Lufthansa CEO schenkte einen Tag lang Tomatensaft in der Kabine aus

Lufthansa CEO Jens Ritter als Flugbegleiter in der Economy Class. Foto: LinkedIn

Wer an Hand der Überschrift darauf hofft, nun Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr beim Service in der Economy Class zu erwischen, der kann diesen Artikel getrost überspringen. Hier geht es um den CEO der Lufthansa-Fluggesellschaft Jens Ritter, der seinen Chefsessel einen Tag lang gegen die Kabine getauscht hat.

Ganz neu ist die Arbeit über den Wolken für Ritter nicht. Über 12 Jahre lang saß er als Pilot im Cockpit von Flugzeugen des Typs Airbus A330 und A340. In einem A330 diente er nun ausnahmsweise in der Kabine. Zusammen mit der normalen Cabin Crew arbeitete er auf dem Hinflug von Frankfurt (FRA) über Ryad (RUH) nach Bahrain (BAH) in der Business Class, um Gäste zu umsorgen. Auf dem Rückflug stand dann ein Einsatz in der Economy Class für ihn an.

Mitten im Service: Jens Ritter. Foto: LinkedIn

Und so schilderte Lufthansa CEO Jens Ritter sein Erlebnis auf LinkedIn (übersetzt mit Google Translate):

Manchmal muss man die Perspektive wechseln, um neue Erkenntnisse zu gewinnen! Diese Woche habe ich unsere Lufthansa Airlines Flugbesatzung als „zusätzliches Crewmitglied“ auf dem Weg nach Riad und Bahrain begleitet. Was für ein Trip!

Ich arbeite seit vielen Jahren für die Lufthansa Group. Aber ich hatte noch nie die Gelegenheit, als Teil des Kabinenpersonals zu arbeiten. Und ehrlich gesagt, das war so interessant und auch herausfordernd! Ich war erstaunt, wie viel es zu organisieren gibt, vor allem, wenn etwas nicht so läuft wie geplant – zum Beispiel waren die Mahlzeiten, die auf den Menükarten angeboten wurden, nicht genau die Mahlzeiten, die an Bord geladen wurden. Es war so interessant, individuell auf die Wünsche der Gäste einzugehen, mit der unterschiedlichen Energie umzugehen, die jeder hat.

Ich bin früher als Pilot geflogen und dachte, ich wüsste um die Herausforderungen, die ein Nachtflug mit sich bringt. Aber präsent und aufmerksam und charmant zu sein – wenn die biologische Uhr einem einfach sagt, dass man schlafen soll – war etwas ganz anderes. Die Crew war großartig und hat mich sofort in ihrem Team willkommen geheißen. Mit ihrer Unterstützung konnte ich auf dem Weg nach Riad in der Business Class mit anpacken. Zurück in Frankfurt habe ich mich in der Nacht um unsere Gäste in der Economy Class gekümmert. Und ganz ehrlich: Ich habe jeden Moment genossen! Ich war erstaunt, wie viel ich in diesen wenigen Stunden gelernt habe. Die Entscheidung im Büro wird anders sein, wenn man die Entscheidungen an Bord wirklich spürt. Vielen Dank an die tolle Crew, die lieben Gäste und alle Beteiligten, die dieses Erlebnis möglich gemacht haben!

Besondere Crew auf einem Lufthansa Flug nach Bahrain. Foto: LinkedIn

Lufthansa CEO schenkte einen Tag lang Tomatensaft in der Kabine aus | Frankfurtflyer Kommentar

Ein Chef, der an der Basis hospitiert. Das ist zwar keine neue Erfindung, aber bei Weitem auch keine Selbstverständlichkeit. Lufthansa CEO Jens Ritter hat hier genau das Richtige getan.

Denn er hat seinen Einsatz nicht als Pressemeldung breit streuen lassen. Stattdessen hat er seine Erfahrungen nur auf seinem LinkedIn Account geteilt und den Einsatz seiner Cabin Crews wertgeschätzt.

Außerdem hat er das Produkt vertreten, für das die Lufthansa Cabin Crews gerne mal gebeutelt werden. Gerade die Lufthansa Economy Class hat einen miserablen Ruf und wird nur nach und nach verbessert.

Und zu guter Letzt hat er einfach mal das gemacht, für was sich viele Chefs zu schade sind. Man stelle sich mal den Qatar Airways CEO Al Baker bei solch einem Einsatz vor. Nahezu undenkbar.

In meinen Augen hat das fliegende Personal der Lufthansa diesen Respekt mehr als verdient, den CEO Jens Ritter ihnen hier entgegen gebracht hat.

Was haltet Ihr von dem Einsatz des Lufthansa CEO Jens Ritter?

Frankfurtflyer 4-4-4 Review: Lufthansa Business Class | Im Oberdeck der Boeing 747-8

Dank an OMAAT

15 Kommentare

  1. Bullshit halte ich davon, daß Kabinenpersonal wird ja auch nicht für einen Tag mal CEO, könnten die meisten auch nicht, da für die Rolle kaum qualifiziert. Warum soll das dann andersrum so toll sein..

    • Würde ich nicht als Bullshit einschätzen. Denke einmal selbst, wie Du ein plärrendes Baby in der U-Bahn siehst, bevor und nachdem Du ein eigenes hattest. Natürlich weiß ich nicht, ob … Dann musst Du ein anderes Beispiel nehmen, dessen Sichtweise sich aus eigener Erfahrung deutlich ändert.

  2. Richtig so. Das sollte von verschiedenen Chefs zwingend mehrmals im Jahr durchgeführt werden. Dann würden einige Entscheidungen anders ausfallen.

  3. Ein verschenkter Tag. Dann soll er auch als Kabinenpersonal bezahlt werden – wird er aber nicht. Ich erwarte von nem Geschäftsführer keine Kuschelkurse mit Mitarbeitenden sondern echte Ergebnisse. Vor allem finanzielle das ist worauf es ankommt vor allem für Aktionäre. Ob das Produkt gut oder schlecht ist entscheidet sowieso nicht er sondern sein Team was sich um Kabinengestaltung kümmert.

      • Bestimmt nicht die Mitarbeitenden die für ihren Job ja auch fürstlich bezahlt werden. In erster Linie diejenigen im finance team die genügend Ahnung haben, mit Kosteneinsparungen und Effizienz ein solides und wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen auf die Beine zu stellen. Und bezahlen tut die Dividende dann LH aus ihren Erträgen dank des finance teams. Flugbegleiter sind austauschbar, andere Leute eben nicht so einfach und schnell.

        • Unglaublich, mit wieviel Arroganz, Egoismus und kurzer Sichtweise Ihr Kommentar gespickt ist. Es ist eindeutig herauszulesen, dass es nur eiskalt ums Geld geht. Sie glauben auch, dass Sie der Einzige sind, der Geld, Macht und Reichtum mit ins Grab nehmen kann… im Leben zählen andere Dinge. Das wird den meisten aber erst dann bewusst, wenn Krebs oder ähnliches an der Tür klopft … mich wundert es nicht, dass die Gesellschaft mittlerweile dort ist, wo sie ist. Nur das „Ich“ zählt.
          Viel Erfolg damit, Herr V.

        • Was für eine Überheblichkeit.
          Alle sind unproduktiv und werden noch dazu überbezahlt. Fehlt nur noch „Untermenschen-ähnliche Kostenfaktoren“.
          Nur Sie werden, wahrscheinlich ihrer Ansicht nach, nicht leistungsgerecht entlohnt.
          Ich vermute mal, dass ihnen, nachdem alle „Kostenfaktoren“ entfernt wurden, deren „Anschlussverwendung“ egal ist.
          Wird dann das marktradikale Motto „Help yourself + Selfservice“ auch in der Kabine eingeführt? In allen Bereichen?
          Meines Wissens nach wurden die grossen Krisen nicht von den kleinen Leuten, sonder vorwiegend von „financial Teams“ verursacht.
          Mich schaudert bei soviel sozialer Kälte und ich-Bezogenheit.
          Bitte gehen Sie insich.

  4. Bei der Überrschrift dachte ich erst, das hier von einer neuen Folge ‚Undercoverboss‘ geredet wird.

    Ob man das ganze nun gut oder schlecht findet, muss wohl jeder für sich selber entscheiden. Natürlich kann er kein Vollwertiges Mitglied sein, einfach weil ihn bestimmte Handgriffe fehlen. Ist aber bei einen Azubi genau so. Und trotzdem muss ein Azubi raus ins Feld um mal die Praxis zu sehen/spüren.

    Gut wäre jetzt, wenn er diese Erfahrung bei den nächsten Sitzungen auch ’noch oben‘ Transportiert und sich für eine Verbesserung in gewissen Bereichen stark macht.

    • Eigene Erfahrungen sind ungemein wertvoll. Die gehen nicht unbedingt 1:1 in irgendwelche Änderungen ein.
      Weiß jetzt nicht, wer von den Lesenden hier selbst Chef ist oder als Mitarbeiter den Wechsel eines Chefs erlebt hat.
      Es macht einen himmelweiten Unterschied durch eigene Tätigkeit den Zeitbedarf für eine Tätigkeit x zuverlässig einschätzen kann. Oder eben nicht. Oder den direkten Kundenkontakt aus eigener Erfahrung oder nur vom Hörensagen kennt.

      • Kann mich noch gut daran erinnern, wie unser damaliger Chefredakteur einfach mal mit gegangen ist, um ZeitungsAbos am Stand zu verkaufen.
        Und auf der anderen Seite gehe ich auch mal mit einem Zusteller mit, wenn der morgens die Zeitungsartikel austrägt.

  5. Wenn es wirklich mehr darum geht, zu sehen und zu spüren, wie der Alltag so aussieht, dann finde ich es gut. Allerdings dann auch mal auf der Kurzstrecke. Und ja, sollten Execs wirklich 1-2x im Jahr machen um aus ihrem Elfenbeinturm herauszukommen. Wie in viiiielen anderen Bereichen am besten auch.
    Wenn ich allerdings das Foto so sehe geht es wohl doch eher um Marketing? Kann da aber auch falsch liegen.

    Wäre doch eine Idee wenn die Ececs. von Lieferdiensten mal erleben was es heisst, bei dem Wetter, unterwegs zu sein.

    Ach ja, als kleine Anregung, die Fahrer freuen sich riesig über ne kalte Flasche Wasser oder im Winter über nen Becher Kaffee. Ich denke das können sich die meisten hier noch leisten 😉

  6. Es wäre meiner Meinung nach viel effizienter, wenn jedes Vorstandmitglied zweimal pro Jahr verpflichtet wird, Langstrecke in Eco und Business zu zahlen, das Ganze auch verpflichtend aus eigener Tasche und, soweit möglich „inkognito“.
    Das öffnet dann die Augen.
    Wenn ich das Produkt meines Konzerns ohnehin fast umsonst oder immer mit signifikanten Discounts bekomme, habe ich keinen objektiven Blick darauf.

  7. Mich stößt allein dieser widerliche PR-Sprech in seiner Meldung ab: „zum Beispiel waren die Mahlzeiten, die auf den Menükarten angeboten wurden, nicht genau die Mahlzeiten, die an Bord geladen wurden. Es war so interessant, individuell auf die Wünsche der Gäste einzugehen, mit der unterschiedlichen Energie umzugehen, die jeder hat.“ Auf Deutsch die Übersetzung, wie es mir auf einem 10h LH Businessflug passiert ist: auf der Karte steht Rindfleisch und Kabeljau. Ich bestelle Kabeljau, bekomm aber Lachs. Auf meine Nachfrage wird mir patzig von der Purserin beschieden, ich hätte doch Fisch bestellt. Ich habe aber Kabeljau bestellt und keinen Lachs, den ich wegen meiner Lachsallergie nicht essen kann! Aber sonst sei kein anderes Essen mehr verfügbar. Ich, die haben doch noch Rind! Nein, das hätten anderen vor mir bestellt. Ich: Nein, ich habe vor denen bestellt und hätten sie mir gesagt, dass es Lachs gibt und nicht wie auf der Karte Kabeljau, dann hätte ich vor den anderen Rind bestellt und so weiter. Der Herr CEO findet diese Kundenverarsche „interessant, mit unterschiedlichen Kundenenergien umzugehen“. Ich bin aber als zahlender Kunde nicht daran interessiert, für CEOs Selbdterfahrungstrips zu organisieren, zumal meine damalige Beschwerde ohne Essen einen 10 h Flug zu überstehen wohl auf deinem Schreibtisch landen müsste, er also Nichtverstehen selbst in den Flieger steigen muss um Bescheid zu wissen! Eine klare Aussage wäre: wir haben mal wieder Scheisse gebaut und Vorgaben, die ich gemacht habe aufgrund von Beschwerden, wurden wieder einmal nicht umgesetzt. Sorry Herr CEO, ich bin nun mal wie weiland FJS Mitglied im Verein für klare Aussprache und nicht im Framing-Club.

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