Virgin Atlantic ist eine reine Langstreckenairline und wie es der Name schon fast vermuten lässt, ist die Airline besonders über dem Nordatlantik mit Flügen in die USA beheimatet. Jetzt will die Airline allerdings ihr Geschäfftsmodell offensichtlich umstellen und sich zu einer richtigen Netzwerkairline entwickeln. Die Pläne der Airline sind auf jeden Fall sehr beeindruckend, auch wenn wenn es fraglich ist, ob man diese 84 neuen Destinationen wirklich alle selbst in den nächsten sieben Jahren anfliegen kann.
Mit diesem massiven Ausbau will sich Virgin Atlantic als zweite „nationale Airline“ im Vereinigten Königreich positionieren und dass man diese Pläne gerade jetzt ankündigt, scheint nicht von ungefähr zu kommen, denn die Airline scheint sich hierauf schon eine Weile vorzubereiten.
Der Flughafen London Heathrow soll in den kommenden Jahren ausgebaut werden und eine dritte Start- und Landebahn erhalten. Damit könnten pro Tag bis zu 700 zusätzliche Flüge in London Heathrow starten und landen, was Virgin Atlantic den benötigten Raum für Wachstum gibt, denn aktuell fliegt die Airline nur zu 19 Zielen ab London Heathrow. Alle anderen Virgin Atlantic Flüge werden z.B. am deutlich unbeliebteren Flughafen London Gatwick abgewickelt.
Virgin Atlantic führt an, dass die IAG Gruppe, also die Dachgesellschaft von British Airways 55 Prozent aller Slots in London Heathrow hält, während keine andere Airline hier auf mehr als 5% kommt. Dies sei mit dem Wettbewerbsrecht nicht vereinbar und daher müssen bei einem Ausbau von London Heathrow die neuen Slots bevorzugt an andere Airlines als British Airways und ihre Töchter gehen.
50 Virgin Atlantic Kurzstrecken bis 2026
Die aktuell einzige Mittelstrecke von Virgin Atlantik führt von London nach Tel Aviv und mit etwa fünf Stunden Flugzeit kann man diesen Flug auch gut und gerne als kurze Langstrecke bezeichnen. Allerdings will man eine ganze Reihe von Kurzstrecken auf der britischen Insel und nach Europa aufnehmen.
- 12 Flüge innerhalb des Vereinigten Königreiches
- 37 Ziele in Europa wie Frankfurt, München, Stuttgart, Berlin, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Wien und Zürich
Das aufgezeigte neue geplante Streckennetz von Virgin Atlantic in Europa wird aus allen größeren Städten Zubringerdienste zu den neuen Langstrecken in London Heathrow anbieten.
Dies ist übrigens nicht das erste mal, dass Virgin Atlantic einen Versuch mit Kurzstrecken starten will. Zwischen 2012 und 2015 ist man mit einigen Airbus A320 innerhalb des Vereinigten Königreiches geflogen. Diese Shutteldienste unter dem Namen „Little Red“ wurden allerdings aufgrund von schlechter Auslastung eingestellt. Hier konnte man nicht gegen British Airways bestehen, welche deutlich höhere Frequenzen angeboten haben, was natürlich wesentlich interessanter war.
Bei den neuen Plänen wird das Kurzstreckennetz allerdings deutlich umfangreicher sein und man könnte hier durchaus hoffen, dass man hiermit erfolgreich sein könnte. Wie hoch die angebotenen Frequenzen sein werden ist allerdings noch nicht bekannt.
Virgin Atlantic hat für dieses Vorhaben von Kurzstrecken ganz offensichtlich auch die Fluggesellschaft FlyBe gekauft. Während man sich bei der Übernahme der Regionalairline noch gefragt hat, was die Langstreckenairline mit der kleinen Gesellschaft will, wird inzwischen klar, dass man FlyBe wohl deutlich ausbauen wird und man kann auch davon ausgehen, dass die Airline Airbus A320 oder Boeing 737 erhalten wird.
35 neue Langstrecken ab London Heathrow
Aktuell fliegt Virgin Atlantik nur zu 19 Zielen ab London Heathrow und die meisten dieser Flüge führen nach Nordamerika. In den kommenden sieben Jahren will man 35 neue Langstreckenziele aufnehmen, darunter Flüge auf alle Kontinente.
Bei den neuen Strecken sind auch einige Ziele dabei, welche sicher ein wenig überraschend kommen, wie z.B. Raleigh Durham, Calgary, Lima, Addis Abeba oder auch insbesondere Sydney und Auckland. Gerade bei den zwei Zielen in Down Under kommt unweigerlich die Frage auf, wie man diese genau bedienen will.
Virgin Atlantic hat bereits angekündigt, dass man gerne wieder nach Australien fliegen würde und könnte sich hier vor allem auch Direktflüge vorstellen. Aufgrund der schwierigen Wirtschaftlichkeit von solchen Ultralangstrecken, kann man allerdings davon ausgehen, dass man eher über eine Metropole in Asien fliegen wird.
Auch ist nicht ganz klar, ob Virgin Atlantic wirklich alle dieser 35 Langstrecken selbst fliegen will. So will man auch die Partnerschaften mit Delta, Air France und KLM weiter ausbauen und möglicherweise handelt es sich bei dem ein oder anderem Flug „nur“ um ein Codeshare. Passend zu den Flügen nach Australien und Auckland wurde übrigens gerade eine engere Partnerschaft zwischen Virgin Australia und Virgin Atlantic von den Behörden genehmigt.
Virgin Atlantic will ihr Streckennetz massiv ausbauen | Frankfurtflyer Kommentar
Virgin Atlantic hat ganz offensichtlich einiges vor. Die Ausbaupläne der zweitgrößten britischen Airline hängen allerdings maßgeblich daran, ob und wie schnell London Heathrow wirklich die dritte Bahn bekommt und auch wie die neuen Slots dann verteilt werden. Von dem Standpunkt: Konkurrenz belebt das Geschäft, wäre eine zweite große Airline in London sicher eine gute Sache.
Allerdings lässt diese wirklich spannende Ankündigung von Virgin Atlantic auch noch einige Fragen offen. So braucht die Airline eine ganze Reihe neuer Flugzeuge, wenn sie diese Pläne umsetzen will. Allein für die 50 Kurzstreckenziele brauchte man je nach Frequenz 50-80 Flugzeuge oder teilweise sogar noch mehr, wenn man in hoher Frequenz in Konkurrenz zu British Airways antreten will.
Auf der Langstrecke sieht es nicht anders aus und die Airline müsste ihre Flotte mehr als verdoppeln. Möglicherweise werden wir hier bald sehr beeindruckende Bestellungen sehen, wobei ich davon ausgehe, dass man erst den Beginn des Ausbaus von London Heathrow abwarten wird.
klingt ja alles schön und gut, aber virgin braucht dazu dringend partner in einer grossen allianz