
Es sind nicht sehr viele Airlines, die sich für das größte Flugzeug der Welt entschieden haben. Einige dieser Fluggesellschaften haben den Airbus A380 inzwischen auch schon wieder ausgeflottet bzw. stillgelegt. Der gewaltige Vierstrahler war entweder zu groß und/oder zu teuer im Betrieb und in der Instandhaltung. Für einige Carrier war es kaum möglich, den Doppelstöcker durchgehend gut auszulasten und wirtschaftlich zu betreiben. Spätestens mit der Pandemie haben dann mehrere Gesellschaften beschlossen, sich von dem Vierstrahler zu trennen. In Europa sind nur zwei Airlines geblieben, die das Flugzeug heute noch einsetzen.
Lufthansa hatte die Rückkehr ausgeschlossen
Die Geschichte des Lufthansa Airbus A380 kennen sicher viele von Euch. Der Kranich hatte einst 14 Exemplare in der Flotte, schon vor der Pandemie beschloss man, diese Teilflotte zu verkleinern. Der Flugzeugbauer und die Airline handelten dann einen Deal aus, sechs Einheiten sollten zurück zu Airbus gehen.
Zu Beginn der Corona-Zeit wurden die verbliebenen Flugzeuge vorübergehend gegrounded, schon im April 2020 hieß es dann, dass es keine Rückkehr mehr geben werde. Diese Entscheidung wurde immer wieder bekräftigt, selbst das Management schloss die Reaktivierung immer wieder aus. Die Flugzeuge wurden in der spanischen Wüste abgestellt und zusammen mit anderen Flugzeugmodellen stillgelegt.

Die Erholung des Luftverkehrs kam aber relativ schnell und in unerwarteter Stärke zurück. Gut zwei Jahre nach Beginn der Krise war man bei Lufthansa in der Situation, dass neue Flugzeuge fehlten und in der Bestandsflotte zu wenig aktive Maschinen waren. Aus diesem Grund entschied man sich auf die aufwendige und teure Reaktivierung mehrerer ausrangierter Jets. Darunter waren auch einige A380, zunächst wollte man vier Exemplare und später sechs zurückholen. Inzwischen sind alle acht verbliebenen Superjumbos wieder in Betrieb.
Bei British Airways fliegen wieder alle
Corona ging auch an British Airways nicht spurlos vorbei. Die Airline aus London hat in der Zeit ebenfalls einige Flugzeugmodelle ausrangiert, darunter die kleineren Airbus A318, die in reiner Business-Class-Bestuhlung zwischen London City und New York pendelten. Neben den beiden Baby-Airbus war auch das Ende der gesamten Boeing-747-Flotte besiegelt.
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Den Airbus A380 haben die Engländer nicht aufgegeben, da dieser erhebliche Vorteile bietet. Mit den 12 Maschinen werden an dem stark frequentierten Flughafen London Heathrow die absoluten Rennstrecken bedient. BA würde sonst bis zu zwei Flugzeuge in der Größenordnung einer Boeing 787 oder eines Airbus A350 füllen können. Die Zeitfenster für Starts und Landungen sind insbesondere zu Stoßzeiten sehr begrenzt.

Für Air France wie ein Stiefkind
Der dritte europäische Betreiber des Airbus A380 war Air France, das Mitglied der SkyTeam-Allianz hatte zehn Maschinen im Dienst. Für die Franzosen war es offensichtlich keine wirklich schwierige Entscheidung, sich von dem Superjumbo zu trennen. Weder die Kunden noch der Carrier selbst waren mit dem Flugzeug zufrieden. Ein Grund war das veraltete Bordprodukt, Air France hatte sich gegen eine Renovierung der Hardware entschieden und das Ende der Teilflotte schon vor Beginn der Pandemie beschlossen.
Paris Charles de Gaulle ist zwar ein riesiger Airport, im Gegensatz zu London gab es hier aber keine so großen Engpässe und streng limitierte Slots. Die zehn ehemaligen Air-France-Maschinen sind seitdem auch nicht mehr geflogen, sondern wurden stillgelegt und ausgeschlachtet.
Großes Fragezeichen bei Hi Fly
Eigentlich handelt es sich bei Hi Fly um eine Charterfluggesellschaft aus Portugal, die eine Tochter auf Malta hat. Diese geriet durch die Einflottung des Superjumbo in die Schlagzeilen und wurde dadurch etwas bekannter. Die Jets sind aber nicht wirklich viel geflogen.
Einer der beiden Maschinen war in diesem Jahr kurzzeitig für die britische Neugründung Global Airlines unterwegs. Inzwischen steht das Flugzeug aber wieder am Boden, bei den Zukunftsplänen steht also ein großes Fragezeichen. Laut Global Airlines feilt man gerade am nächsten „Abenteuer“ mit dem Airbus A380…
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Welche Fluggesellschaften in Europa haben (und hatten) den Airbus A380? | Frankfurtflyer Kommentar
In Europa gab es nur drei Fluggesellschaften, die sich für den Airbus A380 entschieden haben. Heute sind nur noch zwei übrig geblieben, Air France hat den Superjumbo – genauso wie China Southern, Malaysia Airlines und Thai Airways – aussortiert.
Bei British Airways und Lufthansa wird der riesige Vierstrahler wohl noch ein paar Jahre bleiben. Beide Fluggesellschaften wollen die Kabinen in den nächsten Monaten auffrischen und das Bordprodukt aufwerten. Nach jetzigem Stand werden die Riesen noch rund zehn Jahre bleiben – es sei denn, es kommt wieder eine Krise, die alle Pläne durcheinanderwirbelt.
In der Aufzählung fehlt Hi Fly, welche noch vor Corona einen Ex-SIA-A380 übernahm und jetzt für „Global Airlines“ deren A380 betreibt.
Sehr aufmerksam! Da hatte ich wohl die Revision nicht abgespeichert- vielen Dank, Stephan.
Air France hat mit dem A380 fast vorsätzlich Misserfolg gehabt, erst 2009 noch unbedingt eine Rutsche als einer der wenigen A380 Betreiber in der Business Class eingebaut und dann diese schlechte Kabine 11 Jahre beibehalten, keinen Cent investiert. Dass da die Passagiere in der Business Class weg blieben, was für eine Überraschung. Gut Lufthansa hatte den Fehler mit der Rutsche 2010 auch gemacht, dann aber für Lufthansa Verhältnisse schnell reagiert und von 2013 bis 2015 alle Rutschen im A380 ersetzt.
Da bin ich einverstanden. Der Misserfolg des A380 bei Air France ist meiner Ansicht nach größtenteils selbst verschuldet. Der Großraum Paris als das wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Zentrum Frankreichs hat über 12 Millionen Einwohner im unmittelbaren Einzugsgebiet des Haupt-Hubs von AF. Frankreich ist eines der wirtschaftlich stärksten Länder der Welt. Überdies ist Frankreich das touristisch meistbesuchte Land der Welt. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte ist es einfach nicht glaubwürdig, dass sich der A380 dort nicht sinnvoll einsetzen lässt. Aber eben: AF machte den Kapitalfehler, in die Premiumkabinen ihrer neuen A380 ein völlig veraltetes Kabinenprodukt einzubauen. Dass die Kunden dies bald nicht mehr akzeptierten, überrascht nicht. Auch betrieblich schien AF überhaupt kein Konzept zum Einsatz ihrer A380 gehabt zu haben. Die A380-Destinationen änderten im Halbjahresrhythmus, und öfters wurde die Kurse alternierend mit B-777 geflogen (z.B. Hong Kong oder Shanghai), was kostspielige Doppelstrukturen zur Folge hatte. Schade, ich habe AF in den letzten Jahren sehr zu schätzen gelernt und wäre gerne einmal in einem ihrer A380 geflogen.