Trotz der zum Teil hohen Auslastung wird Lufthansa im kommenden Jahr zwei innerdeutsche Flugverbindungen aufgeben. Ab Mai 2025 wird es keine Flüge mehr zwischen Paderborn (PAD) und München (MUC) geben. Der Regionalflughafen ist von dieser Entscheidung besonders hart betroffen, da es sich in mehrfacher Hinsicht um eine wichtige Route handelt. Zahlreiche Unternehmer und Privatpersonen aus der Region wollen diese Entscheidung nicht einfach hinnehmen. Donnerstag Abend kam eine weitere Hiobsbotschaft, die den Flughafen Leipzig/Halle (LEJ) betrifft.
- Lufthansa streicht zwei Verbindungen: Ab Mai 2025 wird es keine Flüge mehr zwischen Paderborn-München und Leipzig/Halle-München geben. Der Regionalflughafen Paderborn steht vor besonders großen Herausforderungen, da es dort keine weiteren Linienverbindungen gibt.
- Regionale Initiativen zur Rettung: In Paderborn planen Unternehmen und Privatpersonen eine Alternative, unterstützt vom Flughafen und der Politik. Lufthansa prüft ein mögliches Interline-Abkommen mit einer regionalen Fluggesellschaft.
- Unterschiede bei Leipzig/Halle: Im Gegensatz zu Paderborn bleibt Leipzig/Halle an das Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt angebunden. Hier begründet Lufthansa die Streichung zusätzlich mit einer unzureichenden Auslastung der Route.
Die Flüge von und nach München sind für den Airport Paderborn-Lippstadt ein zentrales Element des Streckennetzes. Sie ermöglichen einerseits direkte Verbindungen für Geschäftsreisende und andererseits Umsteigemöglichkeiten zu internationalen Zielen. Es trifft also nicht nur die Reisenden aus der Region – die Entscheidung stellt den kleinen Airport vor eine riesige Herausforderung. Derzeit kommen die Regionaljets der Lufthansa-Tochter CityLine bis zu zweimal täglich. Nachfrage und Auslastung sind auf einem hohen Niveau.
Fehlende Wirtschaftlichkeit
Lufthansa begründet das Vorhaben mit den veränderten Rahmenbedingungen nach der Pandemie sowie den hohen staatlichen Abgaben und Gebühren. Die Strecke könne laut dem Kranich nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden. In den vergangenen Jahren wurden bereits mehrere innerdeutsche Routen gestrichen. In einigen Fällen blieb zumindest eine Alternative über einen anderen Hub, eine Bahnanbindung oder den Lufthansa Express Bus erhalten.
Seit der Bekanntgabe haben die Flughafen-Verantwortlichen zusammen mit den Industrie- und Handelskammern der Region nach Wegen gesucht, um die München-Verbindung zu erhalten. Dabei haben sich zahlreiche Unternehmer und Privatpersonen gefunden, die die Gründung einer Flugbetriebsgesellschaft zu diesem Zweck finanziell unterstützen. Landrat Christoph Rüther, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Flughafens ist, äußerte sich auf der Homepage des Airports:
„Wir bedauern diese Entscheidung, die nichts mit unserem Flughafen zu tun hat. Mit großer Freude haben wir dagegen die Gründung der privaten Initiative begleitet, die die München-Verbindung zukünftig bedienen soll. Wir werden diese Aktivitäten weiterhin mit voller Kraft unterstützen.“
Lufthansa prüft demnach zusammen mit einer regionalen Airline „offen und wohlwollend“, unter welchen Rahmenbedingungen die Fortführung der Umsteigeverbindung über München dauerhaft gesichert werden kann. Eine Möglichkeit wäre ein Interline-Abkommen der Lufthansa mit einer operierenden Airline, um über Mai 2025 hinaus Verbindungen ab Paderborn/Lippstadt über München anbieten zu können. Ein solches Abkommen würde es ermöglichen, Umsteigeverbindungen mit durchgehenden Tickets und Gepäcktransfers zu realisieren.
Der Airport unterstützt die privaten Initiatoren einer neuen Business Line am Heimathafen – man will die Aufgabe der München-Verbindung nach über 40 Jahren nicht einfach hinnehmen.
Leipzig/Halle verliert ebenfalls München-Verbindung
Am Donnerstag wurde bekannt, dass Lufthansa im Sommer 2025 auch ihre Flüge zwischen Leipzig/Halle und München einstellt. Wie zunächst die Leipziger Volkszeitung berichtete, wird auch hier Lufthansa CityLine zweimal täglich mit Regionaljets der CRJ 900 die Route verlassen. Die Streichung wird ebenfalls mit der fehlenden Wirtschaftlichkeit einzelner Strecken begründet. In diesem Fall soll die Airline aber auch mit der Auslastung der Flüge unzufrieden gewesen sein.
Im Unterschied zu Paderborn bleibt Leipzig/Halle jedoch an das Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt angebunden, Austrian Airlines kommt täglich aus Wien (VIE). Dennoch ist der Verlust der München-Route ein Rückschlag für den Airport und die Region. Erst Mitte November hatte Lufthansa sich mit der Gewerkschaft Verdi auf einen Tarifvertrag für das Bodenpersonal an den Flughäfen Leipzig und Dresden geeinigt. In diesem Konflikt drohte Lufthansa zeitweise mit der Schließung ihrer Tochterfirmen, die für die Bodenabfertigung zuständig sind.
Lufthansa stellt 2025 gleich zwei innerdeutsche Flugverbindungen ein | Frankfurtflyer Kommentar
Paderborn steht kurz davor, die einzige Linienverbindung zu verlieren. Der Regionalflughafen ist im Gegensatz zu Leipzig an kein anderes Drehkreuz angebunden. Die Flüge von und nach München werden nicht nur von Umsteigern genutzt – viele Reisende fliegen auch nach Bayern, um in München oder der Umgebung Termine wahrzunehmen.
Der Verlust der Verbindung ist ein schwerer Schlag für den Airport Paderborn-Lippstadt und die regionale Wirtschaft. Doch die geplante Rettungsaktion gibt Grund zur Hoffnung. Ob dieses Vorhaben gelingt, wird maßgeblich davon abhängen, wie erfolgreich die Zusammenarbeit mit Lufthansa gestaltet wird und ob die Nachfrage aufrechterhalten werden kann.
Lufthansa hat in der Vergangenheit unter anderem auch die Route zwischen Friedrichshafen (FDH) und Frankfurt (FRA) aufgegeben. In diesem Fall bemühte man sich ebenfalls um eine Alternative. Mit SkyAlps stand sogar ein potenzieller Partner bereit. Leider kam es jedoch zu keiner Einigung.
Diese Entscheidung ist für den PAD ein Schlag ins Kontor, es ist DIE Brot und Butter Route für den Platz und u.a. erst durch diese wurde einer Eurowings seinerzeit der kommerzielle Aufstieg ermöglicht. Zeitweise gab es auf ihr zwei Airlines und bis zu 7 Flüge pro Tag.
Ich flog und fliege diese Route sehr häufig, zuletzt am Mittwoch Abend. Die CRJ war wie so häufig bis auf den letzten Platz ausgebucht. Die grüne „Alternative“, um nach München zu kommen ist nun eine 1x tägliche, immer einmal wieder aus dem Fahrplan fallende ICE Verbindung via Paderborn oder per Bimmelbahn bis Kassel und von dort weiter mit dem ICE. Um nicht missverstanden zu werden: ich mag die Bahn sehr, nutze sie gerne und wäre mehr als glücklich, wenn es ihr besser ginge. Eine Alternative ist sie für mich aber derzeit leider nicht.
Ich denke, dass wir hier gerade einen systematischen Rückzug aus der Fläche sehen – politisch gewollt und gepusht in Brüssel und Berlin durch überproportionale Verteuerung der Gebühren mit dem Ziel des Entzugs der Wirtschaftlichkeit. Als weitere Beispiele seien DTM, FDH, LEJ oder FMO mit kompletten oder teilweisen Streichungen.
Für mich sehr emotional – die Route nach MUC zieht wie ein roter Faden durch mein Leben. Zukünftig dann wohl HAJ und FMO.
Für den Standort D – ich spreche über den allgemeinen Rückzug – mehr als nachteilig im Hinblick auf Standortfaktoren.
Bin auch fest davon überzeugt, dass FMO als Nächstes komplett fällt.
Aktuell glaube ich das noch nicht, da die da ja schon von der CRJ/CR9 weg sind und auf A319 laufen. Die A319 können sie ja auf die neue „Lufthansa City“ legen, die geringere Kosten als die Cityline mit der teuren „alten“ Belegschaft hat. Am Ende geht es aus meiner Sicht primär darum die Cityline-Strecken rauszubekommen, die einen Case für die A319 (oder größer) oder A220 haben, haben im LH-Netz eine längere Überlebenschance. Deshalb hofft man sicher in FMO Leute aus PAD abzuziehen (was ja sicher bei dem einen oder anderen „Status-Erhaltenden“ funktionieren wird, kenne da ja Leute die die unsinnigsten Routings nehmen, nur um die Status zu sichern). Mir muss ein Flug einen Zeitvorteil bringen, sonst bringt mir das nichts. Meilen habe ich eh so viele, dass ich die in zehn Jahren nicht mehr los werde…
Auch für mich aus der Region Ostwestfalen-Lippe eine traurige Entwicklung, zumal der Flughafen Paderborn ohnehin schon sehr mit der Wirtschaftlichkeit zu kämpfen hat. Ist das nun der Tedesstoß?
Kleine Korrektur übrigens: LH fliegt bis zu 3x täglich die Strecke MUC-PAD, genauer gesagt 3x im Sommer- und 2x im Winterflugplan.
Ich fliege seit über 10 Jahren – seitdem ich in der Region lebe – im Schnitt so gut wie wöchentlich von Paderborn aus. Entweder direkt nach München oder über München weiter. Mein Eindruck – außer in der Corona-Zeit – war, dass die Route durchaus nachgefragt ist. Ich bin HON und kenne mehrere HON, die ebenso regelmäßig diese Strecke fliegen. Meine Vermutung geht eher dahin, dass die LH geschaut hat, wo sie Kapazitäten bei den CRJ rausnehmen können. Da ist bei LEJ-MUC und PAD-MUC das Argument einfach zu finden. Insgesamt ist der Kapazitätsrückgang innerdeutsch schon brutal. Da ich als GF immer viel ad hoc und auf Tagesbasis planen muss, sind für mich Reiseoptionen morgens hin abends zurück sehr wichtig. Ein andere Beispiele sind für mich CGN-HAM oder DUS-HAM. Ab CGN gibt es gar keinen Flug mehr und ab DUS sind die Zeiten so, dass man tendenziell dann doch den Mietwagen nimmt, da die Bahn oft noch einen Umstieg in Hannover bedingt, der immer schief geht.
Das Einstellen der Relation PAD-FRA war für mich traurig, denn es hatte mir viele zusätzliche Optionen geboten, tragisch ist aber wirklich PAD-MUC. Am Ende wird es bei mir so sein, dass ich von der Lufthansa-Loyalität abweiche und preislich entscheide von FRA, DUS oder AMS zu fliegen, was reisezeitseitig natürlich nicht besser ist. Aber immerhin kann man so Geld sparen…
Ich habe mir noch einmal intensiv alle Änderungen auf der Kurzstrecke angesehen. Was fällt auf: Insbesondere CRJ/CR9-Strecken sind betroffen. Insbesondere vermute ich die Wirtschaftslichkeitsthematik im LH-Konzern so ausgelegt, dass man hier im Vergleich zu anderen Strecken keinen Case für die A319/A320 sehen kann. Jetzt wird man so viele CR9-Strecken wie möglich einstellen, um dann auch das Thema Cityline wegen „Beschäftigungslosigkeit“ einstellt. Auch ZRH-MUC und GVA-MUC werden zukünftig nach meiner Lesart nicht mehr CR9 geflogen, sondern an die SWISS mit A220 abgetreten wurde. Es zeigt sich, dass Strecken mit Kapazitäten von ca. 80-100 Pax pro Flug zukünftig leiden werden, da es da keine Flugzeuge mehr in dem europäischen Markt gibt. In den USA sieht es da ganz anders aus, im Bereich des Regionalfluges findet man dort immer noch ein gutes und zum Teil auch sich verbesserndes Angebot. Weiterhin zeigt sich, dass aufgrund der schwachen Wirtschaftlage in Deutschland weniger Bedarf an Reise (geschäftlich aber auch privat) gibt.
DIe Route war ein Stück Kindheit für mich, um meine Oma in den Ferien zu besuchen. Wurde als alleinreisendes Kind immer mit eigenem Van zum Flugzeug gefahren und war der Erste, der einsteigt. Schöne Erinnerungen. Schade, dass solche Möglichkeiten wegfallen, ich würde mein Kind auf jeden Fall nicht alleine mit dem ICE fahren lassen.