Economy-Passagier wird mit Flugverbot bedroht, weil er Pasta aus der First Class gegessen hat

United First Class Catering

Vielflieger sind nicht immer nur in den Premiumklassen unterwegs, die meisten fliegen zumindest gelegentlich auch mal in der Economy Class. Ein Statuskunde von United Airlines kam auf einem Flug in der Holzklasse in den Genuss einer Sonderbehandlung durch eine Stewardess, der Kabinenchefin des Flugzeuges schmeckte die gut gemeinte Geste jedoch gar nicht. Die Purserin drohte dem loyalen Gast mit einem Flugverbot bei der Airline.

Der Mann heißt Sam und hat sich zu dem Vorfall detailliert in einem sozialen Netzwerk geäußert und die Variante seiner Geschichte auch einigen Reiseblogs zukommen lassen. Er ist Inhaber der höchsten Status Stufe „1K“ im United-Programm MileagePlus. Sein Trip führte von Madison nach Seattle, am Hub in Denver musste er planmäßig umsteigen. Auf dem ersten Flugabschnitt saß er in der First Class, was auf Schmalrumpfflugzeugen bzw. Kurzstreckenflügen in etwa einer Business Class innerhalb von Europa gleicht.

An diesem Tag war jedoch – wie sonst üblich – kein Catering für die Gäste der vorderen Klasse beladen worden. Sam war nach seiner Aussage aber nicht hungrig und konnte mit der Einschränkung ganz gut leben. Während des Fluges hatte er nette Gespräche mit der Crew, dabei stellte sich ein interessanter Zufall heraus. Sein Weiterflug von Denver nach Seattle sollte von der selben Besatzung im gleichen Flugzeug durchgeführt werden.

Sowohl der Gast als auch die für ihn zuständige Stewardess fanden die Situation witzig und freuten sich über die Gegebenheit. Im weiteren Flugverlauf teilte er mit, dass er ein Fan von der „Manicotti“-Pasta bei United sei und das Gericht mag. Sein Anschlussflug nach Seattle war aber in der Economy Class, er hatte bereits den Sitzplatz 7C zugewiesen bekommen. Im scherzhaften Ton teilte er der Flugbegleiterin beim Aussteigen mit, dass diese ihm auf dem Folgeflug ja eine Portion aufheben könne, sollte die Pasta noch übrig bleiben.

Weiterflug in Economy Class

Nach dem Transit in Denver ging es für Sam nach kurzer Zeit wieder an Bord des Flugzeugs, dort wurde er von „seiner“ Flugbegleiterin nebst Kabinenchefin in Empfang genommen. Im typisch amerikanischen Smalltalk-Stil tauschten sich Sam und die Flugbegleiterin humorvoll aus. Er sagt so etwas wie: „Don’t forget our Deal“, sie lächelte und meinte: „I got you“. Sinngemäß also in etwa so etwas wie: „Vergessen Sie unsere Abmachung nicht“ und ein „Ich habe es auf dem Schirm“…

Der Passagier bemerkte, wie die Purserette bei ihrer Kollegin die Hintergründe des Gesprächs erfragte. Diese ist daraufhin in die Economy Class zum neuen Sitzplatz des Mannes und hat ihn angesprochen. Die Kabinenchefin informierte den Mann über die Bestimmungen von United, diese besage u.a. dass Mahlzeiten aus der First Class keineswegs in der Economy serviert werden und er lediglich Anspruch auf eine Snackbox hätte. Die leitende Flugbegleiterin habe auch ihre Kollegin entsprechend angewiesen, die Pasta nicht nach hinten zu bringen. Sam meinte etwas verwundert, dass das vollkommen okay sei, fand aber die Art und Weise der Kommunikation und den Ton der Kabinenchefin unangebracht und zu scharf.

Nach etwa 90 Minuten war der Bordservice in beiden Klassen abgeschlossen, als die Flugbegleiterin der First Class zu dem Economy-Platz von Sam kam. Sie überraschte ihn mit einer Portion Pasta, welche übrig geblieben war. Es handelte sich dabei nicht um das gesamte Menü, sondern um den Hauptgang mit einer Gabel. Sam freute sich, die Pasta war noch warm und lecker wie immer.

Nach den Angaben des Vielfliegers „wartete“ die Kabinenchefin in diesem Moment schon darauf, dass er einen Bissen von dem Gericht nimmt. Die Purserette kam dann erneut zu seinem Platz, der Fluggast hatte aber nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet. Sam wollte sich eigentlich schon bedanken, doch soweit kam es nicht. Die Kabinenchefin unterbrach ihn und meinte dass es seine „Aufgabe“ gewesen war das Essen abzulehnen. Sie sehe dies als Verstoß und werde den Vorfall weiterleiten und auch die betreffende Flugbegleiterin melden. Als Konsequenz brachte sie sogar einen Eintrag auf die „No Fly List“, also die Flugverbotsliste von United Airlines auf den Tisch.

Der Mann traute seinen Ohren nicht, doch die Kabinenchefin meinte das ernst. Er fragte die Mitarbeiterin noch nach ihrem Namen, erhielt aber nur die Antwort: „I’m a Purser and that’s all you need to know“. Nach der Landung hatte Sam noch die Gelegenheit mit dem Kapitän zu sprechen, dieser entschuldigte sich für den Vorfall und versicherte dem Fluggast, die Situation mit den Crewmitgliedern und deren Stationsleiter aufzuarbeiten.

Economy-Passagier wird mit Flugverbot bedroht, weil er Pasta aus der First Class gegessen hat | Frankfurtflyer Kommentar

Hier ist ein ganz harmloser Vorfall eindeutig aus dem Ruder gelaufen, wobei wir jetzt nur die eine Seite der Geschichte kennen. Bestimmt können einige von Euch die Situation etwas nachvollziehen, es kommt nicht selten vor, dass Vielflieger mit einem Status von den Crews manchmal persönlich begrüßt, auf einen anderen Platz umgesetzt oder auf etwas aus einer Premiumklasse eingeladen werden.

Hier wollte man dem Vielflieger auch einen besonderen Moment bereiten und die Treue wertschätzen. Dass die leitende Flugbegleiterin dagegen war, wird mehr als deutlich. Jeder darf und soll regelkonform arbeiten, fragt sich wie streng dies United wirklich sieht. Selbst wenn die Airline streng gegen solche Gesten ist, hätte man hier zumindest ein bißchen sensibler handeln können. Der leitenden Flugbegleiterin fehlte jedenfalls das notwendige Fingerspitzengefühl- eine Voraussetzung in einem Beruf mit direktem Kundenkontakt.

Sam fand, dass sich die Mitarbeiterin nicht mehr unter Kontrolle hatte und hat ihr dies auch beim Aussteigen mitgeteilt. Einen Eintrag auf die No-Fly-Liste wird es durch diesen Vorfall jedenfalls nicht geben. Sam will die Follower auf dem Laufenden halten und entsprechende Updates posten.

30 Kommentare

  1. Solche unfreundlichen Purser gibt es auch bei LH. Habe selbst als F und als B Passagier erlebt, deshalb meide ich die LH, soweit es möglich ist.

    • So unfreundlich doch auch nicht. Noch nie gehört, dass LH jemandem mit Flugverbot droht, bloß weil diese Person die Hauptmahlzeit aus einer Klasse höher bekommen hat. Habe ich auch schon erlebt.

      Bin früher regelmäßig mehrmals im Jahr interkontinental unterwegs gewesen und fühlte mich gerade bei LH im Vergleich in der Business Class gut aufgehoben (besser als KLM und AF, natürlich kein Vergleich zu JAL).

    • Ach, wieder Lufthansa bushing.
      Haben ein schönes Erlebnis mit LH gehabt: Meine Frau und ich hatten Business Class, die Schwiegereltern Tourist Class (MIA-FRA). Nach dem Start fragten wir die Pursertte, ob die Möglichkeit bestünde mit den Schwiegereltern (ältere Herrschaften) die Plätze zu tauschen. Sie war angenehm überrascht und freute sich für die beiden zum ersten Male in BC zu fliegen. Es war für uns alle ein schönes Gefühl, das uns die Crew ermöglicht hatte.
      Jetzt kommts: Beim Aussteigen überreichte die Purserette mir eine Tüte mit edlem Champagner drin (keine angebrochene Flasche)! Sie fand unsere Bitte sehr schön. Was soll ich sagen, wir (der Schwiegervater ist leider schon verstorben), denken heute noch gerne an dies zurück.
      Es gibt eben solche und jene………

    • Das habe ich ich bei Lufthansa vor Corona auch noch öfters erlebt, dass man proaktiv Weine aus der First im Rahmen der Vinothek auch in der Business angeboten bekam. In den letzten Sparjahren leider nicht mehr.

      • So eine Vinothek stand meines Wissens auch während Corona auf den Menükarten. Wechselnde Weine, die nicht weiter beschrieben aber trotzdem beladen sind. Auch welche, die in der First Class angeboten wurden

  2. Ganz einfache Lösung: United wird einfach mal die monatlichen Ticketkosten des 1K Kunden von den Lohnabrechnung der Purserin abziehen, dann wird das zukünftig anders ablaufen.

  3. Mich besorgt das schon etwas. Über die letzten 10-15 Jahre habe ich in den USA schon mehr als ein mal ähniche Sachen erlebt bzw. bin Zeuge solcher Drohungen geworden.
    Eigentlich waren es immer Kleinigkeiten, die normalerweise nicht der Rede wert sind. ZB ein Schreibfehler im Namen auf einem handgeschriebenem Etikett.
    Ob dann wirklich etwas passieren würde?
    Auf jeden Fall fühlt man sich unfair behandelt und der Tag ist erst einmal verdorben.
    Vor ca 2005-08 hab ich das nicht erlebt. Es scheint so als häufen sich solche Fälle?

  4. Während meiner Zeit als Etihad Platinum bestellte ich dort mal als Hauptgang ein Steak.
    Als ich kurz darauf zur Toilette ging, fragte mich die Flugbegleiterin in der Galley, wie ich mein Steak denn gern hätte. Als ich mit Medium antwortete, schaltete sich sehr unwirsch der hinter ihr stehende Purser ein, mit den Worten „cooked to order steaks are reserved for first class!“. Ich dachte erst, er machte einen Scherz, und fing an zu lachen… doch er verzog keine Miene. Ich ging etwas verwirrt auf die Toilette, während die Flugbegleiterin sich versuchte zu erklären. Am Ende kam das Steak well done.

  5. Früher als ich noch SEN war (jetzt STAR GOLD) ist es mir öfters passiert, dass bei der LH der Purser kam und ein Glas Wein aus der C vorbeigebracht hat.

    Einen Vorfall wie im Bericht beschrieben habe ich so noch nicht erlebt, nur dass ein völlig überforderter FA einen Passagier zusammengebrüllt hat, der einem anderen helfen wollte…

  6. Ich bin unzählige Male in den letzten 50 Jahren mit LH geflogen und würde IMMER zuvorkommend und mit Respekt behandelt,egal ob F, C oder E.
    Eine solche pauschalisierung ist einfach unsachlich.

  7. also mir ist das auch schon passiert einfach weil ich die Crew kannte, ich habe mich sehr darüber gefreut. vielleicht hat die kabinenchefin einfach einen schlechten Tag gehabt, Passagiere können manchmal auch sehr anstrengend sein…. entscheidend ist wie man mit dem Vorfall danach umgegangen ist. es gibt weitaus ernsthaftere Gründe jemanden auf eine no-flylist zu setzen.

  8. „regelkonform arbeiten“: Klar, dann hätte der Passagier aber auch auf dem ersten Flug seine F Pasta bekommen sollen!
    Das war nicht der Fall und dann gab es dank des Zufalls die allerbeste Chance für die beste Art „Entschädigung“: Das Gericht auf dem nächsten „nicht-F“ Flug zu bekommen. Denn selbst mit einer Entschädigung in Geld wäre man ihm nicht ganz korrekt entgegen gekommen, weil er ja einfach in der Luft so ein Menü genießen wollte und nicht viel später am Boden.
    Die Handlung der Purserin ist hier absolut unverständlich. Eventuell mit dem Hintergrund, dass die anderen Eco-Passagiere nicht neidisch werden sollen, aber man soll ihm schließlich das geben, was man ihm „schuldet“!

    Eigentlich hätte die Purserin bereits am Boden beim Zwischenstopp sich proaktiv um ein zusätzliches F Menü kümmern sollen. Das wäre mal ein netter Service gewesen.

  9. allerdings ist es für die anderen Economy Reisenden, die ihre Tickets auch bezahlt haben, kein schöner Anblick zu erkennen, dass einer der ihren eine Vorzugsbehandlung geniesst. Im Flugzeug ist fast alles sichtbar

    • Unangemessene Vorzugsbehandlung kann nicht nur in der Holzklasse, sondern auch in der Biz vorkommen: Flug mit Swiss – ein Mann (der offensichtlich im Regelfall F reist oder mindestens SEN ist oder auch beides) musste zum Bedauern der Airline und der Crew mit einem Platz in der Biz vorlieb nehmen (Vorgeschichte nicht bekannt). Was für ein Bohei die Purserin vom Start an über den gesamten Service hinweg um den Mann veranstaltet hat, habe ich als Sitznachbar in dieser Intensität (akustisch und zeitlich) schon als extrem störend und höchst nervig empfunden. Zur Ehrenrettung des Herrn: Nach meinem Eindruck war das Getue der Purserin auch ihm unangenehm.

    • Vorzugsbehandlung ist aber nun keine Erfindung der letzten Monate. Seit Jahrzehnten betreibt der Purser Smalltalk mit dem Statusgast. Oder bekam bei Airberlin der Platinum Vielflieger ein Freigetränk und das vorbestellte Essen an den Platz.

    • Wenn du diesen Effekt willst… mußt Du nur vorher Koscher ordern , hatte ich früher oft bei AirBerlin in der Eco gemacht.Sollte ähnlich bei LH sein.
      Die anderen bekamen einen kleinen Napf mit chicken or pasta , ich einen großen Karton mit zb.Großportion Lachs auf Gemüse , Salat , ein großes Stück Streußelkuchen , Saft .Da das Brot soso schmeckte , ließ ich mir bei der Brotverteilung ein normales Brötchen geben.

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