Der Brexit könnte ein Grounding von Iberia und Aer Lingus zur folge haben

©Iberia

Ende März soll es angeblich soweit sein und Großbritannien tritt aus der Europäischen Union aus. So wie es momentan aussieht, wird dies ein „ungeordneter Brexit“ sein, in welchem jede Menge Regelungen fehlen und dies könnte auch für die Luftfahrt in Europa weitreichende Folgen haben, denn für Airlines wie Iberia, Vueling, Aer Lingus, Level und auch Ryanair, EasyJet und Condor könnte der Brexit auch bedeuten, dass sie alle Streckenrechte aus und innerhalb der EU verlieren.

Alle diese Airlines sind nach einem Brexit nicht mehr vorrangig in Besitz von Europäischen Eigentümern, was auch bedeutet, dass es plötzlich keine EU Airlines sind. Wenn die EU hier hart bleibt und keine Übergangslösungen trifft, bis ein neues Luftfahrtabkommen zwischen der EU und UK ausgehandelt wurde (was Jahre dauern kann), dann dürften Airlines wie Iberia, Aer Lingus und Condor nicht mehr aus der EU in Drittländer fliegen und besonders nicht mehr innerhalb der EU fliegen. In allen Fällen bedeutet dies, dass diese Airlines keine Ihrer Flüge mehr durchführen dürften, aufgrund ihres neuen Status als „nicht EU Airline“.

Besonders für British Airways, deren Dachgesellschaft IAG auch Iberia, Aer Lingus, Vuelling und Level besitzt ist der Brexit ein riesiges Problem, denn was vor dem Brexit eine sinnvolle Fusion war, würde nach einem ungeordneten Brexit bedeuten, dass die Töchter den Flugbetrieb einstellen müssten.

Die wachsweiche Argumentation, warum Iberia „spanisch“ ist

Die Eigentumsverhältnisse von Iberia sind eigentlich sehr einfach. So gehört die Airline zu 100 Prozent der International Airlines Group. Diese wiederum gehört zu 20% Qatar Airways, zu 5% der US Firma Europacific Growth und die restlichen etwa 75% der Anteile befinden sich im Streubesitz, allerdings seien sie vorrangig in britisher Hand. Damit ist IAG ein britisches Unternehmen und damit ist Iberia wirtschaftlich gesehen auch ein britisches Unternehmen.

British Airways hat nun bei der Europäischen Union darauf gepocht, dass Iberia den Status einer EU Airline nicht verlieren solle, denn man sei fest in Europa verankert. Entscheidend seien auch nicht die Eigentumsverhältnisse, denn die Stimmrechte bei Iberia würden zu 50,1% bei der Firma „Garanair“ liegen. Diese ist zwar ein in Spanien angemeldetes Unternehmen, allerdings beschäftigt sie genau einen Mitarbeiter, Jorge Pont Sánchez, der auch gleichzeitig Vice President von Iberia ist.

Wirklich überzeigend fand die EU diese Argumentation wohl nicht, welche mehr oder weniger etwas von einem schlechten Kartenspielertrick hat. So sagte ein ranghoher EU Beamter gegenüber der Financial Times:

„Ich vermag nicht zu erkennen, wie darin eine Lösung für IAG liegen soll“.

EU wird wohl bei einem ungeordneten Brexit Übergangslösungen finden

Auch der EU ist bewusst, dass ein sofortiger Verlust aller Streckenrechte von Iberia eine Katastrophe wäre und zwar nicht nur für die Airline, sondern auch für die gesamte Wirtschaft von Spanien. Welche massiven Auswirkungen das Grounding einer Staatsairline haben kann (auch wenn Iberia keine mehr ist), hat man 2003 bei Swiss Air gesehen und diese war „nur“ für drei Tage am Boden.

Die EU will daher vermutlich „Übergangslösungen“ finden, sodass die betroffenen Airlines weiter fliegen können, bis man ein neues Luftfahrtabkommen zwischen der EU und UK ausgehandelt hat. Man möchte hier einfach jeglichen Zusammenbruch der wirtschaftlichen Zusammenarbeit vermeiden.

Interessant ist allerdings die Frage, wie andere Länder auf den veränderten Status der Airlines reagieren, wenn sie keine EU Airline mehr sind.

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Ein Ungeordneter, harter Brexit hätte auch drastische Folgen für viele Firmen in der EU. Besonders in der Luftfahrt würde es massive Probleme geben, daher kann man davon ausgehen, dass man Übergangslösungen findet, wenn es denn wirklich zum Fall der Fälle kommt.

Und ähnliche Situationen gibt es auch für andere Airlines, wie z.B. Ryanair, EasyJet, Tuifly und Condor. Gerade bei Condor mit der britischen Mutter Thomas Cook, hätten wir auch in Deutschland den Fall einer Airline, welche vom Brexit direkt betroffen wäre.

9 Kommentare

    • Ich halte es auch für unwahrscheinlich, da man davon ausgehen kann, dass es Übergangslösungen gibt, aber auch Fristen, bis dieses Problem gelöst werden kann. Für BA und Iberia ist das ganze ein nennenswertes Thema, denn eine Lösung ist tatsächlich, dass IAG neu firmiert, mit einer Tochter in Europa. Das kostet allerdings nicht nur Geld, sondern macht auch das Geschäft nicht einfach.

      LG
      Christoph

    • Für Iberia und alle anderen UK Airlines, wäre ein Luftfahrtabkommen, wie zwischen der EU und der Schweiz wichtig und ein solches will man im Falle eines Brexit sicherlich auch erreichen. Leider hat man es in den letzten zwei Jahren nicht geschafft auch nur annähernd eine solche Vereinbarung zu erarbeiten.

      Um ehrlich zu sein, ich gehe nicht davon aus, dass es im März wirklich zum Brexit kommt, andernfalls tut es mir für das UK sehr Leid, denn es wird dem Land nicht gut tuen.

      LG
      Christoph

  1. Das sehe ich aber doch eher etwas weniger dramatisch. Und für Airlines wie EasyJet schon gar nicht, denn deshalb gibt es ja jetzt EasyJet Österreich. Mal schauen, wo die Maschinen registriert sind, die innerdeutsch fliegen. Alle schon OE und nicht mehr G, jedenfalls hier in TXL.

    • EasyJet, Ryanair und auch Condor haben bereits mit neuen Töchtern massiv vorgesorgt und man geht auch eigentlich nicht davon aus, dass von heute auf Morgen Flugrechte gestrichen werden. Sie werden voraussichtlich nicht am Boden stehen, Probleme macht es den Airlines allerdings ganz deutlich, sonst würden sie aktuell nicht so energisch agieren.

      LG
      Christoph

  2. SWISSAIR war NIE im Besitz der Eidgenossenschaft, also war sie auch KEINE Staatsairline. Sie wurde vom Verwaltungsrat durch Zukauf von ruinösen Airlines in den Konkurs manövriert.
    Auch auf dem politischen Parkett lief nicht alles nach Plan. Die Banken und der Bund gaben kein Geld und Crossair ( LX )wollte eigentlich die SR „übernehmen“.
    Es war nie vorgesehen, SR zu grounden. Deshalb fliegt die SWISS heute immer noch unter „LX“

    • Ich habe auch nicht behauptet, dass Swissair im Besitz des Staates war, aber die Airline hat als „Nationale Airline der Schweiz“ agiert, genau wie Iberia, welche nicht im Staatsbesitz ist, aber für das Land wirtschaftlich entscheidend ist.

      Die Geschichte rund um das Swissair Grouding war extrem „spannend“ und hauptsächlich durch das pokern und überreizen von einigen Parteien kreiert. Das Chaos, dass man damit produziert, war vermutlich keinen der beteiligten bewusst.

      LG
      Christoph

  3. Ich mache mir schon Sorgen, auch weil wir evtl persönlich betroffen sind. Wir haben einen Freund überredet, Ende März mit uns nach Barcelona zu kommen. Er hat für den 7. April Urlaub auf Gran Canaria gebucht und will den dann statt von Deutschland aus von BCN aus beginnen. Anbieter für Direktflüge: Ryanair (ugh), Vueling (IAG), Iberia (IAG) und Norwegian (schliesst laut aerotelegraph seine Basis in LPA, bietet die Strecke also evtl bis dahin nicht mehr an)… Da unser Freund auch schon etwas älter ist und sich nach eigener Aussage nicht ganz so einfach zurecht findet an so hektischen orten wie Flughäfen wird das noch ein bisschen schwierig, denn dass das mit Umsteigen klappt, weiss ich da auch nicht sicher. Hauptsache es gibt bald Klarheit

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