Lufthansa: Keine Airline wird so häufig verklagt! Woran liegt das?

Ein Airbus A320 der Lufthansa. Symbolbild: Robert

Die Vorfreude auf den lang ersehnten Urlaub auf Mallorca, Mykonos oder Miami kann schnell durch eine unerwartete Flugverspätung oder gar -stornierung getrübt werden. Dieses Ärgernis hat sich in den letzten Jahren zu einem zunehmenden Problem entwickelt, das immer mehr deutsche Fluggäste dazu veranlasst, rechtliche Schritte gegen Fluggesellschaften einzuleiten. Im vergangenen Jahr wurden allein in Deutschland über 125.000 Klagen von Fluggästen eingereicht, was einem Anstieg von beeindruckenden 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese besorgniserregende Entwicklung wurde von der Deutschen Presse-Agentur unter Berufung auf die Zahlen des Deutschen Richterbundes veröffentlicht.

Lufthansa wird am häufigsten verklagt

Bei der Analyse der Daten zeigte sich, dass die meisten dieser Klagen beim Amtsgericht Köln eingegangen sind. Dies ist nicht weiter überraschend, da sich der Hauptsitz der Lufthansa AG in Köln befindet, was den örtlichen Gerichtsstand des Amtsgerichts Köln begründet. Insbesondere die Lufthansa AG steht im Mittelpunkt dieser Klagen. Die Mehrheit der Fluggäste fordert Entschädigung für Flugverspätungen oder -stornierungen, die ihre Reisepläne durchkreuzt haben.

Diese Klagen betreffen nicht nur die Hauptfluggesellschaft, sondern auch ihre Tochtergesellschaften, wie zum Beispiel Eurowings und Discover. Insbesondere betroffen: Flugrouten in Richtung des beliebten Ziels Palma de Mallorca! Allein im Jahr 2023 wurden am Amtsgericht Köln insgesamt 36.765 Klagen in Fluggastsachen registriert, und weitere 463 Verfahren betrafen Reisevertragssachen, so eine Sprecherin des Gerichts. Damit ist auch geklärt, warum Lufthansa mit großen Abstand am meisten verklagt wird: Die Vormachtstellung macht sich auch hier bemerkbar.

Gründe für den Anstieg der Klagen

Ein Hauptgrund für den Anstieg der Klagen ist die Verfügbarkeit von Online-Portalen wie flightright.de, die es Fluggästen ermöglichen, ihre Ansprüche schnell und unkompliziert geltend zu machen. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass viele Amtsgerichte mit einer neuen Welle von Fluggastverfahren konfrontiert sind. Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat die Justiz reagiert und versucht, die sogenannten „Fließbandklagen“ mithilfe moderner Technologie besser zu bewältigen.

Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Einsatz von KI-Assistenzprogrammen, wie zum Beispiel „Frauke“, das in Frankfurt erfolgreich erprobt wurde. Das berichtet dabei das MallorcaMagazin. Diese Programme können Schriftsätze analysieren, Metadaten auslesen und Richtern Textbausteine für Urteile vorschlagen. Diese erfolgreiche Entwicklung hat auch in anderen Bundesländern, wie zum Beispiel Brandenburg, Interesse geweckt, und es wurden bereits Kooperationen vereinbart.

Lufthansa: Keine Airline wird so häufig verklagt! | Frankfurtflyer Kommentar

Die steigende Anzahl von Klagen gegen Airlines verdeutlicht die Notwendigkeit, dass Fluggäste ihre Rechte effektiv durchsetzen können. Eine gerechte und effiziente Bewältigung dieser Klagen ist von entscheidender Bedeutung, um das Vertrauen der Verbraucher in die Luftfahrtindustrie aufrechtzuerhalten. Der Einsatz moderner Technologie und die kontinuierliche Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen sind entscheidend, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden und eine faire Behandlung der Fluggäste zu gewährleisten.

Es wäre aber auch einfach mal wünschenswert, wenn Lufthansa einen großen Schritt auf uns Kunden zu geht. Das fehlt mir bislang komplett und sollte auch als Teil der Serviceoffensive angesehen werden. Wie sind eure Erfahrungen in der letzten Zeit?

11 Kommentare

  1. Eine Frage an Dr Böse – und die ist wirklich ernst gemeint.
    Warum kann man LH nicht auf gewerbsmässigen Betrug bzw. Betrugsversuch verklagen? Es werden ja permanent Fälle verhandelt und inhaltlich ist es sicher oft recht ähnlich oder fast identisch. ein ausreichender Verdacht sollte doch vorliegen und wen man dann LH zur Vorlage von Daten zwingt, die zeigen, wie viel Prozent der berechtigten Anfragen mit falschen Behauptungen abgewiegelt wurden, ist dich alles offensichtlich.

    • genau das hatte ich ja auch das LBA gefragt, die Dame am Telefon hat mit ihr Frustration geteilt, aber als Volljuristin sei ihr klar, was hier läuft aber es fehlen die Beweise für unsere Vermutungen!

      Nennt sich Rechtsstaat – wie gesagt die Legal Council bei LH bekommen vom CEO gesagt „macht alles was legal ist“ und dann wurschteln die im Stillen und machen es so, dass es nicht nachweislich systematisches Abwimmeln ist!

    • Hi,
      es gibt in Deutschland kein klassisches Unternehmensstrafrecht, d.h. Lufthansa als solches kann keine Straftat begehen, sondern nur konkrete Personen (alles andere Wäre nur über das Ordnungswidrigkeitenrecht darstellbar). Nun ist es aber nicht so leicht, konkreten Personen Betrug nachzuweisen, denn „eine andere Rechtsauffassung vertreten und daher einen Anspruch abweisen“ (aus eigener Erfahrung bewusst in Anführungszeichen gesetzt, ich kämpfe grad auch um Erstattungen), ist nicht direkt Betrug…

      Grüße

    • Ich habe da eine Vermutung. Lufthansa wird es nicht zum Äußersten kommen lassen. Bevor ein Urteil gesprochen wird, wird sich mit dem Kunden schnell noch geeinigt. Natürlich nur aus Kulanz und ohne Anerkennung einer Rechtsverletzung. Ohne Urteil(e) kein Beweis des gezielten bandenmäßigen Betrugsverhaltens. Also alles nur Hypothesen.

  2. Um mal ein positives Gegenbeispiel zu nennen. Beim Verdi Streik vor 2 Wochen wurde Mex-Muc storniert.
    Der chatbiot hat wie bisher immer nur unsinnige Alternativen angeboten. Die Hoteline hat recht schnell geantwortet und vernünftige Alternativen angeboten.
    Direkt nach der Ankunft habe ich sowohl die Entschädigung als auch Verpflegungskosten über die LH Website geltend gemacht. Die positive Antwort kam in weniger als 18 Stunden und das Geld war innerhalb von 48h auf dem Konto.

  3. Während in den Jahren vor Corona die (berchtigte) Entschädigiung meist problemlos ablief, sind die Abläufe nun teilweise nicht mehr nachvollziehbar.
    1. Die entsprechenden Webpages ändern sich kontinuierlich und auch wenn ziemlich schnell eine 1. Antwort zurückkommt ist das in aller Regel eine Ablehnung.
    2. Ab diesem Zeitpunkt macht es auch keinen Sinn mehr eine lueckenlose Dokumentation vorzulegen da immer die identische Standardantwort als Retour kommt. Habe das vor 2 Wochen (Verdi Streik) sogar von Englisch auf Deutsch geändert und prompt kam die gleiche Antwort (wieder auf Englisch) zurück..:). Aber sachliche Informationen dass Verdi in MUC gar nicht gestreikt hatte und auch nur 2 MUC-FRA Flüge annulliert wurden und der Anschluss nach YYZ wie geplant verlief werden in dieser Situation gar nicht mehr geprüft. Also nach 20 Jahren SEN z.B. über den Anwalt.

  4. Was eigentlich interessant wäre ist der Prozentsatz der Fälle die positiv für den Kläger ausgehen. Dazu sagt der Artikel gar nichts.
    Eine Klage bedeutet nicht, dass der Kläger recht hat.

    • wir gehen davon aus, dass die Kläger keine Laien waren, sodern die Klagen von Anwälten eingereicht wurden, die vorher juristisch übergeprüft hatten, ob eine Klage erfolgsversprechend wäre.

      In der Regel will LH echte Rechtstreitigkeiten (Verhandlungen oder gar Urteile) vermeiden und bezahlt nach Klageerhebung nach sehr kurzer Prüfung ohne Anerkennung einer Rechtspflicht die Kompensationen incl. Gerichtskosten und Anwaltshonore.

      Will sagen: aussichtslose oder erfundene Geschichten dürften gar nicht bis zur Klage kommen, auch die Portale machen nicht jedes Vertrödeln des Anschlussfluges mit.

  5. Es soll gelegentlich ja auch mal Leute geben, die zufrieden sind (na ja, zumindest bislang noch).
    Bin LH-FT und hatte letztes Jahr knapp 50 Flüge mit der Lufthansa. Hatte nur einen Flugausfall wegen Streik und habe das angeforderte Geld problemlos innerhalb von 2 Wochen erhalten.
    Bei der Bahn reiche ich bei fast jeder(!) Fahrt eine Erstattungsgesuch wegen Verspätung ein und erhalte durchschnittlich nur bei 1 von 3 eine Zahlung, die anderen gehen komischerweise immer irgenwie ‚verloren‘.
    Erstattungsanfragen bei SAS und KLM haben noch NIE funktioniert. Da müsste ich eigentlich jedes Mal vor Gericht ziehen. Dafür fehlt mir aber die Energie und ich habe auch keine Lust, vertaner Lebenszeit mit schlechter Energie noch mehr Lebenszeit mit noch schlechterer Energie hinterher zu schicken. Da kann man nur mit den Füssen abstimmen und konsequent nicht mehr bei diesen Airlines buchen.

  6. Es ist vollkommen logisch, dass in dem Artikel der dpa die Lufthansa führend ist, da ein deutscher Richterbund, auf welchen sich der Artikel bezieht, nur von deutschen Gerichten die Daten hat. Ausserdem ist die Lufthansa Marktführer in Deutschland und hat damit schon fast automatisch auch in dieser Statistik den ersten Platz. Speziell da die Benutzer dieser Seite ja auch hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum kommen. Hinsichtlich der Kommentare ist es halt auch so, dass wenn ich auf die Lufthansa angefressen bin eher was schreibe als wenn alles gut ging.

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