Condor steht kurz vor der Verstaatlichung

Der deutsche Ferienflieger Condor schien aus der Thomas Cook Pleite gestärkt hervor zu gehen. Mit der polnischen LOT hatte sich ein solventer Käufer gefunden. Doch im Rahmen der Coronakrise verdichteten sich zuletzt Gerüchte, dass der Deal kurz vor dem Vollzug doch noch platzen könnte. Nach letzten Entwicklungen droht Condor die Verstaatlichung. Zumindest so lang, bis sich der Markt wieder normalisiert und ein Käufer gefunden hat.

Condor steht kurz vor der Verstaatlichung | Verkauf droht zu platzen

Im Januar hatte das Zittern für die Mitarbeiter von Condor nach der Thomas Cook Pleite ein Ende. Die PGL, Inhaber der polnischen Fluggesellschaft LOT, hatte das Bieterverfahren für sich entschieden. Der Deal sollte eigentlich im April zum Abschluss kommen. Laut Medienberichten hatte PGL zuletzt jedoch immer weitere Forderungen aufgestellt, die den Vollzug erschwerten. Dazu zählten unter anderem finanzielle Garantien, welche die Bundesregierung in der Form ablehnt.

Sollte der Kauf nicht kurzfristig abgeschlossen werden, dürfte Condor das Geld langsam ausgehen. Über den Winterflugplan konnte sich die Airline nur mit einem staatlichen Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro retten. Hohe Einnahmen erzielt Condor auf Grund der Reiseeinschränkungen wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht und das, obwohl jetzt gerade der für Ferienflieger so wichtige Sommerflugplan gestartet ist. Für die Condor Mitarbeiter wurde schon Kurzarbeit beantragt.

Laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters hat Condor kurzfristig weitere 200 Mio. Euro an Staatshilfe beantragt. Damit würde der Schuldenberg bei der KfW auf 580 Mio. Euro anwachsen.

Wir prekär die Situation ist, scheint auch der Bundesregierung bekannt zu sein. Denn Reuters berichtet aus Unternehmenskreisen, dass es als Alternative zur Übernahme durch LOT auch einen Plan zur temporären Verstaatlichung von Condor gibt. Im Rahmen der Corona-Krise hat die Bundesregierung einen umfangreichen Rettungsschirm aufgespannt, der unter anderem auch bis zu 100 Mrd. Euro für direkte Beteiligungen an Unternehmen umfasst.

Da Polen die Grenzen geschlossen hat, fliegt auch Lot nicht mehr.

Condor steht kurz vor der Verstaatlichung | Frankfurtflyer Kommentar

Die Nachrichten über eine Verstaatlichung von Condor klangen wie ein schlechter April-Scherz. Leider ein sehr unwahrscheinlicher April-Scherz, da die Entwicklung der letzten Woche zu viel Nährboden dafür gegeben hat. LOT (bzw. die PGL) scheint aus dem Deal mit Condor herauszuwollen, denn ihr fehlt es ebenfalls an Liquidität, da die komplette Flotte seit mehreren Wochen am Boden ist. So kann man das Platzen des Deals natürlich gut provozieren.

Für Condor drängt die Zeit. Zum 15. April 2020 ist die Rückzahlung der 380 Mio. Euro aus dem KfW-Kredit fällig. Diese sollte eigentlich aus dem Kaufpreis erfolgen. Wenn der Staat Condor selbst übernimmt, wäre das schon ein verrückter Zug. Aber verrückte Zeiten benötigen manchmal auch abwegige Maßnahmen.

Wir wünschen Condor und seinen Mitarbeitern weiterhin, dass alles gut wird.

Quelle: Reuters

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