Zu hohe Verluste: Lufthansa kann sich keine neuen Flugzeuge leisten

Archivbild: Lufthansa Boeing 747-8

Wenn man über Lufthansa spricht, muss man zwischen der Lufthansa Gruppe und Lufthansa als Airline unterscheiden, was an sich schon kompliziert genug ist. Wenn es aber darum geht, wer hier Geld verdient, wird diese Unterscheidung durchaus relevant, denn während die Lufthansa Gruppe als solche Geld verdient und in der ersten Jahreshälfte 2025 mit einem Überschuss von 149 Millionen Euro ein solides Ergebnis eingespielt hat, macht Lufthansa selbst recht hohe Verluste, die mehr und mehr zum Problem werden.

Im Detail führte man nun bei der Vorstellung der Zahlen aus, dass Lufthansa (also die Passagier-Airline mit Sitz in Frankfurt und München) im ersten Halbjahr 2025 mit einem Verlust von 274 Millionen Euro alles andere als gut dasteht und auch die zugeordneten deutschen Töchter, Discover Airlines, Lufthansa CityLine, Lufthansa City Airlines und Air Dolomiti, machen zusammen mit der großen Mutter sogar einen Negativbetrag von 307 Millionen Euro aus. Airlines wie SWISS, Lufthansa Cargo oder auch Eurowings müssen diesen Verlust ausgleichen.

Dabei ist schon länger bekannt, dass es um Lufthansa auch mit Hinblick auf die Standortbedingungen in Deutschland nicht allzu rosig aussieht, weshalb die Lufthansa Gruppe vor allem außerhalb von Deutschland wachsen will, wie zum Beispiel mit SWISS oder ITA Airways. Aber immerhin will man Lufthansa bis 2028 mit 59 neuen Langstreckenflugzeugen modernisieren, was jedoch ein Problem ist, denn diese kann sich die Airline schlicht nicht leisten, wie Jens Ritter, der CEO von Lufthansa, sagte.

Während man dieses sehr düstere Bild, das man über Lufthansa und die zugeordneten deutschen Töchter zeichnet, sicherlich verstehen kann, so kommt hier sehr schnell der Vorwurf auf, dass es sich lediglich um Verhandlungstaktik handle, da man aktuell sowohl mit den Piloten als auch mit den Flugbegleitern über neue Verträge verhandelt.

Hierauf entgegnete der Lufthansa Vorstand:

Die Rechnungslegung und die Finanzberichterstattung von Lufthansa Group unterliegen strengen Regularien, deren Einhaltung regelmäßig von unabhängigen Wirtschaftsprüfern und Aufsichtsinstanzen kontrolliert und auch testiert wird. […] Zudem hätte niemand einen Vorteil, Lufthansa Classic schlecht darzustellen. Im Gegenteil, wir sind der Kern der Gruppe, die größte und wichtigste Airline.

Grundsätzlich hat man bei Lufthansa mit dieser Aussage wohl auch recht, und es wäre sicherlich schwierig, eine profitable Airline als hoch defizitär darzustellen, aber Möglichkeiten in der Bilanzierung hat man hier in einer Gruppe wie der Lufthansa Group durchaus.

Die Missstände bei Lufthansa sind allerdings durchaus offensichtlich und damit ist es auch sehr plausibel, dass Lufthansa selbst kein Geld verdient. Allerdings scheint es durchaus wahrscheinlich, dass man dies nun so drastisch in die Öffentlichkeit trägt, um zu unterstreichen, dass sich Lufthansa die aktuellen Forderungen der Piloten schlicht nicht leisten kann.

Foto: Lufthansa

Lufthansa hat einen enormen Investitionsbedarf

Während Lufthansa sicherlich unter den hohen Standortkosten in Deutschland zu kämpfen hat, sind Teile der hohen Kosten auch durchaus hausgemacht. Viel zu spät und viel zu zurückhaltend hat man neue Flugzeuge bestellt und leidet nun daher auch doppelt so stark unter den teils jahrelangen Verzögerungen der Flugzeugbauer.

Lufthansa ist in gewisser Art durch das Vermeiden von Investitionen in der Hochphase bei Rekordergebnissen nun quasi „heruntergewirtschaftet“, was eine hohe Unzufriedenheit bei den Kunden (und auch beim Personal) zur Folge hat sowie noch dazu hohe Kosten, z.B. durch eine durchschnittlich sehr alte Flotte, gerade auf der Langstrecke.

Foto: Airbus / Lufthansa

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Die Lufthansa Gruppe selbst ist profitabel, dies liegt allerdings schon lange nicht mehr an der Passagier-Airline Lufthansa, an die man immer denkt, sobald man das Wort Lufthansa hört. Lufthansa als Passagier-Airline verdient seit Jahren kein Geld mehr, und daher hat man sich vermutlich auch lange gescheut, hier zu investieren, was sich nun natürlich rächt. Denn Lufthansa jetzt wieder zu modernisieren, ist so teuer, dass man es sich nach eigener Aussage nicht leisten kann.

Oder ist es vielleicht doch nur eine Verhandlungstaktik? Sicherlich dürfte jedem klar sein, dass man Lufthansa als Marke und auch Deutschland als Markt nicht aufgeben will und kann. Allerdings kann man Lufthansa in der Gruppe deutlich kleiner werden lassen – und dies ist wohl nach wie vor die Drohung gegenüber den deutschen Gewerkschaften.

25 Kommentare

  1. Es stehen Vertragsverhandlungen fürs Cockpit an….typisches Säbelrasseln würde ich sagen. Zum Glück ist MilesandMore sooo erfolgreich und trägt zur Rettung bei.

    Aber klar gehts nicht gut, trotz durchgehend hoher Flugpreise (das ist das eigentlich schlimme). Kennt man die Auslastung? Gefühlt fliege ich permanent mit dem A319 durch EU….da Kapazitäten wurden auch reduziert (bei gleicher Verwaltung).

    • Die Kapazitäten wurden nicht reduziert, die sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Aber die Auslastung ist durchaus gut und sehr hoch, was die hohen Preise erklärt.

      Aber die A319 sind ja eines der Probleme der LH. Man müsste diese am besten JETZT mit A220-300 tauchen und würde direkt über 20% Kosten im Betrieb reduzieren.

      • Die Kapazitäten wurden nicht reduziert? Das sag mal deinen Kollegen von aerotelegraph, die schreiben nämlich aktuell, dass LH die Zubringer nach FRA und MUC im Vergleich zu 2019 halbiert hat.

  2. Was haben eigentlich Titel und Text miteinander zu tun?
    Wo ist der Beleg, dass sich LH keine Flugzeuge leisten kann? Das wird ja nicht mal angeschnitten im eigentlichen Artikel…
    Clickbait erster Güte.

  3. Kleine Korrektur:
    Der Sitz der Lufthansa ist in Köln.
    In Frankfurt ist der Hauptsitz des Konzerns. In München ist rein rechtlich nichts, außer Lufthansa City (Line).

  4. Ich bleibe dabei, was ich schon vor Jahren gesagt habe.

    LH wird mittelfristig nur als namensgebende Hülle übrig bleiben, was zu teuer erscheint wird abgewickelt. Nach City und CityAirlines folgt irgendwann CityHopperAirlines 5.0 plus.

  5. Im Original Text (Interview) geht es darum das man sich die neuen Forderungen der Piloten nicht leisten kann und nicht darum, dass man sich keine neuen Flieger leisten kann.

    • Es wurde wörtlich von Ritter gesagt, dass man sich die neuen Flugzeuge (aufgrund des Verlustes) eigentlich nicht leisten kann. Damit wird natürlich auch noch einmal unterstrichen, dass man sich die Forderung der Piloten nicht leisten kann.

        • Nein finde ich nicht!

          Lufthansa Passage kann die Flugzeuge nicht aus eigenen Mitteln kaufen und sie sich damit nicht leisten. Man ist auf einen „Kredit“ der Gruppe angewiesen, welcher auch nur daher gewährt wird, da man eine Positive neuen Entwicklung daraus ziehen will.

          Ein Beispiel: Du gibst seit Monaten mehr Geld aus als du verdienst (das ist seit Jahren der Zustand der LH Passage). Du hast aber ein neues Auto bestellt (meinetwegen einen Firmenwagen) das kannst du dir aber nicht leisten in dieser Situation. Zum Glück bekommst du das Geld von jemand anderen, der hofft du verdienst dadurch mehr. Dennoch kannst du dir das Auto nicht leisten.

          Aber ganz ehrlich, das geht schon sehr in Richtung Semantik gerade, findest du nicht?

  6. Und trotzdem geht es in dem (internen) Interview nur um die neuen Forderungen der Piloten und die Gründe warum Lufthansa (Kern) sich diese Forderung nicht leisten können soll.

    Lufthansa kann sich sehr wohl Flugzeug leisten, da diese immer von der Lufthansa Group gekauft/ geleast/ finanziert werden.
    Und die Lufthansa Group sehr wohl Profitabel ist.

    Also ist die Überschrift in dem Kontex reichlich übertrieben.

  7. Nach Ü48j bei Lh,Regen Mich diese Dauernden Streiks der.VC und UFO nicht mehr auf
    LH Streik Airline des Jahres..wie immer.Problem ist doch selber gemacht.Weg mit den Konzernpiloten….denn bei diesen Gier Piloten liegt das Problem.Nicht erst seid heute müssen die anderen sparten die Verluste der Passage ausgleichen….

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