128 israelische Passagiere zittern: Air Seychelles-Flug nach Tel Aviv muss in Saudi Arabien notlanden

Ein Flugzeug der Air Seychelles. Foto: Air Seychelles

Ein Air Seychelles Flug von Mahe (SEZ) auf den Seychellen sollte eigentlich auf direktem Weg nach Tel Aviv (TLV) fliegen. Doch während des Fluges gab es so schwere technische Probleme, dass das Flugzeug in Jeddah (JED) in Saudi Arabien zwischenlanden musste. Ausgerechnet Saudi Arabien, ging es zahlreichen der israelischen Passagiere durch den Kopf.

Es war Montag, der 28. August 2023 als Air Seychelles-Flug HM22 seine Reise von Mahe nach Tel Aviv antrat. Um 17:18 Uhr startete der Airbus A320neo fast pünktlich auf den Seychellen. Knapp sechs Stunden später sollte er an Israels Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv landen. Doch ein elektrisches Problem sorgte dafür, dass sich das Cockpit für eine Zwischenlandung entscheiden musste. Nach Berichten der Times of Israel kam es in der Kabine zu Rauchbildung, die Beleuchtung schaltete sich ab und die Passagiere nahmen den Geruch von verbrannter Elektronik war.

Die Cockpit-Crew des Flugzeugs mit der Registrierung S7-VEV entschied sich daher dafür, den Flug abzubrechen und an einem anderen Ort zu landen. Doch als der Kapitän ankündigte, dass der Flug nach Jeddah in Saudi Arabien umgeleitet würde, wurden zumindest die 128 israelischen Passagiere unruhig. Ein Fluggast berichtet: „(Dann) hörten wir die Leute Jeddah, Jeddah, Saudi-Arabien sagen.“ Und alle sagten: ‚Was? Aber wir sind Israelis? … Wie können Israelis in Saudi-Arabien landen?‘“ Die Passagiere machten sich Sorgen, dass die Fluggesellschaft die politischen Hintergrüne zwischen Israel und Saudi Arabien nicht kannten, „aber uns wurde klar, dass sie es letztendlich verstanden haben“, sagte die Passagierin.

Air Seychelles Flug HM22. Screenshot: flightradar24.com

Zum Hintergrund: Israel und Saudi-Arabien unterhalten keine formellen politischen Beziehungen. Das kann dazu führen, dass Reisende mit israelischem Pass vor Ort keinen direkten Ansprechpartner in Form eines Botschafters haben und es diplomatische Probleme geben könne.
Zwar nähern sich beide Staaten seit ein paar Jahren wieder unter Moderation der USA an, doch abgeschlossen ist der Prozess noch nicht. Und so gab es in den vergangenen Jahren auch keine Linienflüge zwischen Israel und Saudi-Arabien. Allerdings erlaubt Saudi Arabien seit 2020 wieder die Nutzung des eigenen Luftraums durch israelische Fluggesellschaften.

Verschärft wurde die Situation noch, weil laut Berichten des TV-Senders Channel 12 israelische Sicherheitskräfte an Bord waren, die zuvor Urlaub auf den Seychellen gemacht haben. Auch der Abgeordnete einer rechtsextremen Partei sei an Bord des Air Seychelles Flug gewesen. Das erhöhte den Stressfaktor bei den israelischen Passagieren nochmals. Alle wussten, dass Saudi Arabien normalerweise eher feindlich Israel gegenüber gesinnt ist.

Air Seychelles-Flug nach Tel Aviv muss in Saudi Arabien notlanden | Ein gutes Ende

Doch es kam alles ganz anders, als viele Passagiere erwarteten. Die Israelis seien überaus herzlich von Ihren arabischen Gastgeber empfangen worden. Alle Passagiere kamen in einem Flughafenhotel unter und konnten dort die Zeit bis zu ihrem Weiterflug verbringen.

„Der Empfang, den wir von den Saudis bekamen, war sehr überraschend“, sagte Emmanuelle Arbel, eine der Passagierinnen, am frühen Dienstag im Flughafenhotel gegenüber dem Radiosender 103FM. „Sie sagten zu uns ‚Gern geschehen‘ und lächelten. Tatsächlich hatten wir damit nicht gerechnet.“ Einige Leute sollen sogar angefangen haben, zu weinen, weil sie mit dieser Form der Begrüßung nicht gerechnet haben.

Auch Israels Premier-Minister Benjamin Netanyahu begrüßte den außerplanmäßigen freundlichen Empfang seiner Landsleute in Saudi Arabien und dankte für die gute Nachbarschaft:

 

Nach der Nacht in Jeddah schickte Air Seychelles ein Ersatzflugzeug nach Jeddah. Ein weiterer Airbus A320neo mit der Registrierung S7-PTI wurde extra von Dubai (DWC) geschickt, um die gestrandeten Passagiere heim zu bringen. Dieser Teil der Reise verlief dann reibungslos. In weniger als zwei Stunden brachte der A320neo die Reisenden nach Israel zurück, wo sie um 13:30 in TLV sicher landeten.

Bei der Ankunft machten einige der Israelis ihrer Freude Luft. Immerhin haben sie Geschichte geschrieben, denn sie waren auf einem ersten Flug zwischen Saudi Arabien und Israel. „Vielleicht bringen wir auch Frieden“, kommentiere Passagier Shai Kalmonowitz.

Air Seychelles-Flug nach Tel Aviv muss in Saudi Arabien notlanden | Frankfurtflyer Kommentar

Es gibt sie noch, die unerwartet positiven Geschichten. Israel und Saudi Arabien gelten auch heute noch als verfeindete Staaten. Auch in Deutschland wird Saudi Arabien immer noch gerne als Feindbild herausgehoben. Doch in das Verhältnis zwischen Israel und Saudi Arabien ist in den vergangenen Jahren etwas Bewegung gekommen. Die Saudis lassen mittlerweile wieder Flüge israelischer Fluggesellschaften durch ihren Luftraum zu. Doch von einem normalen Verhältnis kann man noch lange nicht sprechen.

Aber vielleicht ändert sich das ja schon bald. Die Diversion des Air Seychelles-Flug mit vornehmlich israelischen Passagieren ist auf jeden Fall ein guter Indikator dafür. Die Passgiere wurden als Gäste in Jeddah empfangen und dort gut behandelt. Und Israels Premier-Minister hat sich öffentlich wertschätzend über diese Behandlung geäußert. Warten wir mal ab, wie sich das weiter entwickelt.

Quelle: Times of Israel via OMAAT

2 Kommentare

  1. Kleiner Hinweis und kritische Frage:

    „Die Israelis seien überaus herzlich von Ihren arabischen Gästen empfangen worden.“ 🙂
    Wer ist hier Gast und wer Gastgeber?

    Muss „Passagierinnen“ wirklich sein? Weibliche Passagiere klingt und liest sich allemal besser als dieses Neusprech.

    Beste Grüße
    Christian

    • Die arabische Gäste sind der späten Stunde des Verfassens dieses Artikels geschuldet. Danke für den Hinweis. Habe ich korrigiert.

      Erschlag mich aber wenn ich von einer weiblichen Person aus einer Gruppe von Passagieren mit insgesamt zwei Geschlechtern spreche, klingt „eine der Passagierinnen“ grammatikalisch vollkommen korrekt für mich, ohne dass es was mit Neusprech zu tun hat. Also liest sich doch besser als „Die (weibliche) Emmanuelle, eine der Passagiere…“.

      Ein alternativer Satz: „Larissa, eine der Zuschauerinnen“, obwohl da auch männliche Zuschauer sind.

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.