Turkish Airlines will bis zu 150 Boeing 737MAX doch nicht haben

Turkish Airlines hat vor etwa zwei Wochen angekündigt, eine riesige Bestellung bei Boeing aufzugeben. Insgesamt geht es um 225 Flugzeuge, darunter 50 Boeing 787 Dreamliner und noch einmal 150 Boeing 737 MAX. Nun will man in Istanbul wohl wieder zurückrudern und droht damit, die 150 Boeing 737 MAX doch abzubestellen bzw. gar nicht erst zu bestellen, denn bisher ist der öffentlichkeitswirksamen Ankündigung keine Vertragsunterschrift gefolgt.

Das Wichtigste auf einen Blick:

🚨 Drohung: Turkish Airlines könnte 150 Boeing 737 MAX stornieren oder gar nicht bestellen.
💰 Streitpunkt: Unzufriedenheit mit den Triebwerkskosten von CFM International.
✈️ Alternativen: Airbus A320neo mit Auswahl zwischen CFM und Pratt & Whitney im Gespräch.

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Ob es sich bei der Drohung von Turkish Airlines, anstelle der 150 Boeing 737 MAX nun doch Airbus A320neo zu bestellen, nur um Verhandlungstaktik handelt oder doch um ernste Bedenken von Turkish Airlines, ist nicht ganz klar. Aber laut einem Bericht von Reuters sei der Präsident von Turkish Airlines, Ahmet Bolat, mit den Kosten der Boeing 737 MAX nicht glücklich und wolle hier daher am Kaufpreis nachbessern.

Im Detail geht es wohl um die Triebwerke der Boeing 737 MAX, welche exklusiv von CFM International geliefert werden, was ein Joint Venture von GE Aerospace und der französischen Firma Safran ist. Turkish Airlines sei sich hier über die „wirtschaftlichen Bedingungen“ mit CFM bisher nicht einig, was aber essenziell für den Kauf der Boeing 737 MAX ist, da Turkish Airlines die Triebwerke bei CFM kaufen muss. Einen anderen Hersteller für Triebwerke der Boeing 737 MAX gibt es nämlich nicht.

Turkish Airlines sieht ein großes Risiko in Ausfällen oder Verzögerungen, wie man sie von den Triebwerken von Pratt & Whitney in den letzten Jahren bei Airbus-A220- und A320neo-Modellen gesehen hat. Hier sind teils Hunderte Flugzeuge am Boden, da man auf neue Triebwerke oder Ersatzteile wartet.

Diese Verzögerungen und langen Ausfälle von Flugzeugen haben dazu geführt, dass die Triebwerke für Airlines ein enormer Kostenposten geworden sind, der teils unkalkulierbar ist. Genau hier setzt man bei Turkish Airlines an und fordert verbindliche und berechenbare Verträge für die Triebwerke. Im Detail will man Wartungsverträge vom Hersteller, welche im Power-by-the-Hour-Modell aufgesetzt sind. Sprich: Turkish Airlines zahlt die Wartungskosten nach der Anzahl der Stunden, die das Triebwerk im Betrieb war. Sollte es zu einem höheren Wartungsaufwand kommen, wird es zum Problem des Herstellers.

Bei CFM International ist man von diesem Vorschlag von Turkish Airlines aktuell noch nicht so angetan, weshalb Turkish Airlines nun möglicherweise die Drohung ausspricht, bei Airbus zu bestellen. Beim Airbus A320neo hätte man mit CFM International und Pratt & Whitney immerhin auch zwei Hersteller zur Wahl.

Turkish Airlines will bis zu 150 Boeing 737 MAX doch nicht haben | Frankfurtflyer Kommentar

Es wäre ein herber Schlag für das Boeing-737-MAX-Programm, wenn nun auch Turkish Airlines hier abspringt und weitestgehend auf Airbus-A320-Family-Flugzeuge setzt. Dabei hat Turkish Airlines schon Boeing 737 MAX in der Flotte, aber es scheint nicht garantiert, dass man hier wirklich weiter ausbaut.

Überbewerten sollte man diese Drohung aber noch nicht, denn vermutlich ist es vor allem Getöse, mit dem man versucht, die Vertragsbedingungen für Turkish Airlines noch zu verbessern, bevor man den Vertrag endgültig unterschreibt.

3 Kommentare

  1. Bisher wurde nur eine Absichtserklärung unterschrieben was ein großer Unterschied zu einem Kaufvertrag ist.
    Da Airbus sowieso keine Liefersolts frei hat in den nächsten Jahren, will Turkish Airline sehr wohl die Boeing 737 MAX, ansonsten müssten die Ihre Wachstumspläne bis 2030 aufgeben.

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