Italien macht Übernahme von ITA durch Lufthansa nun zum Politikum (mit anti-EU-Kommentaren)

ITA Airways hat eine neue Status Match Promotion gestartet. Foto: ITA

Ihn Rom und Frankfurt sind sich alle einig. Lufthansa soll in mehreren Schritten ITA Airways als designierten Nachfolger von Alitalia übernehmen und aus dem „Peitegeier“ der in den letzten 20 Jahren nie Geld verdient hat, wieder ein profitables Unternehmen machen. Eigentlich wollte man hier auch schon lange mit dem Umbau der Airline loslegen, aber die Wettbewerbskommission in Brüssel hat noch nicht zugestimmt und in Rom platzt dem stellvertretenden Regierungschef nun der Kragen und macht das Ganze nun zum Politikum, inklusive anti- EU- Kommentaren.

So bezeichnet Italiens Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini die Situation als „feindlichen Akt gegenüber Italien und den Italienern“ wenn die EU jetzt noch Vorbehalte gegenüber dem Deal sehen würde. Hierbei haben ITA Airways und Lufthansa wohl bereits mehrfache Zugeständnisse gemacht und man will Slots in Mailand Linate an Konkurrenten (vermutlich EasyJet) abgeben, sowie Kapazitätsgarantien geben und ITA Airways wohl vorerst aus dem Joint Venture zwischen Lufthansa und United heraushalten.

Die EU Wettbewerbskommissarin, Margrethe Vestager, sieht hier aber hier immer noch Klärungsbedarf und man will offensichtlich auch weit in das Netzwerk von Lufthansa eingreifen und fordert wohl auch eine Reduktion von Langstrecken nach Nordamerika ab München und Frankfurt. Hier sieht Lufthansa eine rote Linie übertreten und macht klar, dass man dies nicht seinen Eigentümern kommunizieren könnte und man daher unter dieser Auflage sich an ITA Airways nicht beteiligen könne.

Im Gegenzug habe Lufthansa aber auch umfangreiche interlining Angebote an neue Mitbewerber gemacht um diesen in Italien den Markteintritt zu erleichtern. Auch dass man ITA Airways vorerst aus dem transatlantischen Joint Venture heraushalten will schmerzt sicherlich sowohl in Rom, als auch in Frankfurt, brauche man es doch um die Airline schnell wieder rentabel zu machen.

Es besteht die Gefahr, dass Flugpreise steigen und Frequenzen sinken. Wir prüfen, (…), ob ein Risiko besteht, dass es weniger Verbindungen und höhere Preise gibt, sowohl im Inland, aber natürlich auch auf Verbindungen in die Vereinigten Staaten.

Und dennoch erneuerte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager diese Woche in Brüssel Vorbehalte der EU-Kommission gegen den Zusammenschluss mit genau diesen Worten, was letztendlich in Rom offensichtlich zu einem Ausraster sorgte.

ITA Airways kann alleine wohl nicht bestehen und ist auf die Übernahme durch eine größere Airline angewiesen. Lufthansa würde alleine durch die Kraft des Vertriebssystem und die Tarife von Lufthansa und ihren Partnern, in welche ITA Airways schnellstmöglich integriert werden soll, in Rom zu einem deutlichen Umsatzwachstum beitragen können. Dazu kommen langfristig noch hohe Ersparnisse durch einen gemeinsamen Einkauf, z.B. bei Sitzen oder Wartung.

Lufthansa will im ersten Schritt 41% von ITA Airways übernehmen und dann direkt damit beginnen, die Airline in die eigenen Strukturen zu integrieren und Rom als zusätzlichen Hub im Süden ausbauen. Dazu gehört auch dass ITA Airways Teil von Miles&More und der Star Alliance wird.

In zwei weiteren Schritten will Lufthansa dann noch 49% und die restlichen 10% von ITA Airways übernehmen, um in einigen Jahren 100% Anteile an ITA Airways zu halten.

Italien macht Übernahme von ITA durch Lufthansa nun zum Politikum (mit anti-EU-Kommentaren) | Frankfurtflyer Kommentar

Tatsächlich ist es schwer zu verstehen, warum man in Brüssel derartig lange braucht um die Übernahme von ITA Airways durch Lufthansa zu genehmigen. Dabei ist eigentlich klar, dass Lufthansa inzwischen die einzige Option für ITA Airways ist und eine Insolvenz der Airline wäre sicherlich auch nicht attraktiv für die EU und für Italien eine riesige Katastrophe.

Man versteht natürlich, dass man in Rom sehr unglücklich mit diesem Vorgang ist. Ob man dies direkt als feindselige Absichten bezeichnen muss will ich nicht bewerten, aber es überrascht hier bei der Regierung in Rom, welche tendenziell EU feindlich ist, nicht wirklich. Die EU spielt aber genau diesen Anti EU Strömungen mit diesen zähen Verhandlungen und durchaus auch extremen Forderungen in die Hände, denn man kann dies politisch natürlich wunderbar verwenden.

Danke: aero.de

8 Kommentare

  1. Habe die Bedingungen bei AF/SK nicht im Details verfolgt. Rein gefühlsmässig wird dort aber nicht soviel von der EU verlangt. Weiss jemand, ob dem so ist?

    • geht halt immer darum, wie stark sich das routennetz überlappt. deshalb ging zum beispiel auch der erste merger-versuch von iag und air europa nicht durch und aktuell hat die eu ebenfalls wieder bedenken bzgl. overlaps. lufthansa ist eben auf vielen italien-strecken heute schon stark und hat mit der lh-gruppe, dem united joint venture und dann künftig auch noch ita eine extrem starke stellung auf vielen routen nach nordamerika.

  2. habt ihr eigentlich keine „Rechtschreibfunktion“ in eurem Editierprogramm für die Beiträge? Pleitegeier soll das wohl heissen.

    Ja, die Italiener denken halt immer noch, dass der Spohr die ITA so laufen lassen wird wie Swiss, Austrian oder Brussels – also dass es genauso weiter geht wie die letzen 40 Jahre (Defizit egal, hohe Gehälter und Privilegien). Dass die LH Tarife nur deshalb so günstig waren, weil ITA eben nicht zu LH gehörte, verstehen sie nicht?!!

    Es ist vorbildhaft was die EU Kommission macht – Monopole zerschlagen, Wettbewerb fordern!

    • Du kannst gerne deine aussagekräftige Bewerbung inkl. CV an uns versenden, wir schauen ob du als Lektor in Frage kommst.

      Die Italiener sind alles andere als Dumm oder naiv. Jedem mit verstand ist klar, dass das Ziel ist, ITA wieder profitabel zu machen und dafür wurde ja schon ein schmerzhafter Weg eingeschlagen. Auch dass die Preise teilweise hoch sollen ist wohl jedem klar.

      Und in meinen Augen hat es noch selten funktioniert, politisch Wettbewerb aufzuzwingen. Der Markt regelt das im allgemeinen ganz gut und wenn platz für einen Wettbewerber ist, setzt sich dieser auch durch. Wenn das aber nur über Subventionen auf kosten der Allgemeinheit geht, sehe ich das sehr Fragwürdig. Aber Ryanair hat ein Geschäftsmodell daraus gemacht. Du zahltest oft für die billigen Ryanair Tickets, ob du wolltest oder nicht.

      • in der Luftfahrt funktioniert das mit dem freien Markt nicht wirklich, weil der Markt niemals wirklich frei ist. Gerade weil in Italien ITA nicht frei von Politik ist, das sieht man doch wieder deutlich!

        Wieso hat sich der deutsche Markt zum Monopolangebot für die LH-Group entwickelt? Wieso wurden die alten AB-Strecken in Konkurrenz zu EW nicht mehr aufgenommen von Easy und Ryanair?

        Alitalia wurde jahrzehnte vom italienischen Steuerzahler mit Milliarden Subventionen künstlich (und politisch gewollt) am Leben gehalten. Es besteht offensichtlich die Gefahr, dass auch mit den Deutschen an Bord, nichts anderes passiert. Und dass mit dieser Übernahme die sowieso übermächtige LH-G noch mächtiger wird.

        LH juckt es im Deutschen Markt einen feuchten Dreck, welche Raten Ryanair, Easy oder Wizz aufrufen, weil die selten von den gleichen Airports fliegen (Ausnahme BER). Wettbewerb ist in DE für LHG nur AF/KL und BA/IB. In CH und AT ist das anders, weil dort die LCC auch von den Hubs fliegen. Dort steigt man in Wettbewerb ein.

        Wenn eine Marktteilnehmer in arroganter Art und Weise selbst festlegen kann, wer Wettbewerber ist, sagt das eigentlich schon alles über den Markt!

  3. Das arrogante und selbstgefällige Establishment in Brüssel braucht sich nicht zu wundern, wenn es bei den kommenden Wahlen zum Europa-Parlament die Quittung dafür bekommt!

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