Lufthansa prüft wieder ITA Übernahme, diesmal aber alleine

Foto: ITA Airways

Schon bei Alitalia hat Lufthansa versucht die Airline zu übernehmen. Trotzt sehr konkreter Pläne, kam es nie zu einem Abschluss und Alitalia wurde aufgelöst um als ITA Airways nur einen Tag später wieder aufzuerstehen. Dabei ist klar, dass auch die neue Airline nicht alleine überleben kann und entsprechend sucht Italien nach einem Käufer für eine Privatisierung von ITA.

Zuletzt galt ein Gebot von Lufthansa und dem Schweizer Reederei Riesen MSC als extrem aussichtsreich, allerdings gab die Regierung in Rom dem Konsortium um den US Finanzinvestor Certares, mit Air France/KLM den Vorzug, wohl da man der Regierung mehr Mitspracherecht bei ITA einräumen wollte.

Nun ist die exklusive Verhandlungsfrist mit Certares aber ohne Ergebnis verstrichen und entsprechend ist das Fenster für alle anderen Kandidaten wieder offen. Dabei soll man Lufthansa schon wieder einen Datenraum geöffnet haben, in dem man detaillierte Informationen zum Geschäft von ITA sehen kann, wie z.B. wie profitabel einzige Routen sind oder wie die genauen Kostenstrukturen aussehen.

Lufthansa selbst hat dabei schon verkündet, dass man immer noch Interesse an einer ITA Übernahme hat, allerdings nur wenn es sich hierbei um eine echte Privatisierung handelt und der Staat weitestgehend und perspektivisch komplett von Bord geht.

Dabei wird Lufthansa wohl diesmal alleine ein Angebot für ITA abgeben müssen, was es für die deutsche Airline nicht einfacher macht, denn der ehemalige Partner MSC welcher den Löwenanteil der Kosten einer Übernahme bereitgestellt hätte war wohl so unzufrieden damit wie die Verhandlungen in Italien öffentlich geführt wurden, dass man sich nicht mehr an einer Airline beteiligen will. Man wolle lieber mehr in Schiffe investieren.

Für Lufthansa bedeutet dies, dass man entweder einen neuen Partner finden muss, oder man wird die Bilanz für eine ITA Übernahme wieder mit neuen Schulden füllen müssen. Dabei hat man nach der Corona Krise gerade erst angefangen wieder die Schulden in der Bilanz abzubauen.

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Italien ist nach wie vor für Lufthansa ein unglaublich wichtiger Markt und daher ist es nicht überraschend, dass man so intensiv versucht ITA zu übernehmen, denn hierdurch könnte Lufthansa diesen Markt noch viel direkter bespielen.

Dabei wäre eine ITA Übernahme aber auch kein einfaches Unterfangen, denn in Italien ist ITA nicht Markführer, sondern Ryanair und die werden auf Kurz- und Mittelstrecken sicherlich keinen einfachen Wettbewerb möglich machen. Wirklich interessant für Lufthansa sind aber ohnehin die Langstrecken ab Italien und daher soll Rom auch ein Langstrecken Hub werden.

Ich bin gespannt ob Lufthansa diesmal zum Zuge kommt und vor allem in welcher Konstellation der Deal aufgebaut wird. Interessanterweise will die neue Regierung in Rom ITA wohl jetzt doch möglichst schnell und komplett los werden und es scheint, dass man verstanden hat, dass ITA ein Fass ohne Boden für Italien wird, wenn man keinen starken Partner hat. Zuletzt musste man gerade 400 Millionen Euro zusätzlich in ITA an frischem Geld nachschießen.

5 Kommentare

  1. Auch wenn der Markt Italien für LH interessant sein mag, ist eine Übernahm der ITA auch ein erhebliches Risiko und die Kosten sind schwierig kalkulierbar, wenn schon jetzt wieder 400 Mio. € in das neue Unternehmen gepumpt werden mussten. Ich denke es wäre für LH jetzt wichtiger, das eigene Haus auf Vordermann zu bringen als sich wegen einer vermeintlich günstigen Gelegenheit die ITA als Klotz am Bein zu holen. So ganz ohne Grund haben Air France/KLM und Certares die Exklusive-Frist nicht verstreichen lassen. Offensichtlich sind die Preisvorstellungen für ITA nicht durch das Geschäftsergebnis gedeckt und man will den Einstieg billiger haben.

    • Schon klar. Mein Laienverstand sagt auch „Finger weg“.
      Aber natürlich sind den für die Verhandlungen Verantwortlichen diese Gedanken auch bekannt, dazu kommt der uns Kleinhanseln verwehrte Blick in die Bücher.
      Ich denke nach wie vor, es geht in erster Linie um die Slots in Rom.
      Mal schauen, ob mein Lebenszeitalterzähler noch einen Rückblick in sagen wir einmal 10 Jahren erlaubt.

  2. Für die LH ist Italien sehr wichtig, aber man hat ja bereits gute Feeder und Connector-Flüge.

    Es geht finanziell um Geschäftsreisende in C, die nach MIL wollen. Es geht um Amis, für die Italien ein Traumziel ist. Dort gibt es viele Y Kunden, aber auch viele „Premium Leisure Travellers“ in PE und J. Oder vermögende Leute aus dem Nahen Osten, die über FRA/MUC/ZRH in C oder F zum Shopping in die Lombardei, zum Urlaubmachen in die Toskana, nach Venetien oder an den Gardasee wollen.

    Aber ich sehe jetzt nicht, wie ITA das Geschäft der LH jetzt ergänzt. Es geht, glaube ich, eher darum, die Konkurrenz zu beschneiden. Viele italienische Ziele sind nur über Umstiege erreichbar. Und die LHG will natürlich lieber, dass die Kunden, die von so weit wie LAX im Westen oder NRT im Osten kommen, am LH Hub umsteigen, anstatt die Drehkreuze der anderen Allianzen zu nutzen.

    Es geht mMn um einen fundamental defensiven Move. Die wichtigsten Kurzstreckenrouten hat man bereits selbst und es macht keinen Sinn, sich auf den Routen der zweiten und dritten Liga einen Preiskrieg mit den in Italien sehr aktiven Billigfliegern zu leisten.

  3. 🥱….. Schreiten wir zum nächsten Akt des Dramas, ich hole mir dann mal Knabberkram und ein Bierchen. Scherz beiseite. Die ITA ist extrem interessant für die LH Gruppe. Die Nordregion ist wirtschaftlich äußerst stark aufgestellt und geniert entsprechend viel lukrativen Geschäftsreiseverkehr. Hinzu kommen Leisure- und VFF Reisende in allen Buchungsklasse und zwar in und out auf Lang-, Mittel- und Kurzstrecke. Ferner ist die Flotte 1:1 kompatibel zu jener des Konzerns. Neben den Mainhubs in FRA, MUC und ZRH macht FMC im Süden durchaus Sinn. Zu VIE und BRU wären Malpensa eine sehr gute Ergänzung. Bleibt das „italienische“ Problem und die in Europa starke Konkurrenz seitens Ryanair. Da bin ich mal gespannt, ob es diesmal klappt.

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