Lufthansa und ver.di einigen sich beim Bodenpersonal | Jetzt drohen „nur“ noch Streiks der Piloten

Lufthansa Group zahlt zweifelhaften Bonus an Reisebüros aus. Foto: Lufthansa

Lufthansa und ver.di haben sich am Donnerstag Abend (04.08.2022) auf einen neuen Tarifvertrag für die Bodenbediensteten der Lufthansa geeinigt. Dem vorangegangen war ein Warnstreik des Bodenpersonals der Lufthansa in Frankfurt und München, welches den Flugbetrieb des Kranichs für einen vollen Tag in der Ferienzeit lahmgelegt hat. Damit sind nun weitere Streiks des Bodenpersonals erst einmal vom Tisch.

Dies bedeutet allerdings leider nicht, dass es in den kommenden Wochen und Monaten bei Lufthansa nicht wieder zu Streiks kommen kann, denn auch bei den Piloten stehen Gehaltsverhandlungen an und hier hat man sich bereits auch für Streiks bei Lufthansa ausgesprochen. 

Dabei sind Streiks bei Lufthansa gerade in der aktuellen Situation eine reine Katastrophe für die Passagiere, denn wenn einen Tag lang alle Flüge ausfallen, sind hiervon tausende Passagiere betroffen, welche umgebucht werden müssen. Allerdings sind aktuell die Flüge so voll, dass man teils Tage auf einen Alternativflug warten muss.

Für das Bodenpersonal sieht die Einigung mit ver.die nun folgende Eckpunkte vor:

  • Festbetrag von 200 Euro pro Monat rückwirkend zum 1. Juli 2022
  • Erhöhung der monatlichen Grundvergütung von 2,5 Prozent mindestens aber 125 Euro ab 1. Januar 2023
  • Erhöhung der monatlichen Grundvergütung um 2,5 Prozent ab 1. Juli 2023
  • Laufzeit von mindestens 18 Monaten

Beispielhafte Steigerungen der monatlichen Grundvergütungen (brutto) innerhalb der Laufzeit:

  • Grundvergütung/Monat von 2.000 Euro: Steigerung 19,2 Prozent
  • Grundvergütung/Monat von 3.000 Euro: Steigerung 13,6 Prozent
  • Grundvergütung/Monat von 6.500 Euro: Steigerung 8,3 Prozent

Für ver.di ist es ein großer Erfolg, dass die Gehaltserhöhung nicht an den Erfolg und die wirtschaftliche Erholung der Lufthansa geknüpft ist, wie es Lufthansa zu Beginn vorgeschlagen hat. Nachdem Lufthansa nun aber sogar schon für 2022 einen operativen Gewinn erwartet, kann man dieses Angebot wohl guten Gewissens machen und vermutlich entspricht es auch in etwa dem, was man angeboten hat, nur eben nicht mit dem Zusatz „im Erfolgsfall“, welcher nun aber absehbar ist.

Die Laufzeit dieses Tarifvertrages sind nun 18 Monate, was bedeutet, dass man danach wieder in Tarifverhandlungen gehen wird. Hoffen wir mal dass diese dann endlich ohne Streik auskommen.

Lufthansa und ver.di einigen sich beim Bodenpersonal | Frankfurtflyer Kommentar

Es ist sicher ein gutes Zeichen, dass sich Lufthansa und ver.di ohne erneuten Streik einigen konnten, denn noch mehr Streiktage sind das Letzte, was die Passagiere in der ohnehin schon angespannten Situation gebrauchen können oder auch was der Lufthansa beim wieder Hochfahren nach dieser beispiellosen Krise hilft.

Hoffen wir, dass man bei den Piloten ohne jegliche Streiks zu einem Ergebnis kommt. Dass es auch anders geht hat gerade Condor gezeigt, welche ohne Streiks und vor Ablauf des Tarifvertrages eine neue Vereinbarung zur Zufriedenheit aller Parteien gefunden hat. 

Etwas unglücklich ist die Tatsache, dass man sich nur für 18 Monate geeinigt hat, was keine besonderes lange Zeit ist. So wird man schon Ende 2023 wieder über einen weiteren Tarifvertrag in die Verhandlungen gehen müssen und man darf hoffen, dass es hier nicht direkt wieder zu Streiks kommt. Eine langfristige Lösung wäre hier sicherlich hilfreich.

1 Kommentar

  1. ich finde das „Geld in den Rachen schmeissen“ (Condor freiwilig, LH nach Warnstreik) , weil die „böse“ Inflation das bisher gekannte Leben sonst nicht mehr ermöglichte, als sehr bedenklich!

    Auch wenn es Firmen vereinzelt (noch) gut geht, weil die 20-50% höheren Preise eben nicht nur den Umsatz 30-50% steigen lassen, sondern auch (zunächst) den Profit (weil Materialien noch zum alten Preis im Lager lagen und weil die Preiserhöhungen nie genau die Kostensteigerungen weitergeben).

    Wenn man den Leuten sagt: kein Problem wenn die Preise im Supermarkt 50% steigen wir bezahlen euch einen Teil davon als Lohnerhöhung, wir die Inflation noch befreuet, weil diese Vorgehensweise ja keinen Verhaltensänderung der Betroffenen bewirkt (sparen z.V. weniger Reisen, weniger Essen gehen, weniger wwarm duschen etc.)

    Ausserdem frage ich mich, ob es mit den LH-Angestellten wirklich diejenigen trifft, die es wirklich nötig gehabt hätten? Was ist mit den Angestellen von Fraport oder MUC? oder den Putzfirmen etc.?

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