Lufthansa will an Bord mehr Service ohne zusätzliches Personal durchsetzen

Die Pandemie legte die Reisebranche ziemlich lahm, auf den wenigen Flügen herrschten Maskenpflicht und bei manchen auch viel Verunsicherung. Die Airlines mussten ausloten welche Maßnahmen an Bord sinnvoll und darstellbar sind, die Reduzierung des Service um Kontakte zu minimieren und die Zeit ohne Maske möglichst kurz zu halten wurde von fast allen Fluglinien umgesetzt. Die Airlines mussten den Spagat gehen, man wollte dem Kunden trotzdem noch etwas bieten, diesem aber auch gleichzeitig zeigen dass man etwas gegen die Ansteckungsgefahr tut. Auf der anderen Seite war der Kostendruck immens, jeder noch so kleine Serviceschritt musste neu bewertet werden.

Schnell war klar, dass einige Vorkehrungen nichts anderes als reine Sparmaßnahmen waren, manche Fluggesellschaften sind heute nicht wieder bei dem Serviceangebot von vor der Covid-Krise. Mit dem Wegfall von einzelnen Elementen und Serviceschritten hat man bei Lufthansa auch die Größe der Besatzungen teilweise auf das gesetzlich vorgeschriebene Minimum reduziert. Als die Flugzeuge wieder voller wurden haben dies insbesondere die Fluggäste auf den interkontinentalen Routen zu spüren bekommen. Seitdem ist einiges passiert, mehrere Servicebestandteile wurden besonders in den teureren Klassen wieder zurückgebracht, während es in der Holzklasse noch eine Weile gedauert hat.

Dies haben wir im letzten Sommer auf unserer Teamreise in allen vier Klassen eines Jumbo Jet gut vergleichen können, insbesondere Christoph und Alexander hatten in der Economy bzw. Premium Economy Class einiges zu berichten. Seitdem hat man noch einige Dinge wie Snacks, Spirituosen und heiße Tücher zurückgebracht – dem Management reicht dies aber nicht. Die Wettbewerber haben in Sachen Angebot und Service deutlich zugelegt, gerade die amerikanischen Carrier haben sich ordentlich verbessert und in Polaris-Sitze oder Flagship-Lounges investiert. Bei Lufthansa gibt es zudem Beschwerden von Kunden, zuletzt wurde den Verantwortlichen auf der Hauptversammlung der Spiegel vor Augen gehalten.

Lufthansa CEO gesteht überzogene Sparmaßnahmen ein

Kritik von Mitarbeitern und Vertretern

Wie der Business Insider berichtet, sind auch viele Flugbegleiter mit der Situation unzufrieden und wollen wieder mehr und bessere Produkte anbieten. Dem Bericht zufolge wird die Lage in internen Foren und sozialen Medien schon länger breit thematisiert, Knackpunkt ist der Premiumanspruch der Airline und gleichzeitig die fehlende Bereitschaft wieder mehr Personal auf den Flügen einzuteilen. Die Erwartungshaltung der Führung sei es Anpassungen mit dem aktuellen Personalkörper zu bewerkstelligen, was sowohl beim Personal als auch bei den Gewerkschaftsvertretern für Aufruhr.

Von der Unabhängigen Flugbegleiterorganisation UFO gibt es Kritik, die Besatzungen seien bereits ausgelastet, die gewünschten Umsetzungen würden die Workload unverhältnismäßig steigern. Vorschläge vom Management gibt es laut der Gewerkschaft nicht, eine öffentliche Stellungnahme der Verantwortlichen liegt nicht vor.

Foto: Lufthansa

Lufthansa will an Bord mehr Service ohne zusätzliches Personal durchsetzen | Frankfurtflyer Kommentar

Lufthansa will wieder mehr bieten und den Service verbessern, Kunden dürften die Entscheidung begrüßen. Die hohe Nachfrage ist konstant und spült wieder Geld in die krisengebeutelten Kassen, beim Kranich will man nicht nur in neue Flugzeuge und andere Sitze investieren. Ein verbessertes Serviceangebot bedeutet gleichzeitig mehr Arbeit, diese soll aber von den verkleinerten Besatzungen gemacht werden.

Bei den Ausgaben scheint man noch vorsichtig sein, beim Flugpersonal ist es mit dem Gehalt alleine nicht getan. Die Mitarbeiter sind nach der Ausbildung viel unterwegs, diese müssen im Ausland untergebracht werden und bekommen Auslagen. Auf den vielen täglichen Flügen kommt da in einem Monat hochgerechnet sicherlich einiges zusammen.

Dabei wäre jetzt die Gelegenheit den Kunden zu zeigen dass man sie gerne wieder in die Welt hinaus befördert, sich kümmert und diese mit einer ordentlichen Dienstleistung langfristig binden möchte. Die Geschäfte laufen wieder seit einer Weile und übertreffen sogar die Erwartungen, dabei waren Investitionen schon vor der Krise überfällig. Liebe Lufthansa, liebe Airlines (die es sich leisten können): Es ist ein guter Zeitpunkt um Geld in die Hand zu nehmen, beim Komfort und Neuerungen wie Allegris aufs Gas zu drücken und die Mitarbeiter dort wieder aufzustocken wo sie während der Pandemie nicht schnell genug wegrationalisiert werden konnten.

 

Quelle: Business Insider

4 Kommentare

  1. Auch wenn diese Forderung des Vorstandes vielleicht nicht zum aktuellen Zeitgeist passt,
    dennoch gibt es in der beobachteten Auslastung der Kabinen-Crews genügend Raum für
    Verbesserung. Allein wenn man das Schwätzchen in der Bordküche nur um 50% reduzieren würde,
    gäbe es genügend Zeit für einen weiteren Servicedurchgang und es bliebe immer noch
    ausreichend Raum für kollegiale Kommunikation. An der Qualität der Speisen und Getränke kann
    die Crew nichts ändern, aber am Service sehr wohl.

    • Kann ich leider nur bestätigen. Die Schwatzzeiten der LH Crews sind enorm, in allen Klassen, was meine Erfahrungen zeigen. Da sollten sich die LH Crews ein Beispiel nehmen an den Swiss-Kolleginnen. Die sind permanent erreichbar und von sich aus sehr präsent und ziehen sich deutlich weniger zurück. Bei LH habe ich sowohl auf der Mittelstrecke als auch Langstrecke oft das Gefühl, dass ich störe. Da ist also ordentlich Luft für service der FA.

      • Selten so einen polemischen Quatsch gelesen. Crews fliegen nicht nur einen Flug sondern mehrere am Tag. Oder einen einzigen von bis zu 14 Stunden. Natürlich ziehen Sie sich zurück, auch in der Luft gelten Pausenzeiten. Und selbst dann ist die Crew immer erreichbar.

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