Lufthansa hat in den letzten Jahren und Monaten eine wirklich beachtliche Anzahl an Flugzeugen bestellt. Darunter mehrer als hundert Airbus A320 und Airbus A321, allerdings auch Langstreckenflugzeuge wie den Airbus A350 und die Boeing 777X. Momentan denkt man sehr laut darüber nach, eine nicht ganz kleine Anzahl an zusätzlichen Airbus A350 oder neuen Boeing 787 zu bestellen. Allerdings auch wenn auf allen dieser Bestellungen Lufthansa steht, bestellt Lufthansa oder besser die Lufthansa Group die Flugzeuge alle für die „graue Flotte“.
Dieser Terminus „graue Flotte“ wirft natürlich die Frage auf, was ist die „graue Flotte“ bei Lufthansa und warum arbeitet man so?
Was ist die „graue Flotte“ bei Lufthansa?
Grundsätzlich ist der Gedanke sehr einfach und auch logisch, denn Lufthansa bestellt Flugzeuge nicht nur für sich selbst, sondern für die gesamte Flotte im Konzern, also auch für die Töchter Swiss, Austrian Airlines, Eurowings, Brussels Airlines und Lufthansa City Line.
Die Idee dahinter ist, dass man durch größere Bestellungen bei den Herstellern einen deutlich größeren Hebel ansetzen kann, was den Preis und die Rabatte angeht, aber auch im Bezug auf Lieferpositionen. So kann ein Kunde bei einer sehr großen Bestellung schon einmal bei den Auslieferungen vorgezogen werden.
Hiermit erreicht man innerhalb der Lufthansa Group Synergien, welche Kosten sparen. Sei es beim Einkauf, der Planung oder der Wartung der Flugzeuge.
Warum die „graue Flotte“ bei Lufthansa so interessant ist
Die graue Flotte bei Lufthansa steht schon fast sinnbildlich dafür, was die Lufthansa Group eigentlich ist, oder wie sie geführt wird. Es ist nicht einfach eine Luftfahrt Investment Firma, welche in eine Vielzahl von Airlines investiert hat, sondern man versucht im Grunde eine große Airline mit mehreren Hubs in Frankfurt, München, Zürich und Wien zu führen.
Dies spiegelt sich auch in der Flottenplanung der Lufthansa Group wieder, denn man betrachtet diese global über die gesamte Gruppe. Dabei steht aktuell bei vielen Bestellungen von Flugzeugen noch nicht einmal fest, welche Airline der Gruppe die Flugzeuge überhaupt erhalten wird. Dies will man erst 18 Monate vor der Auslieferung entscheiden und hiermit steuern, wo das Wachstum der Lufthansa Group stattfindet. Dabei ist man sogar bereit Passagierströme umzuleiten und so von Lufthansa zu Swiss oder Austrian zu verlagern (oder umgekehrt), je nachdem wo man sich die besten Marktsituationen erhofft.
Allerdings will Lufthansa die Flugzeuge nicht zwangsweise für die gesamte Lebensdauer bei nur einer Airline der Flotte lassen, sondern bereitet sich darauf vor, dass man Flugzeuge innerhalb der Gruppe, zwischen den Hubs einfach verschieben kann. Dies machen natürlich die verschiedenen Marktauftritte recht kompliziert, allerdings wird man z.B. die gesamte Flotte in „Einheitsweiß“ grundlackieren, sodass es einfach ist das äußere Erscheinungsbild zu verändern.
Ebenso erhalten schon ab nächsten Jahr alle Flugzeuge der Airbus A320 Familie bei Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines eine einheitliche Kabine mit einheitlichen Systemen, z.B. in den Bordküchen, aber auch im Cockpit. Zusätzlich will man ab 2020 auch das Kabinenprodukt auf der Langstrecke vereinheitlichen, denn die neue Lufthansa Business Class soll auch bei Swiss und Austrian Airlines eingeführt werden.
Was ist die „graue Flotte“ bei Lufthansa? | Frankfurtflyer Kommentar
Die graue Flotte bei Lufthansa steht für mich schon fast sinnbildlich dafür, wie Lufthansa sich selbst betrachtet, nämlich nicht als mehrere Airlines unter einem Dach, sondern als eine Airline an mehreren Hubs. Erschwerend kommt hier allerdings hinzu, dass man an unterschiedlichen Hubs unterschiedliche Markenauftritte hat, die man sich unbedingt behalten will.
Was die Lufthansa Group hier macht ist zwar nicht ganz einfach, allerdings ist es offensichtlich die beste Option, wie eine Airline Group aus mehreren Airlines funktionieren kann. Man muss die Airlines weitestgehend ineinander vernetzen und dazu gehört auch, dass man sich gemeinsam beim Wachstum koordiniert.
Diese strickte Vorgehensweise, alle Lufthansa Group Airlines als eine Airline anzusehen, welche von mehren Hubs operieren ist wohl auch der Grund, warum Lufthansa mit den vielen Zukäufen erfolgreich ist. Dass es nicht reicht, in eine Airline Geld zu pumpen und Passagierströme über den Hub des Investors zu lenken haben wir bei Etihad und airberlin, sowie Alitalia sehr eindrucksvoll gesehen. Auch wenn vielen die Identität der kleinen Töchtern verloren geht, ist dies wohl die beste Möglichkeit um langfristig erfolgreich zu sein.
Das ist eben leider gar nicht strikt, denn zB kommt man ankommend in FRA trotz Austrian C am gleichen Tag nicht in die welcome Lounge, auch die Voucher gelten nur für jeweils eine Airline. Da zeigt sich, dass die LH Group ein großes Durcheinander ist. Insbesondere auch mit ihrer low-level-Airline EW, wo alles für den nicht-Insider noch undurchsichtiger ist.
Es wird höchste Zeit für etwas klarere Linien.