Erste Länder wollen geimpfte Touristen ohne Test und Quarantäne einreisen lassen

Reisen hat sich in den letzten 12 Monaten massiv verändert. Nicht nur, dass man in einige Länder überhaupt nicht einreisen darf und wenn es möglich ist, gibt es häufig massive Auflagen wie Quarantänen von bis zu 15 Tagen und auch diverse Testauflagen. Besonders die Quarantäne macht das Reisen für viele Menschen unmöglich, denn wenn man sowohl am Zielort, als auch bei der Rückkehr mit einer zweiwöchigen Quarantäne rechnen muss, wird aus einer siebentägigen Reise sehr schnell eine über einen Monat andauernde Unternehmung.

Vor wenigen Tagen hat nun Island die Einreise für gegen COVID-19 geimpfte Touristen geöffnet und hierbei verzichtet man auf die Quarantäne- und Testpflicht, womit quasi eine normale Einreise wieder möglich ist, wenn man geimpft ist.

Aber auch besonders in Ländern oder Regionen, welche massiv vom Tourismus abhängig sind, gibt es sehr vergleichbare Pläne. So hat gerade Phuket angekündigt, dass man ab Juli wieder ohne Quarantäne als Tourist einreisen kann, wenn man gegen COVID-19 geimpft ist. Auch wenn es vorerst noch Restriktionen geben soll, in welchen Regionen sich Touristen aufhalten dürfen, ist dies gerade in Thailand mit den aktuell sehr strengen Auflagen eine enorme Entwicklung.

Ich finde diese Entwicklung aus zwei Gründen interessant. Zum einen deutet sich an, dass das weltweite Reisen durch Impfungen recht zügig wieder möglich sein kann, allerdings nur wenn man auch selbst gegen COVID-19 geimpft ist, was mich zum zweiten Punkt bringt, welchen man sich anschauen sollte, denn die Frage ist auch immer wie das ganze Konzept im Detail umgesetzt wird.

So ist die Regelung für Touristen noch nicht endgültig verabschiedet, allerdings soll es sich hierbei wohl um eine Art Blase handeln, wobei Touristen aus Ländern einreisen dürfen, welche ein niedriges Infektionsgeschehen haben (was auch immer dies im Detail bedeutet) und wie eingangs erwähnt auch geimpft sind. Die strikte Quarantäne, bei welcher man das Hotelzimmer nicht verlassen darf, soll zwar entfallen, aber die Touristen sollen sich nicht komplett frei durch das Land bewegen dürfen.

Hierbei wird man entsprechende Zonen schaffen, welche Touristen besuchen dürfen. Diese sind zwar nicht nur auf die Hotelanlagen begrenzt, aber man will eine übermäßige Durchmischung zwischen Touristen und Einheimischen vermeiden. Wie gut dies überhaupt funktionieren kann, sei einmal dahin gestellt.

Noch interessanter ist die Situation in Island, welche die quarantänefreie Einreise schon jetzt für Geimpfte praktizieren und hierbei schon sehr genaue Regeln definiert haben. Nicht nur Europäer sind hier willkommen (wenn sie denn geimpft sind), sondern z.B. auch US Amerikaner. Gerade in den USA macht man gerade massive Fortschritte beim Impfen und über 1/3 der gesamte Bevölkerung ist bereits geimpft und bis in den Mai wird wohl jeder Amerikaner eine zweite Impfung erhalten haben, wenn er dies denn möchte.

Hierbei fordert Island einen Nachweis über die Impfung (in Isländisch, Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Englisch oder Französisch), aus welchem die persönlichen Daten hervorgehen (Name, Geburtsdatum) und wann die Impfung stattgefunden hat.

Wichtig ist auch, dass es genau definiert sein muss, welchen Impfstoff man verabreicht bekommen hat, mit folgenden Daten:

  • Name und Art des Impfstoffs
  • Ort und Datum der Impfung
  • Information wer die Bescheinigung ausgestellt hat
  • Hersteller und Seriennummer des Impfstoffes

Was sich erst einmal sehr aufwändig anhört, entspricht ausschließlich dem, was man nach der Impfung aber sowieso vom Arzt oder dem Impfzentrum ausgestellt bekommt, sei es in einer Impfbescheinigung als Einlegeblatt für den Impfausweis oder direkt im gelben Impfausweis. Mehr bedarf es also grundsätzlich aktuell nicht als Dokumentation, was auch bei anderen Impfnachweisen bei der Einreise übrigens gewöhnlich nie anders war in der Vergangenheit.

Interessant ist allerdings, dass Island nur Impfungen mit Impfstoffen akzeptiert, welche auch in Europa zugelassen sind. Diese sind folgende:

  • AstraZeneca
  • Janssen (Johnson & Johnson)
  • Moderna
  • Pfizer-BioNTech

Sollte man mit einem anderen Impfstoff geimpft worden sein, qualifiziert dies vorerst nicht für eine quarantänefreie Einreise nach Island. Für uns Europäer ist dies weniger ein Problem, denn wir werden hier sowieso nur einen Impfstoff erhalten, welcher auch in der EU zugelassen ist, denkt man dies aber für entferntere Länder weiter, dann könnte dies ein enormes Thema werden.

Man stelle sich vor, einige Länder akzeptieren Impfstoffe nicht, mit welchen auch in der EU geimpft wird. Da man sich nicht einfach mit einem anderen Impfstoff nachimpfen lassen kann, wäre dies ein erhebliches Problem. Am Beispiel Island gibt es so Millionen von Menschen, welche z.B. mit dem russischen Sputnik V oder dem chinesischen Impfstoff von Sinovac geimpft worden sind und aktuell damit nicht nach Island einreisen könnten.

Hier bedarf es vermutlich weltweit einheitlicher Regelungen und vermutlich wäre es am besten, wenn die WHO Mindeststandards für den Impfstoff definiert und diese dann auch weltweit akzeptiert werden. Die von der WHO bereits definierten Mindeststandards erfüllen übrigens aktuell alle Impfstoffe, die weltweit verimpft werden.

Erste Länder wollen geimpfte Touristen ohne Test und Quarantäne einreisen lassen | Frankfurtflyer Kommentar

Ich denke wir werden uns damit anfreunden müssen, dass man in Zukunft an vielen Orten für die Einreise einen Impfnachweis gegen COVID-19 benötigt. Bevor hier in den Kommentaren aber wieder die Verschwörungstheorien hochkochen, sollte man immer bedenken, dass es sich hierbei um keine neue Idee handelt, denn man benötigte schon in vielen Ländern seit Jahrzehnten diverse Impfungen.

Was man aber an den bereits bestehenden Beispielen schon jetzt sieht ist, dass man hier nach Möglichkeit einheitliche Regelungen und Standards benötigt. Das Chaos, welches entstehen kann, wenn einzelne Länder nur einzelne Impfstoffe akzeptieren, kann man sich kaum vorstellen. Sonst müsste man bei der Wahl des Impfstoffes entscheiden, ob man in den kommenden Jahren nach Australien oder die USA reisen kann/will, denn beides wäre eventuell mit einem Impfstoff nicht möglich. Ein sehr fiktives Beispiel, aber ein Problem welches entstehen könnte.

Wenn impfen der Weg aus der Pandemie zurück in die Normalität ist, was wohl unstrittig ist, benötigt die neue Realität aber auch klare und einheitliche Regelungen in Bezug auf die Impfstoffe und Reisen.

11 Kommentare

  1. Das ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, aber – um mal beim Beispiel Island zu bleiben – was bringt es mir als Familie, wenn die Eltern geimpft sind und das Kind nicht. Derzeit gibt es ja noch keine für Kinder zugelassenen Impfstoffe. Nach der Einreise nach Island muss das Kind in Quarantäne und die Eltern nicht. Das ist so nicht wirklich praktikabel umsetzbar.

    • So richtig weiß noch niemand, wie es weitergehen könnte. Es gibt ja auch noch die Immunisierung der landeseigenen Bevölkerung, sei es durch Impfungen, sei es durch überstandene Infektionen, sei es durch Virusmutationen, die dem Virus ein „Überleben“ ermöglichen, ohne den Wirt zu drastisch zu schädigen.
      Letzteres klingt utopisch, ist aber der Normalfall.
      So lange werden wir ein Tappen im Halbdunkel zurück zum Normalzustand sehen.

    • Das Beispiel der Kinder zeigt auch wie komplex das ganze ist….. Ich habe noch Garnicht darüber nachgedacht, wie es mit Kindern ist.

      Die Frage ist aber auch, was ist mit Säuglingen, können die in absehbarer Zeit oder überhaupt geimpft werden und braucht es das überhaupt? Keiner kann es sagen!
      Hier eine wirklich umfassende Lösung zu finden wird noch viel Arbeit und ich hoffe, dass es weltweit weitestgehend einheitlich wird. Alles andere wäre ein jahrelanges Chaos.

      • „ich hoffe, dass es weltweit weitestgehend einheitlich wird.“

        Da ist wahrscheinlich leider der Wunsch der Vater des Gedankens. Ganz ehrlich, wenn man sieht, wie kleinteilig und schwierig eine Entscheidungsfindung in DE ist, dann wird dass zwischen Ländern nicht besser. Siehe auch EU.

        Ich sehe da leider kurzfristig eher schwarz. Jeder kocht sein eigenes Süppchen und die Lösung die für (fast) alle Szenarien passt existiert noch nicht.

  2. Ich gehöre zu den Glücklichen, welche ausgewählt wurden und 2x Moderna intus haben.
    Finde das Vorgehen trotzdem nicht fair: Solange nicht genügend Impfstoff da ist und jeder der will, sich auch sofort impfen lassen kann (ohne Rücksicht aufs Alter und Risikogruppe), sollte man nicht zw. „geimpft“ und „ohne“ unterscheiden !

    • Das sehe ich etwas anders. Ich war ursprunglich der gleichen Ansicht aber mein Gedanke jetzt ist, warum der Branche nicht ermöglichen zumindest mit Geimpften wieder zumindest ein Paar Einnahmen zu generieren? Wenn die ganzen pandemiegebeutelten Unternehmen dadurch eher überleben ist es doch auch im Sinne von allen (noch) Ungeimpften die zu einem späteren Zeitpunkt deren Dienste in Anspruch nehmen können. Wenn die Unternehmen pleite gehen nur weil man niemanden benachteiligen möchte ist das auch nicht in unserem Sinne..

    • Es ist eine unglaublich schwere Diskussion, da es natürlich in dieser Situation unfair ist. ABER es ist auch unfair den geimpften gegenüber, bzw. quasi nicht mehr begründbar hier Rechte einzuschränken. Die öffentliche Debatte ist natürlich ein riesiges Thema.

      Man stelle sich wirklich einmal vor, die rüstigen 70er fliegen im Sommer nach Thailand, Bali und sonst wo auf der Welt, aber die Familien dürfen nicht, nachdem sie sich 1,5 Jahre sich massiv zurückgenommen haben um genau diese Gruppe zu schützen.

      Verbieten kann man es den 70ern dann dennoch nicht, den Fairness ist in sich absolut kein juristisches Argument, allerdings ein politisches. Das könnte also noch eine sehr spannenden und unleidliche Diskussion im frühen Sommer werden.

      • Das Leben ist halt manchmal „ungerecht“. So what? Manche mussten einen Weltkrieg miterleben, die später geborenen dagegen nicht. Der 80-jährige ist geimpft und darf reisen, aber vielleicht zum letzten Mal.
        Wichtiger ist doch das Argument, dass man Grundrechte ausschliesslich (!) dann einschränken darf, wenn es dafür einen sehr guten Grund gibt. Und „andere dürfen auch nicht“ ist noch nicht einmal ein mässig guter Grund.

    • Ich finde das ist eine recht einfache Sache.
      Kein Ungeimpfter hat dadurch einen Nachteil, dass ein Geimpfter herumreist oder ins Restaurant gehen kann. Also worüber beschwert man sich? Rein aus Neid? Kein gutes Argument.

      Hingegen habe auch Ungeimpfte Vorteile, da die Wirtschaft wieder etwas angekurbelt wird und man dann vielleicht wenigstens etwas weniger Schulden am Hals hat, die die aktuelle (und zukünftige) Generation zurückzahlen darf…

      Disclaimer:
      Ich gehöre zu einer Gruppe, die als eine der letzten geimpft werden (jung, keine Vorerkrankungen, kein Trinker, kein Raucher, fit…).

  3. Der Tierarzt, die Staatsratsvorsitzende und der Villensammler werden das mit aller Macht verhindern für Deutschland. Einfach die Regeln weiter verschärfen und ganz offen zugeben, man tut das um den Tourismus zu unterbinden.

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