Wie Lufthansa aus Eurowings die neue Cash Cow macht

Foto. eurowings Airbus A319

Lufthansa ist mit Eurowings ein großes Risiko eingegangen, als man hier mit einer Airline für dezentrale Strecken, also abseits der Hubs in Frankfurt und München, den Billigfliegern Konkurrenz machen wollte. Dabei hat man das Konzept von Eurowings auch immer wieder verändert, und nach vielen verlustreichen Jahren schafft es Eurowings nun auch im schwierigen Marktumfeld in Deutschland, einen Gewinn zu erwirtschaften (etwas, das Lufthansa selbst nicht schafft), und man will Eurowings nun zur neuen Cash Cow der Lufthansa Gruppe machen.

Das Wichtigste auf einen Blick:
🚀 Turnaround: Eurowings schreibt nach Jahren erstmals wieder Gewinne und wird zur Cash Cow der Lufthansa-Gruppe.
✈️ Zukunftsstrategie: Fokus auf moderne Boeing 737 MAX 8, Premiumangebote & Urlaubsdestinationen.
💺 Wachstumspotenzial: Mehr Reichweite, neue Strecken und Tests mit echter Business Class.

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Um die Position als deutsche Cash Cow von Eurowings in der Lufthansa Gruppe aber zu erreichen, waren einige Änderungen nötig, und die Präsentation zu den Capital Market Days von Lufthansa zeigt sehr anschaulich, wie man Eurowings erfolgreich gemacht hat und auch, weshalb man das P2P (Point-to-Point)-Geschäft weiter ausbauen will. Aktuell macht es mit 3 Milliarden Euro Umsatz nur etwa 8 % der Gesamtumsätze innerhalb der Lufthansa Gruppe aus, aber man sieht hier großes Wachstumspotenzial.

Gestartet ist man 2011 als Germanwings, damals wollte man den Billigfliegern wie Ryanair und EasyJet den Kampf ansagen. Vor allem abseits der Hubs in Frankfurt und Berlin haben diese mit günstigen Preisen der Lufthansa damals immer wieder Marktanteile streitig gemacht, und Lufthansa konnte durch die hohen Kosten auf dezentralen Strecken nur mit Verlust gegen die Konkurrenz der Billigflieger bestehen.

Ein eigener Billigflieger namens Germanwings war damals der Lösungsansatz, welcher sich auch wie ein solcher aufgestellt hat und Dinge gemacht hat, die damals in der Lufthansa Gruppe noch undenkbar waren, wie das Verkaufen von Getränken und Snacks an Bord oder auch, dass Aufgabegepäck nicht immer inklusive ist.

Das Ende von Germanwings liegt schon länger zurück

Im Laufe der Jahre 2015 und 2016 verschwand die Marke Germanwings, und Eurowings hat diese ersetzt. Eurowings sollte auch weniger ein Billigflieger als eine etwas abgespeckte Version von Lufthansa sein. Geld hat die Germanwings übrigens bis zu ihrem Ende nie verdient.

In der Phase des Aufbaus von Eurowings gab es einige sehr spannende Versuche, wie zum Beispiel auch den Aufbau von Langstreckenflügen, zu Beginn noch ab Köln/Bonn. Diese sind aber so schlecht gelaufen, dass man die operative Verantwortung an Brussels Airlines übertragen musste, und inzwischen hat Eurowings das Langstreckengeschäft komplett aufgegeben, wobei es hier mit Zielen wie Dubai neue Ambitionen auf „kurzen Langstrecken“ gibt, welche auch sehr erfolgreich sind.

Nachdem man Germanwings in Eurowings umgebaut, die Langstrecken abgebaut und Teile der Air-Berlin-Flotte und Strecken in Eurowings integriert hat, was fast eine Viertelmilliarde Euro Verlust pro Jahr einbrachte, beschäftigte man sich ab 2019 vor allem mit einem dann sehr erfolgreichen Turnaround-Programm für Eurowings. Inzwischen ist man hier bei über 200 Millionen Euro Gewinn angekommen, und man sieht hier weiterhin Potenzial nach oben.

Eurowings ist inzwischen die finanziell erfolgreichste Airline der Lufthansa Gruppe in Deutschland und auch bei den Passagieren recht beliebt geworden.

Um Eurowings noch rentabler zu machen, will man drei Kernpunkte angehen:

  • Flottenmodernisierung, um Betriebskosten weiter zu senken
  • Ausbau im Premiumbereich, um Einnahmen und Kundenzufriedenheit zu steigern
  • Fokus auf Urlaubsziele, was ein schnell wachsender Markt ist

Bei der Modernisierung der Flotte setzt Eurowings vor allem auf die Boeing 737 MAX 8, von denen die Lufthansa Gruppe 40 Exemplare bestellt hat. Diese sollen ab 2027 geliefert werden und vorerst alle zu Eurowings gehen.

Neben den 40 Festbestellungen hat man aber auch noch 60 Optionen für das Flugzeug, und eine Boeing-737-MAX-Flotte von bis zu 100 Flugzeugen ist bei Eurowings nicht unrealistisch. Ersetzen sollen die Boeing 737 MAX 8 vor allem die alternden Airbus A319, welche schon jetzt teils über 20 Jahre alt sind und pro Passagier verhältnismäßig hohe Kosten haben. Hier würde man mit der Boeing 737 MAX bis zu 30 % an Treibstoffkosten einsparen können und gleichzeitig die Kapazität erhöhen können. Die Boeing 737 MAX 8 kann mit 189 Passagieren betrieben werden, während der Airbus A319 nur 150 Sitzplätze hat.

Besonders spannend ist für Eurowings aber auch die Reichweite der Boeing 737 MAX 8, welche noch einmal 1.000 Kilometer höher liegt als beim Airbus A320neo, mit dem man schon jetzt bis nach Dubai fliegt. Hier werden noch andere „kurze“ Langstrecken möglich werden.

Gerade mit den Erfolgen auf den kurzen Langstrecken will Eurowings weitere Einnahmequellen erschließen. Hierbei setzt man mehr auf Premium, um hier auch einen Aufpreis zu erhalten. Aktuell wird auf der Strecke von Berlin nach Dubai ein „echter“ Business-Class-Sitz getestet, den die Passagiere für einen Aufpreis mit einem Business-Class-Ticket buchen können.

Eurowings verspricht sich hiermit eine deutliche Verbesserung der Einnahmen und Gewinne, allerdings sind wir aufgrund der aktuellen Kostenstruktur doch eher skeptisch. Man wird aber sehen, wie der Markt hier reagiert.

Foto: Eurowings

Wirklich spannend ist auch der starke Fokus auf Urlaubsflügen. Hier wird Eurowings wohl an Flughäfen abseits der Hubs, also abseits von Frankfurt und München, die Rolle der Discover Airlines parallel übernehmen. Die Lufthansa Gruppe hat in den letzten Jahren immer mehr die Privatreisenden wieder für sich entdeckt, und damit werden auch Urlaubsdestinationen immer wichtiger.

Wie Lufthansa aus Eurowings die neue Cash Cow macht | Frankfurtflyer Kommentar

Lange Jahre war das Projekt Eurowings für Lufthansa sehr verlustreich, nun macht man aber Gewinne, und Eurowings ist für Lufthansa zu einer Cash Cow geworden. Man scheint hier nicht nur die Positionierung im Markt gefunden zu haben, sondern auch ein Konzept, das funktioniert und von den Passagieren gut angenommen wird.

Tatsächlich ist die Entwicklung von Eurowings in den letzten Jahren sehr beeindruckend, und auch wenn ich persönlich nie ein Fan der Airline war, darf man wohl sehr gespannt darauf sein, wie sich Eurowings in den kommenden Jahren noch entwickelt. Wirtschaftlich erfolgreich ist man inzwischen allemal.

 

14 Kommentare

  1. Alles schön und gut, aber sie müssten dringend die Loungesituation vor allem für Statuskunden angehen. Das geht für mich gar nicht, dass es da keine einheitliche Linie gibt und nervt total. Ist für mich ein Grund maximal oneway von D zu fliegen.

  2. Von den LCCs ist EW sicher noch einer der angenehmsten. Trotzdem fliege ich EW überhaupt nicht gerne – und nur, wenn ich unbedingt muss. Das schlechteste Airline Essen überhaupt (nicht, dass ich wegen des Essens fliege – aber trotzdem), auf etlichen Strecken keine Business Class (und ja ohnehin nur die europäischen Fake-Business Class). Aber gut, dass sie Gewinn machen!

  3. Dass die Market Germanwings wegen dem Absturz der 4U9525 eingestellt wurde erwähnt ihr nicht in einem Wort.

    Bei der Boing 737 Max schwant mir böses….

  4. und was ist mit Discover?

    so richtig verstehe ich die Strategie immer noch nicht? Keine Feeder mehr an die Hubs der LHG (FRA/MUC, VIE, ZRH, BRU, MXP, FCO) gabe es schon länger (das machen jetzt City Airlines). Urlaubsziele, sollt doch Discover machen oder?

    Bei Passagieren beliebt? Tatsächlich, gibt’s irgendwelche Belege für diese Behauptung?

    Gewinn machen die lt. Bilanz, schön gerechnet von Controllern: aber stimmt geht nur, wenn die Kosten niedrig sind (Löhne der vielen Mitarbeiter, abgeschriebene Flugzeuge, LCC Prinzipien (Sanktionsstafen bei Verstpß gegen „die Regeln“ etc.) und gleichzeitg die erzielbaren Preise so hoch sind, dass die Differenz positiv ist.

    Weil die o.g. Kostenkriterien in der LHG nur geringfügig unter denen der anderen Group-Members sein dürften, vermute ich dass ein Gewinn haupsächlich daraus entstand, dass ex-DE (z.B. ex STR) kein direkten Airport Konkurrenten gibt (FKB oder FMM sind weit weg) und deshalb Preise weit über LCC Niveau erzielbar waren – in Deutschland doppelt weil das Geld halt auch echt locker sitzt bei den meisten….

  5. Abseits Hubs als einzige Carrier für die Strecke – und deshalb die Preise sind brutal, können machen, was sie wollen… Nö, danke. Jetzt auch noch mit B737 Max 8 …

  6. Sorry, aber die Inhalte der LHG-Folien zu EW sind nichts als leeres Blabla! „Ausbau im Premiumbereich“, das ich nicht lachen! Bei meinen vielen (teilw. zwangsweisen) EW-Flügen habe ich weder was den Service als auch die Flüge selbst nichts von Premium entdecken können, von den teils absurden Preisen einmal abgesehen.

    Der wahre Grund für die hohen Gewinne bei EW ist die Tatsache, dass der Carrier bei den meisten Direktverbindungen innerhalb D. und Europa inzwischen ein (Quasi-)Monopol besitzt und daher fast jeden Preis verlangen kann.

    Mein Heimatairport hatte vor Corona eine Fülle an Direktverbindungen verschiedener Airlines, da war es meist kein Problem Return-Flüge innerhalb D. oder Europas für um die 100 EUR (teilw. deutlich darunter; so gab es bspw. auf der stark umkämpften Rennstrecke nach Berlin oft Flüge für 40-50 EUR) zu bekommen. Seit EW an unserem Airport Quasimonopolist ist, liegen die Flugpreise return bei 300-700 EUR, und das ist dann immer der Basic-Tarif mit nichts inklusive!

    Wenn ich mir anschaue, wie die LHG ihr Monopol mit Übernahmen wie ITA etc. weiter ausbaut, wird mir ehrlich gesagt leicht unwohl. Dazu kommen die höchsten staatl. Luftfahrtabgaben europas (oder war das sogar weltweit?)…

  7. Mein großes Problem mit Eurowings heißt: Aviation Express Malta.
    Man bucht einen Eurowings Flug und bekommt stattdessen unter EW Flugnummer einen Wet Lease Partner mit uralten, abgelutschten Maschinen. Die Crew meist aus verschiedenen Ländern und keiner von denen spricht Deutsch.
    Ich kam vor 3 Wochen aus Budapest zurück nach Düsseldorf. Die Maschine 9H-SVG werde ich nie vergessen.
    Noch nie zuvor war es so eng, dass ich meine Knie nicht hinter den Vordersitz bekam. Da ist ja Ryanair Luxus dagegen.
    Und dann der Knaller: Mein nächste Flug und ich bekam tatsächlich wieder dasselbe Flugzeug für eine Trip übers Wochenende nach Bukarest… Diesmal habe ich mich aber ohne zu fragen auf einen der Sitze in der Notausgangsreihe gesetzt. Die Kosten ja eigentlich 26€ Extra…
    In 3 Stunden geht es zurück nach DUS. Diesmal wohl tatsächlich Eurowings, aber mit einer in Malta registrierten Maschine…
    Wenn ich nochmal so unbequem sitzen muss, dann kann mir EW gestohlen bleiben.
    Wenn die erst die 737Max fliegen, die AUA abgelehnt hatte, dann war’s das für mich aus Prinzip sowieso.
    Zum Glück hat Wizzair in der Nähe eine Basis. Schlechter als Aviation Express Malta können die auch nicht sein…

    • Ich hatte ein ähnliches Erlebnis auf einen Flug von DUS nach Bukarest(Rumänien)…
      Als ich beim Einsteigen auf Deutsch ein freundliches „Guten Tag“ von mir gab bekam ich vom Purser ein „Hi“ als Antwort zurück…
      Ich saß in der ersten Reihe die als Business Class deklariert war(Aufpreis für 22€) um wenigstens ein wenig mehr Beinfreiheit zu bekommen, wobei später eine Mutter mit ihrer 8 jährigen Tochter neben mir Platz nahm…
      Nach einem kurzen Plausch stellte sich heraus dass sie beim Check-in diese beiden Plätze bekommen hatte(ohne Aufpreis wohlbemerkt)…
      Noch vor dem Pushback von der Position bat ich die Flugbegleiterin(natürlich auf Deutsch, denn EW ist ja eine deutsche Airline) um ein Glas Wasser…
      Die FB antworte mir auf „gebrochenem“ Englisch, „NO SPEEK GERMAN“…
      Während des Fluges stellte sich heraus daß KEINER der 3 Flugbegleiter Deutsch sprechen konnten, zumindest würde das von ihnen so kommuniziert…
      Während des Fluges kam zu KEINER Zeit auch nur annähernd ein „Business Class Gefühl“ auf…
      Alleine schon deswegen nicht weil, wie in der CC auf Kurzstrecken normal üblich z.B. bei LH oder SWISS der Mittelsitz in der Reihe frei bleibt…
      Das nächste Mal werde ich wohl die Strapazen auf mich nehmen und mit der S-Bahn von meinem Heimatort nach Dortmund fahren(ca. 2 Stunden) um dann von dort aus nach Sibiu, meinem eigentlichen Ziel in Rumänien zu fliegen…
      Größter Vorteil ist das der Airport in Dortmund wie auch in Sibiu schnukelig klein sind und man sehr entspannt die Wartezeit wie auch die Flüge auf sich nehmen kann…

    • Leider muss ich öfter im Jahr von Malaga nach Köln/Bonn fliegen oder umgekehrt.Es gibt für diese Strecke nonstop keine Alternative. Leider!!!!!! Die Flüge werden nicht von Eurowings sondern von Spanwings durchgeführt. Das schlimmste was ich je erlebt habe. Die Piloten können weder starten noch landen.Das Bordpersonal spricht so schlecht Englisch das niemand sie verstehen kann und die Machinen sind uralt und dreckig. Wenn ich eine Alternative finde dann nie mehr „Eurowings „

  8. Ich hatte Aviation Express von Menorca nach DUS. Die alte A320 ist wie bei Lauda ein Alptraum. Mein Hinflug war mit TUIfly 737-8. Akzeptabel auf Standardsitzen. Ich bin 1,92 lang. Sollte EW noch noch 737 fliegen, würden sie wahrscheinlich Sympathien, die sie durch die NEOs haben, verspielen.

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