Fliegen mit Aeroflot wird zum Sicherheitsrisiko – Crews dürfen Mängel nicht mehr melden

Russlands Krieg gegen die Ukraine zieht sich nun seit deutlich über einem Jahr hin. Und trotz Sanktionen steigen Flugzeuge von Aeroflot weiterhin in die Luft. Selbst die direkt von den Sanktionen betroffenen Flugzeuge der Hersteller Boeing und Airbus fliegen noch für die staatliche russische Airline.

Das Aviation-Portal aerotelegraph.com deckt nun auf, woran das unter anderem liegen könnte. aerotelegraph.com liegt demnach ein offizielles Schreiben von Aeroflot vor, welches die Mitarbeiter anweist, Mängel nicht mehr unmittelbar zu dokumentieren.

Zum Hintergrund: Jedes Flugzeug verfügt über eine Dokumentation – in der Regel ein Buch – in dem Mängel aufgeführt werden, die dem Personal während des Fluges aufgefallen sind. Das kann eine während des Fluges im Rahmen eines Notfalls verbrauchte Sauerstoffflasche oder nur eine defekte Kaffeemaschine sein. An Hand dieser Mängelliste arbeiten die zuständigen Fachbereiche, wie Technik, um das Flugzeug wieder voll einsatzbereit zu machen.

Doch das scheint Aeroflot nun vermeiden zu wollen. Die Kabinencrews sollen technische Mängel oder fehlende Sicherheitsausrüstung nicht mehr direkt aufschreiben. Stattdessen soll eine mündliche Meldung an das Cockpit erfolgen, welches dann entscheidet, ob der Mangel dokumentiert wird. Was laut dem Bericht wohl eher selten geschieht.

Der Grund dürfte klar sein: Aeroflot hat durch die Sanktionen derzeit kaum Zugriff auf Ersatzteile. Gerade bei den Airbus- und Boeing-Flugzeugen muss die russische Fluggesellschaft tief in die Trickkiste greifen, um die Maschinen in der Luft zu halten. So werden Flugzeuge vom Hersteller Airbus zeitweise im Iran gewartet. Oft sind Ersatzteile trotzdem nicht verfügbar und dann würde ein dokumentierter Mangel bedeuten, dass das Flugzeug am Boden bleiben muss.

Fliegen mit Aeroflot wird zum Sicherheitsrisiko | Frankfurtflyer Kommentar

Man will es eigentlich gar nicht glauben, dass es solch eine Anweisung an die Crews von Aeroflot-Flügen gibt. Doch aerotelegraph.com bezieht sich auf mehrere Quellen (ehemalige Aeroflot-Mitarbeiter), die die Echtheit des Schreibens bestätigen.

Sicherheit ist das höchste Gut in der Luftfahrt. Und Aeroflot scheint hier mit der Sicherheit seiner Crews und Passagiere zu spielen, um den Flugbetrieb weiter aufrecht zu erhalten.

Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber so ist das nur eine Frage der Zeit, bis etwas passiert.

Vielen Dank an: aerotelegraph.com

12 Kommentare

  1. Na, ganz so überspitzt wie in dem Beitrag ist die Realität nicht – wir reden hier weniger von flugtechnischen Mängeln, sondern primär von sogenannten Sekundärdefiziten, z.B. die genannte Kaffeemaschine oder ein kaputter Sitz usw. Solche „Mängel“ sind zwar ärgerlich, wirken sich aber unwesentlich bis gar nicht auf die Flugsicherheit aus.
    Gruß Mattis

    • Stellt sich die Frage, wenn es nur um komforttechnische Ausstattungsdetails ginge, warum man diese nicht dokumentieren darf. Wenn sie dann nicht sogleich repariert werden können, dann bleibt der Mangel eben stehen. Die Tatsache, dass man um jeden Preis vermeiden will, dass Mängel dokumentiert werden, deutet schon deutlich darauf hin, dass es hier auch um Mängel geht die ein weiteres Abheben der Maschine erschweren oder unmöglich machen würden.

  2. Aeroflot ist anders als die meisten russischen Fluggesellschaften eine relativ sichere – das ändert sich auch nicht durch das Nicht-Melden von Kaffeemaschinen!

  3. Wundern tut mich das nicht wirklich. Selbst in Zeiten, in denen Russland etwas weltoffener war und die Wirtschaft boomte, war der Ruf von Aeroflot nicht immer ganz unangekratzt. Damals ging es darum, dass es bei weitem zu wenige Techniker bei Aeroflot gab, da das Staatsunternehmen schlechter bezahlte und schlechtere Arbeitsbedingungen bot, als die zahlreichen, aufkommenden privaten Gesellschaften.

    Was die Dokumentation von Mängeln angeht, so vermute ich, dass das in anderen Ländern, die keine offiziellen Ersatzteilbeschaffungen durchführen können ähnlich läuft. Passieren tut dennoch recht selten was, weil Flugzeuge eben auch so gebaut sind, dass der Ausfall einzelner Komponenten oder Ausrüstung nicht unbedingt direkt in einer Katastrophe mündet, sondern durch andere Einrichtungen kompensiert wird. Erst wenn jetzt der unglückliche Faktor dazu kommt, dass auch die zweite Einrichtung nicht mehr funktioniert und man dann nicht auf ein backup zurückgreifen kann, dann sieht es dunkel aus.

    Letztlich tangiert uns das aber wenig, denn Aeroflot fliegt momentan wohl im wesentlichen Ziele an, die ohnehin eine sehr seltsame politische Denkweise und meist auch eher zweifelhafte Reputation in Sachen Sicherheit haben. Westliche Länder sind eh weitestgehend tabu für Aeroflot und hier würden, selbst wenn Flüge möglich wären, wohl verstärkt Bodenkontrollen auf solche Flieger angesetzt.
    Letztlich spielt Russland nur einmal mehr mit dem Leben seines eigenen Volkes. Das ist für die meisten Russen aber nichts neues. Das hat dieses Land auch früher schon über viele Jahrzehnte getan.

  4. @micha naja die Aeroflot fliegt schon noch Ziele an im internationalen Ausland. z.B Türkei, Thailand, China Ägypten ect. Also kann da schon eine #gefahr für andere Vorkommen wenn die Angaben stimmen. Aufgedeckt hat im Übrigen die russsische Platform Project diese Sache. Habe davon gelesen als ich in einen Aeroflot Flieger saß 777 von svo-hkt

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