EU will die ITA Airways Übernahme durch Lufthansa wohl verhindern

ITA Airways verlängert den Status bei seinem Vielfliegerprogramm Volare. Foto: ITA

Die Übernahme von ITA Airways durch Lufthansa gilt eigentlich als beschlossene Sache und sowohl in Deutschland, als auch in Italien haben beide Seiten große Einigkeit erzielt. Man möchte den Deal nun möglichst schnell über die Bühne bekommen, allerdings steht hier noch die Genehmigung der EU aus, welche nicht nur auf sich warten lässt, denn es scheint so als wolle die EU die Übernahme von ITA Airways durch Lufthansa sogar verhindern.

Die EU-Wettbewerbskommissarin, Margrethe Vestager, bezeichnet vor allem Lufthansa als alte Bekannte und man kenne sie schon z.B. von der Air Berlin Pleite, wo man Teile des damaligen Konkurrenten übernommen hatte. Bei ITA will man nun ganz genau hinschauen und ohne Auflagen wird es nicht gehen. In einem informativen Austauschtermin zwischen der EU, Lufthansa und dem italienischen Finanzministerium, wurde man nun aber wohl seitens der EU mit neuen Forderungen überrascht, sodass Lufthansa und die Vertreter Italiens das Treffen mit „Irritation und Frustration“ verlassen haben, wie die Zeitung „Corriere Della Sera“ berichtet.

Lufthansa und ITA Airways haben bereits die Bereitschaft signalisiert, dass man vor allem in Mailand Linate wertvolle Slots aufgibt um diese Wettbewerbern zur Verfügung zu stellen. Solche Forderungen der Wettbewerbshüter waren bisher gängige Praxis, aber Vestager will hier offenbar deutlich mehr von Lufthansa und tief in das Geschäft eingreifen.

So soll die EU Kommissarin fordern, dass Lufthansa auf den wichtigen Nordatlantik Strecken Streichungen vornimmt und vor allem auch United Airlines dazu bewegt auf den Flügen nach Italien Platz für Mitbewerber zu machen. Eine fast unerfüllbare Forderung.

Dabei geht der Auflagenkatalog der EU wohl aber noch deutlich weiter, denn Lufthansa soll nicht nur Langstrecken aufgeben, sondern auch Konkurrenten über 5 Jahre mit Zubrungerflügen und Zugang zum Vielfliegerprogramm Miles&More unterstützen, sowie die Kosten für die Abfertigung der neuen Konkurrenz bezahlen.

Besonders hart scheint auch die Forderung, dass Lufthansa Teile von Lufthansa Technik verkauft. Zwar hat man den Verkauf von der Techniktochter bei Lufthansa bereits einmal in Erwägung gezogen, dies aber inzwischen wieder abgeblasen. Es sei den Aktionären des Konzerns nicht zu erklären, dass man hier nun noch einmal eine Kehrtwende hinlegt und für die Übernahme von ITA Airways Teile der hoch profitablen Technik verkauft, heißt es aus Lufthansa Kreisen.

Weder Lufthansa, noch das Finanzministerium in Rom als Eigentümer von ITA Airways wollten das Treffen kommentieren, allerdings ist inzwischen durchgesickert, dass man den Eindruck gewonnen habe, dass die EU die Übernahme von ITA Airways durch Lufthansa verhindern wolle und hierbei nicht den Mut aufbringen würde dies auch so zu formulieren. Stattdessen würde man mit „absurden Forderungen“ den Deal nun torpedieren um Lufthansa zum Rückzug zu bewegen.

EU will die ITA Airways Übernahme durch Lufthansa wohl verhindern | Frankfurtflyer Kommentar

Sowohl Lufthansa, als auch insbesondere ITA Airways würden von einem Zusammenschluss der beiden Airlines profitieren. Dies gilt inzwischen als sicher und auch der Wirtschaft in Italien würde eine starke und stabile ITA Airways sehr gut tun. Eigentlich ging man davon aus, dass dieser Deal ohne große Schmerzen von statten geht, allerdings scheint dies nicht der Fall zu sein.

Klar ist, dass man seitens Lufthansa und ITA Airways durchaus zu Zugeständnissen bereit ist und bei Lufthansa erinnert man sich sicherlich noch sehr gut an den Kampf um die Slots in Mailand Linate, weshalb die Aufgabe genau dieser sicherlich schon als deutliches Zugeständnis gesehen werden kann. Klar ist hier aber auch, dass man hierdurch die übermächtige Stellung von Lufthansa und ITA Airways auf einigen Strecken nicht verhindern können wird.

Die Forderungen, die die EU hier nun aber wohl aufmacht, werden weder den Aktionären von Lufthansa, noch dem Partner United Airlines erklärbar sein, weshalb wohl jedem der beteiligten klar ist, dass dies nur in einem Begraben des Deals enden kann, wenn man hieran fest hält. Es scheint aber auch das sehr fragwürdige Ziel der EU zu sein.

Noch absurder ist aber die Auflage, dass man aktiv den Aufbau eines Konkurrenten finanzieren und unterstützen soll. Dies wäre ja auch zeitlich begrenzt, weshalb man hier fast schon eine Einladung an Subventionsritter ausspricht. Ob man mit einer Langstrecken Ryanair wirklich viel gewinnt, darf man in Frage stellen.

Danke: aero.de

9 Kommentare

  1. Der Kommentar ist natürlich Mumpitz. Selbst wenn wir „da raus gehen würden“ (und ich erspare mir jetzt einmal die Argumente, die dagegen sprechen), heißt das noch lange nicht, dass damit eine Übernahme möglich wäre. Vielleicht mal zum Thema Genehmigung der Fusion Korean Air und Asiana Onkel Google befragen. Kartell- und Wettbewerbsrecht ist leider hochkomplex. Korrekt ist meiner Meinung nach aber schon, dass diese Forderungen, sollten sie denn tatsächlich so gestellt worden sein – was ich nicht so recht einschätzen kann -, schon ein gewisses Geschmäckle haben und Fragen zur Neutralität der Kommission aufwerfen. Und ja, sicherlich kann und muss meiner Ansicht nach auch einmal über Reformen in der EU nachgedacht werden.

  2. Frau Vestager ist voller Ressentiments gegen Deutschland. Sie ist seit langem die falsche Frau auf dieser Position. Man kann durchaus verstehen wenn die AFD einige Korrekturen in den Strukturen der EU vornehmen möchte und auch sollte. Korrekturen heisst Nicht abschaffen.

  3. Der Artikel argumentiert m.E. aus Sicht der equity-Geber. Ich bin aber ,nur‘ Kunde, der die letzten Zukäufe LHs als Produktverschlechterung erlebte. Noch weniger Anbieter, noch weniger Service (für Vielflieger). Daher bin ich ganz froh, dass die EU Wettbewerbsbehörde solche Deals kritisch beäugt…

  4. Frau Vestager ist ganz bestimmt nicht feige, sondern vor allem eine knallharte Anti-Monopolistin, was gut für die Ticketpreise ist. Ich warte auf schöne Interkontinentalangebote von LH ex Italia, wie sie in den letzten Jahren angeboten wurden, und auf ein paar zusätzliche, schöne Urlaubstage in Neapel, Triest, Rom oder Mailand.

  5. Die Frage ist doch was ist die Alternative.
    Entweder IAG oder AF KLM oder LH werden ITA übernehmen, weil sie alleine nicht Überlebensfähig sind.
    Die selbe EU Kommission hat im Zuge des Wettbewerbs auch weitere Staatshilfen an ITA / Alitalia untersagt.
    Das bei 3 großen Allianzen in einem Heimatmarkt hohe Marktanteile entstehen ist logisch. Das war auch vorher bei ITA in Oneworld mit Delta und AF KLM so.
    Wenn man da jetzt die Argumentation heranziehen muss, das Star Alliance 48% Italien – Nordamerika macht, dann ist das quasi lächerlich.

    Keine Ahnung was die EU eigentlich damit erreichen will.
    Alleine wird es ITA nicht schaffen und das ist allen klar.

  6. Gut, es gab ja bereits wieder Gespräche zwischen Gianluigi Aponte, Eigentümer von MSC, und der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni um einen „Plan B“.

    Denke das wird wohl eher wahrscheinlich als IAG oder AF/KLM.

    Ich frage mich nur, mit welcher Begründung von Frau Verstager, ein Teilverkauf der LHT auf diese Liste auftaucht? Erscheint mir absolut nicht plausibel und ist so beispiellos in der Geschichte von Fusionen und Übernahmen in der Luftfahrtbranche.

    Korrigiert mich da gerne

  7. Die Konsolidierung hört ja hier nicht auf. Ich schliess mich Chris an. Und dann mal abwarten wie es weitergeht. IAG – AirEurope, AF/KLM – SAS und die liebe TAP will ja auch gekauft werden. Mal sehen wie da die Reaktionen aus Brüssel aussehen.

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