Die aktuellen Sorgenkinder der Star Alliance

Die Star Alliance gilt nach wie vor als die bedeutendste Allianz. Sie war Modell für die anderen Allianzen und ist ein Erfolgsmodell. Jedoch geht es innerhalb der Allianz nicht allen Airlines gut. Während derzeit Lufthansa und zum Beispiel United Airlines sehr gut zurechtkommen, mussten dieses Jahr Avianca Brazil und Adria Airways in die Insolvenz gehen. Daneben gibt es noch drei weitere Airlines, die als Sorgenkinder der Allianz gelten.

Die Sorgenkinder der Star Alliance | Thai Airways

Thai Airways ist Gründungsmitglied der Star Alliance und vielen Asienurlaubern ein Begriff. Ab Deutschland werden von Frankfurt und München Bangkok und saisonal auch Phuket angeflogen.

Für Meilenfüchse war Thai Airways aufgrund verschiedener First Class Sweet Spots auch immer eine Überlegung wert. Berüchtigt ist Thai Airways aber auch wegen kurzfristiger Flugzeugwechsel, die schon einmal jede Planung über den Haufen werfen konnte.

Leider hat es das Unternehmen nicht geschafft, langfristig und nachhaltig profitabel zu wirtschaften. Dafür gibt es mehrere Gründe. Der Verwaltungsapparat gilt als aufgebläht und ineffizient und nicht durchgängig mit Luftfahrtexperten besetzt. Die Flottenpolitik gibt immer wieder Rätsel auf und trägt nicht unbedingt zu geringen Kosten bei. Zudem führt die Vielfalt beim Fluggerät auch zu einer Vielfalt an Ausstattungen der Flugzeuge und einem sehr heterogenen Produkt. Der Heimat- sowie innerasiatische Markt ist stark umkämpft und Margen daher gering. Zudem hat kein thailändischer Flughafen derzeit ein Kategorie 1 Rating der FAA. Damit sind Non-Stop Flüge für Thai Airways in die USA nicht möglich.

Thai Airways hat im ersten Halbjahr 2019 einen Verlust von ca. 180 Mio. Euro eingeflogen. Für das Gesamtjahr wird mit einem Verlust von bis zu 300 Mio. Euro gerechnet. Inmitten dieser Lage möchte Thai Airways gerne bis zu 38 neue Flugzeuge anschaffen. Dieser Plan wurde vom Aufsichtsrat für mindestens sechs Monate nach hinten verschoben, damit das Management den Ankauf noch einmal überdenken und neu begründen kann. Das Geld für die Flugzeuge sollte übrigens vom Transportministerium zur Verfügung gestellt werden.

Erst kürzlich sah sich der Vorstand genötigt, jede Form von Liquiditätsproblemen von sich zu weisen. Meist ist eine solche Aussage ein sicheres Anzeichen für solche Probleme.

Thai Airways hat angekündigt, bis zu sechs nicht profitable Strecken nicht mehr zu bedienen. Die Strecken sind Vientiane, Luang Prabang, Phnom Penh, Hanoi, Ho Chi Minh City und Yangon. Stattdessen soll die Tochtergesellschaft Thai Smiles diese Destinationen anfliegen. Da die Tochtergesellschaft auch Narrowbody Flugzeuge betreibt, könnte sie das profitabler darstellen. Ab wann der Wechsel stattfindet, ist laut Thai Airways noch offen.

Für Meilensammler ist es da interessant, dass Thai Smiles gegen Ende des Jahres/Anfang kommenden Jahres Connecting Partner der Star Alliance wird und Meilenflüge somit auch auf deren Strecken möglich werden sollten.

Nur wie es insgesamt mit der Airline weitergehen soll steht in den Sternen. Ohne klare Strategie für das Streckennetz und die Flotte wird es jedenfalls schwer.

Da Thailand jedoch überzeugt ist, eine Fluglinie zu brauchen und auch der König ein großer Freund des Fliegens ist, ist nicht davon auszugehen, dass Thai Airways in naher Zukunft den Betrieb einstellt.

Die Sorgenkinder der Star Alliance | Air India

Aktuell versucht die indische Regierung erneut, ihren 76%-Anteil an Air India zu verkaufen. Zuletzt ist dieses Vorhaben im April 2018 gescheitert.

Die Liste der Probleme bei Air India ist lang. Auch hier gibt es wohl eine ineffiziente Verwaltung und hohen Konkurrenzdruck durch jüngere Airlines in Indien und von den Golfstaaten. Die Schließung des pakistanischen Luftraums erhöht ebenfalls die Kosten, da viele internationale Verbindungen jetzt längere Strecken fliegen müssen.

Die Lage bei Air India ist prekär. Zuletzt haben Anfang Oktober 120 A320 Piloten gekündigt. Zwar sagt die Airline, dass das kein Problem sei, da man genug Piloten beschäftige, jedoch stellt sich dann die Frage, warum man so viele Piloten beschäftigt, die dann kaum fliegen. Sehr wahrscheinlich sehen die Piloten bei den jüngeren indischen Airlines einfach bessere Chancen und Arbeitsbedingungen.

Auch bei Air India gibt es anscheinend Liquiditätsprobleme. Im vergangenen Geschäftsjahr hat die Airline ca. 1 Milliarde Euro Verlust eingeflogen. Gehälter werden angeblich nur noch verzögert ausgezahlt. Ob nach Oktober noch Gehälter gezahlt werden können, scheint derzeit auch unsicher. Dazu verlangen Kerosinlieferanten, die sich bisher mit täglichen Zahlungen (alleine das ist schon ein großes Krisenanzeichen) zufrieden waren, jetzt teilweise Vorkasse. Teilweise wird Kerosin nur noch an Air India geliefert, weil die indische Regierung gegen Lieferstopps eingeschritten ist.

Was die Lage nicht besser macht, sind die wiederholten „Schreckensmeldungen“ über Flüge mit Air India. Dort gibt es Schlägereien auf dem Flight Deck oder Piloten vergessen, das Fahrwerk einzufahren. Außerdem ist ein Teil der Flotte von Air India derzeit am Boden, weil die erforderlichen Wartungsmaßnahmen nicht durchgeführt werden (können).

Air India war für die Star Alliance sehr interessant, um sich den indischen Subkontinent zu erschließen. Inzwischen scheint es jedoch geboten, mindestens einen weiteren Partner ins Boot zu holen. Hier wäre die Singapore Airlines-Investition Vistara sicher eine interessante Option, jedoch hat Singapore Airlines bislang Silk Air auch aus der Star Alliance herausgehalten.

Für Meilensammler hat Air India häufig den Vorteil, dass auch noch kurzfristig Tickets vorhanden sind, da anscheinend vielfach die anderen Star Alliance Partner bevorzug gebucht werden.

Solange die indische Regierung noch eine Verkaufsmöglichkeit sieht, wird Air India auch weiterfliegen, denn wenn der Betrieb erst einmal eingestellt ist, wird ein Verkauf mit hoher Wahrscheinlichkeit unmöglich.

Die Sorgenkinder der Star Alliance | South African Airways

South African Airways war zum letzten Mal im Jahr 2011 profitabel. Seitdem schreibt die Airline mit hoher Verlässlichkeit Verluste. Da die eigenen Rücklagen schon lange nicht mehr ausreichen, wird South African immer wieder von der südafrikanischen Regierung mit Finanzspritzen versorgt.

Die Langstreckenflotte von South African besteht aus A340, die zwar verlässlich sind, jedoch auch im Vergleich zu neueren Flugzeugen viel Kerosin verbrauchen und in der Gunst der Kunden nicht mehr so hoch stehen. Vielfach werden Strecken nur einmal am Tag bedient, sodass die Flugzeuge nach ihrem Langstreckeneinsatz den Tag oder die Nacht am Boden verbringen. Das ist nicht nur ineffizient, sondern kostet auch noch extra.

Zudem halten sich die Gerüchte über jahrelanges Missmanagement beharrlich, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass das zur Verfügung stehende Geld nicht immer bestmöglich verwendet wurde. Eigene Untersuchungen der südafrikanischen Flugbehörde haben bei 25 Flugzeugen so gravierende Mängel festgestellt, dass diese zunächst gegrounded werden mussten.

Auch in Afrika nimmt die Konkurrenz am Himmel zu. Nicht zuletzt merkt man das an der aggressiven Expansion von Ethiopian Airlines. Die Airline ist inzwischen die größte Afrikas. Gegenüber South African Airlines hat sie den Vorteil, dass ihr Heimatmarkt nicht am Ende des Kontinents, sondern in dessen Mitte liegt. So lassen sich Umsteigverbindungen besser darstellen, als es South African jemals könnte.

Aktuell bemüht sich South African um einen Kredit über 2 Milliarden Rand (ca. 120 Mio. Euro), um die kurzfristigen Verbindlichkeiten bis Dezember bedienen zu können. Und das, nachdem der südafrikanische Staat im September noch ca. 300 Millionen Euro für South African bereitgestellt hat.

Für die Star Alliance wäre der Verlust von South African wohl eher ein Prestigeverlust. Mit Ethiopian Airlines verfügt die Star Alliance über die größte afrikanische Airline und kann den Markt sehr gut abdecken. Für Meilensammler dürften die Konsequenzen ebenfalls überschaubar bleiben.

Die Sorgenkinder der Star Alliance | Frankfurtflyer Kommentar

Der Blick auf die Sorgenkinder der Star Alliance kann zeigen, wie glücklich man sich schätzen kann, dass gerade die großen Mitglieder in den wichtigsten Airlinemärkten gerade recht zuverlässig operieren.

Die drei hier vorstellten Airlines haben gemein, dass sie sehr staatsnah unterwegs sind. Mit allen Vor-und Nachteilen, die sich damit verbinden lassen. Wir hoffen, dass sich alle drei wieder berappeln und mit einem funktionierenden Geschäftsmodell erfolgreich weiter operieren können.

Asiana hatte im Frühjahr ebenfalls akute Probleme und hat sehr zum Leidwesen von Meilensammlern die First Class im August eingestellt. Es wird spannend zu sehen, wie Asiana sich weiterentwickelt.

Wie sind Eure Flugerfahrungen mit den drei Airlines? Welchen Aspekt würdet Ihr vermissen, wenn eine von ihnen nicht mehr fliegt?

7 Kommentare

    • Hallo Rainer,
      tatsächlich – Konkurrenz belebt das Geschäft. Obwohl ich mich wahrscheinlich eher zwischen LH und ET entscheiden würde. Ein Stopover in Addis Abeba wäre spannend und architektonisch reizvoll.
      Viele Grüße

  1. In Zeiten von Low cost scheinen große Allianzen zunehmend finanziell unattraktiv zu sein. Für Vielflieger sicherlich schade, da das ja ein großer Benefit ist.

    Als Sorgenkind würde ich nich Asiana sehen…

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