtige Amt mit der Flugbereitschaft der Bundeswehr.

Das Magazin „Der Spiegel“ hat vor Kurzem die verräterischen Zahlen veröffentlicht: Seit dem Amtsantritt hat die Ampelregierung 1.518 Mal die Flugzeuge und Hubschrauber der Bundeswehr genutzt. Diese Zahl geht auf eine Anfrage des Abgeordneten Sevim Dağdelen und anderer Bundestagsabgeordneter des Bündnisses Sahra Wagenknecht hervor.

Dabei teilen sich die Flüge wie folgt auf die Ministerien auf:

  1. Bundeskanzler Olaf Scholz = 502 Flüge
  2. Auswärtiges Amt = 318 Flüge
  3. Verteidigungsministerium = 136 Flüge
  4. Innenministerium = 124 Flüge
  5. Finanzministerium = 122 Flüge
  6. Wirtschaftsministerium = 119 Flüge

Besonders pikant: Für die Flüge der Bundesregierung wurden auch 1.301 Leerflüge durchgeführt. In den meisten Fällen waren das Flüge vom Standort der Flugbereitschaft in Köln-Wahn nach Berlin. Laut dem Wehrresort erfüllen diese Flüge aber einen guten Zweck, da sie der „Aus- und Weiterbildung“ dienen.

Die Opposition wirft der Ampelkoalition Doppelmoral vor. Denn durch die Flüge der Flugbereitschaft seien seit Antritt der Regierung 40.000 Tonnen CO2 ausgestoßen worden. Nicht nur gemessen an den hohen Klimazielen hinterlassen so viele Sonderflüge Fragezeichen sondern auch in Bezug den Haushalt. So gibt Außenpolitikerin Dağdelen der Regierung den Hinweis: „Die vorrangige Nutzung kostengünstigerer Linienflüge wäre gerade auch mit Blick auf die massiven Haushaltskürzungen wie auch zum Schutz der Umwelt mehr als angemessen.“

So ungeniert greift die Bundesregierung auf die Flugbereitschaft zu | Frankfurtflyer Kommentar

Dass eine Außenministerin viel fliegen muss, um ihre Aufgabe zu erfüllen, das ist klar. Lässt man auch die Kritik bei Seite, die mittlerweile  laut wird, dass der Nutzwert der Auslandsreisen von Annalena Baerbock für die Bundesrepublik Deutschland kaum nachvollziehbar ist, zwingt sich der Eindruck von Doppelmoral mehr als auf. Eine Außenministerin kündigt großspurig an, hauptsächlich Linie zu fliege,. Die gleiche Person ist aber vermutlich nur von wenigen Normalbürger jemals auf einem Linienflug gesehen worden. Dafür fliegt sie aber im Rekordtempo mit der Flugbereitschaft durch die Welt.

Ein Bundeskanzler, der in rund 800 Tagen Amtszeit (gezählt wurden Flüge bis Februar 2024) über 500 mal den Flieger oder Hubschrauber aus Köln kommen lässt, um irgendwohin zu jetten. Das klingt schon unverhältnismäßig.

Nun muss man natürlich einordnen, dass uns keine Zahlen der Vorgängerregierung vorliegen und damit ein Vergleich schwer möglich ist. Aber vor dem Hintergrund, dass ja gerade Klima ist, sollte dieser Faktor zu vernachlässigen sein. Denn in Momenten, wo wir gerade auf das Ende der Welt zustürmen, ist einfach jeder Flug ein Flug zu viel.

Wie denkt Ihr über unsere Vielflieger in Berlin?

Quelle: spiegel.de

27 Kommentare

  1. Und wieder ein Aufmacher in Bild-Manier.

    Und mehr Populismus geht ja nun wirklich nicht mehr:
    – „So ungeniert greift die Bundesregierung auf die Flugbereitschaft zu“
    – „Lässt man auch die Kritik bei Seite, die mittlerweile laut wird, dass der Nutzwert der Auslandsreisen von Annalena Baerbock für die Bundesrepublik Deutschland kaum nachvollziehbar ist“.

    Welch ein armes Bild. Bleibt lieber dabei, was Ihr ansatzweise könnt.

    • Lieber Jürgen, auch wenn Ihnen die Essenz dieses Artikels offenbar nicht passt… es sind nunmal Fakten. Die rotgrüne Weltverbesserungskoalition muss sich schon an den eigenen Versprechen messen lassen. Das „arme Bild“ der Verlogenheit gibt eben die Regierung ab und nicht der Autor des Artikels, dem ich für diese Informationen danken möchte.
      Diese öffnen hoffentlich noch mehr Wählern die Augen. Sie, lieber Jürgen, mögen diese Transparenz offenbar nicht.

      • Auf den Punkt gebracht. Danke dafür!

        Sich über die Überschrift zu echauffieren oder das „Wording“ zu kritisieren anstatt sich mit den im Artikel angeführten Daten und Fakten auseinanderzusetzen – wow.

        Beides würde ich persönlich davon abgesehen auch nicht als „populistisch“ bezeichnen.

        • Das ist halt mal zwischendurch ein sehr politischer Artikel. Da bin ich es gewohnt, dass unterschiedliche politische Milieus das auch unterschiedlich sehen.

          Da komplett gleich auch wieder der Vorwurf von AfD-Sprech. Das ist ja alles nicht neu. Nur interessiert es immer weniger Menschen, während bis vor Kurzen noch alle eingeknickt sind, wenn man sie in die rechte Ecke gestellt hat.

          • Spannend wäre ein Vergleich zur Vorgängerregierung.
            Sind ca. 1.500 + 1.4000 = 2.900 viel oder weniger als früher?

            Naja, trotzdem, Wasser predigen und Wein…… auch wenn ich durchaus nachvollziehen kann, dass es auf den Fiji Inseln schön ist 🤪

      • Klasse Kommentar!

        Ankündigen und immer wieder betonen, dass man alles anders und besser machen werde als die Vorgängerregierungen und dann so agieren?

        Der promovierte Philosoph hat sogar ein Buch veröffentlicht über den „neuen Politikstil“ und über den neuen Umgang miteinander.

        In Zeiten von multiplen Krisen, Politikverdrossenheit und der Gefahr von rechts wie von links höre ich immer öfter, dass die aktuelle Regierung nicht nur „genauso wie alle anderen“ sei, sondern „schlimmer als die anderen“.

        Wie soll man widersprechen und wie soll man das widerlegen?

        Der Eintrag im Lexikon als Beispiel für Doppelmoral und für Heuchelei ist den im Artikel angeführten Regierungsvertreterinnen und -vertretern sicher.

        Ja: An den eigenen Aussagen und Ansprüchen muss sich die Regierung messen lassen.

        Und schon bei der Reiseplanung und Durchführung scheitert sie daran kläglich.

          • Mein Job ist es zu unterhalten, unsere Leser an uns zu binden und das Engagement zu erhöhen. Das gelingt scheinbar sehr gut, denn selbst die Links-Grüne-Bubble kehr immer wieder zurück und hilft unserem Blog zum Erfolg. Dafür
            möchte ich mich an dieser Stelle ganz aufrichtig auch bei Dir bedanken.

    • Hi Jürgen. Genau, mein Gedanke. Echt arm. Aber so ein unreflektierter Populismus ist halt schön einfach und Hans und Franz fühlen sich halt abgeholt. Naja, muss man einfach drüber lesen. Viele Grüße

    • Sebastian und Politik kann man sich in etwa vorstellen, wo das wieder hingeht. Man sollte aber nicht vergessen, dass die Annalena zum Arbeiten fliegt, während der Sebastian fröhlich ausschließlich zum Vergnügen in der Gegend rumfliegt oder zur Erlangung irgeneines bescheuerten Status. Das nenne ich Doppelmoral, denn die Grünen sind schon in der Lage ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Das schaffen hier nur die Wenigsten.

      • Es geht nicht darum, dass oder ob eine Außenministerin dienstlich fliegt oder ob sie (auch die Flugbereitschaft) nutzt.

        Es geht um den Unterschied zwischen ihren Worten und ihren Taten.

        Wo identifizierst Du im Artikel eine Doppelmoral von Sebastian?

        Hat er angekündigt, zukünftig mehr im Segelflugzeug oder im Flixbus unterwegs zu sein?

        Muss mir entgangen sein…

  2. Die Doppelmoral insbesondere der Grünen. Wenn es um die eigene Bequemlichkeit geht, fliegen die Grundsätze über Bord.
    Klar, dass man dann auch keine Schuldenbremse möchte. Die Kosten sollen auch noch unsere Kinder und Enkel begleichen (zuzüglich Zinsen natürlich)

  3. Da sieht man die Heuchelei und Verlogenheit dieser Regierung. Dem „normalen“ Flugpassagier drückt man eine Ticketsteuer rein. Lufthansa und andere Airlines sind durch vergangene Streiks wo das halbe Land lahm gelegt war, weitere überflüssige Kosten auf. Die Streiks waren so teuer, das Lufthansa inzwischen deswegen ins Minus rutscht.
    Mit der Flugbereitschaft brauchen die Regierungsmitglieder keine Ticketsteuer bezahlen, bei Lufthansa würden sie wie jeder andere zur Kasse gebeten.
    Das ist der Grund für den Missbrauch der Flugbereitschaft! Schämt euch ihr Heuchler
    von der Ampel.

  4. Das Hauptproblem ist Naivität einer Außenministerin, die ankündigt viel mehr Linie zu fliegen. Dann stellt sie fest: das passt gar nicht in den engen Zeitplan rein … hätte man sich vielleicht auch vorher überlegen können.

    Und genauso ist es für viele Bürger nicht praktikabel mehr Bahn zu fahren als zu fliegen. Ich denke immer das schöne Beispiel einer Kollegin mit zwei kleinen Kindern, die durchgesetzt hat dass wir weiter Innerdeutsch fliegen dürfen – wenn der Termin um 9.00 oder 10.00 Uhr heißt das sonst man muss wieder eine Nacht eher anreisen.

  5. Der Lauterbach fuhr doch immer mit dem ICE zu den Interviews (mit doppelter FFP2 Maske).

    Ja, es ist ein Witz, was dem Bürger abverlangt wird mit Dieselfahrverbot, Flugscham und „Deutschland rettet die Welt“- nur Vorbild will keiner sein! Passt halt nicht in die Abläufe mit dem Fax-Gerät und den Papierakten…

  6. Vom Prinzip her spricht ja nichts dagegen, dass eine deutsche Bundesregierung mit eigenen Maschinen fliegt. Das ist auch in anderen Ländern Gang und Gäbe. Zudem gibt es eine gewisse Repräsentationsfunktion, wenn ein Bundeskanzler oder eine Außenministerin mit einem Deutschland-Flieger oder per Linie eintrifft.

    Viele Treffen finden auf höchster offizieller Ebene statt, sind außerordentlich wichtig, und es ist terminlich häufig gar nicht anders möglich als mit einem Privatjet zu fliegen. Da Regierungstreffen in der Regel von größeren Delegationen durchgeführt werden, ist der Privatjet in diesem Fall die Flugbereitschaft. Ich sehe überhaupt keinen Vorteil, wenn Regierungsmitglieder Linie fliegen. Sie sitzen dann mehr am Flughafen statt im Bundestag und im Vergleich zu den Gesamtkosten der Verwaltung in Deutschland spielen die Flüge auch keine Rolle.

    Obwohl ich klar dafür bin Regierungsmitglieder in Ruhe ihre Flugbereitschaft nutzen zu lassen, kommt hier das Aber. Wenn sich jetzt einzelne Mitglieder wie die Außenministerin hinstellen und Versprechen abgeben mehr Linie zu fliegen und das dann nicht tun, macht sich eine ganze Regierung unglaubwürdig. Auch das Ideologische und Oberlehrerhafte volle Breitseite gegen Flüge zu gehen, aber selbst die ganze Zeit zu fliegen, ist nicht glaubwürdig.

    Von der nächsten Regierung würde ich mir eine ganz ehrliche Aussage wünschen: „Ohne Flugbereitschaft bekommen wir das Land nicht regiert, deshalb fliegen wir mit der Flugbereitschaft. Wir werden sparsam damit umgehen, aber es geht nun mal nicht anders“. Damit wäre für mich das Thema erledigt und auch kein Aufhänger für Neid mehr.

  7. Artikel Themen (hier natürlich im Flug Bezug) die garantiert Kommentare und Traffic bedeuten:
    – Umwelt/ CO2/ Nachhaltigkeit
    -Chamapanger / kein Alkohol beim fliegen
    – vegetarische / vegane Ernährung
    – Kinder in Business und First Class
    – Service bzw. nicht Service der LH

    Das weis Sebastian auch und seine Aufgabe als Autor ist eben auch Traffic zu generieren. Finde immer spannend wie unironisch in den Kommentaren die zwei Extreme wieder aufeinander prallen. Ist für den Autor wie Fische im Fass schießen. Willkommen im Internet 😂

    • das macht Bild genauso. nur was will dieser Blog sein? die Bild des Fliegens? oder nicht. eine Antwort gibt es darauf schlichtweg nicht.

  8. Das ist doch inzwischen typisch für Politiker. Wasser predigen und Wein saufen. Otto Normalbürger muss eine immer höher werdende Ticketsteuer zahlen und die Politiker selber nutzen das Flugzeug sehr intensiv. Besonders den Grünen ist das Klima doch völlig egal, wenn es um die eigene Bequemlichkeit geht.

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