Der große Airbus A380 Fehler von Lufthansa

Foto: Lufthansa

Der Airbus A380 war einmal das Flaggschiff der Lufthansa Flotte und als man das Flugzeug 2010 zum ersten Mal mit Passagieren nach von Frankfurt nach Tokyo schickte, war der Airbus A380 noch „die Zukunft“ der Lufthansa. 14 Airbus A380 hat Lufthansa in den folgenden Jahren übernommen und man wollte eigentlich noch mehr. Sogar „großes Interesse“ an dem noch größeren Airbus A380-900, welcher schlussendlich leider nie gebaut wurde, hatte Lufthansa und das Flugzeug kam damals in den Zukunftsplänen des Kranich für die kommenden Jahrzehnte vor.

Lange hat diese Liebe zum Airbus A380 bei Lufthansa aber nicht gehalten und schon in Anfang 2019, also völlig losgelöst von der in 2020 folgenden Krise, hat Lufthansa mehr oder weniger das Ende des Airbus A380 beschlossen und sechs der 14 Maschinen an Airbus zurück verkauft. Ab 2023 sollten dann nur noch acht Airbus A380 für Lufthansa fliegen und damit war klar, der Airbus A380 wird bei Lufthansa zum Nebendarsteller und ist lange nicht mehr der große Star.

Dabei stellt man sich aber nun natürlich die Frage, was hier passiert ist, dass der einst so gefeierte Airbus A380 plötzlich auf das Abstellgleis geraten ist. Dabei haben sich natürlich auch die Marktumfelder verändert, aber ich will hier auch über den großen Airbus A380 Fehler von Lufthansa schreiben, den man auch als eine verpasste Chance sehen kann.

Klar ist allerdings vorweg zu sagen, der Airbus A380 ist alles andere als bedeutungslos, denn wie viele andere Airlines auch hat Lufthansa den Airbus A380 in der Pandemie stillgelegt und eigentlich ging man bei dem Ausmaß der Krise davon aus, dass man den Airbus A380 nie wieder brauchen wird. Tatsächlich war man bei Lufthansa damit auch nicht wirklich unglücklich, denn der Plan war, dass man nun die neue Strategie für Langstreckenflugzeuge vorantreiben wird, sobald man aus der Krise kommt.

Foto: Lufthansa

Der Plan von Lufthansa war, dass man den Airbus A380 durch kleinere Langstreckenflugzeuge wie den Airbus A350-900 und die Boeing 787-9 ersetzt. Diese Flugzeuge erlauben es Lufthansa dann mehr non-stop Flüge durchzuführen, bei einer guten Wirtschaftlichkeit, was für die Airline und für die Passagiere attraktiver ist.

So zumindest der Plan, denn dieser ist bisher nicht aufgegangen, was man schon daran festmachen kann, dass Lufthansa den Airbus A380 reaktivieren musste. Nicht weil man das Flugzeug so mochte, sondern weil man sonst die Nachfrage nach Flügen nicht hätte decken können und Lufthansa der großen Gefahr ausgesetzt war massiv Marktanteile zu verlieren, wenn man die Kapazitäten des Airbus A380 nicht zurück bringt.

Dabei tat sich Lufthansa sogar sehr schwer den Airbus A380 zu reaktivieren, denn wie alles bei einem so gigantischen Flugzeug, ist es natürlich auch ein recht teures Unterfangen und nach einigem Hin und Her, hat man sich nun dazu entschlossen, mindestens sechs der acht verbleibenden Airbus A380 wieder in Dienst zu stellen. Bei den letzten beiden zögert man in Frankfurt noch, da sie sehr große und teure Wartungen durchlaufen müssten, bevor man sie wieder einsetzen kann.

Inzwischen fliegt Lufthansa den Airbus A380 von München nach Boston und New York und im Winter will man mit mehr reaktivieren Airbus A380 auch die langen Flüge nach Los Angeles und Bangkok wieder mit dem Airbus A380 fliegen um hier zusätzliche Kapazitäten zu schaffen.

Bisher war der Neustart des Super Jumbos bei Lufthansa ein riesiger Erfolg und Lufthansa ist mit der Auslastung und Buchungslage sehr zufrieden. Besonders spannend ist hier, dass die Passagiere den Airbus A380 bei Lufthansa gezielt buchen, was für eine Airline natürlich das Beste ist, was ihr passieren kann.

Lufthansa-Passagiere stehen auf den Airbus A380

Dies zeigt wieder einmal den enormen Marketing Effekt, den ein Airbus A380 hat und dieser wird in meinen Augen von vielen Airlines noch unterschätzt. So gab es vor der Pandemie eine Studie, die aufzeigte, dass Passagiere bereit sind etwa 100 Dollar mehr für ihr Ticket zu bezahlen, wenn sie dafür im Airbus A380 fliegen können. Kein anderes Flugzeug hatte diesen Effekt.

Eine Airline die diesen „A380 Effekt“ mehr als verstanden hat ist Emirates. Der CEO selbst spricht hier von einem unvergleichbaren Marketing Effekt und damit meint er nicht nur seine riesigen Anzeigen, die immer den A380 zeigen, sondern auch den WOW Effekt, den es hat, wenn ein Emirates A380 auf einem Flughafen rund um die Welt ans Gate rollt.

Das Flugzeug ist einfach beeindruckend und wirkt schon dadurch anziehend auf die Passagiere. Hinzu kommt aber auch noch, dass man im Airbus A380 unvergleichlichen Komfort bieten kann und in fast allen Fällen, ist ein Flug im Airbus A380 meist angenehmer als in einem anderen Langstreckenflugzeug der Airline. Bei Lufthansa und Emirates ist dies auf jeden Fall zutreffend.

Das Problem das Airlines allerdings mit dem Airbus A380 meistens haben ist, dass sie ihn trotz seiner enormen Marketingwirkung auf Passagiere (welche sich übrigens nur unglaublich schwer in Gänze in Zahlen manifestieren lässt) nicht die operativen Nachteile des Airbus A380 aufwiegt.

Lufthansa selbst begründet das Problem mit dem Airbus A380 damit, dass das Flugzeug durch seine Größe nicht flexibel und damit nicht wirtschaftlich genug sei. Wenn man es nicht schafft den Airbus A380 gut auszulasten, ist es unglaublich teuer dieses Flugzeug zu betreiben und man kann hier kaum Geld verdienen.

Hinzu kommt, dass es nur auf wenigen Strecken möglich sei den Airbus A380 wirklich voll auszulasten, es gibt viele Restriktionen bei den Flughäfen, was Flexibilität nimmt und der Airbus A380 kann zu wenig Fracht transportieren.

Alle diese Argumente gegen den Airbus A380 sind sicherlich richtig und für Lufthansa sind diese auch maßgeblich, denn der Zug ist hier inzwischen abgefahren, was bedeutet, dass der Kranich den A380 so schnell wie möglich wieder loswerden wird. So schnell wie möglich kann aber hier einige Jahre bedeuten!

Klar ist, dass Lufthansa den großen A380 Fehler schon sehr viel früher gemacht hat, denn man hat es einfach nicht geschafft, den Flugbetrieb auf eine Größe zu skalieren, die man braucht um den A380 sinnvoll zu betreiben.

Mir bleibt hier immer ein sehr arrogantes Interview mit dem früheren Lufthansa CEO Dr. Christoph Franz in Erinnerung, in welchem er Airlines bemitleidet, die eine viel zu kleine Airbus A380 Flotte von nur sechs oder zehn Flugzeugen haben. Dies sei einfach zu klein und damals ging man auch noch davon aus, dass Lufthansa die Airbus A380 von 14 Flugzeugen auf etwa 30 Maschinen ausbaut.

Hierzu ist es allerdings nie gekommen und in Bezug auf den Airbus A380 hat sich Lufthansa schon recht schnell im klein, klein verloren, als so gigantisch zu denken und zu agieren wie man es hätte machen müssen. Man teilte die Flotte, stationierte sie in Frankfurt und München und nach einem unnötigen Streit über Gebühren von Ryanair in Frankfurt entschloss sich schlussendlich die Flotte auf acht Maschinen zu verkleinern. Eine Flottengröße mit der es in den Augen des ehemaligen CEOs gar nicht funktionieren kann.

Wirklich unglücklich wirkt das Ganze, wenn man bedenkt, dass man in Frankfurt sogar extra die Infrastruktur geschaffen hat um hier einen globalen Airbus A380 Hub zu betreinen. Der Flugsteig A-Plus wurde auch gerne als A380 Terminal bezeichnet und zusammen mit den Airbus A380n Gates bei den C Gates und dem A380 Hangar in Frankfurt, hatte Lufthansa hier die Infrastruktur zur Verfügung um ein gigantisches Drehkreuz aufzubauen, welches in der Lage gewesen wäre tausende von Passagiere im Transit vom einen auf den anderen A380 umsteigen zu lassen, ähnlich, wenn auch etwas kleiner, wie es Emirates in Dubai geschafft hat.

Das einzige was Lufthansa wohl fehlte um diesen Airbus A380 Hub auch einzurichten war der Mut, denn man hätte enorme Investitionen in Flugzeuge machen müssen. Die einzige Airline der Welt, die diesen Mut allerdings aufbrachte war Emirates, was schlussendlich auch zum Scheitern des Airbus A380 Programm führte.

Der große Airbus A380 Fehler von Lufthansa | Frankfurtflyer Kommentar

Der Airbus A380 Fehler von Lufthansa ist genau der, den viele Airlines gemacht haben, man hat einfach zu wenige Flugzeuge gekauft, damit das System funktionieren kann. Nun kann man natürlich argumentieren, dass es hierfür auch gute Gründe gab und die Finanzierung eines kleineren Flugzeug, auch von mehreren sie einfach unkomplizierter und risikoärmer gewesen, was auch richtig ist, aber gerade bei Lufthansa hat man hier eine Chance liegen lassen.

Gerade mit der Infrastruktur die man in Frankfurt geschaffen hatte, hätte man mitten in Europa einen A380 Hub schaffen können, der wie Emirates Millionen Passagiere jedes Jahr, im Airbus A380 über Kontinente verbindet. Das solch ein mega Hub in Europa und insbesondere in Deutschland inzwischen politisch gar nicht mehr gewollt ist, steht nun auf einem anderen Blatt, wäre er als Wirtschaftsfaktor da, würde man darüber aber sicherlich auch anders sprechen.

Das ein Hub to Hub Konzept, wie man es für den A380 braucht heute nicht mehr von den Passagieren gefragt wird und man auf Point to Point setzen muss um erfolgreich zu sein, kann man schon wieder mit Emirates widerlegen. Auch Emirates hat und braucht inzwischen an beiden Enden des Netzwerks Partner um Anschlussflüge zu bieten, aber die Passagiere buchen Emirates gezielt, nicht zuletzt wegen des Airbus A380.

 

6 Kommentare

  1. Grundsätzlich das man beim A380 die Fehler nicht ausblenden, die Airbus gemacht hat.
    Zu gross, zu schwer, und halt leider mit einem Triebwerk das 2 Jahre nach EIS veraltet war.
    Man hätte wohl in der Entwicklung noch umschwenken müssen.
    Ein A380 mit einem 10% besseren Triebwerk wäre unschlagbar gewesen was CASM angeht.
    Airbus hatte auch nicht den Mut einen voll composite Rumpf zu bauen, für den A380 wäre das ein riesen Thema gewesen und hätte massiv gewicht gespart.

    Die LH hat die B748 auf ihre Bedürfnisse entwickelt und zum Schnäppchenpreis bekommen. Darum hat man sich nicht 30 A380 auf den Hof gestellt sondern betreibt diese seltsame Kombination aus A380 und B748i.
    Dann hat man die Kabine nicht vernünftig upgegradet und kein neues, bahnbrechendes Produkt eingebaut. Ein Kardinalsfehler. In sein modernstes Flugzeug muss doch das beste Produkt das es auf dem Markt gibt. Etihad hat es verstanden, SIA auch.
    Und dann muss man halt das auch vermarkten. Wenn der A380 wesentlich mehr Platz und Komfort bietet, muss man das den Kunden halt auch klar machen.

    Der A380 ist jedenfalls ein grosses „Was wäre wenn“ Thema.
    Wenn Airbus den Flieger richtig hinbekommen hätte, und die LH sich gänzlich von ihren B747 verabschiedet hätte, wären 30-40 A380 kein Thema gewesen. Die hätte man gebündelt über FRA betreiben können und hätte damit einen zentraleuropischen A380 Hub – ein Kleines Dubai.
    Die Routen wären auch drin gewesen:San Francisco, LA, Chicago, Boston, NY, Miami, Mexico, Toronto in Nordamerika, evtl. noch weitere wie Seattle, Philly, Washington.
    Mubai und Dehli, Bangkok, SIN, Peking, Shanghai, Tokio in Richtung Osten, Kapstadt nach Süden. Wahrscheinlich wäre noch einiges weiter drin gewesen.

    Schade, verpasste Chance.
    Aber man sollte nicht vergessen das ausser Emirates und vlt. noch SIA und BA der A380 nirgends eine Zukunft hat.

  2. „Großer Fehler“ ist schon eine sehr starke Verkürzung.
    Der Einsatz der A380 war ja ursprünglich von der Lufthansa geplant, um Märkte die für die 747-400 als ca. 380- Sitzer zu groß geworden sind, bedienen zu können, und so bei gleicher Slot-Zahl in Frankfurt und München eine höhere Anzahl an Sitzen anbieten zu können (Das waren nicht so viele Märkte, deshalb auch nur 14 A380er). Denn zum Entscheidungszeitpunkt für den A380er war noch nicht voll absehbar, wann die Nordbahn denn wirklich zur Verfügung stehen würde.
    Nachdem aber die Eröffnung der Nordbahn absehbar war, machte es für Lufthansa wieder mehr Sinn die Anzahl der Frequenzen zu steigern, zum einen weil die Kunden eine höhere Bedienungsfrequenz bevorzugen, zum anderen, weil man so einen größeren Anteil der Slots an einem Flughafen belegt (Stichwort „Fortress Hub“, ein Konzept welches LH sehr konsequent verfolgt).

    Das ist übrigens auch der Grund warum Emirates so viele A380er nutzt: Der einzige Weg für Emirates, auf dem relativ kapazitätsbeschränkten Flughafen Dubai zu wachsen, ist die Nutzung sehr großer Flugzeuge, nämlich der A380 mit 500-600 Sitzen und der B777 mit 350-430 Sitzen.

  3. Interessanter Artikel. Ich kann allerdings nicht nachvollziehen warum ein Flug im A380 angenehmer/besser/komfortabler sein soll als z.B. im A350 oder einer B787.
    Alles mehrfach probiert und – wie gesagt – nicht nachvollziehbar!

    • Offenbar noch nie im A380 geflogen, dieser ist in der Kabine viel leiser als die neueren A350 oder Boeing 787, und er fliegt viel ruhiger. Bei Turbulenzen wackelt er nur ganz sanft und nicht so ruckartig wie kleinere Flugzeuge. Zudem hat man deutlich mehr Platz, vor allem in der Economy, wo im A380 bei 10 Sitzen in einer Reihe viel mehr Abstand zwischen den Sitzen bleibt als in der 747 oder der ganz schlimmen 777 Sardinenbüchse.

  4. Die Gäste fliegen aber drauf, buchen lieber Emirates mit A380 und Umstieg in DXB als direkt mit DE oder LH ab FRA. Die Buchungszahlen mit EK in unsere Hotels nach MRU sind seit dem A380 explodiert !

  5. Nun ja, ich hatte es ja schon in meinem Posting festgehalten: “ …. alles mehrfach probiert“ war der Satz. Zur Detaillierung – ich kenne A380 aus Erfahrung von LH, SQ, EK, AF, BA Economy und Business (niemals First) …. aber diese Diskussionen sind manchmal auch ein wenig ideologisch. Gott sei Dank kann das ja jede(r) sehen wie sie/er will.

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