Die Mär von der Qualitätsoffensive: Lufthansa setzt neuen Tiefpunkt beim Champagner

Lufthansa entscheidet sich für den unpopulären Weg, beim First Class Champagner zu sparen. Archivfoto: Frankfurtflyer.de

Louis Roederer Cristal, Veuve Cliquot Grand Dame, Krug oder Dom Perignon – Wenn es um Champagner in der First Class geht, versuchen sich alle Fluggesellschaften zu überbieten. Alle!? Nein, da gibt es die eine deutsche Fluggesellschaft, die im Rahmen ihrer Qualitätsoffensive andere Wege geht und bei First Class Champagner auf Sparkurs setzt.

Spätestens beim Wort „Sparkurs“ dürfte bei jedem der letzte Groschen gefallen sein, dass es einmal wieder um Lufthansa geht. Die Airline, deren Net-Promoter-Score so tief im Keller ist, wie der 1. FC Köln in dieser Bundesliga-Saison in der Tabelle zu finden ist. Ausgerechnet die Fluggesellschaft, deren Management schon vor langem eine Qualitätsoffensive angekündigt hat.

Dieses Mal ist der First Class Champagner von der „Qualitätsoffensive“ betroffen. Zugegeben eine Herausforderung, die sich nicht ganz freiwillig ergeben hat. Denn mit Laurent-Perrier Grand Siecle hatte eines der Champagner-Häuser, welches regelmäßig zu Gast in der Lufthansa First Class war, allen Airline-Partnern eine Abfuhr erteilt. Immerhin ein Champagner, der zuletzt auf rund 160 Euro die Flasche kam.

Von einem Gläschen Krug, wie hier bei Singapore Airlines, dürfen Lufthansa-Passagiere lediglich träumen. Archivfoto: Frankfurtflyer.de

Sicher, Champagner ist in den vergangenen Jahren halt brutal teuer geworden. Denn während die Nachfrage weiterhin steigt und insbesondere auch Fluggesellschaften hohen Bedarf anmelden, haben die klimatischen Verhältnisse zuletzt eher für schwache Ausbeuten gesorgt. Und auch in der Champagne steigen die Kosten für die Produktion des edlen Getränks deutlich.

Doch Lufthansa hatte auch davor schon Herausforderungen mit dem Prickelwasser. Bereits vor einigen Jahren wurde der Champagner in den Business Class und Senator Lounges eingespohrt eingespart. Und auch auf der Kurzstrecke verzichtet die Fluggesellschaft darauf, ihren Kunden das Original aus der Champagne auszuschenken. Stattdessen versuchen findige Marketingleute den Begriff des „Winzersekts“ zu etablieren.

Von ähnlichen Maßnahmen wurden Fluggäste der First Class bisher verschont. Bisher! Denn Lufthansa beim Aussteuern des Laurent-Perrier Grand Siecle aus der Not eine Tugend gemacht. Das Champagner-Konzept wurde in der First etwas angepasst. Statt bei 160 Euro Handelspreis wird der neue Champagner nur noch für etwas meht als 70 Euro über die Ladentheke geschoben. Als preisgünstige Variante ist die Entscheidung zu Gunsten von Lanson Le Vintage 2012 gefallen. Eine Alternative gibt es, wirft man einen Blick auf die First Class Getränkekarte, nicht.

Lanson ist zwar eines der ältesten Champagner-Häuser überhaupt, gehört aber typischerweise zu den günstigen seiner Art. Und der Lanson Le Grand Vintage ist nun alles andere als ein weltbekannter Vertreter seiner Art.

Um den neuen Champagner etwas einzuordnen: Auch British Airways war zu einem Wechsel weg vom Laurent-Perrier Grand Siecle gezwungen. Die Briten haben diese Herausforderung akzeptiert und sich im Bereich First Class Champagner diversifiziert. Während im Concorde Room Pommery Louise serviert wird, setzt man auf Flügen nach New York auf Veuve Cliquot Grand Dame. Lanson taucht auf allen anderen First Class-Flügen auf der Getränkekarte auf. Statt auf de Le Vintage setzt die Airline jedoch auf einen Lanson Noble Brut 2005. Der ist vermutlich komplett durch BA aufgekauft worden und daher im Handel nur schwer erhältlich, aber schon allein am Jahrgang lässt sich ein deutlicher Preisunterschied vermuten.

Lufthansa setzt neuen Tiefpunkt beim Champagner | Frankfurtflyer Kommentar

Da geben Menschen mehrere Tausend Euro für einen Flug in der First Class aus und Lufthansa fällt nichts besseres ein, als einen 70 Euro Champagner zu servieren. Ja, ein hoher Preis ist nicht gleichzeitig eine garantie für gute Qualität. Und viele Fluggäste erkennen vermutlich auch den Unterschied zwischen einem Rotkäppchen-Sekt und einem Taittinger Comtes de Champagne nicht. Für echte Kenner ist das jedoch eine Beleidigung.

Statt die Qualität wieder hochzufahren, markiert Lufthansa mit ihrem neuen First Class-Champagner leider einen neuerlichen Tiefpunkt.

22 Kommentare

  1. Den Begriff Winzersekt muss man nicht etablieren, der ist seit Jahren ein Begriiff und bei deinem Wohnort solltest du das wissen. Und ja viele Winzersekte sind besser als viele Champagner.

    Oder kurz langer Artikel, kein wesentlicher Inhalt.

    • A) alle meine bisherigen Wohnorte sind eher für Bier als für Wein bekannt.
      B) steckt hinter dem Sinn der Aussage, dass LH Winzersekt als Ersatz für deutlich teureren Champagner etablieren will. Dass es Sekt, Cremant, Franciacorta, you name it gibt, die besser als der Fusel von Moet oder Veuve Cliquot sind, ist halt richtig nur kein sinnvoller Beitrag zu einer “immer billiger”-Diskussion.

    • Absolut auch meine Meinung, da versucht jemand etwas zu skandalisieren, was eher positiv zu sehen ist… Viele Winzersekte sind besser als die Chamoagnerplöre

    • Sehe es auch so. Im Übrigen sind die 70 Euro nicht das Problem. Der phänomenale Vintage 2014 oder 2015 von Louis Roederer dürfte für LH für ca. 55 Euro zu haben sein. Er ist derart gut, dass ich allein des Champagners wegen in den Greta-Jet einsteigen würde.
      Habe im Weinclub auch die viel teureren Produkte trinken können – etwa die Hälfte hat mich überzeugt.

  2. Demnächst kommt im HR Fernsehen bei „Mittendrin Frankfurt Flughafen“, vorab bereits in der ARD Mediathek zu sehen, ein sehenswerter Bericht über einen A380 Flug der Singapore Airlines von Singapur nach Frankfurt, auch die Flugbegleiterausbildung einschließlich Service Anspruch der SIA wird dabei gezeigt. Wenn man das gesehen hat, dann hat man mit der Lufthansa nur noch Mitleid. Die Lufthansa Geschäftsführung sollte sich den Bericht immer wieder und immer wieder ansehen müssen, bis sie endlich begriffen hat.

    • Bei SQ wird eben vorher die Kabine kontrolliert. Falls sich wirklich mal was nicht beheben lässt gibts die Info bereits am Gate, an Bord wird dann aktiv eine Kompensation angeboten.

      Bei LH & Co. dagegen Achselzucken und ein „Oh, Ihr Sitz hat keine Luft?“, dazu dann mit Glück eine extra Decke. Aufs Kundenfeedback kommt dann vielleicht eine Mail mit ein paar Standardsätzen.
      Aber deutsche Kunden wünschen das bestimmt so.

  3. Irgendwie wird hier mal wieder Qualität mir Preis verwechselt. Nicht nur weil der Preis Hoch ist (warum auch immer), ist das Produkt gut. Vor zwei Jahren erst erlebt. Der ‚Schaumwein‘ aus Südafrika hat definitiv 99% aller Champagner übertroffen (hat sogar ein befreundetes Paar gesagt, welches gerne und oft Champagner trinkt.

    Vielleicht hat die Lufthansa hier einfach einen Geschmackstest gemacht und der aktuelle kam bei den meisten am besten an.

    Aber das ist ja wie beim Handy. Es muss ja ein iPhone Pro Max sein obwohl die meisten keines der PRO Features wirklich nutzen. Aber drei Kameras sieht auf instagramm ja besser aus…

    • Leser, die den Artikel zu Ende gelesen haben, würden behaupten, dass Deine Aussage falsch ist. Aber vielleicht hätte ich zum besseren Verständnis hinter jeden Satz „Aber Achtung, Preis ist nicht gleich Qualität“ schreiben sollen und nicht nur im Fazit. Das wäre allerdings dem Lesefluss nicht zuträglich gewesen.

      Die Argumentation „Hey, aber das Mineralwasser XY schmeckt besser als Champagner“ ist in meinen Augen wenig klug, da Geschmack nicht subjektiv ist. Was subjektiv ist, sind die Investitionen in ein Produkt um einen hohen Preis zu erzielen. Und darum geht es hier: Fluggesellschaften mit hohem Anspruch versuchen sich Kontingente von besonders hochpreisigen und Marken bekannten Getränken (teilweise exklusiv) zu sichern, um damit ein hochpreisiges Ticket durchzusetzen. Lufthansa macht wieder übliche: Spohren, spohren, spohren, aber den Vollhonks da draußen irgendetwas von Premium erzählen.

  4. Ich finde es persönlich sogar begrüßenswert, dass sich LH hier nicht auf einen Kampf a la „wer bietet den teuersten Champagner in F“ einlässt.
    Ja natürlich der Laurent Perrier war teurer, aber war er wirklich besser? Möglicherweise in feinen Nuancen. Ich bin jedoch mit der Auswahl durchaus zufrieden. LH war nie dafür bekannt, dass man die besten Weine oder Champagner an Board ausschenkt, die man im Übrigen auch gar nicht so wirklich wertschätzen bzw. schmecken kann, weil unsere Geschmacksnerven in der Luft anders reagieren.
    Man wird immer etwas zum meckern finden, aber ich finde die F der LH durchaus konkurrenzfähig. Keine Suite, aber wer braucht dies bitte? Der hochfahrbare Sitzschutz ist eine gute Mischung zwischen Privatsphäre und Offenheit.
    Doch wie immer im Leben Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, aber so ganz schlecht kann die F der LH nicht angesehen sein, wenn ich sehe, wie gut sie ausgelastet ist.
    Vorgestern PVG-FRA 8/8 und auch vor 2 Wochen ICN-FRA 7/8..

    • Lufthansa ist tatsächlich in der First dafür bekannt, dass man immer erstaunlich gute und verhältnismäßig günstige Weine hat. Es ist denke ich auch so, dass die Anzahl der Passagiere die den Unterschied zwischen einer 80 Euro und einer 280 Euro Flasche Champagner in der Luft blind erschrecke recht gering ist ABER die First Class lebt auch von Dekadenz und hier sollte es doch zumindest das ein oder andere Produkt mit dem entsprechenden Preisschild geben.

      Ein anderes Beispiel. Ich trinke nicht gerne Cognac, aber den für 1000 USD in der Emirates First Class wollte ich dann doch probieren. Geschmeckt hat er nicht, aber Eindruck macht er dennoch.

      • Das stimmt sicherlich, wer die Preise für ein F-Ticket zahlt, darf erwarten, dass auch exklusive Produkte serviert werden.
        Doch das tut LH doch mit Kaviar. Klar, die Positionen könnten mitunter etwas größer ausfallen. Doch ich finde dies ist durchaus hochwertig und exklusiv.
        Und ja bei Emirates gibt es eine „Kaviar-Flatrate“, aber mal ernsthaft das ist doch auch mehr Marketing. Einige Passagiere mögen es wohl nicht und irgendwann widersteht einem dies auch. Ähnlich wie Champagner.

        • Geschmack ist nicht subjektiv ?
          Kennst du eigentlich den Unterschied zwischen objektiv und subjektiv?
          Offensichtlich nicht annähernd ..

  5. Im Text heißt es nur extra teuer kann gut sein. Im Fazit dann, teuer muss nicht gleich gut sein.
    Haben wir irgendetwas gelernt?

    Sorry, wer nur auf den Preis schaut kauft sich auch ein Gucci Geldbeutel und meint dann man hätte Luxus. Da merkt man, der Autor gehört nicht zur Zielgruppe und hat so ein Ticket noch nie zum Vollen Preis bezahlt.

    • Das ist korrekt. Der Autor hat aber schon gute und/oder teure Champagner gekauft. Und fühlt sich in der gehobenen Position über diesen Bestandteil der First Class qualifiziert urteilen zu können.

    • Dann reden wir mal mit Emirates, die das nicht machen und immer nur auf einem Teller (großzügig) servieren, Air France die nur homöopathische Mengen an Kaviar als Dekoration haben oder Swiss, British Airways, American Airlines oder Qantas die gar keinen Kaviar anbieten.

  6. Champagner ist also das Problem der Leute die ach so gebeutelt sind und in diesen Zeiten…. in denen es darum gehen sollte, möglichst Fliegen zu vermeiden…(aber hier sind ja viele vermutlich gaaaanz wichtig und kämpfen um ihren Status in der Luft, man möchte ja gerne damit protzen als armer Vielflieger) wird hier so ein Fass aufgemacht. Sylt lässt vermutlich grüssen

    • Sorry aber was ist denn dass für ein BS!

      Es war eine Boeing 747 mit einem ausgefallenen Triebwerk. Damit muss man keine Luftnotlage erklären und nachdem das Flugzeug für die Landung noch nicht mal zu schwer war, musste man keinen Treibstoff ablassen und konnte ganz normal landen.

      Man muss Lufthansa nicht mögen, aber künstlich Skandale herbei diskutieren wollen ist nicht in Ordnung!

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